Es hätte so schön werden können…
Nachdem ich vor einigen Jahren die „Dackel Herkules“-Reihe von Frauke Scheunemann sehr gemocht habe und im Urlaub zufällig auf dieses Buch gestoßen bin, war direkt klar, dass ich es mitnehme. Eine Geschichte, die aus der Sicht eines Dackels erzählt wird UND an der Nordsee spielt, hätte genau mein Ding werden können. Leider kam dieses Buch in der Qualität aber noch nicht mal ansatzweise in die Nähe der Geschichten um Dackel Herkules. Die Entwicklung der Handlung ist im Grunde sehr früh vorhersehbar, wird aber EXTREM in die Länge gezogen. Das Buch hat „nur“ 320 Seiten, theoretisch hätte man die Geschichte aber trotzdem nochmal problemlos um 50-80 Seiten kürzen können, weil oft einfach „vor sich hin geplänkelt“ wird oder gewisse Situationen sich wiederholen bzw. in sehr ähnlicher Form mehrfach erzählt werden und die Handlung dabei einfach nicht voran kommt. Am meisten gestört hat mich aber leider der Schreibstil. Man merkt, dass Sina Beerwald ihre Liebe zu Sylt deutlich machen möchte. Das wäre ihr für mein Empfinden aber wesentlich besser gelungen, wenn sie die Vorzüge der Landschaft nicht ausschließlich in gefühlt endloser, wörtlicher Rede zwischen den Figuren aufgezählt hätte. So wirken die Dialoge auf mich sehr gestellt (ich glaube tatsächlich, dass es niemanden auf der Welt gibt, der so spricht) und Max‘ Frauchen wird (eher unfreiwillig) zur Klugscheißerin, die sich über die gesamte Länge des Buches als unsympathische Möchtegern-Fremdenführerin gibt. Erzählende, bildliche Beschreibungen wären in meinen Augen das deutlich angenehmere Mittel gewesen. Außerdem kam es mir persönlich an einigen Stellen vor, als würde der Leser für ein bisschen zu „beschränkt“ gehalten, angedeutete Zusammenhänge zu verstehen. Die Autorin lässt die Charaktere nämlich wirklich jede einzelne Anspielung, die in einem Dialog auftaucht, direkt im nächsten Satz schon erklären/auflösen. Dadurch wirken sowohl die Sprache, als auch der komplette Schreibstil oft sehr einfach. Nicht nur ich selbst kam mir ziemlich blöd beim Lesen vor, sondern auch die jeweils betroffenen Figuren machen immer einen etwas dümmlichen Eindruck, weil ihnen das eigenständige Denken von der Autorin mehr oder weniger abgesprochen wird. Halbwegs „gerettet“ wird das Ganze eigentlich nur von Max und den anderen tierischen (Neben-) Figuren, die für einige skurrile Szenen und lustige Dialoge sorgen, die allerdings zu oft schon so sehr in Albernheiten abtriften, dass es auf die Dauer auch nicht mehr witzig, sondern nur noch nervig ist. Ehrlicherweise habe ich die Geschichte auf den letzten 80 Seiten nur noch quergelesen und insgesamt bin ich einfach gar nicht überzeugt, weshalb ich die Reihe auch leider nicht fortsetze werde.