13. Juli 2024
Bewertung:4

"Er hatte Jahre gebraucht, um zu akzeptieren, dass der Beruf des Schriftstellers für ihn unmöglich geworden war, und jetzt sah er sich gezwungen festzustellen, dass es ohne diesen Beruf sehr schwierig für ihn werden würde, weiterzumachen. So begriff er schließlich, dass er sich in einer Situation befand, die zwar vielen Menschen vertraut, deswegen aber nicht weniger leidvoll ist: Das Einzige, was sie fühlen lässt, dass sie am Leben sind, ist etwas, was sie langsam umbringen wird. Die Kinder für die Eltern, der Erfolg für die Künstler, zu hohe Berge für Alpinisten. Bücherschreiben für Jasper Gwyn." Federleicht, schräg, surreal und melancholisch. Eine geheimnisvolle Geschichte um einen Schriftsteller, der kein Schriftsteller mehr sein will und doch nicht ohne das Schreiben leben kann. Soghaft und sprachlich brilliant. Schade nur, dass mehrmals abschätzig über eine "dicke" Frau geschrieben wird. Typisch Baricco, und ein wenig an Haruki Murakami erinnernd. Die angehängte Geschichte "Drei Mal im Morgengrauen", die im Italienischen als eigenes Buch publiziert wurde, habe ich allerdings nur noch überflogen. Sehr wirr, leider.

Mr Gwyn (Dutch Edition)
Mr Gwyn (Dutch Edition)von Alessandro BariccoDe Bezige Bij