
Mexikanischer Horror vom feinsten... 😉
Ich hatte so große Lust auf einen Thriller oder Horrorbuch im Hochsommer. Bei sommerlichen 36 Grad Außentemperatur und gefühlt 45 Grad auf meinem Balkon, passte einfach nichts verregnetes mit Nebel. Und ich wurde nicht enttäuscht. Unter der siedenden Hitze Mexicos entführt uns Isabel Canas in eine sehr schaurig, schöne Geschichte. Die Autorin Isabel Cañas baut ihren Roman sehr geschickt auf und fokussiert sich nicht ausschließlich auf die Gruselgeschichte. Mit Elementen eines Familiendramas, einer verbotenen Romanze, den typischen Horrorelementen wie Exorzismus, Haunted House und Geister, etwas Psychothrill mit Krimielementen und einer großen Portion Geschichte und Bräuche des Landes, ist es für mich ein perfekt ausgewogener Mix. Durch die wechselnde Erzählperspektiven zwischen Beatrice und Andres und deren gelegentliche Rückblenden, werden der Geschichte zusätzlich ein puzzleartiger Charakter verliehen und es bringt doch eine schöne Abwechslung mit ins Spiel. Beatriz Visionen, Erscheinungen und Träume bauen sich stückweise zu immer extremeren Graden auf und bringen genau die richtige Portion Horror ins Spiel, was das Buch braucht. Es ist einfach eine empfehlenswerte, atmosphärische Geschichte in einem interessanten historischen Setting. Euch erwartet demnach kein blutiger und brutaler Splatter, sondern eher unterschwelliger, atmosphärischer Grusel. Sie beschreibt vor allem das Haus auf einzigartige Art und Weise und in mir tat sich sofort ein Bild auf von einer vernachlässigten Finka in der öden Einsamkeit zwischen Agaven und Kaktusfeldern. Hier werden tolle Punkte der mexikanischen Geschichte thematisiert und behandelt, wie zum Beispiel das Spannungsfeld zwischen Kirche und lokalem Glauben, Kolonialismus, politische Themen, die Rolle von Macht und der Platz in der Gesellschaft, sowie allgemein die gesellschaftlichen Probleme zwischen spanischstämmigen Mexikanern und Ureinwohnern, aber nicht ganz bis in die Tiefe behandelt. Also wer mehr zur Geschichte Mexicos erfahren möchte, muss schon googeln, aber genau das hat mir persönlich großen Spaß bereitet. Es ist endlich mal ein anderes Setting und ein sehr spannendes Land, was mein Interesse geweckt hat. Trotz dieser Erklärungen bleibt die grobe Handlung nachvollziehbar, doch für ein besseres Verständnis der Situation und Figuren, lohnt es sich nachzuforschen. Kleine Schwächen habe ich nur in manchen Dialogen oder Gedankengängen festgestellt. Es wird stellenweise viel wiederholt, um die angespannte Situation zu verdeutlichen, was aber für mich eher nervig war. Auch in den jeweiligen Vergangenheiten wurde Punkte angesprochen, die für mich nicht wichtig waren und getrost weggelassen werden könnten. Zusammenfassend kann ich euch das Buch nur empfehlen, wenn ihr mal ein neues sommerliches Setting braucht und dabei einen Schauer, der euch kalt den Rücken runter läuft. Ich bin richtig gut durch die Seiten gekommen und bis auf kleine ausufernde Erklärungen, fand ich es durchgehend interessant und schaurig schön.