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Bewertung:1.5

"Ein Badezimmer wie dieses ist keine schlechte Isolierzelle. Die Ausscheidung ist geregelt, das intimste Grundbedürfnis geklärt." (S. 32) Sebastian Saum, was ist eigentlich dein Problem?! Ich hab's bis zum Schluss nicht gecheckt. Es ist sein vierzigster Geburtstag und eigentlich will Sebastian nur allein sein. Allein mit seinem besten Freund Franz, mit dem er gemeinsam ein Haus, aber getrennte Wohnungen bewohnt. Doch der hatte eine Überraschungsparty organisiert. Zu viel für Sebastian - um Mitternacht beschließt er, sich in die Badewanne zu legen. Und dort möchte er am liebsten bleiben. Also, Wasser raus, Decken, Kissen, Bettzeug rein. Und da bleibt er dann auch für ganze zwei Wochen. Seine Welt schrumpft auf überschaubare Größe zusammen, bietet aber immer noch genügend Raum zum Wälzen von Gedanken und Problemen, die eigentlich keine sind. Er sitzt in der Wanne wie in einem Rettungsboot. Geradezu therapeutisch könnte man meinen rekapituliert er sein Leben - so nackt wie er ist. Von Tag zu Tag wird er grantiger, zynischer mit sich selbst und der Welt. Franz umsorgt und versorgt ihn zwar: drei Mahlzeiten am Tag an den Wannenrand, frische Handtücher und etwas Körperpflege. Aber irgendwann stellt er die Diagnose "Wohlstandsdepression". Und genau so fühlt es sich auch für mich an, die das alles liest, was Sebastian so als erdrückend und erschöpfend beschreibt. "Ich sei der eingebildete Kranke. Nur verwöhnter Narzissmus habe mich in die Wanne gebracht, um zu erfahren, wem ich fehle." (S. 102) Ob und mit welchen Erkenntnissen der Protagonist schließlich seiner Katharsis entsteigt, bleibt von mir unbeantwortet. Wer Lust hat auf einen Roman zur Meditation über das Leben, zum Verstreichen der Zeit und dem Rückzug in eine innere Welt, der ist hier richtig. Mir war die Geschichte in ihrer Absurdität einfach nicht amüsant genug und anstatt einer ironischen Leichtigkeit, wirkt sie stellenweise ermüdend.

Do Re Mi Fa So
Do Re Mi Fa Sovon Tine MelzerJung u. Jung