Dieses Buch ist nicht zärtlich. Es ist roh. Schmerzhaft. Intensiv.
Ich wurde von der Autorin vorgewarnt – sinngemäß, dass dies eines ihrer härtesten Bücher sei und viele Leserinnen es abgebrochen hätten. Mich hat das nur noch neugieriger gemacht. Und bereits nach wenigen Seiten war klar: Das hier ist kein Buch für Menschen ohne Lebenserfahrung. Ohne das Wissen, dass Liebe manchmal seltsame Wege geht, um sich zu zeigen. Es ist ein Buch über eine besondere Art von Liebe. Juliet begibt sich freiwillig in eine emotionale und sexuelle Abhängigkeit zu Sage. Nicht aus Schwäche – sondern weil sie ihn liebt. Weil sie es will. Dieses fragile Konstrukt wird oft nicht verstanden. Doch genau das macht sie genauso mächtig wie ihn. Das vorweg – denn ich finde es wichtig zu betonen: Dieses Buch basiert auf beiderseitigem Einverständnis, auf Consent. Auch wenn das nicht auf jeder Seite offensichtlich ist. Wer genau liest, erkennt es. Vor allem in den Kapitelzitaten, die oft mehr sagen, als es auf den ersten Blick scheint. Dieses Buch ist nicht zärtlich. Es ist roh. So roh wie Sage selbst, der männliche Protagonist. Die Sexszenen? Reiner BDSM. Wer damit nichts anfangen kann, sollte die Finger davon lassen. Ich hingegen mag es – und ich mag, wie Miss Baines diese Szenen beschreibt: intensiv, direkt, aber niemals platt. Entgegen gängiger Klischees braucht BDSM nicht zwingend ein Safeword. Auch hier fehlt es. Und ja, Sage treibt Juliet an ihre Grenzen – manchmal darüber hinaus. Doch immer mit einem Gespür dafür, wie weit er wirklich gehen darf. Und das spürt man als Leserin. Das gesamte Buch kratzt an Grenzen. Es schmerzt. Und es ist gleichzeitig lustvoll. Unter all dem Schmerz, der sich zwischen den Seiten sammelt, liegt etwas Tieferes: Liebe. Tief verborgen – bei beiden. Auch wenn Sage es nie zugeben würde. Juliet dagegen schon. Der Aufbau unterscheidet sich von anderen Büchern der Autorin: Die Beziehung ist zu Beginn bereits in vollem Gange, und der Nebenplot nimmt schon zur Hälfte ordentlich Fahrt auf. Und das ist gut so – denn dieser Nebenplot ist zwar genau das: eine Nebenhandlung. Aber er bildet auch den Kern der inneren Konflikte, die die Protagonisten antreiben. Fast beiläufig kommt es dann zum vermeintlichen Finale – das alles in den Abgrund reißt. Und damit den Weg frei macht für die eigentliche Geschichte. Sarah Baines hat es wieder geschafft, mich auf eine emotionale Achterbahnfahrt zu schicken. Mich einzufangen. Mich herauszufordern – wie Sage Juliet. Dark Romance hat viele Schattierungen – und dieses Buch gehört eindeutig zu den dunkelsten. Doch auch hier gibt es ein Happy End. Und alles basiert auf gegenseitigem Einverständnis. Das Happy End nimmt dem Schmerz nicht die Kraft, aber es zeigt, was dahintersteckt: tiefe Liebe, echte Hingabe, kompromisslose Authentizität. Schmerz, Lust, Abhängigkeit – all das wird hier zum Ausdruck einer tiefen Verbindung. Und – was ich an Sarah Baines so liebe – es gibt kein „Heilungswunder“, keine rosarote Verklärung. Der MMC bleibt, wie er ist: roh, brutal, und gleichzeitig zutiefst menschlich in seinem inneren Kampf. Seine Gefühle werden nicht schöngefärbt, sondern offengelegt – in einem finalen Kapitel, das alles auf den Punkt bringt. Wieder einmal bin ich begeistert. Für alle, die BDSM und Dark Romance mögen – roh, intensiv, ehrlich – eine klare Empfehlung. Für alle anderen: lieber nicht.