Im Rahmen des Nordirlandkonflikts erzählt die Autorin eine tragische Lebens-/Liebesgeschichte, die man durchweg unter Anspannung verfolgt!
Harte Zeiten
Cushla lebt in der Nähe von Belfast, Nordirland. Es sind die 1970er Jahre und das Land ist zerrüttet. Als Katholikin hat sie es von Haus aus schon nicht leicht, aber noch dazu mit einer alkoholkranken Mutter zu leben, macht das Leben gleich doppelt schwer. Neben ihrem Job als Lehrerin an einer katholischen Schule hilft Cushla mehrmals die Woche im familieneigenen Pub aus. Dort trifft sie irgendwann auf Michael. Dieser ist Prozessanwalt, verheiratet, Protestant und knapp doppelt so alt als Cushla, somit spricht alles gegen ihn. Doch gegen jede Vernunft beginnen die beide eine Affäre. Doch nicht nur diese Affäre könnte Cushla ins Verderben stürzen sondern auch die Tatsache, dass sie ihrem Schüler Davy und seiner Familie in einer schweren Zeit geholfen hat. Was wird sie tun und wie lange kann sie die Mehrfachbelastung aushalten? Ich durfte die Übertretung von Louise Kennedy als Rezensionsexemplar lesen und habe mich lange davor gedrückt das Buch anzufangen, weil ich mir nicht so sicher war, ob es mir gefällt. Doch schon auf den ersten Seiten hat mich das Buch in seinen Bann gezogen. Der Schreibstil der Autorin ist flüssig und super gut zum Lesen.
Viel versprochen, leider zu wenig geboten
Ich habe mich für dieses Buch entschlossen, weil der Klappentext mich neugierig gemacht hat. Ich hatte mir ein Portrait der troubles Nordirlands in den 70er Jahren erhofft, welches mithilfe einer verbotenen Liebesgeschichte vermittelt wird. Tatsächlich ist es genau andersrum: im Fokus steht die Liebe einer Katholikin mit einem verheirateten Protestanten. Die bürgerkriegsähnlichen Verhältnisse werden drumherum beschrieben, teils finden kleine Nebenerzählungen statt, die nicht relevant wirken. Erst in den letzten 60 Seiten gewinnt das Buch an Spannung und man beginnt zu verstehen, was die einzelnen Geschichten miteinander zu tun haben. Kennedys Versuch über die Zustände Nordirlands in den 70er Jahren zu berichten uns gleichzeitig eine spannende Geschichte daraus zu machen ist leider nicht sehr gelungen. Der Schreibstil ist nicht allzu flüssig, die Sprünge der Geschehnisse teilweise zu schnell und daher verwirrend. In den ersten beiden Dritteln des Buches wird dem Leser die leidenschaftliche Liebe der beiden Hauptprotagonisten aufgedrängt, die mich als Leserin nicht gepackt hat. Tatsächlich war ich irgendwann genervt von ihrer Naivität und von den geschmacklosen Pointen über die Erotik der beiden (Stichwort: sie grüßt zwei Nonnen, während sein Sperma an ihren Beinen klebt). Auch wenn es zum Ende deutlich Fahrt aufgenommen hat, war ich insgesamt sehr enttäuscht. Ich habe mir mehr historische Erzählungen gewünscht.
Anderes erwartet, schwieriger Einstieg, guter Plot
Man merkt, dass die Autorin eigentlich Kurzgeschichten schreibt. Die einzelnen Kapitel wirken wie solche. Unvermittelte Einstiege, Personalpronomen, Verfolgen eines Handlungsstrangs. Auch bleibt das Figurenensemble überschaubar. Dies erleichtert dann das Mitverfolgen der Handlung, was durch die oben erwähnten Kurzgeschichtenmerkmale erschwert wird. Es soll ein Roman sein? Ich würde dies eher als eine Art Novelle bezeichnen. Gut, dafür gibt es vielleicht zu viele Nebenstränge, obwohl ich auch schon Novellen, welche diesem Werk ähnlich waren, gelesen habe. Die Figuren, allen voran Cushla, werden der Leserschaft auf eine Art und Weise vermittelt, durch welche diese lebensecht wirken. Das heißt nicht, dass man sie mögen muss oder sollte. Sie haben Ecken und Kanten, verhalten sich immer wieder anders, als man dies selbst tun würde. Das Setting ist interessant. Die Konflikte in Nordirland in den 70ern, die Menschen - ob Protestant oder Katholik - in diesem explosiven Leben. Dies wurde durch das Begleiten der Figuren erzählt, was mich sehr angesprochen hat. Allerdings fällt dies im Laufe des Buches immer mehr hinten über. Es verschwimmt, wird teilweise wie eine Nebensächlichkeit erwähnt und der Fokus der Geschichte verlagert sich. Ich habe vermisst, dass diese Konflikte, welche bei allen Figuren lebensentscheidend sind, besser mit der Handlung verwoben werden. Das wäre durchaus möglich und wünschenswert gewesen. Das Ende wirkt zu abrupt und gestelzt. Das Plötzliche, die unerwartete Wendung, gehört zur Kurzgeschichte sowie zur Novelle. Aber bei einem Roman…? Mir hat das Werk ganz gut gefallen, es war - nach einem schwierigen und zähen Einstieg - ein angenehmes Lesevergnügen mit einem interessanten und wichtigen Blick nach Irland der 70er.

Bis jetzt mein Highlight in diesem Jahr. Sehr mitreißend, am Ende floss die ein oder andere Träne 🥲

Belfast, 1975: Die 24-jährige Cushla lebt als Katholikin in einem überwiegend von Protestant*innen bewohnten Vorort. Jedes Wort, das sie sagt, jede Geste, selbst ihre Kleidung kann sie in Schwierigkeiten bringen, denn der Bürgerkrieg steht kurz vor der Eskalation. Trotzdem schreckt Cushla nicht vor der größten aller Übertretungen zurück: An einem Abend, an dem sie eine Schicht in der Bar ihrer Familie übernimmt, lernt sie den deutlich älteren, verheirateten und protestantischen Prozessanwalt Michael Agnew kennen - und verliebt sich in ihn. Neben dieser heimlichen Affäre fällt Cushla auch in ihrem Hauptberuf als Lehrerin an einer katholischen Grundschule auf als sie sich Davy annimmt, der aus ärmlichen Verhältnissen kommt. Louise Kennedy erzählt in ihrem Debütroman "Übertretung", übersetzt durch Claudia Glenewinkel und Hans-Christian Oeser, von einer Protagonistin, die in einem bis heute nicht verwundenen Konflikt aufwächst und versucht, zwischen Regeln und Unterdrückungen ihren eigenen Weg zu gehen. Hinter jeder Ecke lauert in diesem Roman Gefahr, jedes Kapitel beginnt mit der - teils sehr explizit beschriebenen - Gewalt, die in den Nachrichten wiedergegeben wird und die Cushla immer näher kommt, bis sie schließlich unausweichlich für sie wird. Cushla lebt in einem Spannungsfeld zwischen einer alkoholkranken Mutter, um die sie sich kümmert, einem Bruder, der sie stets bevormundet, einer verbotenen und (vermeintlich) geheimen Liebesaffäre und einem kleinen, in Armut lebenden Jungen, dem sie unbedingt helfen möchte. Dieser Drahtseilakt lässt sich nicht immer gut lesen und kommt auch nicht ganz ohne Wiederholungen in der Mitte des Buches aus. Die Lesenden erfahren viel über den Konflikt zwischen Katholik*innen und Protestant*innen in Nordirland, das Buch regt ständig zum selbst recherchieren an und bietet so einen Einblick in ein Stück Zeitgeschichte, mit dem ich mich persönlich bislang wenig beschäftigt habe. Von mir gibt es eine Leseempfehlung!
Eine auf den letzten 50 Seiten besser werdene Geschichte über eine junge Lehrerin, die in den 1970ern in Belfast inmitten der Unruhen versucht ihr Leben zu leben. Die ersten 250 Seiten blieb es leider sehr oberflächlich und wiederholend... Ich hatte deutlich mehr erwartet! Rezension folgt auf meinem Instagramaccount seelich_buchliebe
Beklemmende Geschichte einer jungen Frau 1975, in der Nähe von Belfast, wo alles private auch politisch war bzw. Privatsphäre nicht gestattet wurde. Cushla Lavery ist Lehrerin und lebt mit ihrer alkoholkranken Mutter zusammen, der Vater lebt nicht mehr, der Bruder hat den Pub der Familie übernommen. Jeden Tag werden die Toten und Verletzten gezählt, einzig die Konfession eines Menschen bestimmt seinen gesellschaftlichen Wert. Das Buch hat mich gefesselt, sprachlos und wütend gemacht. Keine leichte Kost, aber auf jeden Fall lesenswert.
Ein Loyalitätskonflikt zieht sich durch die Gesellschaft Nordirlands: Im Pub, auf der Straße, unter Freunden, bei der Polizei und im Gericht. Überall zeichnet sich ein Bild von Misstrauen, Hass und Gewalt. Menschen werden verprügelt und umgebracht. Bomben explodieren und Häuser werden in Brand gesetzt. Sogar die Kinder begegnen sich feindselig. Verschiedene Konfessionen können kaum koexistieren. Auch die Lebenswelt der jungen Cushla ist von eben diesen Konflikten gezeichnet: Wir erleben ihren Zwiespalt zwischen Menschlichkeit und dem gesellschaftlichen Konflikt zwischen Katholiken und Protestanten und/oder Republikanern und Unionisten. Cushla erlebt eine von inneren Konflikten geprägte Zeit, die durch den gesamtgesellschaftlichen Konflikt sowie familiäre Erwartungen, die Alkoholkrankeit ihrer Mutter, die Fürsorge für einen ihrer Schüler und eine konfessionsübergreifende Affäre befeuert werden. So werden wir mit der Lebensrealität der Menschen im Kontext des Nordirlandkonfliktes vertraut und durch die irrsinnig erscheinende Feindseligkeit erschüttert. Rache sowie vermeintliche Loyalität gegenüber der eigenen Gemeinschaft und Familie ziehen nicht enden wollende Kreise von Hass und Gewalt. Louise Kennedy ist es gelungen sowohl die gesellschaftlichen Konflikte, als auch die persönlichen Konflikte der Protagonistin darzustellen. So hat sie für mich ein scharfes Bild des Nordirlandkonfliktes gezeichnet, das mich aufgrund der vordergründigen Liebesgeschichte nicht ganz abholen konnte. Zum Teil erschien mir die Geschichte flach und klischeebehaftet. Die vielschichtige Darstellung der Loyalitätskonflikte sowie eine kleine unerwartete Begegnung am Ende haben mich hingegen bewegt.
Eine bewegende Liebesgeschichte und wie eine zufällige Begegnung das weitere Leben verändern und beeinflussen kann. Das Buch handelt im Jahr 1975 in Belfast, dem Jahr des Bürgerkriegs in Nordirland. Die Gesellschaft ist gespalten, Protestanten und Katholiken bekämpfen sich, wodurch ein normales, friedliches, angstfreies Leben nicht stattfinden kann. Eindrücklich, ehrlich, schonungslos und deutlich geschrieben

ÜBERTRETUNG Louise Kennedy Ach, an dieser Stelle muss die wunderschöne Covergestaltung des Steidl-Verlags einmal erwähnt werden. Diese Leineneinbände sind einfach wunderschön und ein wahrer Hingucker! ❤️📓 #coverliebe und #schockverliebt Nordirland 1975: In Belfast eskalieren die Troubles: Jeden Tag explodieren Bomben, Autos brennen und unschuldige Zivilisten werden ermordet. Protestanten und Katholiken sind Feinde und töten sich gegenseitig. In diesen Unruhen lebt die katholische Grundschullehrerin Cushla Lavery inmitten einer Vorstadt, die überwiegend von Protestanten bewohnt ist. Hier betreibt ihr Bruder Eamonn den Pub, den einst seine Mutter Gina führte. Er versucht sich bedeckt zu halten - unauffällig zu sein und am besten seine Konfession zu verschweigen. Doch seine Mutter und Schwester halten sich nicht an seine Regeln: Gina trinkt - und das schon zum Frühstück und hat im Anschluss ihre Zunge nicht immer unter Kontrolle. Doch das große Sorgenkind ist seine unverheiratete Schwester. Sie lässt sich mit einem verheirateten Protestanten ein. Doch damit nicht genug. Als der kleine katholische Davy von den Klassenkameraden gemobbt wird, setzt sie sich für ihn ein und das wiederum hat verhängnisvolle Folgen … Louise Kennedy hat das Leben in Nordirland, in den 70er-Jahren, die verheerende Wohnungssituation, die Verzweiflung der Menschen, gepaart mit Ausweg- und Arbeitslosigkeit sowie der allgegenwärtigen Angst der Bürger vor Attentaten, unglaublich gut dargestellt. Brutal, ergreifend und eindringlich sind ihre Schilderungen - ich hatte das Gefühl, mitten im Geschehen zu sein. Langsam baut die Autorin die Spannung auf, bis sie zum Ende kaum noch auszuhalten ist. Ein sehr gutes Buch, das ich euch unbedingt empfehlen möchte. 4½/ 5
Ein unglaublich bewegendes Buch, ich hatte mehrfach einen dicken Kloß im Hals beim Lesen und evtl liefen sogar ein paar Tränen
vom Klappentext: „Louise Kennedys Roman erzählt von Menschen, die versuchen, inmitten täglich stattfindender Gewalt ein normales Leben zu führen, die das Richtige wollen und das Falsche tun. Ein herzzerreißendes, bittersüßes, unvergleichliches Buch.“
In der Geschichte lernen wir die junge Cushla Lavery kennen. Sie ist Mitte der 70’er Jahre in einer Grundschule als Lehrerin tätig, kümmert sich um ihre alkoholkranke Mutter , hilft in dem Pub ihres verstorbenen Vaters aus, der nun von ihrem Bruder weitergeführt wird und verliebt sich in einen verheirateten Mann. Die Geschichte spielt in Nordirland und erzählt nebenbei auch von den schweren Bürgerkriegen und dem Terror dieser Zeit. Wir erfahren von der Spaltung einer ganzen Gesellschaft. Cushla ist Katholikin und Michael, ihr Geliebter, Protestant. Er arbeitet als Prozessanwalt und steht unter enormen Druck. Das Buch ist Louise Kennedys Debütroman und hat mich sehr eingenommen. Ihre Figuren fühlen sich echt und nahbar an. Vor allen Dingen beleuchtet sie deren Ecken und Kanten ebenso wie ihre liebenswürdigen, verletzlichen Seiten. Besonders berührt hat mich das Mitgefühl und das Engagement , das die Protagonistin für den kleinen Davy -ein Schüler ihrer Klasse- empfindet. Ich mochte ihren Gerechtigkeitssinn und ihre Menschenliebe. Kennedy verurteilt in diesem Buch nicht. Sie zeigt auf, wie unnötig diese Gewalt unter den Menschen ist, stellt Einzelschicksale heraus und setzt den Fokus auf das unsagbare Leid, was verursacht wird und dem immer nur politische Machtinteressen und zu große Egos gegenüberstehen. Ich mag Geschichten mit historischem, politischem Bezug total gerne. Ich habe bisher nicht viel Wissen zum Nordirland-Konflikt gehabt. Mich hat es erstaunt wie weit dieser zurückreicht und das es bis heute nicht möglich ist, friedlich miteinander zu leben. Es kommen immer wieder Generationen nach, die diese Konflikte weitertragen und befeuern. Der Nordirland-Konflikt hat bis heute etliche Todesopfer gefordert. Es sind viele Zivilisten dabei umgekommen und ab 1998 bis zum heutigen Tag gibt es zwar das sogenannte Karfreitagsabkommen, dass das Ende der Gewalt bedeutete, aber schaut man sich Reportagen an, sieht man, dass diese Ruhe gefährdet bzw. fragiler wird. Viele Menschen in Irland unterstützen vereinzelte Gewaltattentate (die es auch in früher Vergangenheit noch gab) natürlich nicht mehr , aber man weiß, dass fanatische Untergrund- Gruppierungen immer noch Interessen haben, ihre politischen und territorialen Ansprüche weiterhin gewaltvoll durchzusetzen. Mir hat dieser Roman so unendlich gut gefallen. Ich möchte gerne noch mehr von Kennedy lesen und hoffe, dass sie bald wieder veröffentlicht.
Eine Geschichte die unter die Haut geht, da sie die Zeit des Bürgerkrieges in Irland behandelt. Die Hoffnungslosigkeit die täglichen Gefahren sind sehr eindrucksvoll, bedrückend beschrieben.
Mit „Übertretung“ zeichnet Louise Kennedy ein eindrückliches Porträt von Belfast in den 70er Jahren und davon, wie die „Troubles“ das Leben der Menschen beeinflusste. Mit Cushla hat sie eine Protagonistin geschaffen, die irgendwo zwischen Konventionen, Religion und Gefühlen versucht, ihren Weg zu finden. Große Empfehlung, ich mochte es sehr!
Eindringliche Schilderung des Alltags während des Nordirlandskonfliktd
In den 70er und 80er Jahren überrollte eine Terrorwelle Irland. Besonders in Nordirland, in den Ballungsgebieten Belfast und Derry starben nahezu wöchentlich viele Menschen durch Anschläge. Dieses Szenario ist die Kulisse für diesen Roman Cushla, eine junge Lehrerin aus Belfast, Katholikin, arbeitet nebenbei im Pub ihres Bruders Eamonn. Dort lernt sie den verheirateten und protestantischen Rechtsanwalt Michael kennen, und die beiden beginnen eine verhängnisvolle Affäre. Diese leben Sie recht offen und trotzdem darf es niemand erfahren. Aus der Perspektive von Cushla erleben wir die Nöte einer jeden Geliebten, nah und glaubwürdig. Cushla hat auch eine besondere Beziehung zum kleinen Davy, einem Jungen in ihrer Klasse, der in sehr prekären Verhältnissen groß wird. Sie unterstützt die Familie sehr. Das wird nicht von allen gerne gesehen. Und so gerät sie in moralische, soziale und politische Konflikte, ohne wirklich etwas unrechtes getan zu haben. Der Roman beginnt atmosphärisch und bereitet uns den Boden in die damalige Zeit einzutauchen. Ich hatte sofort das Gefühl, die Thatcher Ära der 70er fühlen zu können. Die Arbeitslosigkeit, die Frustration, die in Alkohol ertränkt wird und die Sehnsucht nach einem anständigen Leben. Besonders plastisch wurde die Beziehung von Cushla und ihre alkoholkranken Mutter dargestellt. Genauso ist es wahrscheinlich, wenn man mit solch einem Menschen zusammen lebt. Die permanente Bedrohung des politischen Konflikts schwebt über Allen und lässt die Leute bisweilen ängstlich und resigniert wirken. Ein guter Nährboden für Aggression. Bis zum letzten fünftel des Romans passiert zwar viel, aber politisch hatte ich mir mehr erwartet. Das wurde dann auf den letzten 50 Seiten aufgeholt, denn hier überschlugen sich die Ereignisse. Der ein oder andere Twist hat mich, nachdem ich mich in Sicherheit wägte, (dachte ich doch ich wüsste, wie es ausgeht), getroffen und betroffen gemacht. Luise Kennedy hat ein Talent dafür uns die Menschen so zu beschreiben, dass es einfach passt. Ist die Liste schafft sie es auch Spannung aufzubauen, denn sie erzählt nicht wirklich alles aus. Es gibt ein Glossar im Hintergrund, was es erleichtert einige Begriffe zu interpretieren. Manchmal hatte ich beim Lesen den Eindruck, dass ein Grundwissen vorausgesetzt, wird und ich habe nebenbei viel gegoogelt und mir Informationen über den damaligen Konflikt draufgeschafft. Wirklich sympathisch war mir von den Figuren nur Cushla, die mein volles Mitgefühl hatte. Niemand sah, was diese Frau auszuhalten hatte, und gleichzeitig wallte meine Wut auf das Patriarchat auf, welches das Leben Aller bestimmte. Es ist erstaunlich, wie wenig wir gelernt haben. Denn nach wie vor werden gesellschaftliche Fortschritte in Richtung Freiheit und Einheit durch patriarchalische Machtstrukturen und religiösen Fanatismus zerstört. Beispiel finden wir auf der Weltkarte zu Genüge. Ein mitreißender Roman, der mir die damalige Lebensrealität deutlich machte und mich besonders ab der zweiten Hälfte atemlos zuschauen ließ, wie eine lebensverändernde Entscheidung alles zerstören kann.