4. Sept. 2023
Bewertung:4

Zunächst einmal finde ich das Cover von „Ich bringe dir die Nacht“ ansprechend gestaltet. Der dunkle Untergrund verspricht eine unheimliche Geschichte, während für die Schrift fast schon mädchenhafte Farben verwendet wurden. Die Buchstaben sind erhaben, so dass man sie gerne mit dem Finger nachzeichnet. Die Geschichte läuft auf zwei verschiedenen Ebenen ab. Nachdem Alison 10 Jahre lang in Holland, abgeschieden von ihrem alten Leben gewohnt hat, stehen eines Tages irische Polizisten vor ihrer Tür. Ihr Exfreund, der wegen 5-fachen Mordes verurteilt wurde, hat angeblich wichtige Informationen, die er allerdings einzig und allein Alison mitteilen möchte. Parallel dazu verfolgen wir in Rückblicken wie Alison vor 10 Jahren von zu Hause auszog um in Dublin zu studieren. Zum ersten Mal weg von den Eltern leben ist aufregend für die 19-jährige. Sie führt das typische Leben einer Studentin – Parties, neue Freunde, erste Liebe... Doch was so schön begann, endet in einem Scherbenhaufen. Wie konnte sie nicht mitbekommen, dass ihr geliebter Will ein Mörder ist? Eine Frage, auf die Alison auch mit 29 Jahren noch keine Antwort hat und je tiefer sie gräbt, desto mehr zweifelt sie, ob in Wahrheit nicht alles doch ganz anders gewesen sein könnte. Es ist mir sehr leicht gefallen, in diese Geschichte hineinzukommen. Der Schreibstil ist angenehm zu lesen. Die 19-jährige Alison war mir zwar nicht zu 100 % sympathisch, aber das hat mein Interesse an der Handlung nicht negativ beeinflusst. Auch wenn ich Mitleid mit ihr hatte, dass sie nicht durchschaut, dass sie von ihrer besten Freundin Liz manipuliert und ausgenutzt wird, so ist sie dennoch eine dieser Personen, die alles und jeden um sich herum vergisst, so bald sie einen Freund gefunden hat. Als das Unglück passiert, rennt Alison davon und ich stimme mit ihrer Mutter überein, dass sie auch 10 Jahre später in ihrem Teenager Alter stecken geblieben ist, da sie niemals aufgearbeitet hat, was ihr widerfahren ist. Dafür entwickelt sie nun eine immense Energie und ist fest entschlossen, herauszufinden, ob Will tatsächlich ein Mörder ist und wer hinter den neuen / alten Taten steckt. Das ist der Teil, an dem die Geschichte stark ins Unrealistische abrutscht. Wie wahrscheinlich ist es, dass ein Polizist eine Zivilperson mit nach Hause nimmt, Insider aus einer Mordermittlung teilt und gemeinsam mit ihr an Haustüren klingelt um Leute zu befragen. Das kam mir doch recht an den Haaren herbeigezogen vor. „Ich bringe dir die Nacht“ nennt sich Thriller. Ist es spannend? Ja, im Sinne von „Ich möchte wissen, wie es weitergeht“. Schlaflose Nächte vor lauter Neugierde bekommt man allerdings weniger. Mir haben hier die Schockmomente gefehlt, wenn eine Geschichte eine unerwartete Wendung nimmt. Bis ganz zum Schluss passiert im Grunde nichts, was völlig überraschend ist. Persönlich würde ich das Buch eher in die Kategorie Roman einordnen. Alles in allem hat es mir gut gefallen und ich würde weitere Veröffentlichungen der Autorin lesen.

Ich bringe dir die Nacht
Ich bringe dir die Nachtvon Catherine Ryan HowardAudible
23. Sept. 2022
Bewertung:4

The Liar's Girl Vor zehn Jahren wurde Alisons beste Freundin Liz ermordet, und ihr Freund Will gestand nicht nur diese Tat, sondern auch die Ermordung vier weiterer Studentinnen. Geschockt und traumatisiert floh Alison, von der Presse als ‘Mörderbraut des Serienkillers’ tituliert, außer Landes und ließ diese Vergangenheit ein für alle Mal hinter sich. Nur steht die Vergangenheit auf einmal wieder vor ihrer Tür, in Gestalt zweier Dubliner Gardai. In Dublin werden erneut junge Frauen ermordet, auf exakt die gleiche Art wie vor zehn Jahren. Ein Nachahmungstäter – oder hat Will Taten gestanden, die er gar nicht begangen hat? Jedenfalls behauptet Will, wichtige Informationen zu haben, und diese will er nur Alison verraten… In meinen Augen wartet das Buch nicht mit der atemberaubenden Hochspannung auf, die man gemeinhin von einem Thriller erwartet. Es macht dies aber mit psychologischer Finesse wett, ist sauber konstruiert und kann vor allem mit dichter Atmosphäre punkten. Es gibt einige interessante Wendungen – inklusive einer raffinierten Wendung innerhalb einer Wendung – und bleibt dennoch glaubhaft, schlüssig und dabei nicht vorhersehbar. Nur ganz am Schluss passiert etwas, das den geübten Leser literarischen Nervenkitzels vielleicht nicht unbedingt überrascht. Ach, natürlich… Auch wenn es dem Leser nur selten den Atem raubt, ist das Buch doch ein Pageturner. Klar ist, es gab im Verlaufe dieses Falls einige Fehlentscheidungen, nicht nur seitens der Polizei. Daher weiß man nicht genau, wem man trauen und was man für bare Münze nehmen kann. Wills Geständnis sollte ja eigentlich alle Zweifel aus dem Weg geräumt haben, stattdessen fragt man sich als Leser ständig: hat er gelogen – und wenn ja, warum? Die Handlung springt zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her und wird dabei aus mehreren Sichtwinkeln geschildert: Alison, Will und ein namenloser Charakter, hinter dem man den Mann vermuten kann, der die neusten Morde begangen hat. Die Charaktere sind durchweg gut ausgearbeitet. Alison erscheint zwar manchmal etwas unreif für ihr Alter, aber das macht durchaus Sinn – die schrecklichen Ereignisse der Vergangenheit haben sie in ihrer Entwicklung gebremst und besonders ihr Verhältnis zu anderen Menschen getrübt. Besonders interessant fand ich jedoch die zwiespältige Beziehung, die Alison vor zehn Jahren mit ihrer besten Freundin Liz verband, denn die ist auf den zweiten Blick nicht halb so nett, wie sie auf den ersten erscheint… Wie soll man sich als junge Frau fühlen, wenn man auf die beste Freundin wütend ist und diese dann ermordet wird? Für mich ist der einzige wahre Schwachpunkt des Buches das Motiv. Wessen Motiv, das möchte ich hier offen lassen, um nicht schon zu viel zu verraten. Aber es erschien mir recht dürftig, da fehlt meines Erachtens eine nähere Begründung und/oder mehr Hintergrundgeschichte. Zum Serienkiller wird man ja nicht einfach so. Der Schreibstil ist eingängig und flüssig, und wie schon erwähnt, fand ich ihn sehr atmosphärisch. Er hat jedoch auch seine Schwächen, zum Beispiel wiederholen sich manche Formulierungen sehr oft: Sie rollte mit den Augen, er rollte mit den Augen, Mam rollte mit den Augen, ich rollte mit den Augen. FAZIT Vor zehn Jahren wurde der ‘Kanalkiller’, der fünf Studentinnen niedergeschlagen und bewusstlos in den Kanal geworfen hatte, verhaftet und eingesperrt – der erst 19-jährige Will gestand die Taten. Doch nun geschehen erneut Morde, die perfekt in das alte Muster passen… Will behauptet, wichtige Informationen zu haben, will sie aber nur seiner ehemaligen Freundin Alison mitteilen. Das Buch ist auf eher ruhige Art spannend, aber ich konnte es kaum einmal weglegen. Es hat seine Schwächen, aber im Großen und Ganzen fand ich es sehr unterhaltsam und gut geschrieben. Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Buchblog: https://wordpress.mikkaliest.de/2019/02/24/rezension-catherine-ryan-howard-ich-bringe-dir-die-nacht/

Ich bringe dir die Nacht
Ich bringe dir die Nachtvon Catherine Ryan HowardAudible