📚 Inhalt In diesem fiktiven Werk verarbeitet die Autorin ihre eigene Gefängniserfahrung. Sie schreibt über Verlust der Sicherheit, den unausgesprochenen Erlebnissen und dem langsam aufkommenden Wahnsinn. 📖 Meinung Durch das Vorwort der Autorin wird fast der ganze Roman vorweg genommen. Dadurch gibt es wenig überraschende Momente während des Lesens, doch wie überraschend müssen ihre Erfahrungen sein? Muss ich mich an den traumatischen Erlebnissen einer Person ergötzen können? Nein, ganz bestimmt nicht. Sie beschreibt, wie in dem «Haus aus Stein» die Seele schneller zerstört wird, als der Körper. Der Körper kann unheimlich viel aushalten, aber die Seele geht Stück für Stück kaputt. Nach der Haft ist es besonders schwierig, die abgetrennten Teile wieder zusammen zusetzen. Diesen Prozess beschreibt die Autorin eindringlich und ungeschönt. Aber für mich war die Sprache schwierig und die vielen Metaphern haben mich sehr angestrengt. Es wirkt gewollt philosophisch und für mich wäre weniger mehr gewesen. Trotzdem sind die Erlebnisse und Erfahrung total eindrücklich und geben eine intime Sicht auf die Seele einer inhaftierten Person im türkischen Gefängnis.

Wie beschreibt man etwas, wofür es keine Worte gibt? Wie nutzt man Sprache, wenn Sprache auf die grausamste Art gegen einen verwendet wurde? Asli Erdogan gelingt es dennoch. Man fühlt sich beim Lesen gleichsam ohnmächtig, isoliert und sprachlos. Grandiose Metaphern schaffen eine einmalige Atmosphäre und sorgten bei mir für Atemlosigkeit. So authentisch und aufgrund der Heftigkeit doch kaum selbst authentisch nachzuvollziehen. Ich bin tief beeindruckt und möchte unbedingt noch viel mehr von dieser Autorin lesen, die zum Glück ihre Sprache nicht verloren hat.