28. Apr. 2025
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Bewertung:4

Diesen Roman muss man erstmal wirken lassen, denn Lynn Austin nimmt den Leser mit in die Zeit des 2.Weltkrieges, in dem es so viel Leid, Qual und Unmenschlichkeit gab. Dies macht sie ganz geschickt in zwei Zeitebenen, wofür sie ein echtes Talent hat. Kurz nach dem Krieg 1946 muss die junge Peggy mitansehen, wie ihr bester Freund Jimmy nach der Rückkehr aus dem Krieg seinen Lebenswillen verloren hat und nun in einer Militärklinik versucht wird, in seine Psyche vorzudringen, wenn auch mit etwas fragwürdigen Methoden. Peggy setzt alles daran, ihrem Freund zu helfen, ihn aus dieser Lebens- und Glaubenskrise herauszuholen und setzt dazu alle Hebel in Bewegung. Mit Jimmys Eltern verbindet sie nicht nur ihr Job, sondern auch das Gefühl, aufgefangen zu werden, denn in ihrem eigenen Zuhause herrscht Ignoranz und Ablehnung. Mit all ihren Ideen trifft sie auf den versehrten Kriegskameraden Joe, der ihr bei der Umsetzung ihrer Ideen behilflich ist und dabei auf ein Foto einer jungen Frau namens Gisela stoßen. Zurückversetzt in die Kriegszeit erlebt man parallel Giselas ganz eigene Geschichte, die sie mit all ihren Empfindungen erzählt. Eine Odysseus ins Ungewisse, eine Flucht aus Deutschland Richtung Kuba, überall ungewollt und abgeschoben, weil sie Jüdin ist. Auf der Reise verliebt sie sich in Sam Shapiro, doch ihr gemeinsam geplanter Weg ist gepflastert von lauter Schmerz, Verrat, Unrecht und Grausamkeit. Auch hier hat Lynn etliche wahre Begebenheiten in die Geschichte mit einfließen lassen, in denen das ganze Ausmaß der Judenverfolgung festgehalten wird und sich viele Nationen mit schuldig gemacht haben, durch Ignoranz, Unterstützung an diesem Gräuel, der Deportation und Hinrichtung. Obwohl es viele Bücher aus dieser Zeit gibt, so erlebt man sie immer wieder neu, aus einer anderen Perspektive. Giselas Erzählung war wie ein Augenzeugenbericht, der genauso hätte sein können und es hat mich innerlich sehr zerrissen. Wie beide Geschichten ineinanderlaufen, wie sowohl Gisela als auch Peggy sich für das einsetzen, was ihnen so am Herzen liegt und nicht aufgeben ist großartig entwickelt und hat ein Wechselbad der Gefühle bewirkt. Die Autorin versteht es eins der dunkelsten Kapitel so ausdrucksstark, bildgewaltig und intensiv festzuhalten, dass man einfach nicht anders kann, als die Geschichte zu verschlingen und dabei auch die Frage nach Gott so mit einfließen zu lassen, dass man es versteht, aber gleichzeitig auch eine wundervolle Erklärung geliefert bekommt, gespickt mit einigen besonderen Effekten durch Kameraden, die in guten und schlechten Zeiten beistehen. Ich kann das Buch wirklich empfehlen – gerade der Schluss war noch mal ein Paukenschlag, der gezeigt hat, das Leben hat immer Überraschungen parat, auch wenn ich mir hier gewünscht hätte, dass er nicht ganz so zusammengerafft verlaufen wäre.

Eines Tages finden wir nach Hause
Eines Tages finden wir nach Hausevon Lynn AustinFrancke-Buch
9. Sept. 2023
Bewertung:4

Zwei junge Frauen und eine Gemeinsamkeit. Doch was verbindet sie? Die eine lebt in Europa und die andere in Amerika.

Es ist das Jahr 1939, Gisela befindet sich mit ihren Eltern auf einem Schiff, das aus Hamburg in Richtung Kuba ausgelaufen ist. Auf diesem Schiff lernt sie auch ihre große Liebe, Sam Schapiro kennen. Sie sind Juden. Sie streben nach Freiheit und einem angstfreien Leben. Es kommt anders, als sie es sich vorgestellt haben. Deutschland haben sie hinter sich gelassen und doch befinden sie sich in Europa. Wie wird die Geschichte für sie bloß enden? Im Jahr 1946, ein Jahr nach Kriegsende begleitet der Leser Peggy in ihrem Leben in einer kleinen Stadt in Amerika. Jim ist der Sohn des Tierarztes, bei dem sie als Helferin eingestellt ist. Er ist ihr Freund aus Kindertagen. Es verbindet sie eine tiefe Freundschaft. Körperlich unversehrt kehrte er aus dem Krieg zurück, doch seine Seele ist zutiefst erschüttert. Nachdem Jim einen Suizid versucht hat zu begehen, beginnt Peggy Nachforschungen anzustellen. Sie findet ein Foto einer jungen Frau im Rucksack von Jim. Sie und Jims Eltern fragen sich: wer ist die junge Frau? Was ist mit Jim passiert? Wo ist der Freund mit einem unerschütterlichen Glauben an Gott? Beide Zeitepochen werden, fließend und leicht lesbar in einem fesselnden Schreibstil, in der Ich-Form erzählt. Lange bleibt es dem Leser verborgen, wie diese zwei Zeitepochen verbunden sind und welche Verbindung zwischen Gisela und Peggy besteht. Bis ich an die Stelle kam, in der Lynn Austin beiden Zeitsträngen eine Gemeinsamkeit gab, lasen sich beide wie getrennte Geschichten. Was mich etwas störte und lange fragen ließ welche Verbindung zwischen ihnen besteht. Trotzdem kann ich dieses Buch von Herzen weiterempfehlen.

Eines Tages finden wir nach Hause
Eines Tages finden wir nach Hausevon Lynn AustinFrancke-Buch