
Ein solider Reihenaufakt!
Als Chefinspektor Sepp Semper einen Brief in der Post findet, traut er seinen Augen nicht: Lisa, eine Jugendfreundin, von der er seit 15 Jahren nichts gehört hat, meldet sich nach all der Zeit wieder. Sie arbeite jetzt als Prostituierte in einem Grazer Nachtclub, habe ihr Leben überdacht und würde gerne mit ihm reden. »Das hat Zeit bis morgen.« denkt sich Semper. Doch hier irrt er sich. Denn am nächsten Morgen wird er zu einem Tatort gerufen: Lisa ist tot. Selbstmord allem Anschein nach. Doch Semper glaubt nicht daran, vermutet Mord und beginnt, auf eigene Faust zu ermitteln. Seine Ermittlungen führen ihn tief in die Esoterik- und Selbstoptimierungsszene. Als zwei weitere Morde geschehen, glaubt auch das Team um Semper nicht mehr länger an einen Selbstmord. Doch schaffen sie es, den*die Täter*in zu überführen, bevor ein weiterer Mord geschieht? Denn er*sie ist noch lange nicht fertig. Ich fand das Thema wirklich gut! Ist mir bisher noch in keinem Krimi untergekommen, war frisch, zugleich ernst und in perfektem Maße gesellschaftskritisch: Menschen, die ratlos und enttäuscht von der westlichen Medizin nach Hilfe suchen und dabei an Menschen geraten, die ihnen aus reiner Profitgier alles verkaufen würden. Gleichzeitig wird in »Grazer Irrwege« ein differenziertes Bild auf die Rotlicht-Szene geworfen. Keine Abwertung der Sexarbeitenden, sondern einfach nur eine Momentaufnahme der Realität. I like! Der Schreibstil war angenehm und locker, die Figuren rund um und vor allem Semper sympathisch. Kleine Kritik aus meinem subjektiven Empfinden heraus: Mir hat ein bisschen mehr emotionaler Tiefgang der Figuren gefehlt, ich wäre gerne nicht an der Oberfläche geblieben, sondern hätte gerne eine Verbindung zu ihnen aufbauen wollen. Aber wer weiß, vielleicht passiert das ja im zweiten Teil. Ansonsten: Es waren ein paar unterhaltsame, leichte Lesestunden mit Relevanz.