Gigantisch, skurril und wortgewaltig. Hier kann man lesen, was Sprache vermag. Ein Buch mit Effekt.
Zwischen den Sätzen versteckt sich die Traurigkeit, die Härte des Lebens. Ein kompromissloser Roman, eine Coming of Age Geschichte, in der keine Gefangenen gemacht werden.
"Ich möchte unseren Stammbaum fällen, die einzelnen Äste mit der Axt zerteilen und mit fremden Ästen veredeln." (S. 120) Wieder einmal habe ich mich hinreißen lassen von einem Titel und einem Cover. Dass ich dieses Buch nicht abgebrochen habe, liegt nur daran, dass die Hoffnung blieb, eine Aufklärung dieser skurrilen Handlung zu bekommen. Man würde es wohl einen Coming-of-age-Roman nennen – einen, der mit der Schwere eines Albtraums und der Wildheit eines Fiebers geschrieben ist. Eine namenlose Erzählerin, die groß wird im ländlichen Österreich. Ein Bauernhof ist ihre Heimat – mehrere Generationen unter einem Dach, wo die bedrückende Enge des familiären Miteinanders nicht nur physisch spürbar wird. Quasi eine Dynastie bei Hofe, in der statt Glanz und Gloria nur Misstrauen und dunkle Geheimnisse herrschen. Doch was irgendwie malerisch und altertümlich klingt, spielt in den 90ern, einem Jahrzehnt voller Widersprüche. Eine bäuerliche Szenerie, in der zwischen Kachelhofen und Kuhstall im Hintergrund "Baywatch" und "Knight Rider" laufen. Alles wirkt leicht schief, asymmetrisch. Im Dorf nennt man das Mädchen Satansbraut – eine Bezeichnung, die nicht nur unheimlich, sondern fast wie eine Prophezeiung klingt. Und so scheint es auch keine große Sache zu sein, dass sie eines Nachts den Hof in Brand setzt, als wollte sie sich endgültig von den Wurzeln ihrer Herkunft lossagen. Ihrer Familie fühlt sie sich nicht zugehörig. Wen von ihnen sie überhaupt mag, geschweige denn liebt - keine Ahnung. Ihre boshaften Zwillingsschwestern, deren Lachen wie Giftpfeile klingt, jedenfalls nicht. Und auch sonst sind alle entweder garstig, brutal oder suizidgefährdet. Offensichtlich haben wir es hier mit einem kreisrunden Stammbaum zu tun. Bei Hofe keine Seltenheit - hier allerdings wenig royal, sondern die bäuerliche Variante. "Die Infantin trägt den Scheitel links" war mir etwas arg grotesk – manchmal schwer zu greifen, oft verstörend. Wort- und bildgewaltig war es aber allemal. Helena Adler konnte mit Worten malen. Was hätte sie uns noch für Welten eröffnet, welche Geschichten uns erzählt, wäre sie nicht viel zu früh verstorben?!
Großer Lesespaß für alle, die am Land in abgeschiedenen Gegenden aufgewachsen sind. Da bekommt man glatt Heimweh. Extrem Wortgewaltig (mit Betonung auf Gewalt), aber in seinem Misch-Masch der Aussagen und Eindrücke trotzdem kristallklar in der Aussage.
Sprachlich fand besonders toll, inhaltlich konnte ich nicht so viel damit anfangen. Aber allein die Wortspiele sind es auf jeden Fall wert.
Kann gut sein, dass ich ein bisschen zu blöde für dieses Buch war.
Ein Sprachwunder in seinen Anfängen
Die Infantin ist das erste der wenigen Bücher von Helena Adler, das ich gelesen habe. Ich habe selten etwas gelesen, was mich sprachlich dermaßen mitgerissen hat. Das Buch spielt in einer sehr tristen ländlichen Familiensituation und man kommt nicht umhin, das darin gefangene Mädchen mit ihren grausamen Zwillingsschwestern und der religiös-einfältigen Mutter zu bemitleiden. Nach Beendigung des Buches empfand ich großes Bedauern, dass die Autorin nicht mehr die Möglichkeit haben wird, uns mit ihrer Wortgewalt weitere Bücher zu schenken. Mir bleiben noch "Fretten" und "Miserere".
Gewaltig. Ein Sprachwunder in seinen Anfängen.
"Die Infantin trägt den Scheitel links" von Helena Adler ist ein Roman, den ich ursprünglich gar nicht lesen wollte, aber bei uns im Bücherforum wurde so viel über das Buch geschimpft, dass ich tatsächlich doch auch mal mitreden wollte. Sprachlich hat mich die Autorin bereits nach 3 gelesenen Seiten einfangen können, aber inhaltlich ... war es ... sagen wir mal ... schwierig. Es ist einfach nur verstörend! Ich gehöre nicht zu den Menschen, die hinter jedem Buch einen Sinn erkennen müssen, oft genug suche ich noch nicht mal einen Sinn bei Büchern. Ich bin durchaus auch zu frieden, wenn ich einfach nur gut unterhalten werde. Aber zur Unterhaltung dient diese Geschichte nun wirklich nicht. Nur hat sich mir bis zum Schluss nicht erschlossen, was die Autorin mit dem Buch überhaupt bezwecken wollte, was mir das Buch geben sollte. Und das hat meiner Meinung nach nichts mit fehlendem Intellekt zu tun. Denn so erging es mir nicht nur mit ihrem Buch, sondern auch mit einem Interview, das ich auf Youtube mit der viel zu früh verstorbenen Autorin gesehen habe, denn dak konnte ich ihr auch nicht folgen. Ich glaube fast die Autorin und ich haben unterschiedlichen Frequenzen gesendet bzw. empfangen und und der Empfang gestört bzw. nicht möglich. Der verstörende Inhalt kommt übrigens extrem gut in der Sprache der Autorin rüber. Denn die Sprache ist auf der einen Seite zwar sehr bildhaft, aber gleichzeitig auch sehr böse, sehr pointier. Ich glaube viel schwarzhumoriger geht es nicht, aber ob man damit viele Menschen abholen kann, wage ich zu bezweifeln, denn mich hat es auch nur bedingt abholen können, weshalb ich am Ende doch froh war, dass das Buch gerade mal 184 Seiten dünn und ich somit schnell durch war. Inhaltlich konnte es mir einfach nichts geben.
Ich habe dieses Buch wohl einfach nicht verstanden. Es war mir zu überladen, es war streckenweise langweilig, mir fehlte der rote Faden und ich war irgendwann der Wortspielereien müde. Humor habe ich kaum entdeckt, wenigstens keinen, der mir mehr als ein müdes Lächeln entlockt hat
"Anti-Heimatliteratur im Punkmodus" - so beschreibt anscheinend der Lektor Helena Adlers den Roman nach den ersten 20 Seiten. In 21 Stimmungsbildern erweckt sie die Dämonen einer Kindheit und Jugend in einem österreichischen Bergdorf zum Leben. "Stimmungsbilder" ist hier durchaus wörtlich zu nehmen, da tatsächliche Titel berühmter Gemälde als Kapitelaufhänger dienen und die Autorin bildgewaltig verschiedene Aspekte, Ereignisse und Personen in einer wild wuchernden, atmosphärisch aufgeladenen, teils märchenhaft anmutenden Sprache beschreibt. Das Groteske, das Abgründige aber auch das absurd Komische bekommt hier Raum und darf ungebremst wüten. Die Protagonistin wächst auf einem Bauernhof mit ihrer frommen Mutter, ihrem grobschlächtigen, gewalttätigen Vater, ihren älteren Zwillingsschwestern, die sie als die Jüngste drangsalieren und quälen, sowie den Großeltern und Urgroßeltern auf. Wir begleiten sie in unklaren Zeitsprüngen von einem prägenden Ereignis ihrer Kindheit (sie fackelt den Hof der Eltern ab) bis zu ihrem Auszug aus dem Elternhaus. Dabei wird bei den einzelnen Ereignissen nur kurz verweilt und vielmehr ein mit religiösen Metaphern und popkulturellen Verweisen gespicktes Gebilde geschaffen, das die Brutalität und Rohheit des Landlebens aus der Sicht eines Kindes auf einzigartige Art und Weise darstellt. Nach den ersten Kapiteln empfand ich die Sprache kurzzeitig als überbordend und ermüdend, wurde aber in der zweiten Hälfte neu gepackt und entwickelte eine Liebe für die teils schreiend komischen, teils eindrücklich atmosphärischen und zielsicher beschreibenden Worte Adlers. Mit anklingenden Themen wie Depression, häuslicher Gewalt oder Drogenmissbrauch, wird man hier zwar konfrontiert, aber größtenteils allein gelassen. Eine Aufarbeitung oder tiefere Auseinandersetzung ist allerdings auch nicht der Anspruch der Autorin, wie mir scheint. Vielmehr handelt es sich um ein sehr ästhetisch angelegtes Werk mit beeindruckender Sprache, die ich als sehr anregend empfand. Jeder Satz, jedes Wort hat seine Berechtigung und wollte von mir notiert werden. Brillant!
Meinung: Wow. Dieses Buch erschlägt einen fast. Was meistens sehr positiv war, aber ab und zu (mir) etwas zu viel. Ich würde dringend empfehlen den Klappentext und vor allem die Leseprobe zu lesen bevor man sich das Buch zulegt. Sonst hat man ganz ehrlich keine Ahnung, auf was man sich bei dieser Geschichte einlässt. Die Autorin kann eindeutig mit Worten umgehen, ich habe selten ein wortgewaltigeres Buch gelesen. Die bildhafte Ausdrucksweise ist mutig. Offen, ehrlich, bishin zu eklig und fast schon zu viel. An einigen Stellen empfehle ich keine Snacks nebenbei aber glaubt mir, beim Lesen vergesst ihr sowieso alles um euch herum. Es ist in der Ich-Perspektive geschrieben und man liest von dem Leben eines Mädchens, das auf einem Bauernhof aufwächst. Man liest von ihrer Kindheit bis sie eine junge Frau wird. Ihrer Entwicklung. Viele lustige Situationen und auch einige schockierende Problemsituationen. Es passiert nicht unbedingt viel aber das was man liest, haut einen um. Die kleinsten Kleinigkeiten werden mit einer Flut aus Worten umschrieben. Fazit: Eigenwillig. Wortgewandt. Wild. Etwas ganz anderes. Ich könnte mich an kein von mir gelesenes Buch erinnern, das ähnlich ist. Es gibt auch eigentlich keine wirklich passenden Worte dafür. Empfehlen würde ich das Buch auf jeden Fall, aber es ist keine leichte Kost. Vielen Dank an Netgalley.de für das Rezensionsexemplar! Dies hat meine Meinung jedoch in keiner Weise beeinflusst.
Ein wirklich originelles Buch über das Aufwachsen in einer Bauernfamilie. Die vermeintliche Idylle des Landlebens wird gekonnt sprachlich demontiert und trotz auch manch heftiger Themen amüsant präsentiert. Wirklich fein. Österreichisch gekonnt in Szene gesetzt. Humor und Nachdenken in einem. Aber leider hat mir der Zugang und die Nähe zum Geschehen, zur Protagonistin dann doch gefehlt. Mag daran liegen, dass ich Stadtkind bin. Das macht aber auch wieder den Charme aus - es ist ja doch ein "Anti-Heimatroman". Vielleicht muss es aber auch noch ein bisschen sacken, bis ich verstehe, was mir das Buch noch sagen möchte. Fazit: Kurzweilige, sprachlich schöne Geschichte, die mit Klischees spielt, aus dem Rahmen fällt. Nichtsdestotrotz aber auch tiefere Problemdarstellungen.
Zum Buch: Die Handlung des Buches ist in Österreich angesiedelt und erzählt von einem Mädchen (in der Ich-Form), welches in einem Mehr-Generationenhaushalt aufwächst. Das Oberhaupt der Familie sind Urgroßvater und Urgroßmutter, welche versterben und die Familie ohne „Leitwolf“ zurücklassen. Die Geschichte wird aus der Sicht des Mädchens erzählt, einem wütenden Kind, das trotz allem was es tut, unter er Obhut des Vaters steht. Viel mehr möchte ich über das Buch gar nicht sagen, mann/frau muss es gelesen haben, wenn man mehr wissen möchte. Ich würde hier aber empfehlen, die Leseprobe zu kosten, bevor man sich das Buch kauft. ;-) Meine Meinung: Dieses Buch ist ein sehr eigenwilliges Buch. Eines, mit mutiger Sprache, mit bildhafter Sprache, einer Sprache, die einen an vielen Stellen förmlich erschlägt und hirntot macht. An manchen Stellen wurde bildlich mit der Machete über die Themen drüber gemäht. Helene Adler kann eines definitiv: mit Sprache umgehen. Sprachgewaltig stürzen die Kapitel und Erlebnisse auf den Leser ein. „Passieren“ tut im Grunde aber nicht viel, trotzdem wird um dieses „nicht viel“ mit Metaphern und Bildern herumgebaut und revoluzt. Es wird mit Sprachwitz gearbeitet, auf höchstem Niveau. „Die Infantin“ antwortet auf ihr Umfeld, aber nicht als nettes Mädchen von der Alm, als kleine Heidi, sondern als Rebellin, und wirft dem Leser einen Schwall an Emotionen vor die Füße, kotzt sich verbal aus. Permanent testet sie die Grenzen ihres Daseins aus und fällt auch das ein oder andere Mal buchstäblich auf die Schnauze. Sie lässt bis in die Teenager-Zeit nichts anbrennen. Die Autorin beschreibt ihre Erlebnisse als Kind auf eine schräge und absurde Weise, teilweise naiv, stellenweise extrem derb. Einen Spannungsbogen im klassischen Sinn wird man hier vermissen. Ein derartiges Buch habe ich bisher noch nicht gelesen, daher möchte ich mir nicht wirklich eine „Beurteilung“ anmaßen. Es ist ein außergewöhnliches Buch, eines, das einen stellenweise sprachlos macht, Kopfschütteln und laut auflachen lässt. Es ist von allem etwas dabei. Das Buch hat mich definitiv aus meiner Leserinnen-Komfortzone gerissen und ich möchte auch darauf hinweisen, dass man es definitiv nicht in einem Rutsch durchlesen kann. Nach 2-3 Kapiteln hat mir regelmäßig der Kopf geraucht und es war mir persönlich an vielen Stellen dann auch manchmal too much. Es hat Spaß gemacht das Buch zu lesen, aber vollkommen berühren konnte es mich nicht, da ich beim Lesen iwie kein Nähegefühl aufbauen konnte. Von mir eine Leseempfehlung!
Bestimmt gefällt das Buch einigen, sonst wäre es nicht auf der Liste für den Buchpreis gelandet. Für mich war es eher ein Fehlgriff. Das Cover hat mir richtig gut gefallen und die Story-Idee hat mich eigentlich auch interessiert. Aber der Schreibstil war mir persönlich viel zu wirr und "schwurbelig". Teils musste ich schon erstmal drüber nachdenken, was in manchen Absätzen nun passiert ist. Die Idee mit den Gemälden als Kapitelüberschriften ist neu und hat mir auch gefallen. Insgesamt empfand ich das Buch als sehr anstrengend. Vermutlich bietet es mehr, wenn man es im Unterricht liest und Sprache, Bilder und Stilmittel analysiert. Für mich abends nach der Arbeit hat es gar nicht gepasst.
Die selbsternannte Infantin teilt gnaden- und respektlos aus – keine Heidi von der Alm, eher die zornige Schwester von Pippi Langstrumpf. Sie kotzt der Leserin Wut und Liebe und Verachtung und Freude und Angst gleichermaßen ungehemmt vor die Füße. Das liest sich wie ein knallbunter Drogenrausch, der zwischendurch jäh zum Horrortrip wird: da tun sich in der Landidylle Abgründe auf. Wenn die Infantin mal Luft holt und nicht mit den bestiefelten Füßen stampft, hört man die leise Verzweiflung hinter all dem Bravado._ _ Es geht hier gar nicht so sehr um Handlung, um eine Abfolge von konkreten Geschehnissen, sondern um Lebensgefühl und Emotion. Von einem klassischen Spannungsbogen kann man kaum sprechen: es passiert zwar viel, meist aberwitzig und mit Paukenschlag, aber meines Erachtens geht es mehr darum, was das in den Charakteren auslöst._ _ Allerdings lesen sich die meisten davon wie übersteigerte Prototypen, verdrehte Klischees – Subtilität ist in meinen Augen nicht beabsichtigt. Vielleicht ist es sogar eher ein Rohrschachtest auf Speed: was sehe ich als Leserin in diesen Charakteren, was sagt das über mich aus?_ _ Sprachlich ist das mal was ganz anderes._ _ Die Sprache wirkt nie naiv oder verkitscht, selbst wenn Helena Adler aus Sicht der kindlichen Infantin schreibt. (Anfangs ist sie erst sechs Jahre alt.) Ich hatte den Eindruck, dass hier nicht wirklich das Kind spricht – die erwachsene Erzählerin übersetzt sich die Gefühlswelt ihrer Kindheit in Worte und erobert sie sich damit von Neuem. Dadurch bleibt jedoch auch immer eine Distanz zwischen der Erwachsenen und dem Kind, und damit auch zwischen der Leserin und dem Kind._ _ “Ich bemerke nicht, wie die Kerze umfällt. Das Stroh zu lodern beginnt. Die Holzwände zu knistern. Ich suhle mich im Dreck meiner selbst diagnostizierten Sozialverwaisung, während neben mir der Stall abbrennt und mein Kinderreich rodet.”_ (Zitat)_ _ “Das ist Sprachwucht!” steht in meinen Notizen, “Das ist Fabuliervergnügen!” Auch Adjektive wie “ausdrucksstark” und “evokativ” tummeln sich darin – allerdings oft mit einem darauffolgenden “aber”._ _ Zum Beispiel:_ Als Anti-Heimatroman ist “Die Infantin trägt den Scheitel links” originell und kraftvoll geschrieben, aber oft auch sehr überladen._ _ Helena Adler treibt die Klischees der Heimatliteratur auf die Spitze. Sie verkehrt sie ins Gegenteil, reizt das in plastischen Bildern und ungeschönten Worten aus, bis vom Idyll wirklich nichts mehr übrig ist._ _ »Tanz, Bär!«, schreit sie und schärft ihre Krallen an den eigenen Zähnen. Die Krallen der Mutter sind messerscharf. Gelb und schrecklich sind ihre hakenförmigen Klauen, am liebsten jagt sie kleine Angsthasen und Faultiere wie mich. Ihr spitzer Schnabel ist ein Hackebeil, damit kann sie Gelenke brechen und Knochen zerschmettern.”_ (Zitat)_ _ Ihre Protagonistin, die als Kind schon ungewohnt heftig die Grenzen austestet, rechnet als Jugendliche mehr und mehr ab mit der ländlichen Sippenhaft, mit den festgefahrenen Wegen und den sexistischen Verhaltensmustern. Sie wünscht sich Selbstbestimmung und Weite – bricht mit Generationen von sturem “Das war schon immer so und wird auch immer so sein!”_ _ Das ist heftig, derb, schräg, vulgär – in jeder Tonart intensiv und schwarzhumorig. Oft liest sich das wirklich witzig, wird meines Erachtens aber auch immer wieder gnadenlos überreizt. Zu viel, zu laut, zu schrill, geradezu grotesk und in diesen Passagen eine Spur zu weit weg vom Glaubhaften. Irgendwann klingeln einem einfach die Synapsen._ _ Bei allem Humor vertrieb mich das Buch jedoch auch aus der Komfortzone. Und das ist gut so, denn es regt zum Nachdenken an und zerschlägt das gefrorene Meer im Leser wie Kafkas Axt._ _ Die Rebellion der Landkinder hat selbstzerstörerische Aspekte: Alkohol, Drogen, und wahlloser, ungeschützter Sex – mit Folgen. Die 12-jährige Anna zerschrammt sich beim Sex die Knie, um ihr Ansehen zu steigern, und man fragt sich: wo sind die Erwachsenen?_ _ Nur um sich dann unbehaglich in Erinnerung zu rufen, wie ungeeignet die im Roman beschriebenen Erwachsenen sind, als guter Einfluss zu dienen. Auch hier kippt die Stimmung schnell; unterschwellig schwären ohnmächtiger Zorn und Selbsthass._ _ Noch ein Hinweis: Jedes Kapitel wird vom Titel eines Gemäldes eingeleitet – es lohnt sich, diejenigen nachzuschlagen, die man nicht präsent hat, denn sie geben dem Geschehen eine zusätzliche Ebene der Bedeutung_ _ Fazit_ _ Die Infantin, wie sie sich selber nennt, wächst auf dem Bauernhof der Eltern auf, von verklärt-romantischer Heimatidylle ist jedoch weit und breit nichts zu sehen, ganz im Gegenteil. Das ist böse, das ist frech, das ist laut – und ohne jeden Zweifel hochoriginell._ _ Ich musste das Buch nach dem Lesern erst eine Weile sacken lassen. Ich hatte das Gefühl, dass mir etwas Wichtiges entging, dass ich noch nicht wirklich verstanden hatte, WARUM die Geschichte so erzählt wird und WAS sie mir sagen soll._ _ Letztendlich bin ich zum Schluss gekommen, dass mir die Sprachgewalt genauso imponiert wie die Chuzpe der Protagonistin, mir persönlich das Ganze jedoch inhaltlich und stilistisch oft zu viel wird. Ich bereue nicht, das Buch gelesen zu haben, vollends begeistern konnte es mich aber nicht._ _ Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Buchblog: https://wordpress.mikkaliest.de/rezension-helena-adler-die-infantin-traegt-den-scheitel-links/
Die Sprache und der Stil haben mir nicht gefallen. Ich wurde nicht vom Inhalt gefesselt und musste much durch die ersten 100 Seiten durchquälen. Es war für mich irgendwie eintönig und langweilig. Habe es aber an der Stelle dann auch abgebrochen.
Es erinnerte mich von Sound und der Erzählperspektive an „Was man sät“ von Marieke Lucas Rijneveld