Nichts für Leser mit Paranoia
Thomas Brogan ist auf der Flucht, denn er wird wegen mehrfachen Mordes von der Polizei gesucht. Unterschlupf findet er zunächst in einem verlassenen Reihenhaus, wo sich ihm schon schnell die Gelegenheit bietet, über den gemeinsamen Dachboden unbemerkt auch in die anderen Häuser zu gelangen. Über die nächsten Tage spioniert er die Bewohner und ihre Gewohnheiten aus. Mit der betagten, einsamen Elsie freundet er sich unabsichtlich an, denn sie erwischt ihn eines Tages in ihrem Haus, hält ihn jedoch für ihren verstorbenen Sohn und versorgt ihn fortan mit Lebensmitteln. Auf ein junges Pärchen hat Thomas ein besonderes Auge geworfen, da ihm die schöne Colette so gut gefällt, dass seine sadistische Vorstellungskraft mit ihm durchgeht. Das Buch spielt ausschließlich aus der Ich-Perspektive von Thomas. Dadurch taucht man in jeden Gedankengang, jede Fantasie bezüglich Mord und Missbrauch und jedes Zwiegespräch mit seinen inneren Dämonen ungefiltert ab. Besonders unterhaltsam wird die Geschichte, sobald der Protagonist beginnt, auf das Leben der Bewohner der Reihenhäuser Einfluss zu nehmen. Einige Handlungsstränge, wie die Nahrungssuche oder die Schwierigkeit notwendige Hygienemaßnahmen durchführen zu können, sind zwar realistisch und nachvollziehbar beschrieben, wiederholen sich aber leider auch sehr oft. Hier hätte man das (Hör)Buch etwas straffen können. Richtig amüsant fand ich die kleinen Streiche, die Thomas den Bewohnern gespielt hat. Dadurch entwickelte sich vor allem zwischen Colette und ihrem Mann Martyn eine ganz eigene Dynamik. Leser mit Verfolgungswahn sollten hier Abstand nehmen, da die voyeuristischen Beschreibungen selbst mir das ein oder andere Mal eine Gänsehaut verschafft haben und ich mich teilweise selbst beobachtet fühlte. Gelesen wird das Hörbuch auf sehr atmosphärische Art von Peter Lontzek. Er schafft es perfekt, sowohl Thomas als auch seinem inneren Dämon zwei gut voneinander unterscheidbare Stimmen zu geben.