Tolles Zeitportrait im falschen Gewand
Können Horror, Anti-Kriegsdrama und Liebesgeschichte miteinander? Den positiven Beweis dafür liefert die Autorin mit diesem spannenden Roman aus dem Hause Festa. Ein wenig verwundert rieb ich mir nach dem lesen der Danksagung schon die Augen. Ob das Buch in die Sparte Horror und Thriller passt, wie es von Verlagseite offiziell geführt wird, wage ich leicht anzuzweifeln. Eher würde ich es unter Kriegsdrama und Liebesdrama, mit Krimianteilen und einer guten Portion Spionage-Elementen, einordnen. Zum Thriller fehlten mir die Cliffhanger. Zum Horror fehlten mir die Gruselmomente. Was die Autorin aber richtig gut konnte war es, ausgezeichnete Unterhaltung in ein spannendes Verwirrspiel zu packen. Mit ordentlich Herzschmerz und tödlicher Spannung gewürzt. Der historische Weltenbau wurde herausragend gut an die Leserschaft vermittelt, was den Zeitgeist formidabel zum tragen brachte. Warum 4.5 ⭐️? Ich ließ mich auf den Roman ein, weil ich ihn im Abonnement geliefert bekam und neugierig durch die positiven Rezensionen wurde. Hätte ich ihn gelesen, wenn ich gewusst hätte, was mich erwartet? Klares jein aufgrund der fragwürdigen Genreeinordnung. Bereut habe ich letztlich keine Minute, weil mich die Handlung schwer in ihren Bann ziehen konnte und ich unbedingt wissen wollte, wie der Krimiteil aufgelöst werden würde. Die Charaktere gefielen mir ebenfalls sehr gut. Vor allem Dottie, die mit ihrer eiskalten Art ein wunderbares Beispiel für eine längst vergangene Zeit dar stellte, in der eine starke Frau ohne eine harte Schale keine Chance gegen das männlich dominierende Geschlecht hatte. Umso emotionaler geriet deshalb das Grande Finale.