Ich habe das Buch verschlungen, gelacht, ein paar Tränen weggewischt und kann es nur wärmstens empfehlen!
Drei Schwestern, aufgewachsen in einem kleinen Haus am Stadtrand. Als eine Toplage bezeichnet der Makler es. Aber warum eigentlich der Makler? Hat die große Schwester etwa…!? Und was ist mit den Eltern? Und was sollen die Nachbarn denn sagen? Einen alten Baum verpflanzt man doch nicht! Die drei Schwestern Sanne, Gitti und Petra führen ihr jeweils eigenes Leben. Gitti hatte als Nesthäkchen schon immer die Sonderstellung, Sanne war als große Schwester stets erfolgreich, heiratete, baute ein Haus, bekam Kinder. Ganz wie die Mutter. Was Petra macht, weiß eigentlich keiner. Hat jemand ihre aktuelle Adresse? Als einzige hat sie studiert, keine eigene Familie, verdient das große Geld, zieht in immer noch größere und schönere Wohnungen und steht höchstens Weihnachten plötzlich bei den Eltern vor der Tür. Da muss Sanne die Schwestern doch nicht sofort anrufen und darüber informieren, dass sie die Eltern nun endlich zum Umzug bewegt hat, oder? Schließlich ist sie diejenige, die nebenan wohnt und täglich nach dem Rechten sieht. Ihre Entscheidung steht fest: die Eltern müssen raus aus dem Haus, rein in eine seniorengerechte Wohnung. Als Ältester steht Sanne das Haus zu, beschließen die Eltern, und was soll sie mit der Verantwortung für zwei Häuser? Das kleine Haus am Stadtrand natürlich verkaufen. Es ist alt, klein und doch bestimmt perfekt für eine neue nette Familie. Doch was geht in einem vor, wenn die Eltern mit dem neuen Leben erst so gar nicht glücklich sind und einem dann doch versichern, man brauche nicht mehr so oft kommen, denn der Pflegedienst sei so nett? Was tun mit all den Erinnerungen, die unweigerlich beim Ausräumen des Hauses hochkommen? Wohin mit der freien Zeit und Liebe, wenn die eigenen Kinder ihre eigenen Wege gehen und der Ehemann scheinbar auch? Wie die eigenen Entscheidungen vor den entsetzten jüngeren Schwestern rechtfertigen? Wie kann Sanne die Eltern entwurzeln!? Und was passiert eigentlich mit den seit jeher verteilten Rollen unter Geschwistern, wenn eben doch nicht alles so ist, wie es scheint? Was passiert, wenn alles in Frage gestellt wird und die jüngste Schwester zwischen die Fronten gerät? Was passiert, wenn das Elternhaus nicht mehr das Haus der Eltern und kein Zuhause mehr ist? Wenn es Stück für Stück verkommt, weil außer den Eltern und Schwestern keiner den Wert des Hauses erkennt, sondern nur den des Bauplatzes? Wie sehr kann man sein Herz an Tapeten, schwergängige Schubladen und alte Obstbäume hängen? Ein berührendes Buch über Geschwister, Eltern und Kinder, was sie einander bedeuten und welchen Wert der Ort der Kindheit haben kann, wenn man doch eigentlich schon längst ein eigenes Leben führt. Ich habe das Buch verschlungen, gelacht und ein paar Tränen weggewischt und kann es nur wärmstens empfehlen! Am besten, mit einer Retrotasse Kaffee in der Hand!