Zwischen Erinnerung und Verdrängung
Meiner erster Ishiguro. Damals in Nagasaki ist ein leises, tiefgründiges Buch, das lange nachwirkt. Kazuo Ishiguro lässt seine Hauptfigur Etsuko rückblickend erzählen – über Verlust, Muttersein, Vergangenheit. Doch je weiter man liest, desto mehr spürt man: Diese Erinnerungen sind nicht ganz verlässlich. Es gibt Lücken, Verschiebungen, vielleicht auch Schutzmechanismen. Gerade das hat mich besonders fasziniert. Etsuko erzählt, aber sie lässt auch vieles aus. Und genau darin liegt die Kraft des Buches – in dem, was nicht gesagt wird. Ishiguro schreibt mit feinem Gespür für Zwischentöne und die stille Wucht von Verdrängung. Ein stiller, psychologisch dichter Roman über Schuld, Erinnerung und die Frage, wie ehrlich wir mit unserer Vergangenheit umgehen können. „Man würde nicht glauben, dass hier je etwas passiert ist, oder? Alles sieht so lebendig aus. Aber das ganze Gebiet hier unten –“ Ich winkte mit der Hand auf die Aussicht unter uns – „das ist alles neu. Nach dem Krieg wurde alles weggeräumt und neu aufgebaut. Deshalb sieht es so aus, wie es aussieht.“ #DamalsInNagasaki #KazuoIshiguro #UnzuverlässigeErzählerin #ZwischenDenZeilen #ErinnerungUndVerdrängung