Bildung zwischen Anspruch und Realität
In „Mythos Bildung“ analysiert Aladin El-Mafaalani die Beziehung zwischen Bildungssystem und gesellschaftlicher Ungleichheit. Das Buch versteht sich als kritischer Beitrag zur Bildungsdebatte in Deutschland und stellt dabei eine unbequeme, aber zentrale These in den Raum: Bildung allein führt nicht automatisch zu mehr Gerechtigkeit, sondern kann bestehende soziale Ungleichheiten sogar verfestigen. El-Mafaalani legt dar, dass das deutsche Bildungssystem trotz vieler Reformbemühungen noch immer stark von der sozialen Herkunft der Lernenden geprägt ist. Statt Bildung als „großen Gleichmacher“ zu feiern, entlarvt er diesen Anspruch als Mythos, ein Narrativ, das gesellschaftlich weit verbreitet ist, aber empirisch nicht standhält. Seine Argumentation basiert auf einem Mix aus Studien, historischen Rückblicken und persönlichen Reflexionen. Thematisch streift das Buch zentrale Aspekte wie Chancengleichheit, Integration und soziale Mobilität. Es bietet damit eine fundierte Grundlage für bildungspolitische Diskussionen. El-Mafaalani liefert nicht nur eine Systemkritik, sondern fordert auch neue Denkweisen, Bildung dürfe nicht isoliert betrachtet werden, sondern müsse im Zusammenspiel mit gesellschaftlichen Machtverhältnissen analysiert werden.„Mythos Bildung“ zeigt auf, wie trügerisch die Vorstellung von Bildungsgerechtigkeit sein kann und wie notwendig es ist, das System grundlegend zu hinterfragen. Mit einer Bewertung von 4/5 ist es ein aufschlussreiches und gut lesbares Buch, das sich hervorragend als Grundlage für weiterführende Auseinandersetzungen eignet.