
Diesen Roman muss man erstmal wirken lassen, denn Lynn Austin nimmt den Leser mit in die Zeit des 2.Weltkrieges, in dem es so viel Leid, Qual und Unmenschlichkeit gab. Dies macht sie ganz geschickt in zwei Zeitebenen, wofür sie ein echtes Talent hat. Kurz nach dem Krieg 1946 muss die junge Peggy mitansehen, wie ihr bester Freund Jimmy nach der Rückkehr aus dem Krieg seinen Lebenswillen verloren hat und nun in einer Militärklinik versucht wird, in seine Psyche vorzudringen, wenn auch mit etwas fragwürdigen Methoden. Peggy setzt alles daran, ihrem Freund zu helfen, ihn aus dieser Lebens- und Glaubenskrise herauszuholen und setzt dazu alle Hebel in Bewegung. Mit Jimmys Eltern verbindet sie nicht nur ihr Job, sondern auch das Gefühl, aufgefangen zu werden, denn in ihrem eigenen Zuhause herrscht Ignoranz und Ablehnung. Mit all ihren Ideen trifft sie auf den versehrten Kriegskameraden Joe, der ihr bei der Umsetzung ihrer Ideen behilflich ist und dabei auf ein Foto einer jungen Frau namens Gisela stoßen. Zurückversetzt in die Kriegszeit erlebt man parallel Giselas ganz eigene Geschichte, die sie mit all ihren Empfindungen erzählt. Eine Odysseus ins Ungewisse, eine Flucht aus Deutschland Richtung Kuba, überall ungewollt und abgeschoben, weil sie Jüdin ist. Auf der Reise verliebt sie sich in Sam Shapiro, doch ihr gemeinsam geplanter Weg ist gepflastert von lauter Schmerz, Verrat, Unrecht und Grausamkeit. Auch hier hat Lynn etliche wahre Begebenheiten in die Geschichte mit einfließen lassen, in denen das ganze Ausmaß der Judenverfolgung festgehalten wird und sich viele Nationen mit schuldig gemacht haben, durch Ignoranz, Unterstützung an diesem Gräuel, der Deportation und Hinrichtung. Obwohl es viele Bücher aus dieser Zeit gibt, so erlebt man sie immer wieder neu, aus einer anderen Perspektive. Giselas Erzählung war wie ein Augenzeugenbericht, der genauso hätte sein können und es hat mich innerlich sehr zerrissen. Wie beide Geschichten ineinanderlaufen, wie sowohl Gisela als auch Peggy sich für das einsetzen, was ihnen so am Herzen liegt und nicht aufgeben ist großartig entwickelt und hat ein Wechselbad der Gefühle bewirkt. Die Autorin versteht es eins der dunkelsten Kapitel so ausdrucksstark, bildgewaltig und intensiv festzuhalten, dass man einfach nicht anders kann, als die Geschichte zu verschlingen und dabei auch die Frage nach Gott so mit einfließen zu lassen, dass man es versteht, aber gleichzeitig auch eine wundervolle Erklärung geliefert bekommt, gespickt mit einigen besonderen Effekten durch Kameraden, die in guten und schlechten Zeiten beistehen. Ich kann das Buch wirklich empfehlen – gerade der Schluss war noch mal ein Paukenschlag, der gezeigt hat, das Leben hat immer Überraschungen parat, auch wenn ich mir hier gewünscht hätte, dass er nicht ganz so zusammengerafft verlaufen wäre.