Mit Lügen Geld verdienen - genau das ist es, was Fawn kann.
In der abgeschotteten Stadt Mentano lebt die 17-jährige Fawn, die mit ihrer roten Magie jede ausgesprochene Lüge sofort erkennen kann. Diese Gabe nutzt sie, um als Lügendiebin brisante Geheimnisse der Oberschicht zu stehlen und an die Dunkeldiebe zu verkaufen. Ihr Ziel ist es, in deren Reihen aufgenommen zu werden. Bei einem ihrer Raubzüge wird Fawn im Haus der einflussreichen Familie Falcron von Caeden, dem Sohn und neuen Oberhaupt, ertappt. Um ihrer Strafe zu entgehen, geht sie einen riskanten Deal ein: Sie soll Caedens Verlobte spielen und ihm helfen, den Mord an seinem Vater aufzuklären. Dabei gerät Fawn in ein gefährliches Netz aus Intrigen, politischen Machtspielen und aufkeimenden Gefühlen. Ihre Fähigkeit wird zur Waffe – doch je tiefer sie in die Welt der Lügen eintaucht, desto schwerer wird es, Wahrheit von Täuschung zu unterscheiden. Die Geschichte rund um Fawn, überzeugt durch eine originelle Grundidee, ein interessantes Magiesystem und das Setting. Besonders Fawns Drang, der Wahrheit auf den Grund zu gehen, macht sie in meinen Augen zu einer tollen Protagonistin. Allerdings zeigt sich Fawn in ihrer Loyalität gegenüber ihrer Mutter trotz offensichtlicher Lügen auffällig naiv, was meinen Eindruck ihrer Starrsinnigkeit verstärkt. Auch ihr Humor – oft sarkastisch und bissig – konnte mich persönlich nicht immer abholen. Dennoch gelingt es der Autorin, mit ihrem lockeren Erzählstil die Handlung lebendig und unterhaltsam zu gestalten. Einige Aspekte der Welt bleiben bewusst im Dunkeln, was zwar die Spannung erhöht, aber auch den Wunsch nach mehr Hintergrundinformationen weckt. Die Beziehung zwischen Fawn und Caeden entwickelt sich langsam und bleibt noch recht oberflächlich – hier dürfte im zweiten Band noch Potenzial für mehr Tiefe bestehen. Trotz kleiner Schwächen hat mich Die Lügendiebin so gut unterhalten, dass ich auch den zweiten Teil lesen bzw. hören werde, um Fawns Geschichte zu Ende zu erleben.