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Bewertung:5

Die Folgen der HIV-Infektion und AIDS in den 1980ern in den USA literarisch verarbeitet, großartig! 👏🤩

„Die Optimisten“ ist bei mir eingezogen, da es in einem meiner absoluten Lieblingsverlage erschienen ist: dem Eisele Verlag. Hier kann eigentlich fast wahllos zu einem der erschienenen Bücher greifen und man hat die Garantie für ein gutes Buch! Denn die Besonderheit an diesem unabhängigen Verlag ist, dass die Verlegerin Julia Eisele die Bücher selbst kuratiert und dafür ein mehr als glückliches Händchen zu haben scheint - ich wurde jedenfalls noch nie enttäuscht und das, obwohl es sich thematisch um sehr unterschiedliche Bücher handelt. (Also falls Euch der Eisele Verlag bisher noch nichts sagt, schaut doch einfach mal ins Programm, was Euch anspricht - ich verspreche: Es ist für jeden was dabei). So, nun mal zur heutigen Buchvorstellung. Es ist das Jahr 1985 und wir befinden uns auf einer Trauerfeier des Aidsopfers Nico in Chicago. (Diesen Inhalt der Klammer könnt Ihr auch überspringen - ist nur für diejenigen gedacht, die mehr über die medizinischen Zusammenhänge in diesem Buch erfahren und verstehen wollen. Als Medizinerin komme ich nicht um diesen kleinen Einschub umhin: die HIV-Infektion wurde bei ihrer Entdeckung in den frühen 80ern noch als „Schwulenkrankheit“ bezeichnet und Betroffene demnach stark stigmatisiert. Das Humane Immundefizienz-Virus (HIV) schädigt vereinfacht gesagt die körpereigenen Abwehrkräfte, greift also das Immunsystem an. Das erworbene Immunschwächesyndrom (AIDS) tritt im fortgeschrittensten Stadium der Infektion auf. HIV greift die weißen Blutkörperchen und schwächt so das Immunsystem. Mit einer HIV-Therapie lässt sich heutzutage AIDS lange verhindern bzw. hinausschieben und Patient*innen können damit sehr gut und lange leben. Dieses Buch spielt zu einer Zeit, in der die Wissenschaft noch nicht so weit war und Patient*innen recht zügig und qualvoll starben unter den Folgen ihrer HIV-Infektion und dem Ausbruch von AIDS). Die Autorin Rebecca Makkai hat mit „Die Optimisten“ einen Roman rund um das damals noch tödlich verlaufende Aids-Virus gesponnen, indem sie zeigt, wie tief diese Krankheit nicht nur in die Körper der Betroffenen eindringt und sie schädigt, sondern auch in ihre Liebesbeziehungen, Familien, Freundes-und Bekanntenkreise, letztendlich in ihr ganzes soziales Umfeld. Sie erzählt eindringlich von Scham, Ausgrenzung, Misstrauen, von Partnern, die zu Spionen werden. Im Fokus der Story stehen drei Figuren: Yale, der in einer Kunstgalerie arbeitet, sein Partner Charlie, Herausgegeber eines Trendmagazins und Fiona, die Schwester von Nico (der an den Folgen von Aids verstorben ist - zu dessen Ehren die Trauerfeier zu Buchbeginn abgehalten wurde). Makkai wechselt dabei zwischen den Zeitebenen zwischen 1985 und 2015, was die Spannung aufrecht erhält, die aber ohnehin auf einem hohen Level angesiedelt ist, da die verhandelten Lebensschicksale und die Brisanz der Themen alles andere als monoton daher kommen. Solide recherchiert erfahren wir in diesem Gesellschaftsroman mehr von der Gesundheitspolitik der 1980er und -90er in den USA, die ich eher als scheiternd bezeichnen würde - was durch diverse Projekte im homosexuellen Terrain versucht wurde zu kompensieren. So widmet die Figur Fiona ihr gesamtes Leben den von Aids zu Tode Verurteilten und vernachlässigt dabei ihre eigene Tochter Claire, die selbstbestimmt untertaucht und sie eine Spur zu ihr nach Paris verfolgt. „Die Optimisten“ ist thematisch teilweise sehr harter Tobak, aber solltet Ihr die psychischen Kapazitäten für eine Story haben, in der ein Virus einen Protagonisten zunehmend isoliert, indem durch seine Folgen zunächst psychisch das komplette Umfeld eines Menschen verwüstet wird und folglich die Todgeweihten der Krankheit erliegen und ihn damit „alleine“ in der Welt zurücklassen - kann ich Euch dieses Schätzchen nur wärmstens empfehlen. Denn noch in keinem anderen Buch habe ich so eindrücklich dargestellt die Situation in den 1980ern gelesen, als die Forschung und damit Behandlung der HIV-Infektion und des Aids-Ausbruchs noch in den Kinderschuhen steckte. Man bekommt einen (wie ich finde sehr wertvollen) Einblick in die Köpfe der Betroffenen, aber auch der Angehörigen und des Umfelds der Infizierten. Ich bin sehr dankbar für diese Leseerfahrung, auch wenn ich das Buch manchmal für einen Moment geschockt zur Seite legen musste - einfach grausam mitzuerleben, wie so eine Krankheit ganze Lebensschicksale infiltrieren kann, sei es psychisch oder körperlich. Fazit: Überaus lesenswert!

Die Optimisten
Die Optimistenvon Rebecca MakkaiEisele Verlag
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Bewertung:5

Anfangs habe ich mir die Namen beim Lesen laut vorgesprochen, um mir die Vielzahl an Personen einzuprägen. Aber nach kurzer Zeit war das nicht mehr nötig und ich steckte drin in der Geschichte. Es war ein Buch, das ich gelesen habe, obwohl ich eigentlich andere Pläne hatte. Manche Stellen haben mich dazu veranlasst, über beschriebene Ereignisse aus den 80ern nochmal an anderer Stelle zu lesen. Außerdem habe ich nebenbei auch noch ein bisschen was über die globale Ausbreitung von AIDS und die Entwicklung der medikamentösen Therapien nachgeschaut. Insofern war es für mich ein nicht nur fesselndes, sondern auch lehrreiches Buch.

Die Optimisten
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Bewertung:5

Wunderbar und (inhaltlich) schwer zu lesen. Eine ganze Generation junger (hauptsächlich) Männer, die durch Homophobie und Gleichgültigkeit umkamen, und jene, die geblieben sind um sich zu erinnern. Klasse Buch

Die Optimisten
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Bewertung:5

Eine tiefgründige Erzählung mit klugen und nahbaren Charakteren

Der Roman von Rebekka Makkai war genau nach meinem Geschmack. Ich hatte das Gefühl Teil der Geschichten und Emotionen der Protagonist*innen zu sein. Hier folgt nicht ein Spannungsmoment den nächsten, aber dafür konnte ich mitverfolgen wie sich insbesondere die Charaktere von Yale und Fiona zunehmend ausformen, wodurch sie mir mehr und mehr ans Herz gewachsen sind. Einen besonderen Charme bekommt der Roman für mich durch die Verknüpfung der 2 Zeitspannen, in denen so viel passiert und wenn eine Frage geklärt wird, direkt die nächste aufploppt. Dadurch konnte ich Makkais Werk manchmal gar nicht aus der Hand legen. Wer sich noch nicht viel mit der AIDS-Krise befasst hat, findet hier einen sehr emotionalen Zugang zu dieser Thematik.

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Bewertung:4

Das erste, was mir nach der Lektüre von “Die Optimisten” spontan eingefallen ist, ist der englische Ausdruck “what a ride!” Ja, es war eine ganz schön heftige literarische Fahrt, die ich hier mittels Rebecca Makkais Worten erlebt habe. Ein Berg von einem Roman, der sich nicht so einfach an zwei Abenden lesen lässt und den ich immer wieder unterbrechen musste, um über das Gelesene nachzusinnen. Um was geht es? Angesichts der großen Komplexität seien mir ein paar zusammenfassende Worte erlaubt. In der Haupthandlung geht es um die ersten Aids-Infizierten der 1980er Jahre in Chicago. Es geht um den Protagonisten Yale Tishman, ein junger Mann von Anfang Dreißig, der sich mit dem Umsichgreifen der Aids/HIV-Epidemie 1985/86 an einem Wendepunkt seines Lebens befindet. Selbst homosexuell, erlebt er am eigenen Leibe mit, wie viele seiner Freunde aus “Boystown” - wie das Schwulenviertel in Chicago bezeichnet wird - an dem neuartigen Virus sterben, mitten im Leben dahingerafft werden. Heute noch gesund, morgen schon krank, übermorgen tot. Yale lebt in einer monogamen Beziehung mit Charlie, dem Chefredakteur eines schwullesbischen Stadtmagazins. Er selbst arbeitet in der Buchhaltung einer der Northwestern-Universität angeschlossenen Kunstgalerie, wo er u.a. für die Liquidierung der Ankäufe von Kunstwerken zuständig ist (so habe ich es zumindest verstanden). Eines Tages bietet sich ihm die Gelegenheit, bei einer alten Dame in Wisconsin, Nora, eine potenzielle Schenkung wertvoller Kunstwerke aus den 1920er Jahren für seine Galerie zu erwerben. U.a. sollen da auch Werke des berühmten Amadeo Modigliani dabei sein, daher das deutsche Cover. Neben der Haupthandlung um Yale gibt es noch eine Parallelhandlung, die im Jahr 2015 in Paris spielt. Fiona, eine Freundin von Yale aus Chicago, fliegt nach Paris, um dort ihre Tochter zu suchen, die sich von ihr entfernt hat. 1985 war Fiona in ihren späten Teenager-Jahren, jetzt ist sie 51. Sie hatte damals ihren Bruder Nico, der gut mit Yale befreundet war, an das Aids-Virus verloren. In Paris kommt sie bei dem Fotografen Richard unter, in dessen Haus in Chicago damals die Trauerfeier für Nico stattgefunden hat. Hier schließt sich der Kreis. Um den Leser bei der Stange zu halten, wendet die Autorin einen erzähltechnischen Kniff an. Wir erfahren nämlich in der "Fiona-Handlung" lange nichts darüber, ob Yale zu den Toten oder den Überlebenden der Aids-Epidemie gehört. Immer wieder streut sie zwar Infos über andere Personen ein, die in der Vergangenheitshandlung bereits vorgekommen sind, Yales Schickdal bleibt aber zunächst lange im Dunkeln. Dann aber wird sein Schicksal tatsächlich in der Zukunftshandlung enthüllt, bevor die Narration in der Vergangenheit so weit ist - die Autorin spoilert sich also selbst. Hier wäre mir ein lineares Erzählkonzept lieber gewesen. Das Buch hat einige starke Momente in der Haupthandlung, vor allem wenn Yale träumt, halluziniert, phantasiert. In einem Kapitel hat er "Epiphanien", ihm werden der Wert und die Schönheit des Lebens angesichts des drohenden Todes bewusst. Diese Stellen, in denen das Leben an Yale vorbeizieht, sind meines Erachtens die berührendsten Momente im ganzen Buch. Hier macht der Text etwas mit dem Leser. Dennoch muss ich sagen, dass ich die Nebenhandlung überhaupt nicht gebraucht hätte. Wozu dieser zweite Erzählstrang rund um Fiona da ist, außer dass der Leser am Ende erfährt, was aus allen Figuren geworden ist (das hätte man auch anders lösen können), erschließt sich mir nicht. Warum noch eine verlorene Tochter, Sektenthematik, Toyboy, Terror in Paris, die inneren Kämpfe einer 50-jährigen mit der Vergangenheit? Die Aids-Epidemie hätte als Stoff genug hergegeben, ich jedenfalls wäre gerne noch tiefer in die Thematik eingetaucht. Dennoch hat mir das Buch letztlich sehr gut gefallen, weil es ein ambitionierter und vielschichtiger Roman ist, bei dem allerdings weniger Nebenhandlung dann doch mehr gewesen wäre.

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Bewertung:5

Eine Zeitreise

Dieses Buch hat mich sofort gepackt. Auf eine Empfehlung hin hab ich es begonnen, ohne zu wissen, worum es überhaupt geht. Noch nie habe ich etwas über die Verbreitung des HIV gelesen. Und hier erlebt man diese dramatische Zeit hautnah mit. Chicago 1985/Paris 2015, zwei Zeitachsen, die einen spannenden und dynamischen Aufbau ermöglichen. Ich hab mich auf keiner Seite gelangweilt in diesem Buch. Man ist dabei, wie Yales’ Welt 1985 in Chicago langsam in sich zusammenfällt. Und wie Menschen dreißig Jahre später immer noch damit beschäftigt sind, das Drama dieser Zeit aufzuarbeiten. Es geht auch um Kunst, um Mütter und Töchter, und ums Sterben. Aber es ist nicht schwer und dunkel, zumindest nicht nur. Durch die Zeitsprünge wird verdeutlicht, es geht immer weiter. Man wird weitergezogen im Text, wie im Leben. Zitate: „Das ist der Unterschied zwischen Optimismus und Naivität. […] Naive Menschen haben noch keine echte Prüfung hinter sich. […] Optimisten wie wir haben schon etwas durchgemacht und stehen trotzdem jeden Tag auf, weil wir glauben, wir könnten verhindern, dass es noch einmal passiert. Oder wir tricksen uns einfach aus, um das zu glauben.“ - „Aller Glaube ist ein Trick.“ S. 60: „Man hat Angst vor etwas ganz Bestimmtem, und plötzlich packt einen die Angst vor allem.“ Er dachte darüber nach, ob dies der beherrschende Faktor seines Lebens war: die Angst, dass ihm das Herz gebrochen werden könnte. Oder besser gesagt, die Notwendigkeit, die Reste seines Herzens zu schützen, die bei jeder Trennung, jedem Scheitern, jeder Beerdigung, jedem Tag auf der Erde in immer kleinere Fetzen gerissen wurden.

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Bewertung:5

Dieses Buch war wie ein Zuhause!

„Die Optimisten“ hat mich materiell wie gedanklich auf einer Reise begleitet, mich auf eine Reise geschickt & zutiefst bewegt. Makkai schaffte es, dass ich mit beiden Zeitsträngen und Örtlichkeiten schnell vertraut war. Geschickt ließ sie die beiden Zeitstränge parallel laufen ohne zu viel vorwegzunehmen. Ich habe mich von Seite eins an bis zum Schluss nicht nur unterhalten, sondern gar als Teil dieser besonderen Freundesgruppe gefühlt, zu der ich auf meinen Reisen immer wieder gerne zurückgekehrt bin. Der Roman war die eine Konstante, das Buch für eine längere Reise, welches ich gesucht und hierin gefunden habe. Die Schwere der Thematik um AIDS, Diskriminierung, Krankheit, Tod & zerrüttete Familien nahm mich zwar mit, doch für mich standen vor allem Lebensfreude und Positivität der Schwulenszene der 80er im Vodergrund, sodass mich der Inhalt nicht übermäßig heruntergezogen hat. Eher hat mich die verschriftlicht Lebensfreude und der Lebenswille beeindruckt & inspiriert. Ein großartiger & wichtiger Roman!

Die Optimisten
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Bewertung:4

Die tödliche AIDS-Szene der 80er in Chicago sehr einfühlsam aber auch langwierig beschrieben Die Optimisten von Rebecca Makkai - aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Bettina Abarbanell #namethetranslator - ist mit mehr als 600 Seiten schon ein ganz schöner Oschi und perfekter Kandidat fürs #dickebüchercamp Im #buddyread mit Anna, Carina, Carmen und Kathrin und der Tracking-App Reado ging es aber dann doch irgendwie 💪🏼 Die Thematik an sich fand ich super interessant, auch wenn’s schon ziemlich heftig war. Was ich vielleicht weggelassen hätte - die Vergleiche mit dem Holocaust. Klar ist’s auch mega schlimm, wenn so viele Menschen an einer unheilbaren Krankheit sterben, find aber, dass man das nicht mit Völkermord gleichsetzen kann/darf/sollte. Ich mochte den 80/90er-Handlungsstrang viel mehr als den 2015. Letzteren hätte es meiner Ansicht nach überhaupt nicht gebraucht. Denn insgesamt fand ich das Buch viel zu lang und Fionas und Claires Mutter-Tochter-Drama hat für mich auch so gar nicht zum Rest gepasst. Man braucht schon Durchhaltevermögen 😄 bin froh, dass ich’s geschafft hab. Dürfen jetzt gerne in nächster Zeit mal wieder etwas dünnere Bücher sein^^ trotzdem hab ich den Roman wirklich gerne gelesen und vermisse insbesondere Yale jetzt schon schmerzlich.

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Bewertung:5

Ich brauche Worte, gute Worte, bedeutende Worte um zu beschreiben, wie dieses Buch für mich ist.  Zwei Handlungszeiten, die durch Erinnerungen miteinander verknüpft werden. In Chicago 1985 wütet eine neue Krankheit unter den schwulen Männern. Es gibt fast mehr Beerdigungen als Parties und Yale Tishman muss zusehen, wie viele seiner Freunde langsam und qualvoll sterben. Vor allem der tod seine besten Freundes Nico setzt ihm zu. Nicos kleine Schwester Fiona steht ihnen allen zur Seite. Bleibt ständig zurück und überlebt so ziemlich als einzige diese harten Jahre. Aus Yales Sichtweise wird dieser Zeitabschnitt erzählt. Yale ein jüdischer Mann, der in einer schwulen Beziehung lebt und öffentlich dazu steht. Er ist loyal, empathisch, sympathisch, nett, freundlich und liebenswert. Ein Mann, der sich nicht in den Mittelpunkt stellt, der über seine Handlungen nachdenkt, ob sie Auswirkungen auf seine Mitmenschen haben. Ich wollte, dass Yale ein lebendiger echter Mensch ist. Ich hätte mich gerne mit ihm auf einen Kaffee getroffen, mit ihm gesprochen und ihm gesagt, was für ein toller Mensch er ist.  Paris 2015: Fiona sucht ihr Tochter Claire. Ihre Beziehung gestaltet sich schon recht lange schwer und Fiona weiß nicht genau, was sie sich erhofft, wenn sie Claire finden sollte. Während ihres Aufenthaltes wohnt sie bei einem alten Freund, der gerade eine Ausstellung im Centre Pompidou vorbereitet. Mit ihm erinnert sie sich an die alten Zeiten in Chicago an Nico und ihre verstorbenen Freunde. Es gibt Bücher und Figuren, die bleiben für immer. "Die Optimisten" gehört für mich dazu. Es ist eine traurige Geschichte, mit einem sensiblen Thema, das aber auch wundervoll leichte Momente zeigt und für Liebe, Loyalität und Freundschaft eintritt. S. 551 "Das ist der Unterschied zwischen Optimismus und Naivität. Keiner hier im Raum ist naiv. Naive Menschen haben noch keine echte Prüfung hinter sich, deshalb meinen sie, ihnen könne nichts passieren. Optimisten wie wir, haben schon etwas durchgemacht und stehen trotzdem jeden Tag auf, weil wir glauben, wir könnten verhindern, dass es noch einmal passiert. Oder wir tricksen uns einfach aus, um das zu glauben."

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Bewertung:4

In Die Optimisten verarbeitet Rebecca Makkai auf mitreißende, packende und emotional tief berührende Weise und auf zwei Zeitebenen (Chicago 1985 bis frühe 90er und Paris 2015) Ereignisse rund um die erste Aids-Welle. Ich habe sehr lang für diesen Roman gebraucht, was weder meinem üblicherweise rasanten Lesetempo geschuldet ist, noch der Tatsache, dass dieses Buch mich nicht angesprochen hätte. Im Gegenteil: ich konnte Die Optimisten nicht schnell lesen, weil es sich hier um einen wirklich ganz tollen, gut gemachten Roman handelt, der den Leser allerdings auch oftmals so stark erschüttert und angreift, dass man die Lektüre unterbrechen muss. Die Autorin versteht es ganz hervorragend, die Unsicherheit, das Unwissen, die Angst und das mit einer Aids-Diagnose verbundene Bewusstsein des herannahenden Todes zu transportieren, ohne dabei zu unnötigen Schaueffekten oder übertriebener Dramatik zu greifen. Die Optimisten ist vielmehr ein sehr ruhiger Roman, der zu fesseln versteht, indem er die Furcht und Verzweiflung der ersten Aids-Jahre anhand des äußerst sympathisch gezeichneten, intellektuellen und mitfühlenden Yale personalisiert, den der Leser auf seinem Weg begleitet. Dabei geht es mitnichten nur um die Krankheit, sondern auch um Liebe, Freundschaft, Gemeinschaft, Familie und vor allem Kunst und die Bedeutung von Erinnerung und Vergangenheit. Makkai lässt sich viel Zeit, ein Bild der Zeit heraufzubeschwören, Freundeskreise auszuloten, aber auch die Realität der homosexuellen Community und den noch ungewohnten Alltag auf den Aids-Stationen darzustellen. Durch das gemäßigte Erzähltempo wird auch der Leser Teil dieser Welt und „freundet“ sich sozusagen mit Yale an, leidet und bangt mit ihm. Der Chicago-Teil weist trotz seines Umfangs nicht allzu viele Längen auf und ist in seiner Darstellung der Hilflosigkeit angesichts des Virus regelrecht – in einem positiven Sinne - schmerzhaft. Ebenso beeindruckend ist die Einsamkeit, die Isoliertheit der als Outsider betrachteten gay community, die hier anhand von Yale fast greifbar gemacht wird. Der Paris-Teil hat mich nicht ganz so begeistert, was sicherlich daran liegt, das Fiona, eine Freundin von Yale, als Figur für den Leser schwieriger zu begreifen ist. Dennoch hat dieser Teil für den Romanaufbau seine wesentliche Funktion – auch wenn er sicherlich etwas kürzer hätte sein können - und verfügt durch Fionas Suche nach ihrer Tochter Claire über einen eigenen Spannungsbogen. Die Optimisten ist ein besonderer und gelungener Roman, der mich wegen seiner Geschichte, seines großartig ausgestalteten Protagonisten und seines Erzählstil zutiefst bewegt hat.

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Bewertung:4

Die Optimisten Rebecca Makkai Übersetzerin: Bettina Abarbanell Es hat fast 200 Seiten gebraucht bis es mich packte, ein paar Seiten später kamen mir zum ersten Mal die Tränen und dann ging es gemeinsam mit ihm, im freien Fall, nach unten, bis zum Grund. Sein Name ist Yale und er ist Kunstexperte in Chicago. Er sieht gut aus, er ist gebildet und ich möchte diesen coolen, schwulen Typen zum besten Freund haben. Mit ihm reden, feiern und lachen, aber ich merke ganz schnell, dass es keine lustige Geschichte mit ihm wird: Er hört nicht auf mich, schreibt meine Warnungen in den Wind. Und so bewegen wir uns gemeinsam in eine Richtung. Wir laufen auf etwas ganz schlimmes zu, etwas, dass erst seit kurzem einen Namen hat: AIDS. 1985 erlebt Yale, wie sein ganzer Freundeskreis von einem Virus beherrscht wird. Der zweite Erzählstrang spielt 2015: Fiona reist nach Paris um ihre Tochter Claire zu finden, die seit Jahren untergetaucht ist. Vor ein paar Jahren war sie noch Mitglied einer Sekte, aber auch dort ist sie unauffindbar. „Wenn er nicht gestorben wäre, hätten unsere Wege sich bald getrennt. Er hätte ein Leben draußen in der Welt geführt, wäre mir aus dem Sinn geraten. Aber wenn jemand tot ist und niemand außer einem Selbst sein Andenken hauptsächlich bewahrt, dann wäre es doch eine Art Mord, ihn loszulassen, oder? Ich habe ihn so geliebt, selbst wenn es eine komplizierte Liebe war, und wo soll all diese Liebe hin? Er war tot, also konnte sie sich nicht verändern, sich nicht in Gleichgültigkeit verwandeln. Ich saß mit dieser Liebe fest.“ (S.463/464) Fazit: Das Buch spricht ein wichtiges Thema an, das auch in der heutigen Zeit nicht vergessen werden sollte. Es ist ein bewegendes und trauriges Buch, eines was einem mit gebrochenen Herzen zurücklässt. Es liest sich schnell und ist in einer angenehmen Sprache geschrieben. Insgesamt ein gutes Buch, dem 150 Seiten weniger gut gestanden hätten. 4 Sterne von mir. An dieser Stelle möchte ich noch ein weiteres Buch zum Thema AIDS empfehlen, welches auch im @eiseleverlag erschienen ist: ’Sag den Wölfen, ich bin zu Hause’ von Carol Rifka Brunt ist für mich das beste Buch überhaupt.

Die Optimisten
Die Optimistenvon Rebecca MakkaiEisele Verlag
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Bewertung:5

Das Original, “The Great Believers”, rief in der englischsprachigen Literatur eine enorme Resonanz hervor – als habe der Roman endlich, endlich eine Lücke geschlossen, endlich ein kaum überwundenes Trauma in die richtigen Worte gefasst. Eine zugleich begeisterte und erschütterte Rezension folgte auf die nächste, der Roman wurde für einige Preise nominiert und gewann auch zahlreiche davon. Ich kann kaum in Worte fassen, was dieses Buch in mir hervorrief. Ich erinnere mich noch an die Zeit, als Aids sich das erste Mal durch die Nachrichten brannte wie ein Buschfeuer. Der Schock, aber vielerseits auch die direkt folgende Beschwichtigung: Gott sei Dank, dass mir das nicht passieren kann – das betrifft ja nur die Schwulen. (Erst später wurde klar: Aids kann auch Hetereosexuelle treffen.) Und so rückte eine Minderheit auf die furchtbarste Art ins Rampenlicht, während ihr Leid zugleich reißerisch ausgeschlachtet und marginalisiert wurde. Rebecca Makkai zollt diesem Leid drei Jahrzehnte später Respekt und echtes Mitgefühl. Das liest sich durchaus spannend, das liest sich sogar unterhaltsam, aber es reißt auch tiefe Wunden ins Leserherz, es bewegt, verstört und wühlt auf. Die Charaktere sind glaubhaft und komplex, und man hat immer im Hinterkopf: Wirst du das Buch überleben? Und du? Und du? Bitte, wenigstens du… Es schnürt einem die Kehle zu – und ja, ich habe geweint. Das ist meisterhaft geschrieben, in einer Sprache, die die Atmosphäre der Zeit und die Gefühle der Protagonisten mühelos zum Leben erweckt – da trifft jeder Satz ins Mark. ‘Zum Leben erweckt’? Da bin ich gerade vor meinen eigenen Worten erschrocken, die ungewollt zynisch wirken, wo doch nur wenige Charaktere das Buch überleben. Warum soll man das lesen? Warum sollte man sich das antun? Warum liest man überhaupt Bücher, die auf wahren Begebenheiten beruhen, wenn diese Begebenheiten schrecklich waren? In meinen Augen tut man das (auch), weil man die menschliche Natur verstehen will, die sich nie so prägnant und glasklar zeigt wie in Zeiten der Angst und des Schmerzes. “Die Optimisten” erfüllt genau dieses Bedürfnis nach Verstehen und Verständnis. Und der Roman zeigt ja nicht nur das Leid und den Schmerz, sondern auch die Hoffnung, die bedingungslose Liebe und die tief empfundene Freundschaft, ein wahres Kaleidoskop an Gefühlen. Da wird nichts künstlich aufgebauscht, nichts dramatisiert, aber auch nichts geschönt oder verharmlost. Die Autorin lässt die Gefühle der Charaktere, stellvertretend für die Gefühle der damals tatsächlich Betroffenen, ganz unaufdringlich einfach nur wirken. Sie gibt den Betroffenen eine Stimme und sie gibt auch den Schuldgefühlen der Überlebenden Raum. Und das wirkt so echt, dass man sich kaum vorstellen kann, dass Yale und seine Freunde nie wirklich gelebt haben. Der zweite Handlungsstrang im Jahr 2015 öffnet eine Tür für die Hoffnung. Hier wird deutlich: Heilung nach einem traumatischen Erlebnis ist möglich, doch erst müssen die eigenen Gefühle aufgearbeitet werden. Fiona, die die meisten ihrer Freunde überlebt hat, begreift, dass sie die Vergangenheit endlich loslassen muss, um das Verhältnis zu ihrer Tochter zu retten. Dieser Teil des Buches ist bitter nötig, denn wenn das Leid dargestellt wird, sollte auch die Hoffnung nicht verschwiegen werden. Der Autorin gelingt hier meines Erachtens die genau richtige Balance, ohne als Mehrgenerationenroman in die Kitsch-Falle zu tappen. Fazit In Chicago des Jahres 1985 rafft ein neuer Virus junge, bisher gesunde Männer aus der Schwulenszene dahin: Aids, das erst gar nicht ‘Aids’ hieß, sondern ‘Gay People’s Immuno Deficiency Syndrome’, weil man da noch dachte, es könne nur Schwule betreffen. Der junge Kunstexperte Yale muss zusehen, wie seine Freunde reihenweise sterben – immer in der Angst, er könnte der Nächste sein. Dreißig Jahre später wird Fiona, die Nichte eines Aids-Opfers, die im Kreise seiner größtenteils ebenfalls verstorbenen Freunde aufwuchs, erneut mit dieser Epoche konfrontiert. Rebecca Makkai beschreibt die Zeit, in der es noch keine Medikamente gegen Aids gab und Abertausende von Menschen auf furchtbare Art und Weise starben, ungeschönt, dabei aber nicht sensationsheischend, sondern mit Empathie und großem Respekt. Das geht unter die Haut, ist aber gerade deswegen sehr lesenswert. Diese Rezension erschien zunächst auf meinem Buchblog: https://wordpress.mikkaliest.de/rezension-rebecca-makkai-die-optimisten/

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Bewertung:5

Chicago 1985: Yales Leben könnte so schön sein. Er hat einen guten Job, lebt in einer festen Beziehung und hat viele Freunde. Nur eins trübt das Glück: AIDS. Die Krankheit verbreitet sich immer weiter und es gibt kein Heulmittel. Nach und nach erkranken und sterben seine Freunde daran. Es beginnt mit Nico und über die Jahre hinweg ist Fiona, Nicos Schwester die einzige Konstante in Yales Leben. 2015 ist Fiona in Paris auf der Suche nach ihrer Tochter. Sie ist bei einem befreundeten Fotografen untergekommen und wird dadurch immer wieder an die Zeit Mitte der Achtziger in Chicago erinnert. In seiner neuen Ausstellung werden bekannte und unbekannte Aufnahmen aus dieser Zeit gezeigt werden. Für Fiona ist dies wie eine Reise in die Vergangenheit. Das Buch spielt konsequent auf zwei Zeitebenen. In dem Teil, der in den Achtzigern spielt ist Yale die Hauptfigur, Fiona taucht zwar immer wieder auf, der Fokus liegt aber auf Yale. Ich fand ihn sehr sympathisch und liebenswert. Ein Mensch, mit dem ich gerne befreundet wäre. Seine Freunde sind sehr unterschiedlich, der Autorin gelingt es hier ein wirklich buntes Völkchen zu versammeln, jeder auf seine eigene Art und Weise schwul. So wird die schwule Gemeinschaft in Chicago wirklich lebendig. Fiona im Jahre 2015 ist ganz anders als die in den Achtzigern. Ich fand das sehr erstaunlich und habe mich lange gefragt, was wohl passiert war, dass sie sich so verändert hat. Zum Ende des Buches klärt sich das dann auch. Wobei ich sagen muss, dass mir die junge Fiona wesentlich sympathischer war als die ältere. Alles in allem war es ein wirklich rundes Buch, dass ich gerne gelesen habe. Das Flair der Achtziger Jahre und der Schwulenszene Chicagos kam toll rüber. Und der Schluss machte das Buch dann insgesamt sehr rund. Von mir daher eine Leseempfehlung!

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Bewertung:5

Als Elke Heidenreich diesen „Schmöker“ empfahl, hatte sie mich sofort angefixt. Ein richtiger Pageturner. Man reist ins Jahr 1985 nach Chicago. Dort greift in der Schwulenszene ein tödliches Virus um sich. Ein zweiter Zeitstrang spielt in 2015. Fiona erinnert sich an ihren Bruder und dessen Freunde. Ein sehr warmherzig geschriebenes Buch und sehr berührend. Sehr wichtiges Thema, unbedingt lesen!

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