Als Leibdienerin eines grausamen Lords lebt Ellin ein Leben in Angst und Mangel. Als sie sich ihrem Herrn verweigert, prügelt er sie fast ins Grab und Ellin flieht in ihrer Verzweiflung. Doch damit macht sie sich zum Ziel der Wut ihres Herrn und zur Verbrecherin. Als eine Gruppe fahrender Söldner sie aufnimmt, ahnen weder ihre Retter noch Ellin, in welche Gefahr sie einander bringen…
Mit der Fantasywelt von Ellin bekommt man ein klassisches Märchenfeeling: Mittelalter, Ritter, Königreiche… alles ist dabei. Und Ellin ist auch eine klassische Protagonistin: Magd und Heilerin. Von vornherein ist klar: etwas komplett Neues bekommt man mit dieser Geschichte nicht, aber das muss ja auch nicht sein. Das Eintauchen in Ellins Welt hat Spaß gemacht, fast von allein materialisiert sich der magische Wald, das Königreich der Sonne und der Fels von Lord Wolfhard. Die Autorin hat viel Zeit in ausgiebiges Worldbuilding investiert, sodass die Protagonisten mehr als drei Tage brauchen, um die Welt zu bereisen, was ihr Abenteuer um einiges realistischer gemacht hat. Eine ganze Weile weiß man nicht, wo der große Handlungsstrang am Ende eigentlich hinmöchte, viele kleine Handlungsstränge verweben sich miteinander aber es gibt kein großes Ziel zu erreichen, keine typische Fantasy-Quest. Stattdessen nimmt sich die Autorin aber Zeit für eine erst zaghafte und dann sehr bildbeherrschende Liebesgeschichte, die wenig überraschend und manchmal ganz schön anstrengend war. Die Charaktere waren einfach ziemlich festgefahren in ihren Ansichten und kamen deswegen nicht miteinander klar, das resultierte in einer Menge Drama. In der zweiten Hälfte hat die Handlung kurz den Faden verloren und leider geriet das Worldbuilding in den Hintergrund, dafür wurde es spannender. Leider gab es nicht besonders viel von der durchaus vorhandenen Magie zu sehen, auch wenn einige Protagonisten (wie Ellin) sie beherrschen könnten, auch das ist leider etwas in Vergessenheit geraten. Es bleibt dennoch angenehm und auch spannend bis zum Schluss, auch wenn man sich natürlich denken kann, wie es ausgeht und das Paar eine ganze lange Weile braucht um einander zu finden. Das Ende kam dann sehr plötzlich und die letzten Seiten haben sich wie eine Zeitraffer-Abhandlung angefühlt, die mich dann leider mit einigermaßen gemischten Gefühlen zurückgelassen hat. Davon abgesehen ist Ellins Geschichte aber gute Unterhaltung, mit interessanten Charakteren und kreativem Worldbuilding.