
Das ist ein Buch und eine Rezension für all jene, die mehr überlebt als gelebt haben. Für alle, die mit ihrem Körper hadern und sich nicht liebenswert fühlen. Für die, die gemobbt wurden und dennoch gelernt haben, ihre Gefühle hinter einer Maske zu verstecken.
„Memento Vivere – Gedenke zu leben“ Carolina kämpft täglich, um sich und ihre kleine Schwester nach dem Tod der Eltern über Wasser zu halten. Ihre Tage sind geprägt von Trostlosigkeit, die sie ihr Leben nennt. Doch plötzlich scheint ein Funke Hoffnung auf: die Aussicht auf ihren Traumjob, neue Freundschaften und ein Stück Normalität. Doch wie stabil ist dieser Neuanfang? Kann er die brüchigen Teile ihres Lebens zusammenhalten? Die Geschichte wird aus der Ich-Perspektive erzählt, wobei man in vier verschiedene Sichtweisen (PoVs) eintaucht und zwischen der Gegenwart und fragmentierten Rückblicken in Linas Vergangenheit springt. Diese Perspektivwechsel sind teils fordernd, verleihen der Geschichte aber Tiefe und eine ganz eigene Dynamik. Anfangs hat mir der Schreibstil den Zugang etwas erschwert, doch je weiter ich las, desto mehr hat mich die emotionale Wucht der Geschichte ergriffen. Es gibt Momente, die wie ein Stich ins Herz wirken, und andere, die einem das Atmen erleichtern – ein Wechselbad der Gefühle. Carolina ist eine Protagonistin, die lange nachhallt: geprägt von Schmerz, doch voller Überlebenswillen. Sie ist klug, ehrgeizig, sarkastisch – und gleichzeitig zutiefst zerbrochen. Ihr Kampf um ein Leben, das mehr ist als bloßes Überleben, und die leisen, berührenden Momente, in denen sie Unterstützung erfährt, sind meisterhaft beschrieben. Es gab Stellen, an denen ich weinen musste, und andere, an denen ich einfach nur dankbar war, wie real und nah mir die Figuren erschienen. Die Geschichte ist nicht nur dramatisch und tiefgründig, sondern auch überraschend hoffnungsvoll. Sie zeigt, wie fragil und doch stark Menschen sein können, und wie wichtig es ist, Hilfe zuzulassen. Gleichzeitig bleibt die Annäherung zwischen den Charakteren und die Suche nach der Wahrheit über den Tod ihrer Eltern ein spannender roter Faden, der den Leser durch die Seiten trägt. Ein Buch, das man nicht einfach liest, sondern erlebt – mit all seinen Höhen und Tiefen, seiner Verletzlichkeit und Stärke.