Roger Willemsens posthum erschienenes Werk „Wer wir waren“ ist weniger ein abgeschlossenes Buch als ein Fragment, ein Denkansatz, ein Vermächtnis…
Ursprünglich als große Zukunftsrede geplant, konnte Willemsen das Werk vor seinem Tod im Februar 2016 nicht mehr fertig stellen. Zurück bleibt ein intensiver, poetischer, fragmentarischer Text, der mehr Fragen aufwirft als Antworten gibt – und gerade das macht es zu etwas ganz Besonderem. „Wer wir waren“ ist keine Anklage, es scheint wie ein Weckruf. Willemsens Perspektive ist nicht pessimistisch, sondern melancholisch und klarsichtig – mit einer Liebe zur Welt und zu den Menschen, gepaart mit einer spürbar tiefsitzenden Enttäuschung über deren Gleichgültigkeit. Es wirkt wie ein letzter Aufruf, das eigene Denken, Fühlen und Handeln radikal zu hinterfragen – gerade in einer Zeit multipler Krisen: Klimawandel, soziale Ungleichheit, digitale Entfremdung… die knapp 60 Seiten haben mich ähnlich aufgerüttelt wie Hartmut Rosa‘s Unverfügbarkeit und ich will dieses kleine Werk jedem ans Herz legen, der sich philosophisch unserem allgegenwärtigen Weltschmerz nähern möchte.