3 Geschichten mit offenem Ende, die nicht mit einander zu tun haben, abgesehen davon das die in der gleichen Welt spielen. Die einzige Konstante ist das Haus. Wobei ich mir da beim 2. Teil nicht ganz sicher bin. Hätte es fast abgebrochen, aber dafür war es dann doch nicht schlecht genug.
Starke Charakterbildung, aber sehr langatmige Erzählweise
Hättr ich das Buch vor "Ein wenig Leben" gelesen, hätte ich wohl leider nichts mehr von Hanya in die Hand genommen. Leider hat mir das Buch mit seiner langatmigen Erzählweise einfach persönlich nicht zugesagt. Der erste Teil hatte für mich am Schluss richtig Potential sich noch spannend zu entwickeln, aber wurde genau dann beendet. Der zweite Teil war für mich am wenigsten gehaltvoll, während der dritte Teil - abgesehen von den teilweise zähen Briefstellen - mir am besten gefallen hat. Auch wenn es ein stilistisches Mittel der Autorin war, die Situationen eben nicht aufzulösen und "hilfsbedürftige" Charakter vor allem über ihr Inneres kennenzulernen, hat es einfach nicht meinem persönlichen Lesegeschmack getroffen und mir das Gefühl gegeben, mich durch das Buch arbeiten zu müssen.
Hanya Yanagihara versteht es wie keine Zweite menschliche Charaktere, Beziehungen und deren Abgründe so bildlich und mitreißend zu beschreiben
Dies war für mich das dritte Buch der Autorin und ich wurde wieder nicht enttäuscht. Wenn man einmal die Schreibweise der Autorin für sich verinnerlicht hat fliegt man nur so durch die Seiten. 1893- Diese Geschichte hat mich sehr berührt, fühlte sich wie eine historische Geschichte an, wie sie sich hätte wirklich so zutragen können. Fiktion und Wirklichkeit vermischt sich perfekt. 1993- habe ich leider nach einiger Zeit übersprungen, da ich in diese Geschichte nicht gut hineingefunden habe. 2093 - hat mich dafür von Anfang an absolut in den Bann gezogen die Autorin malt eine düstere, dystopische Zunkunft mit Pandemien, Klimakatastrophen und dem Verschwinden von Vegetation und Tieren. Zudem herrscht ein absoluter Überwachungsstaat. Zwei Zeitlinien werden uns beschrieben, davon eine Darstellung ausschließlich in Briefform. Sehr gelungen. Zum Ende rasant und berührend. Alles in allem wieder ein absolut grandioses Buch der Autorin. Ich hoffe es wird irgendwann ein weiteres Werk von ihr erscheinen.
Okay, ich möchte gar nicht lange um den heißen Brei reden. „Zum Paradies“ von Hanya Yanagihara ist der pure Wahnsinn. Es ist ein Epos über drei Jahrhunderte, drei Menschen und einen gemeinsamen Ort. 1893: Männer können schon jetzt Männer heiraten (Frauen – Frauen), in bestimmten Staaten, aber immerhin. Matchmaking, es geht viel um Geld. Aber … vielleicht ja auch um Liebe? Sicher sogar. Verlust und Ängste. Eine unglaubliche Geschichte, die sich auch um die Kolonien dreht und hier eine Frage stellt, die wichtig erschien. „Wie weit dürfen sich Schwarze in Amerika ausbreiten? (Im Jahr 1893)“ Und oh Mann, es ist verrückt und spannend. Ich mochte David und die anderen Protagonisten, selbst den Großvater. Es ist eine leidenschaftliche und verwirrende Zeit. 1993: Aids ist ein Thema. Wir blicken zurück. Es gibt einen philosophischen Beitrag über Hawaii. Über Kolonisten – erneut – und wie sich das Land verändert/ geprägt hat. Liebe. Leid. Alles. 2093: Die Zukunft. Die Welt hatte viele Viren, Seuchen bekämpft. Es ist aktueller denn je. Es ist brisant. Vieles wird kontrolliert, das Essen ebenfalls. Die Protagonisten teilen sich die Namen in den Geschichten. Was manchmal verwirrend sein kann, wenn man sich fragt: Oh, hä? Wie kommt es? Ich war toll zu lesen, wie leidenschaftlich über so viele Themen gesprochen wurden. Wie viel Zeit und Energie investiert wird. Das Buch ist sehr umfangreich und doch hört es manchmal einfach so auf, was mich wiederum irritiert hat – erleben wir doch 3 Jahrhunderte. All diese Zeit, all diese Menschen. All diese Leben. Ein solches Buch … Es wird mich noch lange beschäftigen. **** Damit habe ich nicht gerecht. Ein 895 Seiten schweres Buch, so gewaltig wie kaum ein anderes. Wort gewandt, voller Gedanken und Ideen. Ein Feuerwerk. Genau, das ist es. Mit Charakteren, die so viel mehr bieten, als manch ein Werk. Überraschend und doch bodenständig. Es gibt viel zum Nachdenken, viel zu verarbeiten. Nachhaltig bleibt es. So viel ist sicher.
Manchmal verwirrend, aber trotzdem Klasse.
Ich habe wirklich lange gebraucht, dieses Buch zu beenden. Aber in den letzten Tagen haben die Seite mich so sehr gefesselt, dass ich mich schon aufs lesen gefreut habe. Manchmal ist die Schreibweise verwirrend oder sehr langatmig, aber trotzdem hat mir das Buch gut gefallen.
Diesen neuen Roman von Hanya Yanagihara zu bewerten, ist gar nicht so leicht.
Ich muss auch gestehen, dass ich mit eher geringen Erwartungen an das Buch herangegangen bin, da die Rezensionen sehr gemischt waren. Trotzdem hoffte ich auf eine Überraschung, ähnlich wie bei "Das Volk der Bäume", das für mich persönlich ihr bisher bester Roman ist – auch wenn viele das anders sehen. "Zum Paradies" ist ein Roman, der aus drei Büchern besteht. Buch 1 spielt 1893, Buch 2 1993 und Buch 3 2093. Der Hauptschauplatz aller drei Bücher ist ein Haus am Washington Square, aber jedes Buch spielt in einer eigenen Zeitlinie. Die Protagonisten teilen sich zwar die Namen, haben aber ansonsten nichts miteinander zu tun – zumindest soweit ich das erkennen konnte. Yanagiharas Schreibstil ist wie immer fantastisch und war für mich auch der einzige Grund, nicht frustriert nach dem ersten Buch abzubrechen.Da die einzelnen Bücher von ihrer Qualität her so unterschiedlich sind, bewerte ich sie hier einzeln, um zu erklären, wie ich auf meine Gesamtwertung von 3 Sternen gekommen bin. Für den Schreibstil vergebe ich selbstverständlich 5 Sterne. BUCH 1: 1893 In dieser alternativen Version von 1893 gehört New York zu den Freistaaten, und jeder kann so lieben und leben, wie er möchte. Doch stimmt das wirklich? Oder führen gesellschaftliche Zwänge zu einem Leben, das vorherbestimmt ist, aber keineswegs frei? „Wenn wir nicht als die leben könnten, die wir sind, wie sollten wir dann frei sein?“ Zitat aus "Zum Paradies" Dieser Teil fängt langsam an – das ist man von Yanagihara gewohnt. Gerade als es jedoch spannend wird, bricht die Geschichte einfach ab - Ende. Ich bin kein Fan von offenen Enden. Ich möchte wissen, wie die Geschichte ausgeht, anstatt mir selbst ein Ende ausdenken zu müssen. Hier war ich wirklich enttäuscht. Hanya Yanagihara weiss, mit was für einem spannenden Ende sie ihre Leser zurück lässt, denn in Buch 3 wird das ganze nochmals aufgegriffen. Die Protagonisten werden allerdings genauso enttäuscht zurückgelassen wie wir. Deshalb vergebe ich für diesen Teil nur knappe 3 Sterne. BUCH 2: 1993 Hier lebt ein junger Hawaiianer mit seinem älteren Lebensgefährten zusammen. Das Buch ist in zwei Teile unterteilt: Im ersten Teil geht es um die Beziehung der beiden Männer. Der zweite Teil ist wie ein Brief vefasst, den der Vater des jungen Hawaiianer "schreibt". Das Thema dieses Buches war für mich schwer zu greifen. Es geht wohl um den Identitätsverlust der Hawaiianer durch die massive Zuwanderung – ein Thema, das Yanagihara auch in ihren anderen Werken anspricht. „..., gestrandet nur aufgrund meiner Schwäche und meiner Sturheit: zwei widersprüchliche Eigenschaften, die sich gegenseitig aufhoben, sodass nur Stillstand zurückblieb.“ Zitat aus "Zum Paradies" Vielleicht hätte dieser Teil für mich mehr Bedeutung gehabt, wenn ich einen Bezug zu Hawaii hätte. So jedoch war er der schwächste. Der erste Teil war langatmig, und ich verstand nicht, was die Geschichte mir sagen wollte. Daher vergebe ich für den ersten Teil 1 Stern und für den zweiten 2 Sterne, da er zumindest einige Emotionen in mir auslöste. BUCH 3: 2093 Hier ist Freiheit nur noch eine Erinnerung. Das Leben wird streng kontrolliert, um Pandemien zu verhindern, und selbst das Äußern von Meinungen kann gefährlich sein. „Diese Angst war ein Treibmittel für den Staat, und jetzt erzeugte der Staat selbst Angst, wenn er glaubt, die der Bevölkerung könnte nachlassen.“ Zitat aus "Zum Paradies" Wir erleben das Geschehen aus zwei Perspektiven. Zum einen aus der Sicht einer jungen Frau, die versucht sich in diesem Überwachungsstaat zu überleben. Zum anderen aus der Sicht ihres Grossvaters, der Briefe an seinen besten Freund schreibt. Spannend ist hierbei das Konzept, dass die Sicht der jungen Frau 2093/2094 spielt, die Briefe ihres Grossvaters aber 2043 beginnen und sich dann immer mehr 2093 annähern. Ehrlich gesagt, hätte ich mir gewünscht, Yanagihara hätte die ersten beiden Bücher gestrichen und die gesamten 890 Seiten diesem Buch gewidmet. Diese Geschichte ist so spannend, aktuell und beängstigend. Sie lohnt sich wirklich. Grosser Kritikpunkt ist allerdings auch hier das Ende. Wer hofft eine abgeschlossene Geschichte zu finden wird enttäuscht werden. Trotz meines Frustes gebe ich 4 Sterne. Es wäre wirklich schön gewesen dieses Buch auf über 800 Seiten mit einem passenden Ende zu lesen.. Fazit: Insgesamt hätte ich mir die ersten beiden Bücher sparen können. Leider bleibt "Zum Paradies" weit hinter "Ein wenig Leben" und "Das Volk der Bäume" zurück.
In utter disbelieve!
Oh mein Gott! Wie jedes von Yanagiharas Bücher ein absolutes Meisterwerk. Das Buch selbst ist in drei Teile unterteilt und nachdem ich den ersten Teil zwar gut, aber nicht fähig mit den bisherigen Büchern mitzuhalten empfand, hat es sich nur gebessert und gebessert. Die Seiten 300-700 haben mich so unfassbar mitgerissen, ja geradezu eingesogen, es ist einfach unglaublich. Danach flachte die Story etwas ab, aber nur um mit einem mich in Schock zurücklassendem Finale zu enden. Ich bin wirklich ein riesiger Fan von Hanya Yanagihara, alle ihre Bücher sind wärmstens zu empfehlen und begleiten mich nachhaltig. Wow!
Eine knappe Woche nach Release und nach dem Sturm der Rezensionen traue ich mich dann auch mal, mit meinen two Cents um die Ecke zu kommen. Dies ist also der lang erwartete, dritte Roman von Hanya Yanagihara, der leider den nach "Ein wenig Leben" sehr hohen Erwartungen gerecht werden muss. Und wieder einmal ist Yanagiharas Werk mächtig umfangreich und umfasst viele, viele Jahre. Muss ich den Plot eigentlich noch wiedergeben oder kennt ihr den alle schon auswendig?
Gemischte Gefühle. Die ersten 400 Seiten bzw. Die ersten beiden Bücher haben sich unglaublich gezogen, man ist nur schwer in der Geschichte durchgestiegen (durch die vielen, sich wiederholenden Protagonisten). Der dritte Teil, mit seinen dystopischen und Scifi-Aspekten wiederum war deutlich fesselnder. Letztendlich war das Buch aber eher schwere Kost und v.a. zu Beginn war es eher schwer sich zu motivieren dran zu bleiben🫠
Nachdem ich „Ein wenig Leben“ gelesen hatte, wusste ich, dass mir der Schreibstil und die Erschaffung der Charaktere durch Hanya Yanagihara sehr gut gefällt. Auch bei „Zum Paradies“ fand ich beeindruckend, was für verschiedene Arten von Menschen sie mit verschiedenen Facetten der selben Emotion erschaffen konnte. Das Buch spiegelt sehr viel Menschlichkeit und behandelt gleichzeitig viele politische, ethische und moralische Fragen. Das Buch ist in 3 Stories aus 1893, 1993 und 2093 aufgeteilt, welche alle verschiedene missglückte Arten Amerikas darstellen. Vor allem das letzte Buch (eine Dystopie in eines autoritären, von Seuchen belasteten Staates) hat mir ein wenig was abverlangt, gerade mit der heutigen politischen und weltgesundheitlichen Lage. Ich konnte mich in die Charaktere hineinfühlen und verstand an vielen Stellen ihren Schmerz, obwohl ich in vielen Situationen selbst anders gehandelt hätte. Die Charaktere haben mir neue Perspektiven eröffnet. Sehr erfrischend fand ich, dass alle drei Geschichten durch dieselbe Namensgebung der Protagonisten und das Haus am Washington Square verbunden waren! Das hat mir trotz des Startes einer neuen Geschichte immer wieder ein vertrautes Gefühl gegeben. Trotzdem verstehe ich, dass das Buch nicht für jeden was ist. Zum Einen ist es ist sehr lang und doch sehr deteilreich, weshalb man es mögen muss, sich in das Leben eines Chatakters hineinzudenken. Dafür bleibt manchmal etwas Handlung auf der Strecke, wodurch wenig Spannung entsteht. Zudem haben alle drei Bücher mehr oder weniger ein Open End, welche ich tatsächlich gut fand, da sie die eigene Fantasie anregen und man sich selbst überlegen kann, was und wieso man es sich für die Charaktere wünscht. Nichtsdestotrotz habe ich es sehr genossen zu lesen, obwohl es an einigen Stellen hätte kürzer oder spannender sein können, aber das war eben nicht das Ziel vom Buch. Für mich eine 4/5 ⭐️
Zum Inhalt: Die Geschichte ist in 3 Bücher aufgeteilt die jeweils in einem anderen Jahrhundert spielt. Besonders ist dabei, dass es sich um alternative Vergangenheiten handelt, in der die Welt ganz anders aussieht, als es geschichtlich tatsächlich passiert ist. Dreh- und Angelpunkt ist dabei der Whashington Square. Das erste Buch spielt 1893 und es geht um David, der in einer Welt lebt, in der jeder so leben und lieben kann wie er möchte. Er soll eine gut situierte Ehe mit einem reichen Mann eingehen, aber sein Herz hat andere Pläne. Das zweite Buch spielt 1993 und auch hier geht es um einen David, der mit dem viel älteren Charles zusammenlebt. Parallel bekommen wir hier auch die Geschichte von David´s Vater geschildert, der in Hawai lebt und leider in seinem Leben und seinen Gefühlen gefangen ist. Das dritte Buch spielt 2093 in Zone 8 einer Art Dystopie. Seuchen und Pandemien machen ein normales Leben unmöglich. Das Leben wird kontrolliert und ist nur in Ganzkörperschutzanzügen möglich. Wir begleiten hier Charley, die mit ihrem Mann zusammenlebt, der ein Geheimnis zu haben scheint. Es geht um sehr viele wichtige Themen die einfühlsam und tiefgründig in die Geschichten eingeflochten wurden. Hier meine ich zum Beispiel Homosexualität, die Aids Pandemie, Zwangsehen, Vater Sohn / Vater Tochter Beziehungen. Meine Gedanken: Für jeden hat das Paradies eine andere Bedeutung und jeder stellt sich das Paradies anders vor! Was für den einen die Vorstellung des Paradies ist, ist für den anderen eine Qual. Ein Buch, das aufwühlt, nachdenklich macht, den Blick in sich selbst schärft, auch ungemütliche Fragen aufwirft und unendlich mitfühlen lässt! Schlussendlich kam mir der Gedanke, dass der Mensch immer nach dem strebt, was er nicht hat und was ihm aus unterschiedlichsten Gründen nicht möglich ist. Dadurch wird es immer und immer schlimmer - mit der Menschlichkeit, mit der Erde als unser zu Hause, mit unseren Beziehungen und Gefühlen. Warum können wir nicht einfach zufrieden sein?
Hanya Yanagiharas "Zum Paradies" ist schon ein Brocken. Mit fast 900 Seiten ist der Roman nichts für mal eben zwischendurch, insbesondere, da man sich auch ziemlich konzentrieren muss, um die Bezüge zwischen den einzelnen Kapiteln richtig zuordnen zu können. Eigentlich bekommt man mit diesem Roman, nämlich drei Bücher in einem. Die beschriebenen Ereignisse geschehen auf drei Zeitebenenen (um 1893, um 1993, um 2093) rund um die Bewohner eines New Yorker Hauses. Das ist aber noch nicht alles. Es handelt sich nicht um das New York, das wir kennen. Die Vereinigten Staaten gibt es nicht, die einzelnen Regionen sind in unterschiedliche Konstruktionen mit unterschiedlichen Gesetzen aufgeteilt. Das zweite Buch um das Königreich Hawaii hat mir persönlich dabei etwas weniger gefallen. Das dritte ist aber der absolute Wahnsinn. Wie Yanagihara den Leser in diese vom Klimawandel und Pandemien zerstörte Welt schmeißt und man dann aus zwei verschiedenen Perspektiven und diversen Zeitsprüngen erst nach und nach Licht ins Dunkle bekommt, ist meisterhaft. "Zum Paradies" ist eine wortgewaltige Parabel auf insere Zeit und gleichzeitig ein beeindruckendes Plädoyer für Liebe und gegen Homophobie.

Schwieriges Buch. Drei Geschichten in völlig unterschiedlichen Epochen, mit zum Teil gleichen Namen, was Anfangs sehr irritiert. Teil 1 - 3 ⭐️ ( hier ist irgendwie eine Story ) Teil 2 - 1 ⭐️ ( gerade der zweite Teil langatmig) Teil 3 - 3 ⭐️ ( hätte man mehr machen können ) Gerade im zweiten Teil hätte ich fast abgebrochen
„Zum Paradies ist deshalb ein so berührender Roman, weil er so schön ist. Er ruft nach uns, er winkt uns heran, er zwingt uns zum Hinsehen, und er schenkt uns Bilder, die so intim und aufgeladen sind, dass wir sie nicht mehr vergessen.“ (Karsten Kredel, Verleger) Ein Satz aus dem Vorwort meines Rezensionsexemplars, der mein Gefühl nach der Lektüre wunderbar in Worte fasst. Auch der dritte Roman von Hanya Yanagihara konnte mich wieder von Beginn an für sich einnehmen, so anders als die beiden vorangegangenen Bücher, so großartig wie die beiden vorangegangenen Bücher. Der Roman gliedert sich in drei Teile, die lose zusammenhängen und doch durch einen Ort und Namen verbunden sind. Zunächst begeben wir uns in die Vergangenheit. Hat man den Klappentext nicht gelesen, wird das Erstaunen groß sein: Im Amerika des 19. Jahrhunderts sind die Menschen frei. Ob Männern oder Frauen einander heiraten, es ist ohne Bedeutung. Die Wahl ist frei und wer sich nicht entscheiden kann oder will, für den kann die Ehe auch arrangiert werden. Aber macht die Vielzahl der Möglichkeiten auch glücklicher? Später, 1993, AIDS beherrscht die Welt. Wir tauchen in eine Welt der Männer ein. Liebe, Zuneigung, Sehnsucht und vor allem Angst vor der Krankheit, die jedes Glück zerstört, beschäftigt. Und doch verlieben sich ein junger Hawaiianer und der viel ältere Charles ineinander. David, dessen Geheimnis seiner hawaiianischen Abstammung durch eine Erzählung seines Vaters für den Leser sichtbar wird, ebenso begierig nach Zweisamkeit wie sorgenvoll in die Zukunft schauend. Hoffentlich nur eine Fiktion wird der dritte, letzte und zugleich nachdenklichste Teil des Romans. Ende dieses Jahrhunderts hat sich die Welt verändert. Pandemien sind über die Welt gezogen, nichts ist mehr wie vorher. Die Menschen sind isoliert. Das Internet gibt es der vielen Fakenews wegen längst nicht mehr, das Fernsehen abgeschafft. Lebensmittel sind rationiert, genau wie Strom. Der Klimaveränderungen wegen kann man im Sommer nur noch im Kühlanzug vor die Tür gehen, in festgeschriebenen Gebieten versteht sich. Ja, es ist bedrückend, diesen Teil des Romans zu lesen. Und ich fürchte, die Menschen, die man dringend aufrütteln muss, werden ihn nicht lesen. Aber mir wird er sehr lange im Gedächtnis bleiben. Ich wünsche diesem Roman besonders viele Leser!

Hanya Yanagihara erzählt sprachlich großartig drei Geschichten in einem Buch, die inhaltlich nicht wirklich zusammenhängen. Man könnte wohl sagen, der übergeordnete Zusammenhang ist, dass alle Protagonist*innen nach einem besseren Leben, dem "Paradies" streben. Die Namen der Protagonist*innen sind allerdings in allen drei Teilen des Buches gleich. Das hat mich anfangs sehr verwirrt. Der erste Teil hat mich emotional mitgenommen, mit dem zweiten Teil konnte ich nicht wirklich etwas anfangen und der dritte Teil war zwar sehr spannend , hat mich aber emotional kalt gelassen. Die Enden aller Geschichten sind wohl absichtlich offen gehalten, um zum Nachdenken anzuregen. Es passt grundsätzlich zum Aufbau des gesamten Buches, hat mich aber gleichzeitig auch etwas ratlos zurückgelassen. Alles in allem hatte ich mir unter dem Buch etwas ganz anderes vorgestellt. Es ist überhaupt nicht zu vergleichen mit "Ein wenig Leben", was mich damals sehr begeistern konnte. Dennoch finde ich Yanagihara immer wieder lesenswert.

Eine wunderbare Autorin
Ein Mensch war das schlimmste Vermächtnis, denn ein Mensch war von Natur aus unberechenbar." "Zum Paradies" ist das zweite Buch, das ich von Hanya Yanagihara gelesen habe. Es geht um die Frage was uns Menschen eigentlich aneinander bindet und was wir tun würden, um jene zu beschützen, die wir lieben. (Übersetzt aus dem Englischen von Stephan Kleiner.) Das Buch ist in drei Bücher aufgeteilt: Buch I spielt im Jahr 1893 in den USA, das aber anders ist als das das wir aus den Geschichtsbüchern kennen. Die Hauptrolle hier spielt der aus einer wohlhabenden Familie stammende David Bingham, der seinem Herzen folgt und in eine ungewisse Zukunft flieht. In Buch II finden wir uns in Manhattan im Jahr 1993 wieder. Es gibt eine AIDS-Epidemie, die viele Menschen dahinrafft. Der junge David "Kawika" Bingham verschweigt seinem Mann die Geschichte und die Erlebnisse seiner Kindheit auf Hawaii und hadert mit dem Schicksal seines Vaters. Das letzte Buch nimmt uns mit in eine Zukunft, die die Frage aufwirft, wie viel Unfreiheit wir in Kauf nehmen würden für den Schein von Sicherheit. Dieses dritte Buch spielt hauptsächlich im Jahr 2093, wirft uns aber durch die Briefe eines Charles an einen Peter in einen Zeitraum von 20 - 50 Jahre zurück. Im Kern geht es hier um Charlie Bingham, die in einer arrangierten Ehe mit Edward lebt. Charlie hat eine schwere Epidemie überstanden, jedoch hatte das Medikament Nebenwirkungen, die Charlie im Wesen verändert haben. Hanya Yanagihara versteht es absolut wundervolle Geschichten zu schreiben. "Zum Paradies" ist ein großartiges Buch, das mich jedoch hier und da auch etwas unbefriedigt zurückließ und das durch einige Wiederholungen auch etwas ausladend wirkt. Der für mich erschütterndste und zugleich packendste Part, war definitiv Buch III. Hier wird uns von einer Zukunft erzählt, die so unglaublich schrecklich, abstoßend, verstörend und absolut nicht lebenswert ist. Eine Zukunft, die den Menschen ihre Rechte und ihre Freiheit nimmt und in der sich das Leben der Menschen nur um den Kampf gegen neue Krankheitsausbrüche dreht. "Zum Paradies" ist komplett anders als "Ein wenig Leben", deswegen aber nicht weniger gut. Und es hat definitiv eine gewisse Sogwirkung, die mich teilweise richtig in den Geschehnissen gefangen hielt. Was meine Unzufriedenheit angeht betrifft sie vor allem die offenen Enden - hier hätte mich das Schicksal bestimmter Menschen einfach brennend interessiert. Und zum anderen auch den Punkt, dass ich nicht weiß, wie ich die drei Bücher im Verhältnis zueinander einordnen kann/soll.
Ich muss gestehen, dass ich schon mit sehr niedrigen Erwartungen an 'Zum Paradies' rangegangen bin, weil ich vorher so viele Rezensionen gesehen hatte, in denen das Buch nicht gut wegkam. In den ersten beiden Teilen hat sich diese Erwartungshaltung bestätigt, der dritte und deutlich längere Teil konnte mich dann aber doch abholen. In jedem Abschnitt geht es um jeweils ein Einzelschicksal, alle liegen 100 Jahre auseinander, aber spielen in dem gleichen Haus bzw. Anwesen: dem Washington Square in New York. Um es wirklich kurz zu fassen: Im ersten Teil geht es um einen reichen Sohn, der sich in einen armen Musiklehrer verliebt, der wiederum vom Opa des reichen Sohnes für einen Betrüger gehalten wird. Das besondere hieran ist, dass die Autorin eine Welt geschaffen hat, die 1893 zwar strikte Klassentrennungen aufweist, aber sexuell sehr offen ist. Der Teil war aufgrund des Weltenaufbaus ganz interessant für mich, die Wehleidigkeit des Protagonisten ging mir jedoch sehr auf die Nerven. Im zweiten Teil geht es um einen jungen Mann, der mit einem reichen Amerikaner zusammenlebt und mit seiner Vergangenheit hadert. In dieser war er ein hawaiianischer Königssohn, jedoch ohne Macht und Mittel. Hier waren vor allem die familiären Rückblicke und das Einstreuen von hawaiianischer Kultur interessant, sowie das Einbinden von AIDS als Einschnitt in homosexuelle Kreise. Jedoch war auch dieser Teil eher zäh und hat mich weder vom Erzählstil noch -tempo überzeugt. Im dritten Teil geht es dann um eine Zukunftsdystopie, in der Pandemien und extreme Wetterbedingungen den Alltag bestimmen. Lesende erleben die Welt teilweise durch die Perspektive einer (vermutlich autistischen?) Frau, die ihrem geheimnisvollen Mann nachspioniert, und durch Retrospektiven in Form von Briefen ihres verstorbenen Großvaters. Jeder Abschnitt hätte auch einen alleinstehenden Roman bilden können. Als ein Gesamtroman fielen die sich wiederholenden Elemente auf: die gleichen Namen, ähnliche Verwandtschaftsverhältnisse, präsente homosexuelle Beziehungen zwischen Männern und (ehemals) privilegierte Figuren. Somit weist 'Zum Paradies' auch gewisse Ähnlichkeiten zu Yanagiharas berühmtesten Werk, 'Ein wenig Leben', auf. Wie bereits geschrieben, fand ich nur den dritten Teil spannend. Nichtsdestotrotz eignet sich das Buch hervorragend für einen Buddyread, den es gibt übergreifend sehr vieles zu entdecken und zu besprechen. In meinem Buddyread dazu waren einige Lesende begeisterter als ich, also probiert die knapp 900 Seiten ruhig mal aus. Übersetzt von Stephan Kleiner. CN: Kolonialismus, Krieg, Rassismus, Blackfacing, I-Wort, Ableismus, Krankheit, Depressionen, Trauer, Pandemie, Tod, Kindstod, Suizid, Antisemitismus, Bodyshaming, Ageism, Klassismus, Tierquälerei, Tiermord, Tierversuche, Polizeigewalt, Vergewaltigung
Hanya Yanagihara hat wieder einmal mein Herz gebrochen & lässt mich in der Stille die darauf folgt zurück.
Teilweise ermüdende Längen, aber vor allem die dritte Geschichte war sehr bewegend.
Sprachlich toll, aber inhaltlich vollkommen überladen. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft hintereinander mit gleichen Namen, aber ohne wirklichen Bezug und dann noch Pandemie und Homosexualität und gefährdete Demokratie...
"Der Gedanke, meine Herkunft könnte mich dazu nötigen, überhaupt auf irgendeine Art zu sein, war so fremdartig, dass man mir ebenso gut hätte sagen können, es gäbe eine andere, korrekte Art zu atmen oder zu schlucken." (S. 341f) In gewisser Weise strebt jeder Mensch nach einem Leben voller Glückseligkeit und Liebe, ohne Sorgen und Ängste, letztlich: dem Paradies. In ihrem neuen Roman „Zum Paradies“ (OT: To Paradise, aus dem Englischen von Stephan Kleiner) erzählt Hanya Yanagihara in von menschlichen Schicksalen, ihrer Suche nach dem Paradies zu unterschiedlichen Zeitpunkten der amerikanischen Geschichte – oder einem Land, das an es erinnern soll. Im ersten Teil begleiten wir David Bingham, einen jungen Mann Mitte Zwanzig, der 1893 mit seinem Großvater in dessen Haus am Washington Square in New York wohnt. Es ist eine Gesellschaft, in der Homosexualität und gleichgeschlechtliche Ehen erlaubt, ja, normal sind. Als letzter Junggeselle der Familie steht er sich unter Zugzwang, um sein Erbe antreten zu können, und wird schließlich Charles Griffith, einem wohlhabenden, aber wesentlich älteren Witwer, vorgestellt. Sein Großvater wünscht, dass sie beide die Ehe vollziehen, doch David fühlt sich zu dem geheimnisvollen, mittellosen Musiklehrer Edward Bishop hingezogen. Nun liegt es an ihm zu entscheiden: Möchte er ein sorgloses, beständiges Leben mit Charles führen oder sein Erbe aufgeben, seinem Herzen folgen und mit Edward leben? Etwa hundert Jahre später, erneut New York. David Bingham – allerdings ein anderer als in Teil Eins – hat eine Affäre mit seinem Vorgesetzten Charles, dem Senior Partner einer Anwaltskanzlei. Doch ihre Liebe muss geheim bleiben, einzig heimliche, sehnsuchtsvolle Blicke sind erlaubt. Als David jedoch einen Brief von seinem Vater erhält, der in seiner Heimat Hawai’i im Sterben liegt, schweifen seine Gedanken immer wieder ab. Wer war sein Vater und welchen Einfluss hat seine Herkunft auf sein heutiges Leben, was ist damals vorgefallen? Der letzte Teil des Buches spielt in einer dystopisch anmutenden Welt, die von den immer wieder auftretenden Pandemien in die Knie gezwungen wurde. Eine junge Frau lebt zu Beginn der 2090er Jahre mit ihrem eher kühlen Ehemann in einer ihnen zugeteilten Wohnung in Zone Acht. Ihr Tagesrhythmus ist von der Arbeit im Labor bestimmt, einzig der eine freie Abend jede Woche gibt eine Idee von Freiheit. Selbst hat sie kein Bedürfnis, die Wohnung zu verlassen, ist aber schon neugierig, wie und wo ihr Ehemann seinen Abend verbringt. Sie folgt ihm und kommt seinem Geheimnis schließlich auf die Spur – bis eine Katastrophe geschieht. Allerdings weiß sie nicht, welche Rolle ihr Vater und ihr Großvater in der Regierung und bei der Bekämpfung der Pandemien in den letzten Jahrzehnten spielten. Wie man merkt, eine Verbindung inhaltlicher Art besteht zwischen den drei Teilen nicht wirklich, sie ist viel eher thematischer oder übertragener Natur: In jeder Geschichte ist das Haus am Washington Square von mehr oder weniger zentraler Bedeutung, ebenso wie die Namen der Protagonist:innen – David, Charles und Edward -, der Einfluss einer Krankheit oder Pandemie auf die Gesellschaft und das Leben, die Unterschiede ihres Stands in der Gesellschaft und die Umkehr einer heteronormativen in eine queer-freundliche Ordnung. Letztlich bleibt es jedoch beim Schmunzeln ob der oberflächlichen Überschneidung – eine tiefere Verbindung wird man vergeblich suchen. Hanya Yanagiharas Art zu schreiben, ist beeindruckend. Sie schafft mit ihren Worten eine magische Anziehungskraft, gibt jeder Geschichte eine der Epoche in Tonalität und Stil entsprechende Atmosphäre. Besonders im ersten Abschnitt war ich wie gefangen von den Kämpfen, die David mit seinem Herz und Verstand ausfechtet, entweder-oder-... Doch ab Mitte des zweiten Teils verlor sie mich. Die Sätze zogen sich ins Unendliche, sie schweifte aus, schlug Bögen, die ich für den Fortgang der Handlung nicht nachvollziehen konnte, wenn überhaupt so etwas wie eine Handlung dahintersteckte. Die Protagonisten verloren an Tiefe, die Emotionen schwanden – und meine Aufmerksamkeit mit ihnen. Der stilistische Wandel hin zur Dystopie und die sprunghaften Wechsel des Perspektiven und Zeitebenen im dritten Teil konnten mich leider auch nur mäßig begeistern. Mir gefiel die distanzierte, etwas emotionsarme Sprache der Protagonistin zunächst sehr, doch gerade das ist wohl auch der Grund dafür, dass ich selbst den Spaß am Lesen verlor, alles nur noch hin- und wahrnahm. Das Ende jedoch, das den Weg ins Ungewisse, gebeutelt von Katastrophen, freigibt, gefiel mir auf eine perfide Weise, erinnert es doch an das derzeitige Leben mit der Corona-Pandemie: wohin wird das alles führen, zu welchem Ausgang? Denn das ist es, was aus jeder der Geschichten spricht, wenn man so mag das sie letztlich verbindende Element: Hoffnung und Zuversicht. Darauf, dass sich trotz all der Hindernisse, die einem das Leben, die Gesellschaft in den Weg legen, alles zum Guten wendet. Dass man ein Leben in Sicherheit und voller Liebe führen wird, seiner Herkunft, seiner Sexualität zum Trotz, zu welcher Zeit, in welcher Realität auch immer, den Weg zum Paradies findet. Doch ich habe ihn mit diesem Buch leider nicht gefunden.
Meine Meinung: „Zum Paradies“ ist ein Roman, bestehend aus drei Teilen/Büchern, die jedoch m.M.n. nicht viel gemein haben, außer die Suche nach der Freiheit, nach Liebe und Anerkennung, dem Paradies auf Erden. Alle Protagonisten in allen drei Teilen haben mehr oder weniger die gleichen Namen, was ab Teil zwei zu Verwirrung führt und ab Teil drei schließlich zur Erkenntnis, dass sie allesamt nichts miteinander zu tun haben. Es gibt, auf die Handlung bezogen, keinen roten Faden. Die einen stört das nicht, die anderen fragen sich spätestens nach Beginn des dritten Buchs, warum sie sich bis dahin durch das Buch gequält haben. Hatte die erste Geschichte, die in einem alternativen New York von 1893 noch große Erwartungen geweckt, verpufften diese für mich in der nachfolgenden Geschichte. Sie langweilte mich richtiggehend, sodass ich fast abgebrochen hatte. Der letzte Teil ist im Vergleich zu den anderen beiden sehr spannend, ausführlicher geschrieben und mit einer guten Handlung. Die Geschichte aus zwei Blickwinkeln zu erzählen weitet die Sicht der Leserschaft und vergrößert die Spannung aufs Zusammenführen der Handlungsstränge und das Ende. Wobei ich beim Thema „Ende“ auch wieder eine meiner Enttäuschungen vorbringen muss. Ich kann mit offenen Enden sehr gut leben, wenn damit die Geschichte abgerundet wird. Doch hier haben mich die Enden der einzelnen Teile, insbesondere des ersten und dritten, sehr gefrustet! Nach zwei Enttäuschungen darüber, dass dies alles Einzelgeschichten sind, unabhängig, langweilig und ohne besondere Handlung hatte ich große Hoffnung, dieser letzte Teil würde das alles wieder wett machen. Doch das offene Ende auch hier hat mich dermaßen gefrustet, sodass ich im Nachhinein wünschte, ich hätte das Buch nach dem ersten Drittel der Hörzeit abgebrochen. Was mir sehr gut gefallen hat am Buch ist der aktuelle Themenbezug und die Darstellung der Normalität von Homosexualität in den jeweiligen Gesellschaften. Mensch ist Mensch und seine sexuelle Orientierung sollte keine Rolle für die Beurteilung eines Menschen spielen. Es wäre sehr schön, wenn wir im 21. Jahrhundert dies bereits überwunden und akzeptiert hätten. Aus diesem Blickwinkel ist das Buch lesenswert. Doch insgesamt betrachtet war das für mich jedoch viel zu wenig. Ich wünschte, die Autorin hätte sich auf einen Teil, bevorzugt den letzten oder den ersten, konzentriert und daraus ein in sich stimmiges und abgerundetes Buch geschrieben. Das Hörbuch ist sehr gut gelesen und wer das Buch hören will, empfehlenswert. Fazit: Ein Buch, dessen Marketing so großartig war und der Name der Autorin es als „must read“ ausgewiesen hat, das sich leider als große Enttäuschung und als der erste Flop des neuen Jahres entpuppt hat. Der Hype ist aus meiner Sicht keineswegs gerechtfertigt, auch wenn die Autorin schreiben kann und mir mit dem letzten Buch ihres Romans große Lust auf einen eigenständigen Roman mit der Geschichte des letzten Teils gemacht hat. Mit dem System, dem Plot „Zum Paradies“ hat sich m.M.n. Hanya Yanagihara übernommen. Vielleicht wollte sie etwas Neues, strukturell Außergewöhnliches schaffen, das sich für mich leider als „zu viel gewollt“ darstellt. Schade! Ich warte gespannt auf ihr nächstes Buch!
Teil 1 - 3,5 ⭐ Teil 2 - 3 ⭐ Teil 3 - 5 ⭐ = ø 3,83 ⭐
Rundherum ne solide 3. Geschichte 1 war nicht mein Fall, aber der Schreibstil war toll. Geschichte 2 war irgendwie verwirrend, weil alle die gleichen Namen hatten wie in Geschichte 1. Geschichte 3 hingegen hat mir ganz gut gefallen.
„Zum Paradies“ habe ich mich aufgemacht und dabei festgestellt, dass es unerreichbar ist, der Mensch auf seinem Weg dorthin zum Scheitern verurteilt ist und in seiner Erkenntnis dieser Tatsache und seines trotzigen anhaltenden Strebens nach Glückseligkeit vielleicht das eigentliche irdische Paradies liegt. Dass der Weg „Zum Paradies“ ein steiniger ist, macht Hanya Yanagihara in ihrem wuchtigen, komplexen und fast 900 bibeldünne (übrigens ein schöner haptischer Verweis auf die möglichen Bezüge des Romans zur Religion) Seiten umfassenden Werk deutlich. In drei Büchern, die jeweils 1893, 1993 und 2043/2093 spielen, verfolgt sie das Leben von David, Charles/Charlie und Edward. Nicht nur die Protagonisten teilen sich auf den verschiedenen Zeitebenen die Namen, auch die Nebenfiguren erhalten immer wieder dieselben Bezeichnungen, sind aber mitnichten identisch. Jeder David, jeder Charles ist eine distinkte Figur, die lediglich durch eine vage durchscheinende Schicksalsverbindung oder Überschneidung in der Figurenkonzeption miteinander verbunden sind. Hier liegt eine Stärke und Schwäche des Romans, der lose Zusammenschluss der einzelnen Bücher und der Figuren lässt Raum für unzählige Lesarten und komplexe Interpretationsmöglichkeiten, allerdings sind die Vernetzungen zeitweise so vage, dass man sich doch auch einen etwas stärkeren roten Faden, eine höhere Belastbarkeit der Hinweise gewünscht hätte. So taumelt man manchmal durch die Komplexität der Geschichte und rätselt über nebulöse Bezüge, die eventuell keine sind. Die Figuren sind sehr komplex, mit viel Innenschau und Tiefe ausgestattet, ausufernden Backstories und vielen Wünschen und Hoffnungen. Anstrengend und auf die Dauer zermürbend ist allerdings die sehr stark ausgeprägte Passivität und Unentschlossenheit der jeweiligen Hauptfigur eines Abschnitts. Sicher stellt diese mangelnde Aktivität ein wesentliches Bindeglied zwischen den einzelnen Büchern da, aber zu viel Prokrastination und Abwarten kann auf Dauer sehr ermüdend, wenn nicht gar aufreibend sein. Eigentlich geschieht dem jeweiligen Protagonisten nur etwas, echte, unabhängige Aktion sucht man fast vergeblich. Von den drei Zeitebenen hat mich die erste am meisten beeindruckt. Sie ist nicht nur richtig gut geschrieben, sondern auch in sich ausgezeichnet konzipiert. Während der Lektüre geht einem nach und nach auf, dass man es mit einer alternativen Wirklichkeit des Jahres 1893 zu tun hat. Die Freistaaten, ein unabhängiger Teil der USA, im Nordosten der USA, erlaubt und fördert konsequente Gleichberechtigung und gleichgeschlechtliche Ehen bei gleichzeitiger Durchsetzung einer äußerst rigiden Klassengesellschaft. Es ist eine Herausforderung und Freude, sich in diese neue Version eines späten 19. Jahrhunderts einzufinden, beim Lesen die Konventionen, Regeln und die Geschichte dieser neuen Welt herauszufiltern. Das zweite Buch zeichnet sich leider durch sehr viel Langatmigkeit, überflüssige Ausführungen und Passivität aus. Besonders der Teil der auf Hawai’i spielt, hätte um mindestens die Hälfte gekürzt werden können. Die gesamte Innovation, der Fortschritt und die Experimentierfreudigkeit des ersten Buches versinken in diesem Teil in ausgedehnten Innensichten, die trotz alledem zu nicht wirklich nachvollziehbaren psychologischen Verfasstheiten führen, in einer Geschichte, die irgendwie bieder und uninspiriert wirkt. Das dritte Buch beschert dem Lesevergnügen wieder einigen Aufwind. 2043/2093 bietet viel Fläche für Fantasie und Zukunftsvision und vor allem Spannung. Allerdings haben mich auch hier einige Dinge gestört. So ist die Erzählweise, selbst bei Berücksichtigung der eingeschränkten kognitiven Fähigkeiten der Erzählinstanz in diesem Teil etwas holprig. Die Rahmenbedingungen eines Lebens im Manhattan der Zukunft lesen sich schulreferatsmäßig und haben den Charme eines Wikipedia-Eintrags, während die Briefe aus den Jahren rund um 2043 einmal mehr viel zu lang sind und die Geduld des Lesers auf die Probe stellen. Darüber hinaus ist dieses Buch inhaltlich anstrengend, da es eine Zukunft in persönlicher Unfreiheit, die an Orwells „1984“ angelehnt ist, ausmalt, in der die Menschheit von einer Quarantäne in die nächste Pandemie gleitet. Im Angesicht der derzeitigen Situation ist das nicht unbedingt mein präferiertes dystopisches Szenario – und ich mag Dystopien durchaus. Insgesamt ist „Zum Paradies“ ein forderndes, anspruchsvolles und auch tolles literarisches Werk, dass aber an einigen Stellen schwächelt. Es gewinnt definitiv durch eine gedankliche, tiefere Auseinandersetzung, den Aufwand seitens des Lesers Spiegelungen und Verbindungen zu suchen und zu finden, die beim einfachen Lesen nicht unbedingt zu erkennen sind, weshalb sich der Roman besonders auch für Lesegruppen eignet.
Da ist es endlich: Das Buch, auf das ich so lange gewartet habe: Zum Paradies von Hanya Yanagihara. Übersetzt ins Deutsche von Stephan Kleiner. Ich bin so gespannt: Am liebsten würde ich die Fortsetzung von „Ein wenig Leben“ lesen, aber wie soll das gehen? (Vorsichtig Spoiler:) Jude ist tot. Und wäre Hanya Yanagihara nicht auch eine schlechte Autorin, wenn sie einfach eine ähnliche Story schreibt, einen Abklatsch? Nein, hier kommt etwas total anderes: Drei Geschichten, in drei verschiedenen Zeitebenen. Geschichten, die in der Vergangenheit und in der Zukunft spielen. Ich beginne die erste Geschichte, die in 1893 spielt, zu lesen. Amerika gehört zu den Free States, jeder darf seine Liebe ausleben: So sind Männer mit Männern verheiratet oder Frauen mit Frauen. Kinder werden einfach adoptiert. David Bingham ist ein Sohn einer wohlhabenden Familie und verliebt sich in einen zweifelhaften jungen Mann, der es nur auf sein Geld abgesehen hat, so scheint es. Doch was ist das? Gerade als es so richtig spannend wird, hört die Geschichte auf! Oh nein! Gut, ich beginne also mit der zweiten Geschichte, die hundert Jahre später spielt: Aber was ist das wieder: Alle Protagonisten haben ja dieselben Namen wie in der ersten Geschichte?. Mein Gehirn versucht ständig beide Geschichten miteinander zu verknüpfen, aber es gelingt mir nicht. .. Ist das der Sohn? Nein, zu jung, es kann ja nur der Großvater sein .. Nein, passt nicht. Und auch dieses zweite Buch, wo der Protagonist ein Hawaiianer ist, mitten in der AIDS- Epidemie spielt, hat ein abruptes Ende, aber ich bin gespannt, bestimmt wird die Autorin noch alles auflösen, es gibt ja noch mehr als 450 Seiten. Die letzte Ebene hat es in sich: 2093, wieder 100 Jahre später, aber die Welt ist von Seuchen und Epidemien zerstört. Reisen, Internet und Nachrichten jeglicher Art sind verboten, der Staat kontrolliert was du sagst, isst, wann du duscht oder deine Wäsche wäscht. Die meisten Menschen sind steril, Liebe zwischen Gleichgeschlechtlichen sind verboten. Und wieder tragen alle Protagonisten die Namen aus den ersten zwei Geschichten. Die Enkeltochter eines sehr angesehenen Wissenschaftlers bzw. Tochter eines hingerichteten Staatsfeindes versucht ihr Glück in einer arrangierten Ehe zu finden. Doch ob am Ende alle Geschichten verknüpft und aufgelöst werden, müsst ihr selber herausfinden. Sie hat es wieder geschafft: Hanya Yanagihara hat, wie auch in ihrem ersten Buch „Das Volk der Bäume“, die Welt auf den Kopf gestellt. Es ist ein anderes Leseerlebnis, eines, das viele Fragen aufwirft, die allerdings unbeantwortet bleiben. Meiner Meinung nach kann das Buch nicht an „Ein wenig Leben“ anknüpfen, aber es ist ein wirklich lesenswertes und spannendes Buch auf 895 Seiten, das zum Nachdenken anregt. Eine Leseempfehlung von mir, aber nur wenn man sich auf die manipulierende Schreibintention der Autorin einlässt. 4½ Sterne
...nach knapp 300 Seiten und langem hin und her überlegen habe ich mich entschlossen das Buch schließlich abzubrechen. Hanya Yanagihara und ich... das wird wohl einfach nichts mehr... Leider war auch ihr neues Buch "Zum Paradies" für mich einfach bis zum gelesen Zeitpunkt schon so langatmig und unzugänglich, dass ich mich trotz der so interessant klingenden Geschichte beschlossen habe, es abzubrechen und somit es mit den Büchern von der Autorin einfach gut sein zu lassen.