Dieses Buch hat mich mit seinem schönen reduziertem Cover neugierig gemacht. Es hat mich aus einer kleinen Leseflaute soghaft in eine wunderschöne und doch auch sehr traurige Liebesgeschichte hinein gezogen. Die zärtlich aufblühende Beziehung zwischen dem pensioniertem Pastor Monsieur Haslinger und seiner Nachbarin Elise Janssen liest sich wie ein Traum. Wer sich behutsam den Themen späte Liebe und Sterbehilfe nähern möchte, dem sei dieses Buch ans Herz gelegt. Der Autor beschreibt sehr bildhaft eine Liebesbeziehung am Ende des Lebens absolut einfühlsam und die Geschichte hat mich an Kent Harufs 'unsere Seelen bei Nacht' erinnert.

Monsieur Haslinger ist katholischer Geistlicher im Ruhestand und lebt ein ruhiges und beschauliches Leben in Brüssel. Ein gelegentliche Glas Wein und eine Partie Schach mit seinem Freund Doktor Hoffmann und die Pflege der Pflanzen auf seinem Balkon füllen ihn aus. Eines Tages zieht die lebenslustige ehemalige Diplomatin Madame Janssen in eine Nachbarwohnung und weckt sein Interesse. Die beiden freunden sich an und beginnen eine zarte, vorsichtige Liebesbeziehung. Für Haslinger ist es die erste in seinem Leben. Als Madame Janssen ihn schließlich um einen Gefallen bittet, nimmt die Geschichte eine traurige Wendung. "Der Liebende" ist ein wunderbares und feines Buch mit einer fast vornehmen Distanz zu den Hauptfiguren. Ohne Partei zu ergreifen und wie nebenbei werden schwierige Themen behandelt. Es geht um Sinn und Unsinn des Zölibat, das selbstbestimmte Leben und Sterben und um die Verantwortung, die wir füreinander übernehmen. Sehr zu empfehlen!