„Ohne Wenn und Aber wage ich den Schritt in eine Zeit, die ich noch nicht gelebt habe, und in ein Buch, das ich noch nicht geschrieben habe.“ S. 10
Zugegeben – mit hoher Erwartung ging ich an das Buch heran. Da es sich um eine koreanische Übersetzung handelt, gestehe ich dem Text zu, dass dabei möglicherweise Bedeutungsnuancen verloren gegangen sein könnten. Dennoch empfand ich einige Sätze und Passagen stellenweise als zusammenhangslos. Auch das Thema erschien mir zu weit gefasst – fast so, als wurde sich zu sehr an der Idee einer Sammlung rund um die Farbe Weiß festgeklammert.
Trotzdem fanden sich einige schöne Formulierungen und eindrucksvolle Stücke Kurzprosa, die mir gut gefallen haben. Das Buch hält mich daher nicht davon ab, mich auch auf weitere Werke der Autorin einzulassen.
„Atemwölkchen
An einem kalten Morgen,als sich vor ihrem Mund ein weißes Atemwölkchen bildet, ist das der Beweis,dass sie lebt,dass wir leben. Der Beweis dafür,dass unsere Körper warm sind. Kalte Luft dringt in unsere lichtleeren Lungen,wird von der Temperatur unseres Körpers erwärmt und strömt als weißes Wölkchen wieder hinaus. Das Wunder des Lebens, sichtbar in Form von in der Luft hängenden, weißgrauen Gebilden.“
🤍
»Auf manche Erinnerungen hat die Zeit keinen Einfluss. Dasselbe gilt für Schmerz. Seine Macht ist nicht absolut, und er muss nicht zwangsläufig zerstörerisch sein.«
Mit den knapp 150 Seiten liest sich dieses Buch relativ schnell durch. Der Inhalt regt zum Nachdenken an bzw. soll dies eventuell tun.
Ich kann das Gelesene jedoch noch nicht richtig greifen, weshalb ich sicher ein Re-read vornehmen werde. Da die Länge des Buches für einen Re-read zwischendurch geeignet ist, gibt mir dies Gelegenheit, mich mit dem Geschriebenen erneut auseinanderzusetzen und die darin liegende Tiefgründigkeit besser zu verstehen.
Vielleicht war es für mich auch nicht der richtige Tag, um den Inhalt oder die Bedeutung wirklich greifbar zu verstehen.
Trotz allem ist dies ein lesenswertes Buch, mit einem tollen Schreibstil und einem guten ersten Einblick in die Werke der Autorin.
"Stirb nicht, bitte stirb nicht."
In einer eiskalten ungenannten Stadt fern der Heimat überfällt die Erzählerin plötzlich die Erinnerung an ihre ältere Schwester, die bei der Geburt in den Armen ihrer Mutter gestorben ist.
Diese Erinnerung findet sie in allen Formen von Weiß wieder.
"Weiß" ist kein Roman im eigentlichen Sinne, sondern eine Aufzählung von kleinen poetischen Miniaturen über die weißen Gegenstände, in die die Erinnerung an die unbekannte Schwester und die Auswirkungen auf ihr eigenes Leben verwoben sind.
Auch wenn mir persönlich die Romane von Han Kang besser gefallen, da mir hier ihre skurrilen Figuren und unbarmherzigen Handlungsstränge fehlen, kann wohl nur Han Kang so schön über Tod, Verlust, Trauer und Schmerz schreiben.
*☆ In allen weißen Dingen werde ich Dich spüren und für Dich weitermachen☆ Zitat
Ein Buch mit Erzählungen zu persönlichen und menschlichen Erfahrungen im Bereich Trauer und Menschsein.
Die Autorin packt mich mit jedem Buch mehr. Sie hat eine so poetische unverwechselbare Art mit doch sehr persönlichen Erfahrungen umzugehen , dass es einem nachhaltig ins Herz geht.
„Wenn ein ewig lang scheinender Tag endlich zu Ende geht, braucht es eine Zeit, in der man nicht spricht.“
Poetisch, emotional, regt zum nachdenken an.
Es war beruhigend und aufwühlend zu gleich und das alles in einem wunderschönen schriebstill. Ich will aufjedendfall mehr von Han Kang lesen ! 🤍
Weiß von Han Kang hat mich tief berührt.
Die kurzen, minimalistischen Beschreibungen haben es dennoch geschafft, Gefühle und Situationen perfekt einzufangen.
Beim Lesen musste ich mein Tempo drosseln, bewusster die Zeilen wahrnehmen und mich auf eine ganz neue Weise auf das Buch einlassen.
Dadurch wurde das Lesen selbst zu einem intensiven Erlebnis.
Han Kang hat es geschafft, mich vollständig in ihre Reise hineinzuziehen und mir eine neue Sicht auf das Lesen zu eröffnen – still und zugleich kraftvoll.
In zarter Poesie beschreibt die Erzählerin die weißen Fragmente unserer Welt - von Schnee über Salz - und verabschiedet sich von einer Schwester, die sie nie kennenlernen durfte.
Leben, Abschied, Trauer, Schmerz und Einsamkeit finden ihren Platz in stiller Lyrik mit eindringlichen Metaphern, die eine abstrakte Erzählung bilden, die mich gleichermaßen gefordert und berührt hat.
Das Buch enthält kurze Passagen zu Dingen, die mit der Farbe Weiß zu tun haben. Gewisse Anekdoten/Erinnerungen werden sozusagen mit der Farbe in Verbindung gebracht. Beim Durchgehen der Passagen stellt man fest, dass das ganze Buch eine Trauer um die tote Schwester ist.
Die poetische Sprache hat mir sehr gut gefallen. Insgesamt sind mir die Texte zu erdrückend. Die meisten konnte ich nicht nachvollziehen. Mich persönlich konnte dieses Büchlein aus diesem Grund leider nicht erreichen. Ich erlaube mir noch kein Urteil über die mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichneten Autorin Han Kang.
Auf berührende Weise verarbeitet Han Kang den Verlust ihrer älteren Schwester, die sie nie kennen lernen durfte, deren Tod aber für immer einen Schleier über die Familie gelegt hat. Weiss ist in Korea die Farbe der Trauer und so widmet Han Kang auch dieser Farbe dieses Buch. In Kurzgeschichten, die allesamt mit etwas weißem zu tun haben, verwandelt die Autorin ihre Trauer in nahezu poetische Worte, die mit einem melancholischen Unterton zum Mitfühlen und Nachdenken anregen.
Ich bin schon vor langer Zeit davon abgekommen, mir nach der Verkündung des Literaturnobelpreises ein Buch der Preisträgerin / des Preisträgers zu kaufen. Das hat eine Reihe von Gründen, zu denen unter anderem gehört, dass ich persönlich mit Lyrik/Poesie wenig anfangen kann und stressbedingt meine Aufmerksamkeitsspanne nicht mehr so richtig für Bücher reicht, die etwas sperrig sind oder etwas länger brauchen.
Bei Han Kang speziell war es jetzt so, dass ich vor Jahren „Die Vegetarierin" gelesen habe und das Buch mich etwas ratlos hinterlassen hat. Ich zunächst bis zu einem gewissen Punkt begeistert war und mich die Geschichte dann komplett verloren hat.
Weil der Anfang mir aber so gut gefallen hatte, habe ich beschlossen, Han Kang noch einmal eine Chance zu geben. Sehr großzügig von mir, ich weiß.
Und wer das jetzt alles und „Weiß" schon gelesen hat, wird sich vielleicht fragen, ob das jetzt wirklich die beste Wahl dafür war. Denn in diesem Buch verarbeitet Han Kang das Thema Trauer, konkret den Tod ihrer alteren Schwester, mit vielen kurzen Texten rund um Dinge, deren Gemeinsamkeit ist, dass sie weiß sind.
Und auch wenn es immer noch nicht meine Literaturform ist, so haben mich die tolle Sprache und das Melancholische, das mir sehr nah ist, wieder überzeugt, auch weitere Werke von Han Kang lesen zu wollen.
Wenn jemand einen Tipp hat, womit ich anfangen sollte, gerne in die Kommentare.
Große Empfehlung für eine kurze Lesepause von längeren Geschichten. Es regt zum Andenken an, berührt und eröffnet neue Blickwinkel auf Vergänglichkeit.
Trauer, Erinnerung, Vergänglichkeit: „Weiß“ ist eine autobiografische Geschichte, in der die Autorin mithilfe der Farbe Weiß eine Aufarbeitung von Traumata (Verlust eines Kindes; Kindheitstrauma) unternimmt.
Was kann „Weiß“ alles bedeuten? Wofür steht die Farbe, welche Gegenstände gibt es? Han Kang gibt uns Denkanstöße in Form von kurzen Kapiteln, die sich wiederum in Form und Schreibweise unterscheiden (mal Verse, beinahe wie ein langes Gedicht/kurzer Epos, mal Fließtext). Mir gefällt diese Unordnung sehr gut, spiegelt es doch das Leben in seinen Fragmenten wieder.
Weiß ist für Han Kang: Unschuld, Erinnerung, Krankheit, Trauer, Tod, Alltägliches, Natur.
"Es gibt bestimmte Erinnerungen, die vom Zahn der Zeit unberührt geblieben sind. Es ist nicht wahr, dass alles von Zeit und Leid gefärbt ist. Es ist nicht wahr, dass sie alles in den Ruin treiben."
Das Buch handelt von einer namenlosen Frau, die erfährt, dass sie eine tote Schwester hatte, die kurz nach der Geburt gestorben ist. In einzelnen Episoden gedenkt sie dieser Schwester und denkt über Tod und Vergänglichkeit nach.
Ein Buch dass eher eine Aneinanderreihung von Episoden und Gedanken ist, kein zusammenhängender Plot. Das Ganze ist sehr philosophisch und regt zum nachdenken an. Ist teilweise aber auch recht anstrengend zu lesen und verstanden habe ich bestimmt nicht Alles.
Man muss sich drauf einlassen und vielleicht auch die südkoreanische Kultur etwas besser kennen als ich um mehr aus der Geschichte herausholen zu können
Die Beschäftigung mit der Vergänglichkeit. In kleinen Abschnitten und immer mit der Farbe Weiß verbunden. Faszinierend. Nachhallend. Seelenvoll.
"Stille
Wenn ein ewig lang scheinender Tag endlich zu Ende geht, braucht es eine Zeit, in der man nicht spricht. So wie man vor dem Ofen instinktiv die starren Hände zur Wärmequelle aus streckt, so braucht man Zeit, die Behaglichkeit des Schweigens in sich aufzunehmen."
Es fällt mir schwer, zu schwer, Sterne zu vergeben. Dieses Buch ist so ganz anders als alle anderen Bücher - nicht unbedingt besser oder berührender, nicht spannend oder facettenreich.
Dennoch berührt es mich auf ganz subtile und zarte Weise, so friedlich und rein.
Ich glaube, es muss noch nachwirken. Vielleicht entscheide ich mich dann für die Sterne.
Jetzt gerade bin ich noch - Zustand unklar.
Ein Buch für lyrische Leser, die eher die leisen und melancholischen Töne mögen 🪶🤍
Han Kang hat mit „Weiß“ ein außergewöhnlich sensibles Buch geschrieben, welches tief berühren kann, wenn man dem sensiblen Thema Tod offen gegenüber treten kann.
Die südkoreanische Autorin schreibt bedächtig und unaufgeregt, poetisch, lyrisch und kraftvoll.
Die eigentliche Geschichte ist schnell erzählt : die Protagonistin verarbeitet hier den Tod ihrer jüngeren, zu früh geborenen Schwester, welche kurz nach der Geburt gestorben ist. Dennoch schwingt der Nachhall ihrer Existenz wie ein roter Faden durch das Familienleben. Der Verlust und Abschied sind allgegenwärtig und verbunden mit einer großen Melancholie im Raum.
Anhand der Farbe Weiß beschreibt Han Kang mithilfe zahlreicher Assoziationen, Stimmungsbildern und Erinnerungen ihr Verhältnis zu diesem Sternenkind der Familie. In oft nur ein- bis zweiseitigen Passagen evoziert sie weiße Gegenstände und Naturerscheinungen wie Nebel, Wickeltuch, Schneeflocke, Muttermilch, Zuckerwürfel, Wolken und Salz in emotionalen Prosa-Gedichten. Viele dieser kleinen Texte können unabhängig für sich als kleines poetisches Werk bestehen.
Die Protagonistin scheint in allen Weiß-Begegnungen ihres Lebens ihre Schwester zu erinnern, was ihr Trost zu spenden vermag. Das Werk ist zudem mit feinen Schwarz-Weiß-Fotografien zum Thema ausgestaltet - ein weiterer künstlerischer Beitrag zu diesem zarten Abschiedswerk.
Ein Buch für lyrische Leser, die eher die leisen und melancholischen Töne mögen.
(habe es zunächst mit 4,5 Sternen bewertet, weil ich schauen möchte, ob es in mir nachhallt und in Erinnerung bleibt - sollte das der Fall sein, werde ich die Bewertung auf 5 Sterne anheben)
"Ich glaube, dass dies die besten Worte für einen Abschied sind. Bitte stirb nicht."
❤️🩹
In typischer Han-Kang-Manier erzählt die Autorin von einem Ereignis, das ihre Familiengeschichte geprägt hat: dem Tod ihrer älteren Schwester, die Han Kang nie kennenlernen konnte. Der Schreibstil ist wie immer voller Melancholie, die sich zwischen den Zeilen versteckt, und kleinen Messern, die sich, immer, wenn mensch es nicht erwartet, zwischen die Rippen bohren, direkt ins Herz. Über Dinge, die weiß sind, hangeln wir uns an der Geschichte entlang, ständig zwischen Leben und Tod und der Gewissheit, dass alles endlich ist. ❤️🩹
Den halben Stern Abzug gibt es nur, weil das Ende mMn ein Kapitel zu lange gezogen ist.
In dieser autofiktionalen Geschichte schildert die Protagonistin ihr Leben mit der Trauer um den Tod ihrer älteren Schwester.
In einer lyrischen Sprache nähert sich die Autorin der Mannigfaltigkeit dieses Gefühls, indem sie es über sein in Korea traditionelle Farbe „weiß“ beschreibt. „Weiß“ ist Raureif, Schnee aber auch Zucker.
Ein Lebenslesehighlight, das mich tief berührt und gestärkt hat.
Mehr dazu im Lesemonat Januar:
https://youtu.be/veGfzeliFQk
Viel Spass bei der Lektüre.
Weiß ist kein Roman. Es sind eher kurze Essays über das Leben und den Tod und die vielleicht dünne Grenze dazwischen. Ich fand es sehr berührend und poetisch.
Ein stilles Meisterwerk auf einhundertfünfzig Seiten. 🤍
WEISS ... 🤍
... wie Schnee,
... wie Salz,
... wie ein Taschentuch,
... wie ein Babyhemdchen,
... wie Rauch,
... wie der Mond,
... wie eine Kerze
... wie die Seele,
... wie die Trauer!
"Weiß" ist die Trauerfarbe Koreas!
In diesem Buch geht es um die Schwester der Erzählerin, die bei ihrer Geburt verstorben ist. Es ist nicht in Romanform verfasst, sondern lyrisch. Kleine Essays leiten uns, anhand weißer Dinge, durch die Geschichte und zeigen, wie nah Leben und Tod beieinander liegen. Dies lässt uns unser Leben, welches wir oftmals zu selbstverständlich ansehen, vergessen.
Han Kang schafft es hier, auf "nur" 150 Seiten, in äußerst bewegender und außergewöhnlicher Sprache, uns eine große Nähe zu ihrem Werk zu bringen. Es ist ein stilles Buch für die dunkle Jahreszeit.
Ich habe nun, alle bislang erschienenen Bücher der Autorin gelesen, aber keines hat mir so viel gegeben wie "Weiß". Es ist ein so wunderbar kostbares Buch, ein zerbrechlicher Schatz, den man behüten möchte. 🤍
Ein stilles Buch, am besten geeignet für eiskalte Wintertage. Ein kluges Buch mit sehr metaphorischer Sprache. Tod trifft auf Hoffnung, weiß auf Leben. Ich bin sehr gerührt.
Ich habe das Hörbuch gehört, gelesen von Rike Schmidt. Die Sprecherin hat eine sehr angenehme Stimme. Fazit für mich selbst Bücher mit kurzen Erzählungen oder vielen Perspektivwechseln sind für mich nichts als Hörbuch. Ich denke man taucht im Buch tiefer ein.
Weiß ist kein Roman. Es sind eher kurze Essays über das Leben und den Tod und die vielleicht dünne Grenze dazwischen. Ich fand es sehr berührend und poetisch.
Han Kang verarbeitet in “Weiß” ein Ereignis, das sie selbst nicht miterlebte, aber ohne das sie vielleicht nie geboren worden wäre: Ihre Mutter brachte ganz alleine in einer entlegenen Gegend ein Kind verfrüht zur Welt, das wenige Stunden danach starb. Dieser Schwester widmet die Autorin ihre Gedanken in “Weiß”, kleine lyrische Vignetten, die sich jeweils um einen weißen Gegenstand kreisen - die Farbe der Unschuld, der Reinheit, des Neugeborenen. Die Erinnerungen treten an die Oberfläche, während sich Kang in einer nördlichen, kalten Stadt “am anderen Ende der Welt” (vermutlich Warschau) aufhält, sich durch ihr Fremdsein isoliert fühlt und von Migräneattacken heimgesucht wird. Da das Leben der Schwester ungelebt blieb, darf sie in Kangs Zeilen Teil deren Welt werden, in der Imagination an ihrer Stelle leben.
Es wird gezeigt, wie die Farbe Weiß zwar rein und schön ist, aber anhand von Schnee, Eis und Gischt auch unerbittlich, vergänglich und kalt sein kann. Dieses Bild und die damit verbundenen Assoziationen haben mich beim Lesen sehr eingenommen. Allerdings blieb der Text für mich auf dieser Ebene stehen. Mit Ausnahme von einzelnen wenigen Passagen konnte ich wenig profunde Bedeutung für mich herausnehmen, die über das Offensichtliche hinausging. Leider habe ich das Buch daher am Ende ohne tiefgreifenden Eindruck weggelegt, obwohl ich die Anlage des Werkes, das mit einigen passenden Fotos ergänzt wurde, sehr vielversprechend fand.
Für mich ein Reread-Kandidat für eine andere Stimmung, eine andere Zeit, den ich zwar im Moment des Lesens genossen habe, aber aus dem ich zu jenem Zeitpunkt unverändert hervorging.
That was weird but I really liked it. It had wonderful quotes and I might need to buy my own copy of this one day.
„Weißes Lächeln.“
Update: own copy bought.
Triggerwarnung: in diesem Buch geht es um Trauer und den Verlust eines Familienmitglieds.
Weiß.
Weiß wie Schnee.
Weiß wie Würfelzucker.
Weiß wie eine Feder.
Weiß wie ein Taschentuch.
Weiß wie Reiskuchen.
Weiß, die Trauerfarbe in Korea.
Es geht um Trauer in diesem Buch. Die Trauer um die Schwester, die bei Ihrer Geburt gestorben ist und wie alles Weiße und vor allem die Schönheit von Reiskuchen sie immer wieder an ihre verstorbene Schwester erinnert.
Dieses Buch ist kein Roman, sondern Lyrik. Es sind Gedichte, die immer wieder auf die Trauer und den Verlust zielen, die die Erzählerin und ihre ganze Familie betreffen.
Die Autorin Han Kang schafft es, aus einer so zutiefst persönlichen Erinnerung eine literarische Erzählung zu erschaffen.
Für mich persönlich war es das erste Buch in diese Richtung und hat mich sehr überrascht, da ich es so nicht erwartet hatte. Dennoch konnten die sensiblen Texte mich erreichen und auf den nur 150 Seiten die Trauer gut spüren lassen.
Wer gerne Lyrik liest oder es auch einmal probieren will, dem kann ich das Buch empfehlen.
Aktuell ist mein Exemplar tatsächlich auf Buchreise, also wer es auch probieren möchte, den kann ich gerne hinzufügen!
Han Kangs "Weiß" (übersetzt von Ki-Hyang Lee, schon 2016 im koreanischen Original erschienen) ist kurz, gut, nachdenklich, mit Photographien - also eignet es sich zum Verschenken. Es hat mir aber dann doch so sehr gefallen, dass ich es bisher nicht verschenken wollte. Han Kang ist mit [b:Die Vegetarierin|31446792|Die Vegetarierin|Han Kang|https://i.gr-assets.com/images/S/compressed.photo.goodreads.com/books/1471214291l/31446792._SY75_.jpg|18449744] weltweit berühmt geworden, das ich leider noch nicht gelesen habe. Bestimmt auch deswegen bekam sie ein Schreibstipendium in Warschau, in dem dieses Buch entstanden ist.
Das gesamte Buch geht assoziativ von der Farbe "Weiß" aus. Assoziationen sind immer ein wenig eigenartig, sie stimmen nicht so recht, einige Male gehen einem die Sprünge zu schnell. Doch es gibt ein verstecktes übergeordnetes Thema, dass diese Assoziationen aneinander bindet und dieses Buch sehr gut werden lässt - bevor Han Kang geboren wurde, hatte ihre Mutter bereits eine Tochter, die aber nach nur sehr, sehr kurzer Lebenszeit verstorben ist. Han Kang fragt sich, inwieweit ihr Leben mit dieser Schwester anders gewesen wäre, ob sie überhaupt existiert hätte, wenn es ihre Schwester geschafft hätte - ob ihre Schwester so geworden wäre, wie sie so ist - ob sie ihr den Platz auf der Welt nimmt - ob ihre Mutter dieser Schwester nachtrauert und dass sie dann als überlebendes Kind negativ beeinflusste. Existenzielle und traurige Fragen.
Durch die Assoziationen zu den weißen Dingen geht es auch kurz um Warschau und den Nationalsozialismus. Es geht um zwei durch Unfälle verstorbene Kommilitonen. Um Schnee und den Winter. Nur manchmal wirken die Dinge dann doch zu unverbunden, wirken die beschriebenen Dinge zu wenig ausgeleuchtet.
Am allerschönsten fand ich die Gedichte. Eins sei hier zitiert:
Sand (Han Kang)
Und sie vergaß oft.
Dass ihr Körper, wie jedermanns Körper,
ein Haus aus Sand ist.
Dass er auseinanderfallen kann
und schon dabei ist zu zerbröckeln.
Dass er unaufhörlich
zwischen ihren Fingern zerrinnt.