Man kommt ganz gut rein. Manchmal habe ich mich etwas schwer getan mit den Namen. Mi der Ausgabe von Anaconda und der Übersetzung war ich sehr zufrieden. Ich fand die Abwechslung zwischen dem militärischen und sozialen Teil wirklich gut. Allerdings hat mir kein Charakter so richtig zugesagt. Ich fand bei einigen die Handlung einfach Teilweise überzogen. Fand es am Ende interessant wie der "Kampf um Moskau " war und wie der Krieg die Personen verändert hat. Nach 900 Seiten hatte ich allerdings kein Motivation mehr mir Zeit für das Ende lesen zu nehmen und habe den Rest als Hörbuch bei Bookbeat gehört. Ich freue mich das ich dieses Buch gelesen habe, fand aber Anna Karenina besser.
„Schaffe den Menschen das Blut aus den Adern und gieße ihnen dafür Wasser hinein, dann wird es keine Kriege mehr geben.“ An sich ein wirklich gutes Buch. Man muss jedoch viel Ausdauer und Motivation mitbringen.
Ein epochales Meisterwerk
Für meine persönliche Klassiker-Challenge habe ich mir direkt eine Mammut-Aufgabe vorgenommen - 1290 Seiten über russischen Adel, napoleonische Kriege, Liebe und Leid. Ja, es braucht seine Zeit, aber dann zieht einen Tolstois klarer, intelligenter Schreibstil in seinen Bann und man merkt immer öfter, dass man das Buch zur Seite legt um über die hintersinnige Bedeutung seiner Worte nachzudenken. Man liebt und leidet mit Natascha, verteufelt Helene und möchte gerne Marja in ihren dunkelsten Stunden die Hand reichen. Man merkt schon - mir blieben vor allem die Frauen im Gedächtnis und im Herzen. Es ist eine andere Welt, in der Tolstoi lebte und noch eine andere, über die er schrieb. Darüber muss man sich im Klaren sein, wenn man dieses Werk beurteilt. Es hat nichts mit weichgezeichneter Regency-Romance gemeinsam und kann nur jeder Leserin, die diese Zeit ein wenig zu sehr verklärt, ans Herz gelegt werden. Auch wenn man diesen Roman ohne Vorwissen lesen kann, ein wenig Interesse an Napoleon und seinen Feldzügen sind von Vorteil und machen den Klassiker natürlich um einiges interessanter. Tolstois Einschätzungen zu Bonaparte sind scharfzüngig, aber gleichsam intelligent und vieles auch nachdenkenswert in heutiger Zeit. Es hat sich auf jeden Fall gelohnt, dieses Werk endlich einmal zu beenden (begonnen wurde es mehrmals) und es fällt schwer, sich von den Rostows, Bolkonskis und Besuchows zu trennen. Ein Trost ist mir jetzt nur, dass mein Mann (der leider nicht liest), die wirklich sehenswerte Serie der BBC von 2016 nebenher begonnen hat, die in der Arte Mediathek zu finden ist.
Anfangs hatte ich Respekt, alle 4 Bände in einem Buch. Die ersten 150 Seiten brauchte ich, um mich einzulesen, und dann war ich gefesselt. Teilweise sind Momente, Begebenheiten, Charaktere langatmig beschrieben, was aber wiederum dazu geführt hat, dass ich mit Vorstellungen und Gedanken tief in die Geschichte eintauchen konnte. Das habe ich bisher bei keinem Buch oder Film so intensiv empfunden. Als der mir liebste Charakter des Buches stirbt,hat mich dass noch den ganzen Tag beschäftigt. Die Mischung aus geschichtlichen Tatsachen und fiktiven Handlungen, ebenso wie die aus realen Personen und fiktiven Charakteren ist grandios gelungen. Im ersten Band werden die einzelnen Hauptcharaktere und Familien beschrieben und es geht um erste Kriegshandlungen. Im zweiten Band geht es um die Verbindungen zwischen einzelnen Familien und sich entwickelnde Liebesbeziehungen zwischen einzelnen Hauptcharakteren. Im dritten Band geht es um die letzten Schlachten der napoleonischen Kriege, dem Rußlandfeldzug, mit Berichten über einzelne männliche Hauptcharaktere, sowie der Flucht der einzelnen Familien und der Räumung Moskaus. Im vierten Band geht es um das Ende das Krieges und die Neuordnung danach. Wer große Gefühle mag,wird in dem Buch fündig. Wer geschichtlich interessiert ist, kommt auf seine Kosten. Das Buch beschäftigt, bewegt und lässt viel Raum für Gedanken.
2.5 Der Anfang war ganz gut, aber dan wurde es zu ausschweifend. einfach nichts für meinen Geschmack
Seit Tagen fällt es mir schwer, meine Gedanken zu ordnen, da Krieg und Frieden so viele Eindrücke und Emotionen in mir ausgelöst hat. Es ist kaum möglich, die richtigen Worte zu finden, um ein Werk wie dieses zu beschreiben. Es hat mich verändert – doch diese Veränderung ist noch nicht ganz greifbar. Tolstoi hat nicht nur eine epische Geschichte über Krieg, Liebe und den Lauf der Geschichte geschrieben, sondern das Leben selbst eingefangen. Was mich besonders überwältigt, ist die Tiefe, mit der der Autor die menschliche Existenz beleuchtet. Die großen historischen Ereignisse stehen neben den kleinsten, alltäglichen Momenten – beide sind von gleicher Bedeutung. Das Leben besteht nicht nur aus Schlachten oder politischen Entscheidungen, sondern auch aus inneren Kämpfen, Gesprächen und stillen Gedanken in einsamen Nächten. Pierre, der nach dem Sinn des Lebens sucht, Andrej, der zwischen Ehrgeiz und dem Wunsch nach Frieden hin- und hergerissen ist, und Natalie, die sich von einem naiven Mädchen zu einer reifen Frau entwickelt, haben mich tief bewegt. Alle drei Figuren zeigen die Meisterschaft des Autors in der Darstellung menschlicher Seelen. Dieser Roman ist aus mehreren Gründen außergewöhnlich. Sie stellt grundlegende Fragen über das Leben, das Schicksal und den freien Willen. Der Autor verdeutlicht, dass nicht nur große Feldherren, sondern auch Zufälle den Lauf der Geschichte beeinflussen. Jeder Charakter – ob Haupt- oder Nebenfigur – wird lebendig gezeichnet und durchläuft tiefgehende innere Wandlungen. Die historischen Ereignisse des Krieges von 1812 werden mit großer Detailtreue beschrieben, und die Atmosphäre der Epoche wird spürbar. Die Struktur des Romans verbindet auf einzigartige Weise Familiengeschichte, historische Chronik und philosophische Reflexionen. Tolstois klare und gehaltvolle Sprache vermittelt sowohl Emotionen als auch Realismus. Fazit: Krieg und Frieden ist nicht nur ein Werk über den Krieg, sondern eine gründliche Betrachtung des menschlichen Lebens, der Geschichte und der Philosophie. Deshalb bleibt diese Literatur auch heute noch von aktueller Bedeutung. Vielleicht lässt sich dieses Epos gar nicht wirklich rezensieren. Es ist kein Werk, das man einfach liest und dann wieder vergisst. Es bleibt in Gedanken, berührt die Gefühle und verändert die Art, die Welt zu sehen. Ich kann nicht genau benennen, welche Spuren es in mir hinterlassen hat – aber ich weiß, dass sie da sind. 5+/5 ⭐️
Schwerer Klassiker...
... den man mit Muße angehen muss. Es ist teils langatmig, teils spannend, aber immer realistisch und detailgetreu. Man lernt die russische Seele kennen, fühlt die Schwermut und Schicksalsergebenheit und gleichzeitig ein stolzes Aufbegehren eben gegen jenes Schicksals.
Ein echtes Meisterwerk. Einfach großartig.
Die große Weltliteratur von Tolstoi
Unerwartet schnell verschlang ich diesen Klassiker mit seinen knapp 1200 Seiten. Von Tolstoi hatte ich zuvor schon andere Werke gelesen und auch hier bestätigt sich mein Eindruck wieder, dass sein Schreibstil zeitlos, überhaupt nicht unnahbar ist, wie man vielleicht bei einem Werk diesen Alters vermuten würde. Der Umfang dieser Geschichte ist eine Wucht und zieht komplett in seinen Bann. Besonders den krassen Kontrast zum alltäglichen Leben der wohlhabenden russischen Bevölkerung zum Soldatenleben auf dem Schlachtfeld stach für mich heraus. Sowie der schleichende Einzug des Krieges in die Festsäle und wie er trotzdem mit vergleichsweise platten Themen wie der nächsten Hochzeit konkurrieren muss, da den alten Prioritäten beharrlich treu geblieben wird. Das Buch ist gespickt mit vielen nachdenklichen, gesellschaftskritischen Momenten, die fast wie Tagebucheinträge vom Autoren selbst anmuten. Und wer Tolstoi und seine Einstellung zum Leben kennt, kann sich vorstellen, dass das viel Stoff zum Nachdenken bietet. Die Charaktere durchlaufen eine enorme Entwicklung und man ist gespannt dabei. Tatsächlich fand ich es besonders „amüsant“, wie Napoleon lange Zeit fast schon als mystischer Übermensch (durch Erzählungen) dargestellt wird und dieses Bild allerdings klirrend zerschellt, sobald ebendieser Herr tatsächlich für den Leser in Erscheinung tritt. Großartig. Wer Weltliteratur lesen möchte, oder einfach einen großen Epos sucht, sei hiermit gut beraten.
Großartige epische Geschichte und eines meiner neuen Lieblingsbücher ❤️ Und was ist das Wesen des Krieges? Was ist beim Kriegshandwerk zum Erfolg nötig? Wie beschaffen sind die Sitten des Militärs? Der Zweck des Krieges ist der Mord; die Mittel des Krieges sind Spionage, Verrat, Anstiftung zum Verrat, der Ruin der Einwohner, die ausgeplündert oder bestohlen werden, um die Armee zu versorgen, Betrug und Lüge, die als Kriegslist bezeichnet werden; die Sitten des Militärstandes sind: jener Mangel an persönlicher Freiheit, welcher Disziplin heißt, Müßiggang, Roheit, Grausamkeit, Unzucht, Trunksucht. Und trotzdem ist dies der höchste, allgemein geachtete Stand.
Das epochalste, das ich je gelesen habe!
Nach anfänglichen Schwierigkeiten gerät man in einen richtigen Lesefluss. Die Charaktere wachsen einem alle ans Herz. Nach Abschluss der Lektüre empfehle ich die sowjetische Verfilmung aus den 60ern!
Ein Meisterwerk. ❤️❤️
Ein Meisterwerk. ❤️❤️
Ein Meisterwerk. ❤️❤️
Ein wirklich episches Werk, welches auch nach 150 Jahren von seinem Aufbau und Erzählton modern wirkt. Ich kann verstehen, dass Schriftsteller des 20. Jahrhunderts Krieg und Frieden als wegweisenden für die literarische Gattung Roman ansahen. Die historische Erzählung erstreckt sich in erster Linie auf die ersten 12 Jahre des 19. Jahrhunderts unter Zar Alexander I. in Russland, das von Napoleon angegriffen wird. Ich war immer im Glauben, dass dieses Buch exemplarisch Familien aus verschiedenen Schichten der russischen Gesellschaft darstellt und wie sie sich in Kriegzeiten schlugen. Die Weltgeschichte als unkommentierte Rahmenbedingung. Doch dies ist nicht der Fall, denn das Buch ist bestimmt zu einem Drittel Geschichtswissenschaften aus Sicht von Tolstoi. Daher bezeichnete Tolstoi das Buch selbst als historischen Roman. Napoleon steht damit aus narrativer Sicht auf einer Ebene mit den Protagonisten aus der russischen Oberschicht. Einfaches Volk taucht in dem Buch wenig auf. Die Bauern sind noch eine gesichtslose Masse. Tolstoi schrieb das Buch als Vierzigjähriger, also noch relativ früh in seiner Schaffensphase. Auffallend ist zu Beginn, als das Buch mit dem Ball bei einer Hofdame startet, dass Tolstois Erzählton sehr wertend ist, insbesondere bzgl. der negativen Eigenschaften der Personen aus der Oberschicht. Tolstoi gelingt es, verschiedene Menschtypen auf die Protagonisten-Familien zu verteilen. Sein Mikrokosmos stellt offenbar ein Spiegelbild der russischen Adelsgesellschaft dar. Deren Abgehobenheit und Arroganz verdeutlicht er, in dem er sie nur französisch sprechen läßt. In meiner übersetzen Ausgabe von H. Röhl waren zum Glück diese langen Passagen schon ins Deutsche übersetzt. Die Fixiertheit der Russen auf Frankreich in Bezug auf Sprache, Kultur und auch Herrscher nimmt im Buch teilweise groteske Züge an. Manche Russen bewundern sogar Napoleon, obwohl er bereits vor den Toren Moskaus steht. Das ganze Werk ist sehr überlegt konzipiert, insbesondere der schon im Titel anklingende Wechsel zwischen den zwei Welten Krieg und Frieden, Ruhm und Liebe, körperlicher und seelischer Schmerz. Mit die stärkste Szenen im Buch sind die Schilderungen der Reflexionen der Soldaten am Vorabend vor der Schlacht, dass ihr Leben morgen enden könnte. Man spürt wie die Protagonisten den Irrsinn des Kriegs langsam entlarven, die Sinnhaftigkeit des Kriegs in Frage stellen, um dann doch der Sucht nach Ruhm zu verfallen. Da hatte ich das Gefühl, Tolstoi spielt mit seinen Charakteren. Er läßt an der Grenze zur Vernunft plötzlich anhalten, und sie wieder den niederen Begierden verfallen. Die beiden zentralen Figuren sind die Grafen Pierre und Andrei. Pierre ist der personifizierte Mensch im eigentlichen Sinne, mit seinen ganzen Stärken und Schwächen und von seinen Gefühlen getrieben. Alle anderen Figuren stehen als Gegenentwürfe zu ihm in einem Kreis. Und Andrej verkörpert dabei den Egoisten, den Kopfmensch im Gegensatz zum Bauchmensch Pierre. Andrej denkt nur an seinen eigenen Ruhm. Es geht ihm nicht um Kameradschaft oder um das Dienen für die Obrigkeit (wie beim Gegenentwurf Rostow), es geht immer nur um ihn selbst. Pierre dagegen hat schon eine gewisse Form von der Nächstenliebe verinnerlicht, die er auf eine einfache Formel bringt: Wenn ich einem Anderen helfe und dessen Situation sich verbessert, tue ich Gutes. Für mich hat das Buch eine tiefe Bedeutung. Es ist nicht einfach nur eine lange, epische Erzählung. Es ist diese Verbindung von verschiedenen Sparten der Geistes- und Geschichtswissenschaft, mit den Psychogrammen verschiedener Menschentypen zu einem Roman mit Abenteuer, Dramatik, Romantik und Tragik. Und darüber hinaus ist es ein Entwicklungsroman par excellence. Die beeindruckendste Entwicklung macht Pierre mit, der meines Erachtens die Entwicklung Leo Tolstois symbolisiert. Pierre ist sein Alter Ego. Vom Lebemann & Soldat, zum Mann des Geistes und der Literatur, zum Mann des Glaubens und der spirituellen Erleuchtung, zum Mann der Einfachheit und Naturverbundenheit. So ist Tolstois Weg. Tolstoi beschreibt die Lage der Soldaten und der Bauern in beeindruckenden Worten. Pierre empfindet die einfache Kartoffel am Ende als das beste Gericht, das er je gegessen hat und er bewundert den kleinen Alten in der Gefangenschaft, der alles Leid mit der Seelenruhe erträgt. Es geht im Leben nicht um die Erreichung von Zielen, die einem die Gesellschaft oder die weltentrückte Glaubensgemeinschaft der Freimauerer einem vorgeben. Es geht im Leben darum, zu leben, in sich zu ruhen, für sich, für andere Menschen zu sorgen unter der Gewissheit, dass es dieses eine höhere Wesen gibt. Sorge dich nicht, lebe und hab ein gewisses Gottvertrauen. Mich hat dies sehr angesprochen. Kein Mensch ist so groß, dass er für die Geschichte aller Menschen verantwortlich ist. Auch kein Napoleon. Gegen Endes des Buchs ist es sehr auffällig, mit welcher Vehemenz Tolstoi Napoleon vernichtet. Aus heutiger Sicht vielleicht nicht so revolutionär, weil wir Napoleon viel kritischer sehen, als die Menschen im 19. Jahrhundert. Wahrlich ein Meisterwerk.
When I first did the 75 Hard Challenge in 2021, I finished quite a few books of my "I really want to read this, but I never do"-list. War and Peace was the last one I started during my first run of the challenge and I picked it back up, during my second completion of 75 Hard. I absolutely loved it and I am really, really sad to go look for another adventure (long term read) now. How exciting! War and Peace is one of those works, you always hear about but rarely know someone, who actually read it. When I first started reading it, my edition was faulty and lacking pages 33-110, so I searched for another one and ended up buying the longest available in german, standing at 1886 pages. What started out as a truly intimidating read, quickly drew me in and made me exicted about the developements all those characters went through. The ones i thought most exciting are probably the ones, a lot of people detest (Kuragin, for example) but I actually grew to like a few of those, that I truly disliked at the start (Andrei, Natasha, ...). I expected to enjoy the chapters about what was going on during the war a lot more, than the chapters surrounding the dinners, teas and overall socializing stuff. But boy, oh boy, did I think wrong! I loved the mixture of both, truly enjoyed Tolstoi's Napoleon-bashing chapters (purely gold, absolute goals) and was also strangely fascinated by all of the engagement-drama, the marriages and the life far away from war-torn cities. I think, the best way to read such a massive work is truly to read a couple of pages a day, every day. This way I never forgot any of the characters and was able to walk through the network of connections between the characters, their families and their (family's) histories. I will read more of Tolstoi's works and I humbly hope to be able to read something of his someday in russian when I am capable to.
Ein wirklich episches Werk, welches auch nach 150 Jahren von seinem Aufbau und Erzählton modern wirkt. Ich kann verstehen, dass Schriftsteller des 20. Jahrhunderts Krieg und Frieden als wegweisenden für die literarische Gattung Roman ansahen. Die historische Erzählung erstreckt sich in erster Linie auf die ersten 12 Jahre des 19. Jahrhunderts unter Zar Alexander I. in Russland, das von Napoleon angegriffen wird. Ich war immer im Glauben, dass dieses Buch exemplarisch Familien aus verschiedenen Schichten der russischen Gesellschaft darstellt und wie sie sich in Kriegzeiten schlugen. Die Weltgeschichte als unkommentierte Rahmenbedingung. Doch dies ist nicht der Fall, denn das Buch ist bestimmt zu einem Drittel Geschichtswissenschaften aus Sicht von Tolstoi. Daher bezeichnete Tolstoi das Buch selbst als historischen Roman. Napoleon steht damit aus narrativer Sicht auf einer Ebene mit den Protagonisten aus der russischen Oberschicht. Einfaches Volk taucht in dem Buch wenig auf. Die Bauern sind noch eine gesichtslose Masse. Tolstoi schrieb das Buch als Vierzigjähriger, also noch relativ früh in seiner Schaffensphase. Auffallend ist zu Beginn, als das Buch mit dem Ball bei einer Hofdame startet, dass Tolstois Erzählton sehr wertend ist, insbesondere bzgl. der negativen Eigenschaften der Personen aus der Oberschicht. Tolstoi gelingt es, verschiedene Menschtypen auf die Protagonisten-Familien zu verteilen. Sein Mikrokosmos stellt offenbar ein Spiegelbild der russischen Adelsgesellschaft dar. Deren Abgehobenheit und Arroganz verdeutlicht er, in dem er sie nur französisch sprechen läßt. In meiner übersetzen Ausgabe von H. Röhl waren zum Glück diese langen Passagen schon ins Deutsche übersetzt. Die Fixiertheit der Russen auf Frankreich in Bezug auf Sprache, Kultur und auch Herrscher nimmt im Buch teilweise groteske Züge an. Manche Russen bewundern sogar Napoleon, obwohl er bereits vor den Toren Moskaus steht. Das ganze Werk ist sehr überlegt konzipiert, insbesondere der schon im Titel anklingende Wechsel zwischen den zwei Welten Krieg und Frieden, Ruhm und Liebe, körperlicher und seelischer Schmerz. Mit die stärkste Szenen im Buch sind die Schilderungen der Reflexionen der Soldaten am Vorabend vor der Schlacht, dass ihr Leben morgen enden könnte. Man spürt wie die Protagonisten den Irrsinn des Kriegs langsam entlarven, die Sinnhaftigkeit des Kriegs in Frage stellen, um dann doch der Sucht nach Ruhm zu verfallen. Da hatte ich das Gefühl, Tolstoi spielt mit seinen Charakteren. Er läßt an der Grenze zur Vernunft plötzlich anhalten, und sie wieder den niederen Begierden verfallen. Die beiden zentralen Figuren sind die Grafen Pierre und Andrei. Pierre ist der personifizierte Mensch im eigentlichen Sinne, mit seinen ganzen Stärken und Schwächen und von seinen Gefühlen getrieben. Alle anderen Figuren stehen als Gegenentwürfe zu ihm in einem Kreis. Und Andrej verkörpert dabei den Egoisten, den Kopfmensch im Gegensatz zum Bauchmensch Pierre. Andrej denkt nur an seinen eigenen Ruhm. Es geht ihm nicht um Kameradschaft oder um das Dienen für die Obrigkeit (wie beim Gegenentwurf Rostow), es geht immer nur um ihn selbst. Pierre dagegen hat schon eine gewisse Form von der Nächstenliebe verinnerlicht, die er auf eine einfache Formel bringt: Wenn ich einem Anderen helfe und dessen Situation sich verbessert, tue ich Gutes. Für mich hat das Buch eine tiefe Bedeutung. Es ist nicht einfach nur eine lange, epische Erzählung. Es ist diese Verbindung von verschiedenen Sparten der Geistes- und Geschichtswissenschaft, mit den Psychogrammen verschiedener Menschentypen zu einem Roman mit Abenteuer, Dramatik, Romantik und Tragik. Und darüber hinaus ist es ein Entwicklungsroman par excellence. Die beeindruckendste Entwicklung macht Pierre mit, der meines Erachtens die Entwicklung Leo Tolstois symbolisiert. Pierre ist sein Alter Ego. Vom Lebemann & Soldat, zum Mann des Geistes und der Literatur, zum Mann des Glaubens und der spirituellen Erleuchtung, zum Mann der Einfachheit und Naturverbundenheit. So ist Tolstois Weg. Tolstoi beschreibt die Lage der Soldaten und der Bauern in beeindruckenden Worten. Pierre empfindet die einfache Kartoffel am Ende als das beste Gericht, das er je gegessen hat und er bewundert den kleinen Alten in der Gefangenschaft, der alles Leid mit der Seelenruhe erträgt. Es geht im Leben nicht um die Erreichung von Zielen, die einem die Gesellschaft oder die weltentrückte Glaubensgemeinschaft der Freimauerer einem vorgeben. Es geht im Leben darum, zu leben, in sich zu ruhen, für sich, für andere Menschen zu sorgen unter der Gewissheit, dass es dieses eine höhere Wesen gibt. Sorge dich nicht, lebe und hab ein gewisses Gottvertrauen. Mich hat dies sehr angesprochen. Kein Mensch ist so groß, dass er für die Geschichte aller Menschen verantwortlich ist. Auch kein Napoleon. Gegen Endes des Buchs ist es sehr auffällig, mit welcher Vehemenz Tolstoi Napoleon vernichtet. Aus heutiger Sicht vielleicht nicht so revolutionär, weil wir Napoleon viel kritischer sehen, als die Menschen im 19. Jahrhundert. Wahrlich ein Meisterwerk.
Sehr sehr lang, aber interessant. Hab es als Hörbuch gehört. Hätte ich es gelesen, weiß ich nicht, ob ich durchgekommen wäre 😂
Fast ein ganzes Jahr habe ich für das Buch gebraucht und ich hätte nicht gedacht, dass es mir so gut gefallen würde. Nach fast einem Jahr heißt es jetzt Abschied nehmen von Pierre, Natascha, Nikolai, Andrij, Maria, Boris,... Sie sind mir ans Herz gewachsen mit all ihren Eigenheiten und ich werde sie vermissen. Aber man sieht sich ja immer zwei mal im Leben ;)
What Lawrence of Arabia is for movies, War and Peace ist for books: awfully long but full of feeling, you just know there will never be anything like it.

Das Tolle an dem Buch ist die Abwechslung zwischen Krieg und den verschiedenen Themen in der Welt des Adels. Wie Bälle Heiratspläne und Teestunden.
In dem Buch geht es um die Zeit der Napoleonischen Kriege und vor allem um den Russlandfeldzug. Erzählt wird die Geschichte überwiegend aus der Sicht russischer Adliger. Hauptpersonen sind die drei russischen Adelsfamilien Bolkonski, Besuchow und Rostow.
Never before has it taken me that long to finish a book as it did with War and Peace. I started this work an unbelievable 8 years ago! I didn't read it during all this time, there were long breaks and several attempts to finish it. The main reason why it took me so long was that I had this huge one-volume edition which just was too big for my hands and too heavy for my handbag. But at the end of last year my library finally had it as an ebook and this really helped! Now I'm just glad to finally be done! I had watched a miniseries of War and Peace before reading the book which made reading it a lot easier: I had the character's faces on my mind and this helped remembering who was who. There really are a lot of characters! War and Peace is an enormous work and it deserves to be read. It's just that tiny bit too long. The peace parts can be read fairly quickly, but the war parts are often very very slow going. I'm not really interested in battle descriptions or at least only up to a certain point. When they are hundreds of pages long with every detail and often repetitive that's a bit too much. Tolstoy reaches the peak when he even uses mathematical equations! What I didn't like about Tolstoy's style is that whenever he uses an image or an example he explains it. It seems like he doesn't believe his readers can understand what he's saying. He's also often quite preachy which isn't my cup of tea. I was at war with this work for a long time, now I'm finally at peace with it but only barely. After all the effort I put into reading it I just hoped that I would love it in the end. It's a good book but it will never be one of my favourites.