
Von der Leseprobe aus dem ersten Teil des Buches "Nacht" war ich sehr angetan. Es war nicht immer einfach dabei zu bleiben, aber es war interessant in Annas Gedankengänge einzutauchen, an ihrem "Gespräch" mit Ludwig teilzuhaben. Und so freute ich mich auch, als ich das Buch gewann. Doch dann brauchte ich zwei Anläufe, um dieses Buch überhaupt zu Ende zu bringen bei gerade mal 220 Seiten. Lange fragte ich mich, was dieses Buch sein wollte. Was wollte uns die Autorin damit sagen bzw. geben? Ich lese meistens Bücher, um unterhalten zu werden oder Bücher, um mich weiter zu bilden oder Bücher, die einen gewissen Anspruch haben. Doch in welche Kategorie gehört dieses Buch und in welche will es gehören? Das war mir nicht ganz klar. Die ersten Seiten haben mich sicher unterhalten. Und irgendwie glaube ich auch, dass das Buch eigentlich einen gewissen Anspruch haben wollte und die Autorin uns etwas sagen wollte. Doch dieser tiefere Sinn blieb mir verborgen. Im zweiten Teil des Buches erfahren wir ein paar interessante Details aus Annas Leben und der Beziehung zu Ludwig. Dennoch kommt mir die Figur der Anna und auch Ludwig nie wirklich nahe. Nie konnte ich wirklich eine emotionale Verbindung aufbauen. Und so konnte ich diesem zweiten Teil manchmal auch nur mit Mühe folgen und war schnell abgelenkt. Es war sicherlich kein schlechtes Buch, aber auch keines, das mir länger in Erinnerung beiben wird.
Zuerst muss ich sagen, dass mich der Schreibstil absolut beeindruckt und verzaubert hat. Arezu Weitholz beschreibt die eigentlich sehr alltäglichen Situationen unfassbar schön. Naja, nicht direkt schön, eher wahrheitsgemäß und ungeschönt, aber trotzdem liest sich das Buch einfach nur wunderbar. „Warst du jemals auf einem Rave, ich meine nicht in der VIP-Lounge, wo deine Freunde mit den richtigen Turnschuhen stehen. Ich meine ein Fest, bei dem man irgendwann morgens um vier merkt, dass man die ganze Zeit im Matsch getanzt hat. Dass man seit Stunden nicht mehr auf die Uhr geguckt hat. Dass man aussieht wie jemand, der vergessen hat, wie er aussieht.“ Aufgebaut ist der Roman relativ einfach: Zuerst sitzt man mit Anna an Ludwigs Bett und hört Anna zu. Man weiß nicht warum Ludwig die Tabletten genommen hat und vor allem nicht wie viele und das hat mich wahnsinnig gemacht, weil ich sofort den Notarzt gerufen hätte. Anne setzt sich einfach hin und erzählt und das war für mich gleichermaßen problematisch wie auch interessant. Nach ca. 50 Seiten bricht die Nacht dann ab und „Der Tag zuvor“ fängt an. Man begleitet Anna durch ihren Tag und erfährt in Rückblenden, wie sie Ludwig kennen gelernt hat und was mit ihren Eltern passiert ist, zumindest so grob. Im Klappentext heißt es ihr Vater beging Selbstmord. Im Buch selbst habe ich trotzdem nicht erfahren warum. Im Klappentext werden Afrika, Drogen und Partys erwähnt, doch eigentlich weiß ich jetzt bloß, dass Anna mal in Afrika gewohnt und Party gemacht und dabei Drogen genommen hat. Die einzige, über die man mehr erfährt, ist Annas Mutter, die im Altenheim sitzt. Ansonsten hab ich durch den Klappentext ein ganz anderes Buch erwartet, als ich letztendlich gelesen habe. Am Anfang habe ich erwartet viel von Annas und Ludwigs Einzelschicksalen zu erfahren, doch im Nachhinein weiß ich nur wenig von den beiden. Das Buch ist für mich persönlich eine Gesellschaftskritik, die von der Oberflächlichkeit und Kaltblütigkeit im Beruf erzählt (wofür Ludwig steht), von den Schattenseiten des Altenheims und was aus dem Gedanken in Würde altern zu wollen geworden ist (dafür steht Annas Mutter) und von etwas verlorenen Seelen mit eigenem Kopf, die sich nicht leicht in die Gesellschaft einordnen wollen (represäntiert durch Anna selbst). Die Charakter sind alle ziemlich schön beschrieben, doch trotzdem habe ich im Nachhinein nicht das Gefühl sie zu kennen. Ludwig zum Beispiel wird nur als Klischee eines arbeitenden und arroganten Journalisten beschrieben, doch da er im Buch gar nicht wirklich zu Worte kommt und es nur selten Momente in Annas Rückblenden gibt, in denen man hinter seine Fassade schauen kann, würde ich nicht sagen dass Ludwig tatsächlich dem Klischee entspricht. Auch Anna hinterlässt so ihre Rätsel. In den ersten Seiten hatte ich auf jeden Fall das Gefühl, dass sie sehr eigen ist und ich konnte ihre Entscheidung nicht den Arzt zu rufen nicht nachvollziehen. Wenn man sie dann durch einen mehr oder weniger normalen Tag begleitet erscheint Anna auch mehr oder weniger normal und handelt wie eine durchschnittliche Frau, die gerade eine kleine Lebenskrise dank Mann, Job und Mutter im Altenheim hat. Auch hier kann ich nicht sagen, ob ich Anna mag oder nicht, denn hinter ihr steckt vermutlich noch so viel mehr als der Leser erfährt. Der einzige Charakter, über den ich mich immer so richtig freuen konnte, war Hannes. Er ist Annas bester Freund und über ihn erfährt man gerade so viel, wie nötig ist. Er reißt immer den ein oder anderen Witz, hat einen guten Rat und ist immer für Anna da. Fazit Das Buch ist definitiv anders, als ich es erwartet hatte. Das ist nichts schlechtes, eigentlich find ich diese ungeschönte Beschreibung der Gesellschaft und der Leute absolut super. Die Texte sind so wahr, dass sie eigentlich jeder lesen und sich zu Herzen nehmen sollte. Nach dem Klappentext hatte ich nur etwas vollkommen anderes erwartet und ich find es schade, dass man über so viele Themen nichts erfährt: Den Selbstmord des Vaters, wie Anna nach Afrika und an ihre Jobs dort kam, ob Ludwig überlebt. Bei den Charaktern wurde ich irgendwie angefüttert, aber die Hauptspeise ist dann ausgeblieben. Die Wahrheit hinter Anna und Ludwig hätte ich irgendwie noch gerne erfahren. Deswegen gibt es von mir 3 Sterne. (August 2012)

[Werbung.] Kennt ihr das, wenn ihr Bücher zu Ende gelesen habt und dann denkt: Ich glaube, ich habe das nicht verstanden…? So ging es mir mit „Wenn die Nacht am stillsten ist“ von Arezu Weitholz. Die Autorin erzählt die Geschichte über Anna. Anna ist im Geheimen mit Ludwig zusammen, den sie auf der Arbeit bei einem Magazin kennengelernt hat. Ludwig möchte nicht, dass ihre Beziehung öffentlich wird. Ludwig möchte ganz vieles nicht: Er will nichts hören, was in seinen Augen kaputt ist, so erfährt er nichts vom Selbstmord von Annas Vater oder dass Annas Mutter in einem Altenheim ist. Anna lebte in Südafrika und erfuhr dort am eigenen Leib Geschichten mit Drogen und sie saß auch für eine sehr, sehr kurze Zeit im Gefängnis. Aber Ludwig will davon rein gar nichts hören - also erzählt Anna auch nichts, denn sie möchte nicht, dass Ludwig sich darüber aufregt. In Ludwigs Welt ist alle schön, erhaben und elitär und dort haben Krankheiten und unschöne Dinge nichts zu suchen. Für mich war Ludwig einfach nur ein armes Würstchen, ein regelrechtes Arschloch. Anna blieb mir leider auch komplett fern, auch wenn Leser*innen viele Sachen aus ihrem Leben erfahren, aber die Emotionen blieben da bei mir komplett auf der Strecke. Richtig interessant war für mich nur das erste Kapitel - so hätte es gerne das ganze Buch durchgehen können. Vielleicht habe ich die Aussage des Romans wirklich nicht verstanden, oder aber es war eben nicht mein cup of tea.