In der Schule hätte ich es vermutlich als langweilig empfunden, aber jetzt wo ich es freiwillig gelesen habe, merke ich wie raffiniert das Werk ist.
Maria als selbstbestimmte Person (zumindest in ihrer inneren Welt), die allerdings den Regeln des Hofes unterliegt. Auf der anderen Seite Elisabeth, die von Freiheit spricht, aber in keiner weise frei ist, sondern abhängig von ihrem Volk lebt und somit ein öffentliches und verschleiertes Leben führt.
So unterschiedlich beide Frauen sind, so verbunden sind sie miteinander und irgendwie habe ich für beide eine Sympathie empfinden können und je nach Auftritt auch eine Abneigung.
Von allen Büchern, die ich für NDL für die Uni lesen musste, ist "Maria Stuart" zusammen mit "Vor Sonnenaufgang" mein Favorit. Allein die erste Szene, in der Maria wortgewandt mit Burleigh und ihrem Gerichtsverfahren abrechnet, war genug, um das festzulegen.
Und nicht nur Maria Stuart war eine ( so meinte ich ) kluge, eindrucksvolle Frauenfigur, sondern auch Elisabeth. Obwohl links und rechts von ihren Beratern mit unterschiedlichen Meinungen bestürmt, wird sie nicht zu ihrem Spielball, sondern spinnt selbst Intrigen.
Als die beiden aufeinandertrafen ( leider wird diese Szene oft als "Beauty-Contest" bezeichnet - völliger Quatsch ) , habe ich genau gewusst, dass die Fetzen fliegen werden. Wie oft hört man von dem weichen Herz der Frauen, der harmoniebedürftigen, unterwürfigen Seele, voller Mitleid und Gnade - im Endeffekt hatte sich Leicester tierisch in dem "mitleidsvollen Herz der Frauen" getäuscht. Elisabeth hört nicht auf Maria, die schon vor ihr kniet, zu verhöhnen und Maria beschimpft Elisabeth schlussendlich als Bastardkönigin, die Englands Thron entweihe, und überhaupt : "Regierte Recht, so läget Ihr vor mir im Staube jetzt, denn ICH bin Euer König."
So weit, so gut. Bis jetzt hatte es mir wirklich gefallen. Frauen sind nicht perfekt. Warum nicht rachsüchtig, hasserfüllt, höhnisch, verletzend?
Dann jedoch, ging es eher bergab. Typisch Schiller, dass Mortimer Maria noch vor dem Rettungsversuch sexuell belästigt (in jedem Stück Schillers, dass ich bis jetzt gelesen habe, kommt mindestens EINE solche Szene vor. Was ist da los?).
Was mich am meisten frustriert hat, war, dass Elisabeth völlig unfähig ist, eine Entscheidung zu treffen. Sie will Maria los sein, zugleich weiß sie, dass das Rechtsverfahren nicht mit rechten Dingen zugegangen ist. Nachdem sie versucht hat, Umwege zu finden, über Mortimer und wer weiß wo sonst noch davor, unterschreibt sie das Urteil, händigt es Davison aus - sagt "Du machst das schon" und verzieht sich. Sie weiß genau, dass sie es dem Zufall überlassen hat, ob Maria stirbt oder nicht. Einem königlichen Charakter, der als so klug, verschlagen und machtvoll regierend eingeführt wurde, ist es nicht angemessen, sich so vor der Verantwortung zu drücken. So viel zu der Meinung damals, dass Frauen politisch passiv seien, und nicht regieren könnten. Danke Schiller, dass du diese Meinung bestätigst. Im Endeffekt, nachdem das Urteil verstreckt ist, verklagt sie Davison auch noch auf "Leib und Leben". Ja, wie kann er es wagen einfach so zu handeln? Es ist ja fast, als ob ihm niemand einen klaren Befehl gegeben hätte.
Das Schuldmotiv wird noch einmal eindrucksvoll im letzten Akt aufgegriffen, als Maria hingerichtet wird und Leicester krieg sein Fett weg, was er auch schwer verdient hat.
Im Endeffekt wirkt es so, als würde den Frauen ihre Weiblichkeit zum Verhängnis werden. Maria wurde es das, als sie ihren Gatten ermordete und dem Mittäter ihre Liebe und Hand in der Ehe schenkte. Auch wenn sie das schwer bereut, bis zum Schluss, so war sie doch bis kurz vorm Ende versucht, ihre Rettung Männern anzuvertrauen, die ihr im Endeffekt ebenso nichts Gutes wollten. Einmal sagt sie, sie wäre verflucht, Hass hervorzurufen, Hass sowie Liebe. Und beides ist ja nicht so verschieden. Als sie diese Hoffnungen ablegt, ist sie schon so gut wie tot, wird als "verklärter Geist," und "verklärter Engel" bezeichnet.
Elisabeth wird ihre Weiblichkeit in ihrer politischen Ohnmacht zum Verhängnis. Auf ewig schandvoll in Erinnerung bleiben oder auf ewig vor der Gegnerin mit dem besseren Thronanspruch zittern? Ah, ich überlass es meinen Dienern, die kann ich notfalls ja noch hinterher in die Pfanne hauen. Sie denkt anfangs sogar selbst darüber nach, dass alle Welt sie nicht als Herrscherin, sondern primär als Frau ansieht, da, um Kinder zu zeugen - und sie kann so gut und fleißig herrschen wie sie will, letztendlich wird das Volk es ihr nicht danken, wenn sie keinen Erben gebärt.
Deprimierend. Das Verhängnis der Weiblichkeit kommt jeweils von außen (In Form von Mortimer, oder den Erwartungen, brav zu gebären ) und jeweils von innen (Politische Ohnmacht, sich in Liebe immer wieder an Kerle zu hängen, die einen doch nur verarschen) und macht im Endeffekt zusammen mit den Motiven der Schuld, der Moralität und des Verrats die Tragik in Schillers "Maria Stuart" aus.
Ein sprachliches und dramaturgisches Meisterwerk in interessantem historischen Setting, das große Themen beinhaltet: Kann Elisabeth tatsächlich nach freiem Willen entscheiden? Welchen Einfluss hat das Frausein sowie ihre „befleckte Herkunft“ auf ihre Politik? Wer geht als moralischer / politischer Sieger aus dem Konflikt hervor?
Über die letzten Tage von Maria Stuart.
Eine gute, aber kurze Geschichte. Die letzten Stunden der Königin von Schottland und ihre erste Begegnung mit der Königin von England.
Eine gute Interpretation, die mir gefallen hat. Wenngleich ich die deutschen Namen nicht mag und noch nie verstanden habe, warum man sie ‘übersetzen’ sollte.
Über die letzten Tage von Maria Stuart.
Eine gute, aber kurze Geschichte. Die letzten Stunden der Königin von Schottland und ihre erste Begegnung mit der Königin von England.
Eine gute Interpretation, die mir gefallen hat. Wenngleich ich die deutschen Namen nicht mag und noch nie verstanden habe, warum man sie ‘übersetzen’ sollte.
Keine Ahnung, irgendwie wollen alle die Maria vögeln, und keiner die Elisabeth (außer der Französische König) und die Lissy ist jetzt eifersüchtig, und dass die Maria auf den Thron will findet sie natürlich auch uncool, aber sie köpfen ist schon ein bisschen übertrieben so. Oder? Nee vielleicht doch nicht, hat sie schon verdient. Oder doch nicht? Oh menno, ich kann mich nicht entscheiden
Wie kann man denn jemanden MORTIMER nennen? Ich check den nicht den Schiller. Königinnen köpfen ist nur cool, wenn es Bauernrevolutionäre machen. Meine Meinung.
Es ist schwierig so ein Buch zu bewerten, da es für mich ein ungewohntes Genre ist und ich dementsprechend keine Anforderungen habe.
Die gesamte Handlung war spannend, nur ist es zu empfehlen das dazugehörige Theaterstück anzusehen, da dann gewisse Szenen einem leichter fallen zu verstehen oder auch vorzustellen.
Das Ende hätte man auf viele verschiedenen Weisen interpretieren können. Nur was waren die genauen Absichten der Königin Elisabeth?
Auf diese Fragen werde ich wahrscheinlich nie eine Antworten erhalten..
Zum Ende meines einwöchigen Maria Stuart-Dreikampfs (erst Neuverfilmung, dann Reclam, dann Aufführung am Deutschen Theater Berlin) darf ich feststellen: Schiller unterhält mich mit seinen Dramen stets zuverlässig. Alle drei Zugangswege zu diesem historischen Machtkampf um den Thron Englands im 16. Jahrhundert haben mich begeistert, wobei die Interpretation durch das Theater dem Eindruck erst die nötige Tiefe gab.
Maria Stuart, die hübsche schottische Königin, erhebt Machtanspruch an den Thron Englands, denn sie sieht sich als Stuart in der rechtmäßigen Nachfolge auf den Thron. Im Gegensatz zu ihrer katholischen Cousine ist die protestantische Elisabeth ehe- und kinderlos, strahlt bei Weitem nicht diese feminine Faszination wie Maria aus (sie ist eine Tudor und die Tochter von Heinrich VIII. (der Grausame mit den vielen Frauen) und Anne Boleyn). Während der Film den Werdegang bis zur Einkerkerung Marias beschreibt, beginnt Schillers Stück wenige Tage vor ihrer Hinrichtung. Die beiden Königinnen spielen die zentralen Machtrollen während die adligen Männer um sie herum versuchen, zu retten, zu schmeicheln und zu intrigieren. Eigentlich erstaunlich in einem noch mittelalterlichen, patriarchalischen Jahrhundert, das Frauen an der Macht zeigt.
In der Nachbesprechung zum Stück stellte jemand im Chat in Frage, ob Schiller heutzutage überhaupt noch Relevanz hat. Na aber, was für eine Frage, natürlich hat Maria Stuart alles, was man auch in diesen Zeit in der Gesellschaft beobachten kann. Welche Rolle spielt die Moral bei den Politikern und Führern eines Landes? Elisabeth hadert mit ihrer Rolle, als Königin vom Volk geliebt zu werden, aber dafür auch Entscheidungen treffen zu müssen, die ihren ethischen Vorstellungen widersprechen. Und da zählt die Unterzeichnung des Hinrichtungsbefehls auch dazu, den sie zwar vornimmt, aber keinem Diener bewußt übergeben möchte. Dusche mich, aber mach mich nicht naß oder wie sie es sagt:
„Warum hab ich Gerechtigkeit geübt, Willkür gehaßt mein Leben lang, daß ich Für diese erste unvermeidliche Gewalttat selbst die Hände mir gefesselt! Das Muster, das ich selber gab, verdammt mich![…]“
Das Stück am Deutschen Theater war übrigens hervorragend inszeniert, coronagerecht standen alle Schauspieler/innen in Boxen, wie in einem Querschnitt eines Hauses. Wir hatten uns Tickets über www.dringeblieben.de bestellt und damit das Recht für einen Videostream erhalten. Stilecht mit Sektorange dann vor den Fernseher gesetzt und mit 650 anderen Menschen online das Stück angeschaut. Theater suchen neue digitale Wege. Das ist zwar nicht kostendeckend, aber doch immerhin ein kleiner Beitrag, damit die Kulturszene in Deutschland nicht komplett geköpft wird, um beim Maria Stuart-Thema zu bleiben.
Vermutlich hat jeder schon einmal von Maria Stuart, der Königin Schottlands gehört. Doch die wenigsten - und dazu zähle ich mich - haben einen wirklichen Überblick über ihre Geschichte. Mit diesem Drama Schillers konnte ich Maria Stuarts Geschichte gut kennenlernen und es war sehr interessant etwas über die beiden Schwestern Maria und Elizabeth zu erfahren. Das Buch war spannend und grundsätzlich gut verständlich. Schiller hat hier ein tolles Drama über Maria Stuart, Königin von Schottland, geschrieben, das mir beim Lesen Freude bereitet hat und wirklich empfehlenswert ist.