Amy Waldmans zweiter Roman handelt von der jungen Berkeley Studentin Parvin, die zusammen mit ihren Eltern aus Afghanistan nach Amerika emigriert ist, als sie ein Jahr alt war. Ihre Herkunft war für sie und ihr Umfeld nie ein großes Thema gewesen, bis sie den reißerischen Reisebericht von Gideon Crane, der zum Bestseller wurde, liest. Hier erzählt Gideon Crane von seiner Reise nach Afghanistan und den ihn traumatisierenden Tod einer jungen Frau während der Geburt. Dies veranlasste ihn dazu, eine Frauenklinik in ebendiesem Dorf zu bauen und inspirierte Parvin dazu, kurzentschlossen dorthin zu reisen und die Frauenklinik zu unterstützen und im Rahmen ihres Studiums Nachforschungen zu betreiben. Sie wohnt bei dem Witwer und seiner Familie in einer kleinen Berghütte und versucht sich so gut es geht in die Dorfgemeinde einzuleben, was ihr aber von Seiten der Dorfbewohner schwer gemacht wird. Sehr bald schon bemerkt sie, dass der Reisebericht von Gideon Crane mehr Fiktion und Selbstdarstellung ist als ein Tatsachenbericht und berichtet ihre schockierenden Entdeckungen ihrer Professorin in Berkeley. Diese wiederum veröffentlicht ohne Parvins Wissen die Informationen und löst damit eine Katastrophe aus. Die Handlung spielt wenige Jahre nach dem 11. September und stellt viele Fragen in den Raum, über die ich oft während des Lesens nachdenken musste: Was ist im Krieg erlaubt, was nicht? Was sind gute Absichten und sind es noch immer gute Absichten, wenn sie nicht gewollt sind? Was ist verantwortungsvolles Handeln? Was bewirken Entwicklungshilfen tatsächlich? Es ist ein thematisch sehr wichtiges Buch und lehrt sehr viel über das Land und die Menschen dort, allerdings hat mich die schier grenzenlose Naivität der Protagonistin, die gefühlt gegen Ende des Buches noch einmal so richtig Fahrt aufzunehmen scheint, extrem genervt. Auch wird sehr viel indirekte Rede benutzt, um Gespräche wiederzugeben, was ich gerade zu Beginn des Buches sehr anstrengend und teilweise verwirrend fand. Ich musste den ein oder anderen Absatz noch einmal lesen, um wirklich verstanden zu haben, wer denn nun was gesagt hat, was mir ein wenig das Lesevergnügen gemindert hat. Nichtsdestotrotz ist dieses Buch definitv eine Bereicherung und für jeden, der mehr über den afghanisch-amerikanischen Konflikt erfahren möchte, eine absolute Empfehlung.
Verschenktes Potenzial
Die Idee, einem tatsächlichen historischen Ereignis einen neuen Verlauf zu geben, fand ich sehr spannend und so auch die Ausgangssituation des Romans von Amy Waldman: Nach dem Terroranschlag auf die Zwillingstürme in New York am 11. Septemer 2001 soll eine Gedenkstätte errichtet werden. Eine Jury aus Hinterbliebenen, Kulturexperten und politischen Entscheidungsträgern wählt einen Entwurf aus, doch als sich herausstellt, dass der Architekt einen muslimischen Hintergrund hat, bricht eine Welle der Empörung los. Eine tolle Idee mit wirklich viel Potenzial - Das für mich jedoch nicht wirklich umgesetzt werden konnte. Obwohl ich die unterschiedlichen Positionen und Dialoge nachvollziehbar und auch realistisch fand, blieben mir die Figuren leider absolut fremd. Auch wenn jede Trauer natürlich ihre Berechtigung hat, hat mich die privilegierte Perspektive der allermeisten Figuren und somit ihre Art, auf Konflikte zu reagieren oder über Probleme nachzudenken, gestört. So emotional das Thema ja eigentlich ist, hat mich tatsächlich nur das Schicksal von Asma berührt und auch interessiert. Schade, dass der Roman keine überzeugende Wirkung auf mich ausüben konnte.
Das Buch war wahnsinnig intensiv. Parvin, eine junge Studentin liest ein Buch eines Amerikaners, der von einer Hilfsaktion in einem afghanischen Dorf berichtet . Sie selbst ist in Kabul geboren. Ist aber mit einem Jahr von dort mit ihren Eltern geflohen. Berührt und fasziniert von dem Autor und seiner Geschichte, beschließt sie in dieses Dorf zu reisen. Dort angekommen, nimmt alles seinen Lauf. Der erste Teil des Buches war meines Empfindens nach, voll von Klischees und der Naivität der Protagonistin. Das ging mir extrem auf die Nerven. Das Blatt wendete sich dann jedoch und es wurde zum Page Turner. Für mich, leider etwas zu spät. Daher nur 4 Sterne. Trotz allem hatte ich dann während des Lesens einen wahnsinnigen Kloß im Hals. Parvin macht zum Glück eine Wandlung durch, die der Geschichte gut getan hat. Sie kommt als “ Fremde” in dieses Dorf und sieht kulturelle Missstände, will helfen, ver- und beurteilt auch gleichzeitig ….. bis sie die Menschen und deren Leben dort wirklich kennen lernt. Invasionen bleiben einfach oftmals Invasionen…. Auch wenn die Hintergedanken keine schlechten sind. Dennoch laufen trotzdem eben diese Eingriffe entwickelter Industrieländer zu häufig unter dem Deckmantel der Hilfsbereitschaft ab. Nach dem Abzug westlicher Truppen aus Afghanistan hat man mit eigenen Augen sehen können, dass viel verbrannte Erde einfach so zurück gelassen wurde und damit auch gleichzeitig die Leben tausender Afghan:innen, die vertraut und an westliche Mächte geglaubt haben. Beide Seiten mussten hohe Preise für Entscheidungen bezahlen, die irgendwo von hochrangigen Politikern und/ oder Militärs in klimatisierten Büros getroffen wurden. Wir Menschen sind überhaupt nicht unterschiedlich. Niemand auf dieser Welt sucht sich aus, wo er oder sie geboren wird. Menschen, die ein friedvolles Leben führen dürfen, für die Bildung selbstverständlich ist, die von einem Sozialstaat und Gesundheitssystem profitieren dürfen, haben sich diese Privilegien nicht verdient. Sie haben einfach ein Scheiß Glück gehabt. Das ist natürlich keine neue Erkenntnis, aber manchmal möchte man dies bestimmten Erdenbürgern einfach nur jede Sekunde entgegen schreien. Uns gehört gar nichts auf dieser Welt. Es besteht kein Anspruch auf irgendwas. Wenn es einen gut getroffen hat, dann tut es nicht weh, dort zu helfen, wo man kann und wie es gewollt ist bzw. gebraucht wird. Letztlich wollen doch die meisten Menschen nur in Frieden zusammenleben. Ja. Ausnahmen gibt es immer und Idioten gibt es auch üüüberall auf der Welt. Die gibt es in allen Farben und Formen. Und auch nicht nur in bildungsfernen, wenig entwickelten Ländern!!!!! Auch wenn dieser Gedanke immer utopisch sein wird, dass alle Bewohner:innen dieses Planeten friedvoll zusammen leben werden , so ist es trotzdem ein Bild an dem festgehalten werden muss und jede Person kann auch im kleinen Rahmen dazu beitragen, dass wir Menschen uns mit Respekt, Liebe und Toleranz begegnen. Für mich ein Buch, dass ins Herz trifft und den Fokus auf Essenzielles im Leben lenkt