Nach dem wunderbaren ersten Band der Karamell-Saga aus Werther habe ich mich auf die Fortsetzung sehr gefreut und musste gleich zugreifen, als der zweite Band erschien. Im zweiten Teil des Buches stehen die Kinder von Anne und Anton im Mittelpunkt, wobei Magdalena den größten Raum einnimmt, gefolgt von Hermann. Robert spielt eher eine untergeordnete „Nebenrolle“. Das schwierige Verhältnis der Geschwister Magdalene und Hermann steht dabei im Vordergrund, denn Hermann sorgt mit seiner unmöglichen Art und Weise immer wieder für tränenreiche Konflikte. Die haben natürlich, in seinen Augen, einen Grund und später erfahren wir auch, warum er so reagiert. Ich muss gestehen, ich fand Hermann unmöglich und auch wenn er sich im Laufe des Buches wandelt, ändert und charakteristisch weiterentwickelt, war er mir unsympathisch und konnte auch später nicht wirklich punkten. Zumal mir der Wandel von unmöglich zu nett viel zu schnell ging und auch sein Umfeld viel zu schnell alles verzeihen konnte. Bei den seelischen Verletzungen, die er durch seine verbalen Entgleisungen zugefügt hat, hätte es normal länger gedauert und dauern müssen. Begeistert war ich größtenteils von Magdalena. Ihre Liebe zum Familienunternehmen, ihre Kreationen und Kreativität hat mir besonders gut gefallen. Man sollte das Buch nicht mit Heißhunger lesen – das könnte zu Naschattacken führen. Man merkt dem Buch an, wie gut es recherchiert wurde, welche Arbeit die Autorin sich damit gemacht hat. Sprachlich ist das Buch sehr bildhaft, detailreich und es macht Spaß es zu lesen. Die politischen Veränderungen spielen eine große Rolle und werden ebenfalls sehr gut beschrieben. Einen Punkt Abzug gibt es bei mir, weil mir das Ende zu schnell und zu abrupt gekommen ist. Es war zu sehr gerafft und gerade, wo ich mehr darüber erfahren hätte, mussten ein oder zwei Sätze reichen. Dagegen waren andere Szenen viel zu langatmig und teilweise auch überzogen oder unrealistisch. Da stimmte die Ausgewogenheit leider nicht mehr. Alles in allem aber ein lesenswertes Buch mit hohem Genussfaktor, bei dem der Wunsch entsteht, eine Tüte Werthers zu kaufen und nebenbei zu naschen. Meine Wertung: 3,5 von 5 Sternen – gut aber nicht perfekt. Es passte nicht alles, das Buch hatte Längen und wurde dann doch am Ende zu schnell „abgehandelt“.

Mit dem 2.Teil der Karamell-Saga entführt uns die Autorin wieder nach Werther, wo nun die Kinder Magdalena, Hermann und Robert von Anton und Anne Leyen im Mittelpunkt stehen. Das Verhältnis unter den Geschwistern gestaltet sich schwierig, denn Hermanns innere Unzufriedenheit und Rastlosigkeit sorgt immer wieder für heftige, tränenreiche Konflikte in der Familie. Sowohl interne als auch politische Veränderungen sorgen dafür, dass alle Beteiligten zum Nachdenken kommen. Hermann will sich auf Spurensuche Richtung Spanien und Mexiko begeben, um so auch etwas zum Familienunternehmen beizutragen und Magdalena begleitet ihn, um ihre gerade erlebte Enttäuschung in Sachen Liebe besser zu verwinden. All die Erlebnisse, Entwicklungen, die Kreationen besonders von Magdalena, aber auch was sie auf ihrer Reise erleben, sind historisch toll recherchiert und eingebaut, machen das ganze noch spannender und interessanter und man kommt bei all den Beschreibungen der Bonbonherstellung total ins Schwelgen. So manche Idee, Praline und weitere leckere Überraschungen warten auf den Leser und sorgen für ein kleines Heißhungergefühl. Was mich am meisten begeistert hat, ist die Bedeutung der Kastanie. Diese wurde schon im 1.Teil erwähnt, aber hier bekommt sie eine noch tiefgründigere, sehr emotionale Wichtigkeit und Erklärung. Die charakterliche Entwicklung ist auch interessant, obwohl man Hermann anfangs in seinem Verhalten unmöglich findet, gibt er einem Stück für Stück Einblicke in seine Empfindungen, was die Situation verständlicher macht. Auch das Verhältnis zwischen den Cousinen und der restlichen Verwandtschaft ist richtig schön zu lesen, hat mir sehr gefallen und rundet das Buch angenehm ab. An manchen Stellen hätte ich mir noch ein wenig mehr Spannung gewünscht. Etwas schade fand ich, dass das Ende ziemlich gerafft wurde, einiges wurde dadurch nur angerissen, worüber ich gern noch ausführlicher gelesen hätte und eine Passage während des Fluges fand ich etwas überzogen und unrealistisch. Dennoch insgesamt eine lesenswerte Reihe mit Genussfaktor.