Ein stiller Kampf mit der Vergangenheit
Jenseits aller Zeit ist ein stilles, aber eindrucksvolles Werk über die Zerbrechlichkeit der menschlichen Identität, über Verdrängung, Schuld und die Sehnsucht nach innerem Frieden. Im Mittelpunkt steht Tom Kettle, ein pensionierter Polizist, der sich in ein abgelegenes Haus an der irischen Küste zurückzieht – auf der Suche nach Ruhe, vielleicht auch nach Vergessen. Doch was wie ein beschaulicher Rückzug beginnt, entpuppt sich bald als trügerische Stille. Toms Erinnerungen legen sich wie ein dichter Schleier über die Gegenwart. Vergangenheit und Gegenwart verschwimmen, klare Grenzen lösen sich auf. Als Erzähler ist Tom nicht verlässlich – und genau darin liegt die Stärke des Romans: Die erzählerische Unschärfe macht seine innere Zerrissenheit greifbar und zeigt, wie instabil Identität wird, wenn das Fundament der Erinnerung bröckelt. Die Struktur des Romans ist sprunghaft, voller Zeitsprünge und thematischer Wechsel. Diese Form spiegelt die seelische Verwirrung des Protagonisten wider, sein ständiges Schwanken zwischen dem, was war, und dem, was sein könnte. Realität, Wunschdenken und verdrängte Erlebnisse durchdringen einander – nichts bleibt eindeutig. So wird die Auseinandersetzung mit Toms Geschichte zu einem leisen, aber intensiven Erlebnis. Ein Roman, der nachwirkt – nicht durch große Gesten, sondern durch leise Töne.