„Das ist eben das praktische an moralischer Argumentation: Es befindet sich zur Legitimation jedes politischen Interesses immer die passende Moral. Nie leitet sich so ein Interesse aus der Moral ab.“ (Seite 20) Freerk Huiskens Buch „Frieden“ hat mich tief beeindruckt, weil es nicht nur eine marxistische Analyse der aktuellen Friedenspropaganda liefert, sondern mit schonungsloser Klarheit zeigt, dass Frieden nicht einfach die Abwesenheit von Krieg ist und dass die bloße inhaltsleere Moralisierung von „Frieden“ schon gar kein Argument darstellt. Wer bestimmt eigentlich, wann, wessen und wo „Frieden“ herrscht und wann Kriege überhaupt legitim sind? Viel zu oft wird Frieden als ein Zustand dargestellt, der lediglich durch Diplomatie oder militärische Abschreckung gesichert werden kann. Huisken entlarvt diese Vorstellungen als ideologische Konstruktionen, die die wirtschaftlichen und politischen Interessen der Staatenkonkurrenz dahinter verschleiern. Besonders spannend fand ich seine Analyse darüber, wie kapitalistische Staaten Frieden definieren und nutzen, um ihre eigenen Machtansprüche zu sichern. Er zeigt auf, dass „Frieden“ in diesen Systemen selten bedeutet, dass Gewalt verschwindet – sie verändert nur ihre Form. Ich habe viel aus diesem Buch mitgenommen, weil es nicht bei einer oberflächlichen Kritik stehen bleibt, sondern konsequent die Mechanismen hinter der offiziellen Friedensrhetorik offenlegt. Wer bereit ist, sich auf diese Perspektive einzulassen, wird danach nicht mehr unbedarft von „Frieden“ sprechen können. „Die Entpolitisierung des russischen Angriffs durch seine moralische Denunziationen ist damit vollkommen. Und umgekehrt lässt sich daraus kein besserer Freispruch für den Eintritt des Westens in den Krieg – from behind – drechseln: ‚Dieser Krieg ist gerecht!‘ Unter die Räder gerät dabei vollständig, dass in jedem Krieg alle kriegführenden Parteien immer über Leichen gehen, ihre Bevölkerung zum Töten und Sterben abkommandieren, ihr Volk also als ihr Machtmittel einsetzen, dass sich folglich jede Parteilichkeit für eine kriegführende Seite verbietet.“ (Seite 21)
Mar 25, 2025
FRIEDENby Freerk HuiskenVSA