Kampf zurück ins Leben und ich sehe mich selbst in diesem Buch ein wenig
Martin Pistorius' autobiografisches Werk „Als ich unsichtbar war“ ist ein zutiefst bewegender Erfahrungsbericht eines Jungen, der im Alter von zwölf Jahren plötzlich an einer mysteriösen Krankheit erkrankt und innerhalb kurzer Zeit die Kontrolle über seinen Körper verliert. Wie aus dem Leben gerissen, kann er bald weder sprechen noch sich bewegen – und doch bleibt er im Inneren wach und bewusst. Die Welt um ihn herum wird zu einer einsamen, stummen Hölle, in der er alles wahrnimmt, aber nicht reagieren kann. Seine Umgebung hält ihn für nicht ansprechbar, nicht mehr da – doch Martin hört, fühlt, leidet. Erst Jahre später erkennen Menschen, dass da hinter den scheinbar leeren Augen ein wacher Geist steckt. Ab diesem Moment beginnt für Martin ein unglaublicher Weg zurück ins Leben – mühsam, in winzigen Schritten, aber voller Willenskraft und Hoffnung. Unterstützt von seiner Familie und später von der Frau, die ihn wirklich sieht, kämpft er sich ins Dasein zurück. Was dieses Buch für mich besonders macht, ist nicht nur die Geschichte selbst, sondern wie sehr sie mich persönlich berührt hat. Ich habe bereits viele Lebensberichte von Menschen gelesen, die durch Krankheit in ihrer Ausdrucksfähigkeit eingeschränkt waren. Aber Martins Erzählung hat mich auf eine Weise gepackt, die ich kaum in Worte fassen kann. Vielleicht, weil ich mich selbst in vielem wiedergefunden habe. Ich bin später in meinem Leben fast vollständig erblindet – und dieses Gefühl, da zu sein, aber übersehen zu werden, ist mir nicht fremd. Auch ich kenne Situationen, in denen ich auf Hilfe angewiesen war und dennoch um Eigenständigkeit kämpfte. Und genau wie Martin habe auch ich einen ganz besonderen Menschen gefunden – die Frau meines Lebens. Eine Frau, die nicht zuerst die Einschränkung sieht, sondern den Menschen dahinter. Diese Liebe, diese tiefe menschliche Verbindung, von der Martin schreibt, hat mich tief bewegt. Denn es ist alles andere als selbstverständlich, so gesehen zu werden. Auch wenn meine Frau das vielleicht nie liest, möchte ich an dieser Stelle einfach einmal sagen: Danke. Für alles. Zurück zum Buch: „Als ich unsichtbar war“ zeigt in eindringlicher Sprache, was es heißt, die Hoffnung nicht aufzugeben. Es zeigt, dass kleine Fortschritte – so unscheinbar sie sein mögen – der Beginn von Großem sein können. Es macht Mut, nicht alles für einen Menschen zu tun, sondern ihm zuzutrauen, selbst wieder ins Leben zu treten. „Hilf mir, es selbst zu tun“ – dieses Prinzip ist für viele von uns ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Selbstbestimmung. Und das vermittelt Martin Pistorius auf eine beeindruckend ehrliche, einfache und gefühlvolle Weise. Ich kann dieses Buch nicht nur wärmstens empfehlen – ich möchte fast sagen, es ist ein Geschenk für alle, die selbst durch dunkle Zeiten gehen oder jemanden begleiten, der es tut. Es zeigt: Es gibt Hoffnung. Es gibt Wege. Und manchmal beginnt alles mit dem Glauben daran, dass hinter einem scheinbar leeren Blick ein ganzer Mensch steckt – der nur darauf wartet, wieder gesehen zu werden.