28. Mai 2025
Bewertung:4.5

Ich habe das Buch verschlungen, gelacht, ein paar Tränen weggewischt und kann es nur wärmstens empfehlen!

Drei Schwestern, aufgewachsen in einem kleinen Haus am Stadtrand. Als eine Toplage bezeichnet der Makler es. Aber warum eigentlich der Makler? Hat die große Schwester etwa…!? Und was ist mit den Eltern? Und was sollen die Nachbarn denn sagen? Einen alten Baum verpflanzt man doch nicht! Die drei Schwestern Sanne, Gitti und Petra führen ihr jeweils eigenes Leben. Gitti hatte als Nesthäkchen schon immer die Sonderstellung, Sanne war als große Schwester stets erfolgreich, heiratete, baute ein Haus, bekam Kinder. Ganz wie die Mutter. Was Petra macht, weiß eigentlich keiner. Hat jemand ihre aktuelle Adresse? Als einzige hat sie studiert, keine eigene Familie, verdient das große Geld, zieht in immer noch größere und schönere Wohnungen und steht höchstens Weihnachten plötzlich bei den Eltern vor der Tür. Da muss Sanne die Schwestern doch nicht sofort anrufen und darüber informieren, dass sie die Eltern nun endlich zum Umzug bewegt hat, oder? Schließlich ist sie diejenige, die nebenan wohnt und täglich nach dem Rechten sieht. Ihre Entscheidung steht fest: die Eltern müssen raus aus dem Haus, rein in eine seniorengerechte Wohnung. Als Ältester steht Sanne das Haus zu, beschließen die Eltern, und was soll sie mit der Verantwortung für zwei Häuser? Das kleine Haus am Stadtrand natürlich verkaufen. Es ist alt, klein und doch bestimmt perfekt für eine neue nette Familie. Doch was geht in einem vor, wenn die Eltern mit dem neuen Leben erst so gar nicht glücklich sind und einem dann doch versichern, man brauche nicht mehr so oft kommen, denn der Pflegedienst sei so nett? Was tun mit all den Erinnerungen, die unweigerlich beim Ausräumen des Hauses hochkommen? Wohin mit der freien Zeit und Liebe, wenn die eigenen Kinder ihre eigenen Wege gehen und der Ehemann scheinbar auch? Wie die eigenen Entscheidungen vor den entsetzten jüngeren Schwestern rechtfertigen? Wie kann Sanne die Eltern entwurzeln!? Und was passiert eigentlich mit den seit jeher verteilten Rollen unter Geschwistern, wenn eben doch nicht alles so ist, wie es scheint? Was passiert, wenn alles in Frage gestellt wird und die jüngste Schwester zwischen die Fronten gerät? Was passiert, wenn das Elternhaus nicht mehr das Haus der Eltern und kein Zuhause mehr ist? Wenn es Stück für Stück verkommt, weil außer den Eltern und Schwestern keiner den Wert des Hauses erkennt, sondern nur den des Bauplatzes? Wie sehr kann man sein Herz an Tapeten, schwergängige Schubladen und alte Obstbäume hängen? Ein berührendes Buch über Geschwister, Eltern und Kinder, was sie einander bedeuten und welchen Wert der Ort der Kindheit haben kann, wenn man doch eigentlich schon längst ein eigenes Leben führt. Ich habe das Buch verschlungen, gelacht und ein paar Tränen weggewischt und kann es nur wärmstens empfehlen! Am besten, mit einer Retrotasse Kaffee in der Hand!

Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkes
Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkesvon Ute Mankdtv
7. Mai 2025
Bewertung:4

Gar nicht so einfach das Buch zu bewerten. Hatte meine Problemchen mit den beiden Hauptfiguren, konnte ihr Handeln nicht immer nachvollziehen. Vielleicht muss das Buch noch ein wenig sacken.

Ute Mank stand schon seit längerem auf meiner Wunschliste und mit ihrem Roman „Elternhaus“, der mich inhaltlich im Klappentext total angesprochen hat, habe ich nun auch mein erstes Buch von ihr gelesen. Ich muss gestehen, dass der Klappentext etwas irreführend ist in meinen Augen, denn ich habe deutlich mehr Familie, Dynamik zwischen den Familienmitgliedern und vor allem auch eine größere Rolle der Eltern erwartet. Bekommen habe ich stattdessen einen Konflikt zwischen den Schwestern Sanne und Petra, wobei der Grund für die Entfremdung zwischen ihnen die in eine nahezu komplette Funkstille mündet, von der Autorin nie wirklich klar ausgesprochen und schon gar nicht zwischen den Schwestern thematisiert wird. Man muss als Leser*in schon zwischen den Zeilen lesen, versuchen tiefer in die Figuren, ihr Leben, ihren Werdegang, ihre jeweilige Situation einzudringen. Mir hat der Austausch in einem Buddyread mit einer lieben und langjährigen Lesefreundin extrem gut getan und geholfen, die Schwestern besser zu verstehen. Ich kann zwar nach wie vor mit Petra mehr anfangen als mit Sanne, weil Petras Situation einfach etwas näher an meinem eigenen Leben ist, als das von Sanne, aber auch Sanne ist mir nicht völlig fremd geblieben und oft genug hatte ich auch mit ihr Mitleid. Da mir so ein schwieriges Verhältnis zwischen Geschwistern glücklicherweise total fremd ist, hat es mir richtig gehend weh getan, diese Funkstille, dieses Schweigen mitansehen zu müssen. Die Funkstille und Sprachlosigkeit zwischen den Schwestern zieht sich nahezu durch das gesamte Buch und hat mich beim Lesen mitunter schier wahnsinnig gemacht. Wie oft wollte ich in das Buch springen und die Schwestern durchschütteln und anbrüllen, dass sie doch bitte endlich mal versuchen sollen, ihre Probleme durch Miteinander-Reden anzugehen und aus dem Weg zu räumen. Aber woher sollten sie wirklich wissen, wie man einen Konflikt austrägt, wenn einem die Eltern das nicht vorgelebt haben. Die Eltern empfinde ich als extrem einfach, konservativ und leider auch als sehr passiv. Vor allem Sanne gegenüber und dem von ihr verantworteten Umzug aus dem selbstgebauten kleinen Haus in eine altersgerechtere Wohnung, scheinen sie keine eigene Meinung zu haben oder sich gar zur Wehr zu setzen. Denn ob der Umzug wirklich notwendig war, würde ich auch in Frage stellen. Je länger und intensiver ich über die Geschichte von Ute Mank und die Protagonistinnen des Buches nachdenke, desto besser gefällt es mir. Auch der Schreibstil der Autorin war richtig gut und lies sich schnell und flüssig lesen. Auch die nahezu spröde wirkenden Dialoge passen extrem gut zu den Figuren. Außerdem mochte ich es, wie die Autorin diverse Szenen aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtet und Petra und Sanne so lange Zeit nicht aufeinander treffen. Da ich in einer bestimmten Situation vermutlich anders gehandelt hätte als Petra, habe ich eigentlich jederzeit mit dem großen Knall gerechnet, hätte ihn als normal empfunden. Zum Ende des Buches kann ich ohne zu spoilern nicht wirklich etwas sagen – nur so viel, ich fand es toll, bin mir aber sicher, dass es nicht jeden Geschmack trifft. Aber es hat einfach extrem gut gepasst. Ich freue mich sehr auf weiteren Lesestoff von Ute Mank und kann diese nicht immer einfach auszuhaltende Geschichte sehr empfehlen, auch wenn ich ein anderes Buch bekommen habe, als erwartet.

Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkes
Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkesvon Ute Mankdtv
14. Aug. 2024
Bewertung:3.5

Die Eltern werden alt und die Rollen kehren sich um. Früher oder später wird man vor der Frage stehen, was das Beste für die Eltern ist, wenn sie immer mehr ihre Selbständigkeit verlieren. Das elterliche Zuhause ist mit Emotionen aufgeladen, es zu räumen, die Eltern zu entwurzeln, ist keine leichte Angelegenheit. Jeder Leser, der sich um seine betagten Eltern kümmern muss, wird sich in irgendeiner Weise in den verschiedenen Lebensgeschichten hier wiederfinden. Wer allerdings nach Antworten sucht, könnte erfolglos bleiben. • "Elternhaus" lässt sich aus verschiedenen Sichtweisen lesen. So ist der Kern die Schwesternbeziehung und nicht die alternden Eltern. Recht unspektakulär, mit Erinnerungen an die 70er-Jahre, wird über Erlebtes im Elternhaus berichtet. Die sehr unterschiedlichen Schwestern schienen nie sehr verbunden und das Familienkonstrukt scheint stark gestört. Gern hätte ich erfahren, wann aus Schwestern Fremde wurden. • Die Autorin verarbeitet das in einfachen, kurzen Sätzen und ständigen Perspektivwechseln. Ein Lesefluss kaum möglich, könnte aber auch gewollt sein. Die Figuren sind glaubwürdig. Sie erzeugt für alle Verständnis ohne zu polarisieren, auch wenn mir Gitti zu kurz kam. Leider blieben die Eltern ziemlich blass und willenlos, das halte ich doch für etwas realitätsfern. Hier hätte ich mehr Tiefgang erwartet. So zieht sich Distanz und Wortlosigkeit durch ganze Familie, was dann das Verhalten der Schwestern erklären würde. • "Elternhaus" stimmt nachdenklich, beschreibt die vielfachen Erschütterungen, die wankenden Lebenskonzepte und lässt die unterschiedlichen Handlungsstränge völlig kitschfrei ineinanderlaufen. Diese Familiengeschichte hat mich angesprochen, weil mir die Situation um Sanne vertraut ist, auch wenn es um das Älterwerden und die damit verbundenen Herausforderungen auf große Distanz geht. • Das Ende bietet gekonnt viel Raum für Spekulationen, der Denkmodus auf ON geschaltet. Lesenswert für alle die sich damit auseinandersetzen wollen.

Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkes
Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkesvon Ute Mankdtv
1. Juni 2024
Bewertung:4

"Wie lange im Leben braucht man ein Elternhaus?" Sanne, als Älteste, soll das Haus, welches die Eltern mit eigenen Händen gebaut haben, mal erben. Überhaupt ist es Sanne die sich um alles kümmert. Um das Elternhaus, um die Eltern um das eigene Haus und die eigenen, schon erwachsenen Kinder. In diesem Kümmern fühlt sie sich gebraucht und nützlich und sie will auch nicht, dass andere sich darin einmischen. Besonders nicht ihre beiden Schwestern, glaubt sie doch, dass sie weiß, was für die alten Eltern am Besten ist und verpflanzt diese in eine Wohnung ohne Treppen, altersgerecht eben. Aber auch die Eltern werden scheinbar in diese Entscheidung nicht mit eingebunden. Denn in diesem Buch wird nicht miteinander gesprochen. Keine der Schwestern weiß wie und mit wem die andere lebt, was sie so macht, geschweige denn, was sie denkt. Auch von Sannes Mann wissen wir nichts und sie wissen scheinbar auch schon lange nichts mehr voneinander. Das nicht miteinander sprechen hat mich irgendwann genervt, ich verstehe es einfach nicht. Die einfachste Kommunikation findet nicht statt. Auch nicht bei Petra, der mittleren der Schwestern, die einem ganz anderen Lebensentwurf folgt als ihre große Schwester. Aber auch sie weiß fast nichts von ihrem Partner, den sie seit 12 Jahren hat. Wie ist das eigentlich mit diesen Strukturen innerhalb einer Familie? Hat von Anfang an jede-r eine zugedachte Rolle? "Eine Familie wie auf diesen alten Fotos, wo jeder auf dem ihm zugewiesenen Platz stand. Sonntags waren sie eine Fotoalbumfamilie gewesen." Und die anderen Tage? Es werden aber auch Fragen aufgeworfen, die mich beschäftigen. Wie lange braucht man ein Elternhaus? Was macht ein zu Hause einmalig? Wie schwer wird es mir mal fallen, das Haus meiner Eltern wegzugeben und was werden meine Kinder mal mit ihrem Elternhaus machen? Viele Fragen, auf die es nicht leicht wird Antworten zu finden.

Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkes
Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkesvon Ute Mankdtv
15. Mai 2024
Bewertung:3.5

Wie sieht ein perfektes Familienleben aus?

Ein schönes Buch darüber, was die Gesellschaft von Familien erwartet und wie entsprechende Leben zu führen sind. Zudem ist es eine richtig tolle Geschichte über Geschwisterliebe und das am Ende doch alle Fäden zusammen laufen. Mich selbst hat es sehr zum nachdenken gebracht, was wohl das richtige ist, wenn die Eltern einmal alt sind. Wie gehe ich damit um? Ab wann beschneide ich sie in ihren Fähigkeiten und Möglichkeiten? Ich hätte mir gerne zum Ende zu wissen gewünscht, was mit dem Haus nun letztendlich passiert ist. Das wurde offen gelassen. Außerdem habe ich leider recht lange gebraucht, um in das Buch hinein zu finden.

Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkes
Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkesvon Ute Mankdtv
17. Apr. 2024
Bewertung:2

Sehr interessante Thematik. Habe mir von dem Buch Ansätze zum Nachdenken gewünscht, aber nicht viel bekommen. Es geht nur hintergründig um das Elternhaus. Im Mittelpunkt stehen zwei von drei Schwestern. Schade, dass die Entwicklung der Eltern nicht gezeigt wurde. Als Leser*in wird man vor Fakten gestellt, anstatt die Prozesse zu erleben. Dadurch wirkt alles unnahbar, obwohl gerade das Thema Elternhaus so emotional ist.

Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkes
Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkesvon Ute Mankdtv
14. März 2024

Wieder ein Buch, das sich mit Abschieden auseinandersetzt. Vordergründig geht es um den Auszug alter Eltern aus dem selbstgebauten Haus . Was vernünftig ist, sagt der Verstand, aber das Herz, welches auch hart sagt, es geht nicht mehr, eine neue Wohnung ist vernünftiger, spielt dann doch einen Streich. Es ist nicht nur ein Haus, es ist das Elternhaus und ganz egal wie alt Frau selber ist, da kommen Emotionen hoch. Dieses Buch beschäftigt sich weiterhin mit Geschwister konstellationen, die aufgearbeitet werden müssen. Das ist fast Zuviel für ein Buch. Tröstlich ist, dass die jüngere Schwester durch einen einfühlsamen Mann, in der Lage ist, endlich zu ihrer Beziehung zu stehen, während die ältere Schwester vor den Trümmer ihrer Beziehung steht. Von beiden werden Meilensteine der Entwicklung erzählt. Sanne, die ältere, erscheint unempathisch, Petra, die jüngere, unnahbar und unsicher. Wunderbar, wie diese gefühlswelt in einfache berührende Sprache gepackt wird. Gitti, die jüngste, ist nicht am Drama beteiligt, weder in der Kindheit noch im Erwachsenenleben, vielleicht das Glück der dritten😁. Am Ende bleibt der umformulierte Wunsch auch im Alter in den Arm genommen zu werden, über den Kopf gestreichelt zu werden und die vertrauten Worte zu hören: Es wird alles gut. Was für ein Buch, trotz mancher Schwächen sehr empfehlenswert, aber vielleicht nur für Leute ab Mitte 60.

Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkes
Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkesvon Ute Mankdtv
12. Nov. 2023
Bewertung:4

Familiäres Beziehungsgeflecht

Ein Leben lang haben die Eltern für das Haus geschuftet, sich aus einfachen Verhältnissen heraus gearbeitet und durch Sparsamkeit und Selbstbau den Traum vom eigenen Häuschen wahr werden lassen. Nun sind sie alt und gebrechlich und können den großen Garten und das Haus nicht mehr richtig versorgen. Tochter Sanne ergreift Eigenintiative und sucht den Eltern eine neue Bleibe, ohne ihren beiden Schwestern, ihrer eigenen Familie oder sogar den Eltern ein Mitsprachrecht einzuräumen. Das Buch beleuchtet was es mit einem macht, die eigenen Wurzeln auszureißen und setzt sich auch damit auseinander wie es ist, eine ganz andere oder genau die gleiche Lebensform wie die Eltern anzunehmen. Die Eltern sind sehr passiv dargestellt. Ich konnte beim Lesen nicht nachvollziehen, dass sie ihre Verpflanzung in eine altersgerechte Wohnung so einfach hingenommen haben, da sie ja noch geistig fit waren und man erfährt auch nicht genau, was denn die Probleme bei der Alltagsbewältigung sein sollen. Tochter Sanne ist die Älteste. Sie ist gefangen in der Rolle das Lebensmodell der Mutter zu wiederholen. Wenn ihre Fassade Risse bekommt, verfällt sie in Geschäftigkeit, um ja nicht über sich nachdenken zu müssen und um weiter den Schein des perfekten Lebens aufrechterhalten zu können. Die mittlere Tochter Petra wirkt nahbarer, aber auch sie hat Probleme ihren Platz im Leben zu finden, hat Angst sich zu binden und bleibt auf Abstand zu den Eltern. Trotzdem scheint sie empathischer zu sein als Sanne. Beider Schwestern zieht es jedoch heimlich in das leerstehenden Elternhaus, ebenso kommt der Vater dorthin zurück. Das Buch hat bei mir sehr gemischte Gefühle ausgelöst. Sanne hat mich geärgert, dennoch finde ich die Charakterdarstellung von Ute Mank sehr gut gelungen. Das Familienkonstrukt ist kränklich, nach Außen wird aber eine Saubermann- Fassade aufrechterhalten. Das Buch hat mich aufgewühlt. Ich glaube, ich brauche mal eine Pause von Romanen, die destruktive Familiengeflechte erzählen. Trotzdem kann ich den Roman empfehlen. Es ist nicht die Schuld der Schriftstellerin, dass mich ihre Geschichte traurig macht. Ute Mank erzählt gut und hat es nicht nötig Sympathieträger zu schaffen um ihre Geschichte zu transportieren. Ich als Leserin habe geschwankt zwischen Kopfschütteln, Aufregung und Mitleid.

Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkes
Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkesvon Ute Mankdtv
4. Nov. 2023
Bewertung:3.5

Zeiten des Umbruchs

Was tun, wenn die Eltern immer gebrechlicher werden und abzusehen ist, dass sie ihre Selbstständigkeit bald aufgeben müssen? Was tun wenn drei Schwestern zwar miteinander groß geworden sind, aber gar nichts mehr gemein haben? Was tun, wenn sich Sprachlosigkeit dort breit macht, wo dringend miteinander geredet werden müsste? All diese Fragen werden in diesem Roman von der Autorin gestellt. Wer nach Antworten in diesem Buch sucht, könnte erfolglos bleiben Sanne ist die älteste von drei Töchtern aus dem Arbeitermilieu. Die Eltern haben sich mühsam ein kleines und bescheidenes Häuschen von den Lippen abgespart. Sanne bekommt als Älteste (wie ungerecht ist das denn?) noch zu Lebzeiten (warum, die Eltern waren noch voll fit) das Häuschen überschrieben und entscheidet, dass die Eltern ausziehen müssen, in eine seniorengerechte Wohnung. Das Haus soll verkauft werden, ihre Schwestern Petra und Gitti erfahren davon erst mal nichts. Besonders Petra bleibt im Ungewissen. Der Kontakt ist quasi nicht vorhanden und Sanne schiebt die Notwendigkeit Petra ihr Vorhaben zu erklären so lange vor sich her bis es zu spät ist. Petra reagiert innerlich zwar mit Wut, äußerlich bleibt sie aber sprachlos. Unter dem Vorwand Ballast abwerfen zu wollen, entscheidet Sanne über die Köpfe anderer einfach hinweg. Dabei ist sie in ihrem Tun sehr widersprüchlich. Sie agiert und beklagt auch, dass sie sich um alles kümmern muss, bezieht aber weder ihre Geschwister und Eltern noch ihren Mann und die Kinder in Entscheidungen mit ein. Sie macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt. Nur gefällt sie ihr nicht! Ihre Eigenwahrnehmung ist so extrem gestört, dass sie zwar selber über andere dominiert, es aber für ungehörig hält, wenn Menschen aus ihrem engsten Umfeld für sich Entscheidungen treffen, ohne sie einzubeziehen. Mich hat ihr Verhalten beim Lesen teilweise wirklich wütend gemacht. Das Thema des Buches ist auf den ersten Blick Geschwister Rivalität auf den zweiten Blick die Notwendigkeit unpopuläre Entscheidungen zu treffen, aber auf dem dritten Blick die Darstellung einer hoch neurotischen Frau, die sogar einen Anruf an die Schwester aufschiebt, als sie weiß, dass diese sehr krank ist. Das ganze Familienkonstrukt um die drei Töchter scheint schwer gestört zu sein und überträgt sich auch in das Beziehungsleben der erwachsenen Frauen Wir erfahren aber nicht warum. Konkurrenzkämpfe unter Geschwistern, sind bis zu einem gewissen Punkt ja normal, aber die Frage, wo es hier gekippt ist, hätte mich schon interessiert. Die Eltern waren mir insgesamt zu passiv, das halte ich für sehr realitätsfern und auch das Schattendasein von Uwe war mir zunächst nicht verständlich. Ich kam an vielen Stellen aus dem Kopfschütteln gar nicht mehr raus. Dabei liest sich der Text richtig gut und zieht einen von der ersten Seite an in seinen Bann. Irgendwann habe ich gemerkt, dass man den Roman auf verschiedene Art und Weise lesen kann und ab da ging es besser. Meine Lesart war die eines Portraits einer psychisch und sozial gestörten Frau, bei der sich das schon als Kind abzeichnete. Sie muss die Beste sein, sie muss alle Fäden in der Hand haben und was ihr nicht gefällt das verdrängt sie. Dass das auf Dauer kein Erfolgsmodell ist, könnt ihr euch sicherlich denken. Borderline lässt grüßen. Sanne hat es geschafft ein konservatives Familienleben zu führen, mit Vater, Tochter, Sohn und Häuschen, inklusive anteilnehmender Nachbarschaft. Die Fassade stimmt! Doch als sich die Menschen, die sie dominiert, sich ihrer Kontrolle entziehen – der Sohn zieht aus, die Tochter wird immer selbstständiger, der Mann macht viele Überstunden – konzentriert sie sich auf die Eltern und regelt deren Leben. Komisch, nur dass sie das, was sie nicht mehr will, nämlich das Elternhaus doch noch braucht. Glück sieht anders aus. Sanne ist sich selber ausgeliefert, und das führt zum Zusammenbruch des Systems. Das Ende kam dann doch sehr plötzlich und ist für mich nicht befriedigend. Viele Fragen bleiben offen. Insgesamt ist es aber ein gut komponierter Plot der mich gefesselt hat.

Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkes
Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkesvon Ute Mankdtv
30. Okt. 2023
Bewertung:5

Familienverhältnisse

Was passiert, wenn meine Eltern alt werden und wie gehe ich damit um? Um diese Frage geht es im neuen Buch von Ute Mank. Drei Schwestern, deren Verhältnis eher angespannt ist, müssen mit dem Verlust des Elternhauses aus dem ihre Eltern in eine altersgerechte Wohnung ausgezogen sind, zurechtkommen. Insbesondere die älteste Schwester Sanne und die mittlere Petra leben sehr unterschiedliche Modelle und haben keine gute Beziehung. Wobei jede gerne etwas daran ändern würde. Das Buch ist sprachlich sehr schön geschrieben, die Emotionen werden für mich genau richtig aufgegriffen und stets mit einer Wertschätzung und voller Liebe für die Familie gestaltet. Ich mochte das Buch richtig gern, wobei mein Highlight eine Lesung dazu war. Hier habe ich nochmal ganz neue Eindrücke über die Entstehung und Hintergründe von Ute Mank bekommen. Ein Buch, das ich allen empfehle, die sich mit dem Thema „Altern der Eltern“ beschäftigen und die gern gute Familienromane lesen.

Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkes
Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkesvon Ute Mankdtv
15. Aug. 2023
Bewertung:4

Das Elternhaus von Sanne wird verkauft. Die Verantwortung für ihre Eltern und deren Haus wird ihr langsam zu viel und ihre beiden Schwestern sind ihr keine Hilfe. Als ihre Schwester Petra davon erfährt, ist sie entsetzt. Der Schreibstil der Autorin ist relativ außergewöhnlich. Sie verzichtet fast vollkommen auf direkte Rede, stattdessen kann man die Gedanken der Charaktere lesen. Nahezu nichts wird ausgesprochen, was wahrscheinlich auch zu der Entfremdung der Schwestern geführt hat. Manchmal hätte ich mir gewünscht, dass sie das Gespräch zu- und miteinander suchen und nicht nur vor sich hinleben. Hier hätte die Geschichte noch viel Potential gehabt. Dennoch ein bewegendes Buch, bei dem man sich ständig die Frage stellt, was Heimat ist und was sie ausmacht. Wie fühlt es sich an, plötzlich kein Elternhaus mehr zu haben?

Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkes
Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkesvon Ute Mankdtv
10. Aug. 2023
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Bewertung:4

ELTERNHAUS Ute Mank Sanne hat das Elternhaus in Rotshausen damals als älteste Tochter überschrieben bekommen. Jetzt entscheidet sie, dass die Eltern umziehen müssen. In eine kleinere Wohnung - barrierefrei und altengerecht. Das ihre Eltern das kleine schmale Haus, das ihr Vater einst von Hand selbst gebaut hat, samt Nachbarn und Garten vermissen werden, ignoriert Sanne geflissentlich. Vor Schwester Petra verheimlicht sie den Umzug der Eltern. Nur Schwester Gitty wird eingeweiht - zumindest teilweise, dass sie das Haus anschließend verkaufen will, muss ja vorerst keiner wissen. Doch mit diesen Heimlichkeiten ziehen auch Zweifel und Gewissensbisse ein: Das Elternhaus mit dem großem Garten, welches mit all seiner Arbeitsintensität letztendlich doch Beschäftigung sowie Mittelpunkt der Eltern war und Nachbarn dazu einlud über dem Zaun einen Plausch abzuhalten, einfach verkaufen? Sannes Entscheidung hat Konsequenzen, denn alle drei Schwestern müssen sich mit dem Verlust des Elternhauses auseinandersetzen. Auch das zweite Buch von Ute Mank gefiel mir wieder sehr gut. Ich mochte die Familienkonstellation und die kleinen Geschichten aus der gemeinsamen Kindheit - teilweise aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Es ist ein leises Buch, dennoch kann man es kaum aus der Hand legen. Viele Situationen haben mich an meine eigene Kindheit erinnert. Ein schönes Buch, gut erzählt und deshalb gibt es eine Leseempfehlung von mir. 4/ 5

Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkes
Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkesvon Ute Mankdtv
15. Juli 2023
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Bewertung:3

Als erstes ist mir das schöne Cover ins Auge gesprungen und nach dem durchlesen des Klappentextes war ich absolut überzeugt. Das möchte ich lesen. In 'Elternhaus' ist der Titel Programm. Wir lernen die Familie des schmalen Elternhauses kennen...Mutter, Vater und die drei erwachsenen Töchter. Sanne ist die Macherin, die die alles in die Hand nimmt, die Entscheidungen trifft, die deren Leben scheinbar perfekt verläuft. Gitte ist die lockere, die es leicht nimmt und mit läuft, Sie lernen wir kaum kennen. Petra ist die introvertiert, die Denkerin die sich gerne raus hält. Sanne beschließt das die Eltern verpflanzt werden müssen, raus aus dem selbstgebauten Häuschen und rein ins altersgerechte Wohnen. Damit tritt Sie was los, weniger bei den Eltern als bei sich selber. Petra bekommt wenig von allem mit, Sie wird bei so schwerwiegenden Entscheidungen gerne vergessen und hat gerade mit sich selbst genug zu tun. Zwischen Sanne und Petra spürt man eine Spannung, aber genau das ist was mir an dem Buch gefehlt hat...es wird nicht mehr in die Tiefe gegangen und vieles nicht zuende oder auserzählt. Die Thematik und auch die von der Autorin geschaffene Familie bietet soviel Potenzial das meines Erachtens nicht ausgeschöpft wurde. Ich mochte die Sprache und den Schreibstil gerne. Auch Sannes Phase des psychischen Zusammenbruchs fand ich sehr interessant, das offene Ende allerdings nicht. Mein Fazit: Mir kam zu wenig Gefühl rüber, ich wollte das mehr in den Schmerz reingegangen wird und dieses ungemütliche Thema für die Eltern irgendwann entscheiden zu müssen/sollen/dürfen mehr Platz einnimmt und ausdiskutiert wird.

Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkes
Elternhaus: Roman | »Wo Nostalgie aufhört, fängt Ute Manks Erzählkunst an, so nah, so traurig-schön, dass man sich gern darin verliert.« Sandra Lüpkesvon Ute Mankdtv