Ein ungeschliffener Diamant: Ein Versprechen für mehr
Zum Zeitpunkt dieser Rezension habe ich die ersten drei Bände der Aeldion Reihe gelesen und möchte mein Fazit daher über alle drei Bücher zusammen ziehen. Das Wichtigste zuerst: Ich warte voller Vorfreude auf die Fortsetzung der Reihe. Und das sage ich als jemand, der zwar Fantasy mag, aber mit komplexen High Fantasy Settings fremdelt. Christopher Marx hat eine fantastische, überaus vielfältige und vor allem lebendige Welt erschaffen, die zwar Magie enthält, es aber schafft, dabei authentisch zu bleiben und nicht alle Grenzen und Gesetzen der Naturwissenschaften auszuhebeln. Das gelingt ihm mit einem einfachen Trick: Die Magie selbst ist am Schwinden, und damit ist sie etwas Besonderes und eben nicht die Antwort auf alles. Die Geschichte entwickelt spätestens ab Mitte des zweiten Buches einen fesselnden Drive, wird zu einem in jeder Hinsicht ereignis- und dabei abwechslungsreichen Abenteuer, das mit vielen Überraschungen aufwartet. Christopher Marx hat dabei ein sehr seltenes Talent: Er lässt Plot Twists an Stellen entstehen, an denen man es nicht kommen sieht – und das meistens auf eine Art und Weise, die man nicht erwartet. Erzählerisch ist das ebenso großartig wie die Fantasie und Erzähllust, mit der er Aeldion und all die Wesen, die diese Welt bewohnen, zum Leben erweckt. Die unterschiedlichen Landschaften, Kulturen und Spezies sind das eine. Aber wie er insbesondere auch den Nebendarstellern eigene prägnante Charakterzüge und (verborgene) Motivationen verpasst, ist wunderbar. Nun zum Aber: Man merkt allen drei Büchern an, dass sie von einem professionellen Lektorat profitieren würden. Ich folge dem Autor bei Instagram und weiß, dass ihm das bewusst ist. Ich kann auch verstehen, dass die Kosten für einen Selfpublisher, der ein so umfangreiches Werk zu Papier gebracht hat, schwer zu stemmen sind. Dennoch ist die Kritik an orthografischen, grammatikalischen, formalen und (weniger häufigen) logischen Fehlern nicht von der Hand zu weisen. Jetzt zum Aber-Aber: Ich bin jemand, der in der Speisekarte sofort alle Rechtschreibfehler entdeckt und von ihnen genervt ist. Und die Aeldion-Bücher zu lesen und dabei die ganzen Fehler zu ignorieren, hat mich viel Überwindung und Anstrengung gekostet. Ich kann nicht behaupten, dass ich mich ganz frei davon machen konnte, aber ab einem gewissen Punkt war ich so im Sog des Erzählten, dass es mir zunehmend leichter fiel und ich wortwörtlich darüber hinwegschauen konnte. Und es hat sich wirklich – das sage ich in voller Überzeugung – gelohnt. Noch ein paar kurze Worte speziell zu Band I: Es liegt ein Stück weit in der Natur der Sache, dass Geschichten, die eine komplette Welt einführen, ein bisschen Anlauf brauchen. Das ist auch bei Aeldion so. Zwar wird man (nach der Einleitung) direkt ins Geschehen geworfen, aber es braucht eine Weile, bis zu den Worten dann auch konkrete Bilder im Kopf entstehen. Zumindest ging es mir so. Spätestens ab der Mitte des Buches habe ich jedoch angefangen zu ahnen, wie großartig die Geschichte noch werden könnte – und ich wurde nicht enttäuscht. Ich hatte die Taschenbücher direkt bei Christopher Marx bestellt.