13. Juni 2025
Bewertung:5

"Das war ein Teil des Problems: dass sie nicht hören und gut die Hälfte der Dinge auf ihre Weise tun wollte." (S. 35) Auf einem Kongress lernen sie sich kennen und schon bald hält Cathal um Sabines Hand an. Sie sagt Ja – wie könnte sie auch anders. Es war schließlich nicht irgendein Antrag – es war sein Antrag. Und Männer wie er stellen keine Fragen, auf die ein Nein folgt. Aber wie sie dann bei ihm einzieht und ganz selbstverständlich Raum einnimmt – da kann Mann doch nur die Nase rümpfen. Wie sie plötzlich durch die Wohnung läuft – so ungeschminkt und in bequemer Kleidung. Geht's noch?! Ja, Cathal, geht's noch??? Sie sollte bei ihm einziehen, ihn heiraten, mit ihm essen und neben ihm aufwachen. Aber bitte leise und unauffällig. So viel Realität hatte er nicht vorgesehen. Auf die Idee, dass sie ihn zurück auf den Heiratsmarkt werfen könnte, kam er nicht. So war er nun mal – schon immer gewesen. Soll sie doch wieder gehen. War ja klar, dass so eine sich nicht unterordnet. Keegan gelingt eine sprachliche und stilistische Punktlandung. In ihrer ruhigen, lakonischen Prosa zeigt sie auf knapp 60 Seiten, dass Misogynie nicht immer laut und offensichtlich ist – sondern oft subtil in beiläufigen Äußerungen, Erwartungshaltungen und kleinen Gesten steckt: Sagt man halt so; ist doch nicht böse gemeint; machen ja alle; ist eben so. Eine bissige Lektion in "respektvollem Benehmen" und "Söhne feministisch erziehen".

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
15. Mai 2025
Bewertung:4.5

Ein kleines Buch oder besser eine lange Kurzgeschichte die einen irischen Mann beschreibt, der eine Frau heiraten will. Nur darf sich dabei in seinem Leben nichts ändern. Claire Keegan schreibt einfach wunderbar. Für Leser, die zwischen den Zeilen lesen können.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
13. Apr. 2025
Bewertung:4

Misogynie at its best

Eine eindringliche, präzise erzählte Geschichte über Macht, Selbsttäuschung und alltäglichen Sexismus. Die Autorin zeigt wie zerstörerisch fehlende Empathie und Kontrolle sein können – kurz, beklemmend und brillant.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
16. März 2025
Dieses Buch lässt mich mit einer gewissen Genugtuung zurück. Einem „Ha! Haste genauso verdient, du Ar…!“ 😀 ich liebe Claire Keegans kleine Geschichten aus dem Alltag einfacher Menschen. In diesem Fall eben aus der Sicht einen misogynen Mannes, der erntet, was er sät ✌🏻
Bewertung:5

Dieses Buch lässt mich mit einer gewissen Genugtuung zurück. Einem „Ha! Haste genauso verdient, du Ar…!“ 😀 ich liebe Claire Keegans kleine Geschichten aus dem Alltag einfacher Menschen. In diesem Fall eben aus der Sicht einen misogynen Mannes, der erntet, was er sät ✌🏻

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
7. März 2025
Bewertung:4

Verpasste Chancen – eindringlich und fein erzählt

Claire Keegan beweist einmal mehr, dass grosse Literatur keine epische Länge braucht. Mit nur 64 Seiten gelingt ihr ein eindrucksvolles, tiefgründiges Werk, das von einer gescheiterten Liebe erzählt – leise, präzise und voller melancholischer Schönheit. Im Mittelpunkt steht Cathal, ein Mann, der in einem trostlosen Büroalltag gefangen ist und dem etwas Entscheidendes fehlt. Als er an einem Sommertag den Bus in sein Heimatdorf nimmt, begegnet er einer jungen Frau, und plötzlich holen ihn Erinnerungen ein: an Sabine, die Frau, mit der er hätte leben können – wenn er ein anderer gewesen wäre. In dieser knappen, aber eindringlichen Erzählung entfaltet sich das Drama einer vertanen Chance, eines Lebens, das von Zögern und Verpassen geprägt ist. Keegan schreibt mit einer bewundernswerten Zurückhaltung. Sie wertet nicht, sie erklärt nicht – sie zeigt. Durch Cathals Gedanken und Handlungen lernen wir ihn kennen, ohne dass die Autorin für ihn Partei ergreift. Gerade diese subtile Erzählweise macht den Text so intensiv. Mit wenigen, genau gesetzten Worten erzeugt sie Stimmungen, verdichtet Momente und bringt uns ihren Protagonisten auf eine Weise näher, die unter die Haut geht. Einzig das Cover bleibt rätselhaft – der Bezug zum Inhalt erschliesst sich nicht sofort. Doch das schmälert keineswegs die Wirkung dieses Buches. Reichlich spät zeigt, wie viel Tiefe in wenigen Seiten stecken kann.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
16. Feb. 2025
Bewertung:5

Viele Worte sind nicht nötig, um eindringlich zu beschreiben, warum die Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau scheitert und das kurz vor der Hochzeit. (Zum Glück für die Frau).

In diesem sehr kurzen, aber intensiven gesellschaftskritischem Roman, schafft es die Autorin ziemlich deutlich und authentisch mit wenigen exakten Worten eine misogyne Geschichte aufs Papier zu bringen. Der Mann lernt eine Frau kennen, sie ziehen zusammen, planen ihre Hochzeit. Doch bei allem was geschieht, tritt die Verachtung des Mannes gegenüber Frauen deutlich hervor, seine Gedanken, seine Handlungen und sein Geiz stehen ihm im Weg. Dass die Frau für ihn kocht ist selbstverständlich für ihn, aber dass er Kirschen für sie kauft, die 6 Euro (!) kosten, kann er nicht überwinden. Zum Glück merkt die Frau es rechtzeitig und verlässt diesen Mann kurz vor der Hochzeit. Der Mann gesteht sich schließlich ein, als er verlassen wird, dass sein frauenfeindliches Elternhaus Spuren hinterlassen hat. Gut geschrieben!

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
2. Nov. 2024
Bewertung:4

Gott sei Dank hat sie ihn nicht geheiratet!

So kurz dieses Buch ist, so sehr ist es doch irgendwie auch auf den Punkt. Cathal sinnt auf dem Weg aus dem Büro und in seinem Zuhause über seine ehemalige Verlobte nach mit der er nun doch nicht mehr den Rest seines Lebens verbringen wird Und mit jedem frauenverachtenden Wort von ihm, war ich noch mehr froh darüber, dass sie sich dieses Leben nicht angetan hat mit ihm. Aber wie könnte es anders sein. Der Protagonist sieht selbst keinerlei Schuld am Scheitern der Beziehung bei sich. Da ist die Misogynie wohl so gross, dass er vor lauter Frauenhass sonst nichts mehr erkennen und reflektieren kann.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
20. Aug. 2024
Bewertung:3

Etwas zu drüber

In dem Buch wird das Thema Misogynie behandelt. Ein wichtiges Thema, was hier jedoch etwas zu überspitzt dargestellt wird. Früher ist sicherlich alles genauso gewesen. Heutzutage hat es sich glücklicherweise bereits zum Guten geändert. Letztendlich war der Grundgedanke dahinter gut und richtig, aber die Umsetzung war etwas zu viel.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
4. Aug. 2024
Bewertung:5

Die kurze Erzählung lässt uns zunächst teilhaben, an einem typischen Arbeitstag von Cathal in Dublin. Es ist Freitag, das Wetter, wie vorhergesagt, sonnig. Der Tag verläuft eher ereignislosen; während der Busfahrt nach Hause lässt Cathal die Gedanken schweifen und denkt er an Sabine. Sabine schielt ein wenig, kann gut kochen, geht auch im Winter barfuß am Strand spazieren und besteigt gerne Hügel. Doch neigt sie dazu, (zu) viel Geld auszugeben und nimmt viel Raum ein. Zwischen diesen Gedanken und der Schilderung seines nun trostlosen Lebens erfährt der Leser etwas über eine gemeinsame Vergangenheit von Cathal und Sabine; eine Vergangenheit, aus der keine Gegenwart werden konnte. Denn nachdem Cathal ihr einen Heiratsantrag gemacht und sie überredet hat, zu ihm zu ziehen, erkennen beide, dass ihre Ansicht der Rollenverteilung eine andere ist. Es ist fast schon bedrückend, wie die Autorin auf gerade einmal 34 Seiten aufzeigt, wie falsch ein Mensch - hier ein Mann - sich selbst einschätzt - und wie selbstverständlich er auch in der heutigen Zeit noch immer ein falsches Rollenverständnis hat; und er sich nicht eingesteht, dass dieses Verständnis von vornherein den Todesstoß für eine Beziehung bedeutet. Von mir bekommt diese sehr dichte Erzählung 5/5 Sternen und ich bin versucht, sie den Menschen zu empfehlen, die der Meinung sind, mit Gendern eine Gleichberechtigung zu erwirken; meiner Meinung nach, zeigt diese Kurzgeschichte, an welchen Punkten man zunächst wirkungsvoller ansetzen müsste.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
27. Juli 2024
Zu kurz
Bewertung:3

Zu kurz

Ich habe in diesem Jahr bereits Claire Keegans Bücher "Kleine Dinge wie diese" und "Das dritte Licht" gelesen. In beiden Roman steckt zwischen den Zeilen so viel Inhalt, dass man dies bei der Kürze der Geschichten nicht vermuten mag. Nun habe ich also zum Buch "Reichlich spät" gegriffen, das im Vergleich zu den anderen Werken mit gerade mal rund 55 Seiten und sehr großer Schrift noch einmal deutlich weniger Text umfasst. Es ist eine Kurzgeschichte über mysogyne Denkmuster, die mir grundsätzlich gut gefallen hat. Doch hier hätten aus meiner Sicht ein paar Seiten mehr nicht geschadet. Selbst für eine Kurzgeschichte fühlt es sich für mich nicht richtig zu Ende erzählt an. Es bildet sich in der Kürze kaum ein richtiger Spannungsbogen oder ein Gefühl für den Protagonisten und seine Verlobte. Das Buch ist wieder hübsch und wertig gestaltet, aber bei so wenig Text ist der Kaufpreis definitiv nicht gerade preiswert... Für mich hätte die Geschichte eher in einen Kurzgeschichtenband mit anderen Geschichten gehört.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
21. Juli 2024
Bewertung:4

Eine Geschichte über Misogynie mit all ihren Nuancen ❤️‍🩹

Nachdem ich vor kurzem „Das dritte Licht“ gelesen habe, was mich unglaublich begeistert hat, habe ich natürlich - wie könnte es anders sein? - zugeschlagen und auch die beiden anderen Werke Keegans gekauft. Heute gibts meine Gedanken zu „Reichlich spät“. Der Protagonist der Geschichte, Cathal, ist ein ziemlich gemeiner Mann mittleren Alters, der es schwer hat zu verstehen, was in seinem Leben vor sich geht - was hat seine Verlobte gezwungen, ihre Meinung zu ändern, als alles in den richtigen Bahnen zu laufen schien? Die schiere Gleichgültigkeit unseres männlichen Protagonisten gegenüber den Gefühlen und Forderungen seiner Verlobten bringt seine Frustration über Unverständnis und Empörung gegenüber der Frau hervor, die er heiraten wollte. Wir werden durch die nuancierte Prosa der Autorin dazu gebracht, die Art und Weise zu hinterfragen, wie uns Dinge im Leben gesagt werden - genau das macht einen großen Unterschied. Es ist nicht einfach die dünne Grenze zwischen Romantik und Schroffheit auszumachen, die zu unserer Unfähigkeit führen kann, wahrzunehmen, warum die Dinge nicht so laufen, wie wir es wollen. Die Geschichte von Misogynie, Unsensibilität und Gleichgültigkeit wird von Cathal in Form von kleinen Reflektionen darüber erzählt, wie sich die Dinge in seinem Leben entwickelt haben. Obwohl die Themen, mit denen er sich befasst, mit Misogynie verbunden sind, ist die Art und Weise, wie Keegan mit ihnen umgegangen ist, und die Handlung, die sie mit ihrer unverwechselbaren und bemerkenswerten Prosa herbeiführt, nicht passend in die Stereotypie einer verärgerten Welt, in der die Misogynie Wellen von Toxizität aussendet. Vielmehr baut die Autorin geschickt die allmähliche Spannung auf, die Sie dazu bringt, die tief verwurzelte Misogynie des Protagonisten zu verstehen, indem er seine Bewusstseinsschichten durch seine Selbstzweifel, seinen Unglauben und seine Reue abblättert. Die zarte und maßvolle Prosa der Autorin führt uns durch die Gefühlswelt Cathals, indem wir ihn verstehen und nicht nur nach der Prämisse der Misogynie beurteilen. Die Geschichte bringt die Leser auch dazu, über die Auswirkungen unserer Erziehung auf unser Leben nachzudenken, obwohl es uns vielleicht nicht immer gelingt, diese Auswirkungen vollumfänglich zu verstehen. Cathal hat keinen nennenswerten familiären Background, während seine Verlobte eine privilegierte Familienlinie hat, die reich an Kultur ist und daher verlangen kann, das „schwache“ Geschlecht auf Augenhöhe mit dem „starken Geschlecht“ zu akzeptieren. Die kleinen Witze, die auf der Prämisse der tief verwurzelten Misogynie gerissen werden, lassen uns die subtilen Veränderungen erkennen, die Keegan allmählich entwickelt, um die nuancierte Verworrenheit des Bewusstseins von Cathal zu verstehen, als ob es mit vorsichtigen und zarten Händen eines literarischen Chirurgen seziert würde - vielleicht wird sie deshalb mit Tschechow verglichen. Die Autorin, Clarie Keegan, hat einen unverwechselbaren Platz in der zeitgenössischen Literatur aufgrund ihrer klaren, eng gewebten, aber tiefen Prosa - jedes Wort ist ausgewogen und kalibriert, um seinen perfekten Platz zu rechtfertigen, um einen zutiefst bewegenden Effekt zu erzeugen, der die Leser unvorbereitet trifft, um ihnen sofort unter die Haut zu gehen. Wie Claire Keegan selbst mal in einem Interview erwähnte - eine Geschichte muss mindestens zweimal gelesen werden, um jede ihrer Nuancen zu verstehen - verlangt „Reichlich spät“ ebenso mehrere Lesedurchgänge, die helfen, die Lücken zu füllen, die bei der ersten Lektüre entstanden sein könnten und um die Geschichte aus einer einfühlsamen Sicht heraus zu verstehen. Die Geschichte wird lange in meinem Bewusstsein verweilen und ließ mich mit einem plötzlichen Rucken in der Seele darüber nachdenken: Ist die Geschichte womöglich ein peinliches Spiegelbild meines eigenen Lebens?

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
17. Juli 2024
Bewertung:4

Ein kurzes Buch über die Art von Mann, die keine Frau braucht.

Sehr gut auf den Punkt gebracht von der Autorin, die eine Meisterin darin ist, mit wenigen Worten alles Wichtige auszudrücken. Es ist mein zweites Buch von Claire Keegan und nicht mein letztes.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
13. Juli 2024
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Bewertung:4

Die Hölle sind die anderen [Spoiler zur Handlung] Reichlich dekadent und wunderbar bibliophil kommt die deutsche Übersetzung von Claire Keegans Erzählung “So late in the Day” (übersetzt von Hans-Christian Oeser), erschienen im Steidl Verlag, daher. Knapp 55 Seiten umfasst das Werk in dieser Ausgabe nur, wobei der Text schon etwas “aufgebläht” wurde. Eine hohe Schriftgröße kombiniert mit Blocksatz und einem sehr breiten Rand deuten darauf hin. Weniger Seiten hätten das schöne, leinengebundene & geprägte Hardcover mit Lesebändchen auch fast nicht mehr gerechtfertigt. Wobei: Eigentlich kommt es doch auf den Text an und Claire Keegan ist wohl eine Meisterin der Kurzprosa. Sie kann auf wenigen Seiten - so ihr Ruf - das vollbringen, was manche Wälzer-Autor:innen nicht schaffen: verdammt gute Literatur mit “Aha-Garantie”. Aber wird der Inhalt dieses schmalen Büchlein seiner extravaganten Ausstattung gerecht? Um das “große Thema Misogynie” soll es hier gehen, so verrät es die Klappentext-Lobeshymne. Ein Mann mit einem sehr irischen Namen (Cathal) beendet an einem heißen 29. Juli seinen langweiligen Dubliner Bürotag und fährt mit dem Bus nach Hause in seinen Vorort. Dort mehren sich die Zeichen, dass hier irgendetwas nicht stimmt: Ein vertrocknender Blumenstrauß vor der Eingangstür, eine penisförmige Junggesellenabschiedstorte, ein ungeöffneter Champagner im Kühlschrank... Wir erfahren nach und nach, dass der heutige Tag Cathals Hochzeitstag hätte sein sollen, aber er wurde sitzen gelassen - von Sabine. Auf wenigen Seiten werden die Diskrepanzen zwischen Cathal und der Anglo-Französin geschildert, die sich vor allem an Alltäglichkeiten festmachen lassen. Der unterschiedliche Umgang der beiden mit Geld ist dann letztlich auch der finale Fallstrick ihrer Beziehung. Festgemacht wird dies an dem Pfund Kirschen - das Leitmotiv der Novelle, sehr bezeichnend da Kirschen auch in der Natur als Paar auftreten - das Cathal für empörende 6 Euro bei Lidl erwerben musste, damit Sabine eine Tarte damit backen konnte. Dass die Tarte nicht mal gelungen war und ergo ihr Geld nicht wert, trägt zur Ironie des Ganzen bei. Und weil Sabine Frauenfeindlichkeit mit Geiz bzw. der männlichen Eigenschaft, “nicht geben zu wollen”(43), gleichsetzt, scheitert die Beziehung. Das führt zu einer Hasstirade Cathals allen Frauen gegenüber, womit die Erzählung endet. Diese Erzählung ist sicherlich sehr gut und clever gemacht, aber habe ich sie als literarische Epiphanie empfunden? Beileibe nicht. Ich mochte dass sich alles ganz gemächlich bis zum Höhepunkt steigert und den “normalen” Protagonisten, über den ich allerdings gern mehr erfahren hätte. Die perfekt geschilderte Atmosphäre des heiß-trägen Sommertages und die Zeichenhaftigkeit sprechen auch für die Novelle. Das Thema Misogynie ist ebenfalls immens wichtig, keine Frage, wobei ich finde, dass dies nicht nur eine Mann-Frau-Divergenz-Geschichte ist. Letztlich scheitern hier zwei Menschen an ihrer jeweiligen Andersartigkeit und daran, dass sie ihre Leben “zusammenlegen” wollen. “Die Hölle - das sind die anderen” - das Zitat von Sartre bringt die Essenz dieser Novelle meines Erachtens perfekt auf den Punkt. Und dabei ist es eigentlich gar nicht mehr so relevant, welches Geschlecht die anderen haben - sie sind anders und das Andere ist das, was wir selten ganz verstehen und uns zu eigen machen können oder wollen. Empfehlenswert für einen Sommernachmittag in der Hängematte.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
6. Juli 2024
Bewertung:3.5

Reichlich kurz!

Ich liebe Claires Geschichten wirklich so sehr und es ist einfach eine hohe Kunst, auf ganz wenigen Seiten, jedem Satz so viel Bedeutung einzuhauchen. Claire beherrscht es auch hier wieder in Perfektion! ABER: Leider fand ich dieses Buch mit 55 Seiten und großer Schrift einfach viel viel zu kurz! Es hätte kein langer Roman sein müssen, aber ich wäre wirklich super gern etwas mehr in Cathals Leben abgetaucht und hätte super gern die liebenswürdige Sabine noch etwas mehr kennengelernt. Sehr sehr Schade!!!

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
4. Juli 2024
Bewertung:3

Unangepasst

Wenn Cathal an Sabine denkt, denkt er zunächst an ihre guten Kochkünste, an ihre eigenwillige Art und daran, dass sie sich einfach nicht anpassen will. Und das ist ja bekanntlich eine Frechheit! Somit wäre es schon fast amüsant gewesen, Cathal bei seinen konservativen Gedankengängen zu beobachten, wenn es nicht so bitter gewesen wäre. Für mich bestand letztlich ein wesentlicher Reiz der Geschichte darin, dass ich gar nicht so richtig wusste, worum es in der Geschichte ging. Aber das bekommen wir auf den knapp 65 Seiten schnell mit. Cathal und Sabine lernen sich kennen und lieben, alles geht ganz schnell, er wirkt ein bisschen sonderbar, sie ist es aber scheinbar auch. Dann passt ja wohl alles, denkt man? Natürlich nicht, wie wir schnell (aber äußerst subtil) an den kleinen Sticheleien in Cathals Rückschau und einer patricharchialen Überheblichkeit merken, die im Verlauf der Lektüre immer mehr zutage tritt. Das Ende war eigentlich recht unspektakulär und doch grandios, denn es geht einen anderen Weg, als man es vielleicht erwarten würde. Leider bin ich öfter mal gedanklich abgeschweift - zum einen, weil mich Cathal sehr genervt hat aber zum anderen auch, weil mich der Text nicht durchgehend bei der Stange halten konnte.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
4. Juni 2024
Bewertung:5

Top Buch👍! Wenig Seiten, viel Aussagekraft zum Thema Misogynie. Feministisch, stark💪!

Diese Autorin schreibt Bücher, die mich jedes Mal beeindrucken, weil sie auf so wenig Seiten , so viel aussagt. Es geht um eine Frau und einen Mann, die sich kennenlernen, zusammen ziehen und heiraten wollen. Die Beschreibung der Beziehung und dem Umgang miteinander, ist hier das Hauptthema. Auch dieses Buch von ihr gehört zu meinen Lieblingsbüchern☺️👍. Absolute Empfehlung, wenn man ihren Stil mag und sich auf das Thema „ Frauenfeindlichkeit einlassen kann.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
29. Mai 2024
Bewertung:3.5

In der Erzählung „Reichlich spät“ beschreibt Claire Keegan die Geschichte eines gescheiterten Paares und sie erzählt die Geschichte vom großen Thema Misogynie. Kein Wort zu viel, kein Satz zu wenig. Alles passiert an einem Sommertag in Dublin, an dem Cathal mit dem Bus von der Arbeit nach Hause fährt. Es hätte sein Hochzeitstag sein können. Und er denkt über die Frau nach, mit der er hätte leben können, wäre er ein anderer Mann gewesen.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
27. Mai 2024
Bewertung:5

Normalerweise mag ich Kurzgeschichten nicht besonders, weil ich mir gerne die Zeit nehmen möchte, mich in Figuren hineinzudenken und mitzufühlen. Bislang dachte ich immer, dass das bei Kurzgeschichten wenn überhaupt nur bedingt möglich ist. Claire Keegan hat mich mit "Reichlich spät" eines Besseren belehrt. Die Art wie sie von scheinbar belanglosen Alltagssituationen erzählt, um sie dann mittels kleiner Feinheiten in einer klaren und bedeutungsvollen Vielschichtigkeit aufzufächern, ist große Erzählkunst. Jedes Wort sitzt, jeder Satz ist wohlüberlegt, nichts scheint überflüssig.. Ich bin gerade schwer begeistert und muss ganz dringend mehr von der Autorin lesen.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
26. Mai 2024
Wenn du nicht aus deiner Haut kannst.
Bewertung:4

Wenn du nicht aus deiner Haut kannst.

-Rezensionsexemplar- . Genre: Ein Roman, eine Geschichte, kurz, knapp, wortgewaltig, bedeutungstriefend schwer & doch nur ein kurzes Stück. . Setting: Cathal, Büromensch & irgendwie blass unsympathisch trifft Frau. Nur leider kommt er nicht aus seiner Haut & will es auch nicht - & da ist er ein Mysogenist. . Das Buch hallt nach, trifft im Kern & hinterlässt einen Faden Beigeschmack. Ein aktuelles Thema kritisch verpackt ohne Kritik zu sein. . Daher schnapp dir einen Kaffee & Schau hin.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
9. Mai 2024
Bewertung:4

Wiederholt überzeugt mich die Autorin. Die Qualität ihrer sehr kurzen Texte ist wirklich gut. Sie schafft es zunächst ganz sachlich und unaufgeregt zu schreiben, um aber im nächsten Moment den Fokus auf gewichtige Szenen zu setzten. Cathal begibt sich nach einem Arbeitstag auf den Weg nach Hause und denkt dabei über Sabine nach bzw. über seine Beziehung zu ihr. Auch hier stehen wieder patriarchale Strukturen im Vordergrund. Bis jetzt habe ich ihre männlichen Protagonisten immer als Personen mit Ecken, Kanten und viel Herz empfunden. Dieser hier jedoch war mir sehr unsympathisch. Spannend fand ich, dass die Vorgängertexte Keegans zum Teil in viel früheren Jahrzehnten stattfanden, die Protagonisten aber trotzdem irgendwie ihrer Zeit in gewissen Aspekten voraus waren. Dieser Text findet nun in diesem Jahrzehnt statt und der Mann, von dem er handelt, scheint mit seinen Ansichten doch nicht ganz am Puls der Zeit angekommen zu sein. Für mich hat Keegan diesen kurzen Text wieder wundervoll in Szene gesetzt!

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
22. Apr. 2024
Bewertung:4.5

Claire Keegan hat es wieder geschafft auf gerade mal 48 Seiten viel Inhalt punktgenau und schnörkellos in eine Erzählung zu packen. Der Tag, der eigentlich der Hochzeitstag von Cathal und Sabine sein sollte. Die Geschichte einer Beziehung, die dem frauenfeindlichen Verhalten von Cathal nicht standhalten konnte. Ich hätte gerne noch weitergelesen, aber eigentlich ist alles gesagt, mehr brauchte es nicht. Ein kleiner Lese-Snack mit viel Inhalt

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
13. Apr. 2024
Bewertung:4

Kurzweiliger Lesesnack, der im Keegan Stil nüchtern über zwischenmenschliche Herausforderungen erzählt. Die Autorin verknüpft hier auf wenigen Seiten Themen wie Zwischenmenschliche Kommunikation, Feminismus und Irische Gesellschaftskritik.

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag
27. März 2024
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Bewertung:5

REICHLICH SPÄT Claire Keegan Cathal sieht in seinem Büro aus dem Fenster. Es ist ein sonniger Tag - heute, am 29. Juli in Dublin. Er versucht sich auf seine Arbeit zu konzentrieren, aber seine Gedanken schweifen immer wieder ab. Er möchte auch mit keinem reden, versucht sich unsichtbar zu machen, doch es will ihm nicht gelingen. Schließlich nimmt er den Bus nach Hause, doch auch hier spricht ihn die Sitznachbarin an. Als diese endlich ihr Buch zur Hand nimmt, denkt er an Sabine. Wie er sie kennenlernte und wie sie zu viel Platz in seinem Leben einnahm. Außerdem war sie verschwenderisch. Cathal resümiert über eine 2-jährige Beziehung, die nicht nur aus Liebe bestand. Es geht um Misogynie und ihre Auswirkungen. Ein schmales, feines Buch mit gerade einmal 48 Seiten und wie wir es von Claire Keegan gewohnt sind, war es viel zu schnell zu Ende. Ich hätte noch so gerne weiter gelesen und noch mehr erfahren. Die wunderbare Sprache, diese Kunst des Weglassens, hat mich wieder tief beeindruckt. Ich werde über dieses Buch noch ein wenig nachdenken und bestimmt ein weiteres Mal lesen. Fazit: Wunderbar! Und dieses wunderschöne Cover! #coverliebe #coverschockverliebt #🍒 5/ 5

Reichlich spät
Reichlich spätvon Claire KeeganSteidl Verlag