War ein komisches Buch. Die Optimisten hat mir besser gefallen
Wir erhalten mit diesem Buch einen Einblick in das Innerste einer psychisch nicht ganz so stabilen, Chicago-stämmigen, in der Kleinstadt Hannibal lebenden, 26-jährigen Bibliothekarin. Ihr Name ist Lucy und sie trägt gleich zwei schwere Bürden: ein trauriges jüdisch-amerikanisches und noch ein viel traurigeres russisches Erbe. Und so scheint ihre Familiengeschichte sie auch prädestiniert für ihr (Nicht?-)Verbrechen der Gegenwart gemacht zu haben: Sie fährt mit dem 10-jährigen Ian quer durch Amerika, während seine Eltern keine Ahnung davon haben. Hat sie entführt? Wurde sie entführt? Eine schwierig zu beantwortende Frage, die auch Lucy in ihren ständig wiederkehrenden Selbstzweifeln beschäftigt. Der Roman fing sehr vielversprechend an, die Bibliothek und ihre skurrilen Angestellten fand ich unwahrscheinlich toll. Auch das Geheimnis um Ians Familie und die erste Zeit des „Ausreißens” war spannend, doch dann hatte ich das Gefühl, sie fuhren und fuhren und fuhren durch die Seiten des Buches und wollen gar nicht mehr aufhören. Und mit einem Paps in der Russenmafia ist das wohl auch alles nicht so schwer. Am besten hat mir die Selbstironie Lucys gefallen, die sich wirklich von der ersten bis zur letzten Seite zieht. Weniger gut fand ich die sehr gezogenen Road Trip-Längen, allerdings fügte sich alles zu einem ratlosen, etwas verzweifelten und vor allem unzufriedenen Ganzen, das die Leserin genau wie Lucy in eben diesen drei Gemütszuständen zurücklässt.