4. Sept. 2024
Bewertung:4

Ich bin total begeistert von diesem kleinen Büchlein. Auf wenigen Seiten zeigt es ganz viele Aspekte von Frauen, die alleine in eine Bar gehen oder es lieber lassen und warum. Wie fühlen sie sich, wenn sie sich gerade soeben trauen oder wenn sie schon seit Jahren alleine ausgehen und was passiert dann? Macht es einen Unterschied, in welcher Stadt frau in eine Bar geht und welche Bar das ist? Und ob die Frau hetero oder queer ist? In dem Zusammenhang habe ich auch einen neuen Begriff gelernt: "FLINTA". Es gibt immer wieder Ausflüge in die Vergangenheit, in der es Frauen sogar verboten war, überhaupt alleine vor die Tür tür zu gehen. Positive und negative Erfahrungen werden geschildert und es macht Mut und Hoffnung und Lust, selbst dazu beizutragen, dass das Bild von Frauen, die alleine Ausgehen irgendwann keine Ausnahme mehr ist und kein Aufsehen mehr erregt.

Eine Frau geht einen trinken. Alleine
Eine Frau geht einen trinken. Alleinevon Lou ZuckerMaro
29. Dez. 2023
Bewertung:4

Interessantes Essay zu einem Thema, dass mich auch schon umgetrieben hat. Super Aufmachung. 

Hand aufs Herz, geht ihr alleine in eine Bar oder Kneipe, setzt euch an die Theke und trinkt ein Bier oder ein anderes alkoholisches Getränk? Wenn ja, wie fühlt sich das an? Es ist doch eher ungewöhnlich und als Kind der Gastronomie, das größtenteils in einer Kneipe groß geworden ist, weiß ich, dass Frauen, die das tun, nicht besonders wertschätzend behandelt werden. In dem Essay von Ritschel beschäftigt sich die Autorin mit der Frage nach dem Ursprung dieses Verhaltens und sucht nach Lösungen, wie es besser laufen könnte. Auf 36 Seiten, von denen ein Teil wunderschön illustriert ist, kann man ihren Gedanken gut folgen. Auch das generelle Alleinsein, die diesbezügliche Sicht der Gesellschaft auf Frauen und die Interpretation ihres Verhaltens bekommen ausreichend Platz. Mehrfach musste ich nickend zustimmen, wenn zum Beispiel beschrieben wird, wie oft Frauen, die alleine unterwegs sind, angemacht werden und ihnen suggeriert wird, dass sie ja auch noch selber schuld sind und das quasi ja so möchten. Ist man dann auch noch der LGBTQ zugehörig, wird alles noch viel schlimmer. Interessant war der Beitrag einer Person, die von Köln nach München zog. In Köln hatte sie keinerlei Probleme alleine auszugehen und wurde ganz normal behandelt. Blieb alleine wenn sie es wollte, fand nette Gespräche und Anschluss wenn ihr danach war. Als sie nach München zog, war es dann vorbei. Sie wurde beäugt und fand keinen Kontakt. Man begegnete ihr durchweg mit Misstrauen. So erlebe ich Köln allerdings auch und Imis bestätigen, dass es einen wesentlichen Unterschied zu anderen Städten gibt. Ist natürlich nicht absolut, aber doch auffallend häufig so. In den Maro Heften treffen Essays auf Illustrationen. Sie sind durchweg hochwertig, fadengebunden und mit einem Umschlag, einem Poster und einem Lesezeichen bestückt. Das Design ist immer besonders Das war bestimmt nicht mein letztes. Für 2024 habe ich mir tatsächlich vorgenommen, mal in eine Ur-Kölsche Kneipe zu gehen. Alleine. Bin gespannt, was passiert Geht ihr schon mal alleine aus? Schreibt es gerne in die Kommentare warum ja, beziehungsweise warum nicht und welche Erfahrungen ihr gemacht habt. Das interessiert mich sehr.

Eine Frau geht einen trinken. Alleine
Eine Frau geht einen trinken. Alleinevon Lou ZuckerMaro
5. Juni 2023
Bewertung:5

"Anstatt dass Kindern jeden Geschlechts von klein auf beigebracht wird, was Konsens bedeutet, lernen Mädchen, Frauen und Queers, dass der öffentliche Raum für sie ein gefährlicher Ort ist. Wir gehen, wenn möglich, nachts nicht allein durch die Straßen. Und wenn doch, umklammern wir auf dem Heimweg den Schlüssel zwischen den Fingern, tragen Pfefferspray bei uns, teilen unseren Live-Standort, nehmen die Kopfhörer aus den Ohren und schreiben schließlich Nachrichten, dass wir gut angekommen sind." Lou Zucker - Eine Frau geht einen trinken. Allein ______________________________________________________ Wie sehr ich das Zitat oben fühle! Egal ob in Bielefeld, Berlin oder Barcelona. Wenn ich nachts alleine im öffentlichen Raum unterwegs bin, verhalte ich mich 1:1 so, wie von Lou Zucker beschrieben. Und ich kenne einige Frauen, bei denen das trotzdem nichts gebracht hat. Im Heft 'Eine Frau geht einen trinken. Allein' geht es jedoch nicht nur um die Gefahren des Heimwegs, sondern generell um die Geschichte von FLINTA* im öffentlichen Raum - von Hexenverfolgungen über Verbote/Verfolgung von S3xarbeit(enden) bis hin zum Mord von trans von genderdiversen Personen. Der Rahmen, den sie dabei um ihren Essay spannt, ist der des alleine was trinken gehen - für einige Männer eine Selbstverständlichkeit, oder zumindest eine Option, die sie jederzeit nutzen können. Für FLINTA* hingegen ist diese Option meist gar nicht vorhanden, eben aufgrund der internalisierten Gefahren und unangenehmer Belästigung durch Männer. Lou Zucker spricht für ihr Heft mit mehreren Frauen, die sich dem nicht beugen wollen und trotzdem alleine trinken gehen - und natürlich auch etliche Geschichten von s3xueller Belästigung zu erzählen haben. Dennoch ist es ein Buch, das Mut machen und dazu aufrufen möchte, den öffentlichen Raum zu erobern. Diese Message wird untermalt sehr liebevollen Illustrationen von Josephine Ritschel. Außerdem finden sich im Heft ein Lesezeichen und ein Poster, das Motiv wie schon das Cover angelehnt an das berühmte Bild von Edward Hopper. Ganz große Empfehlung für diese sehr durchdachten 36 Seiten! CN: (Sexualisierte) Gewalt, Mord, Queerfeindlichkeit, Alkoholabhängigkeit, Vergewaltigung

Eine Frau geht einen trinken. Alleine
Eine Frau geht einen trinken. Alleinevon Lou ZuckerMaro
22. Apr. 2023
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Bewertung:4

Instagram/reado - lesen_mit_jonas Lou Zucker (Text), Josephin Ritschel (Illustrationen) - ,,Eine Frau geht einen Trinken. Alleine." Maro Heft Nr. 11 Geht ihr eigentlich manchmal alleine in eine Bar oder Kneipe? Das ist der Ausgangspunkt der neuesten Ausgabe der ,,Maro - Heft" Reihe. Wie fühlt es sich an als Frau alleine abends auszugehen? Viele Frauen tun das nicht. Dafür gibt es zahlreiche gute Gründe. Sie haben mit Vorurteilen zu kämpfen. Wenn man die Bar betritt geht der Kampf schon los. Eine Frau allein in einer Bar? Die möchte bestimmt einen Mann abschleppen oder sie muss irgendwie komisch sein. Sie ist ja schließlich alleine hier. Was bei Männern völlig normal erscheint, ist bei Frauen auf einmal komisch und verpönt. Gründe dafür werden in diesem Heft dargestellt. Es hat viel mit der Vergangenheit zu tun. Aber auch unbegründete Ängsten wie die Angst vor dem Nachhauseweg, oder die negativen Erlebnisse anderer tragen zur Unsicherheit bei. Als Frauen viel weniger Rechte hatten, wie zum Beispiel durch Ausgangssperren oder bestimmte Bereiche des ,,öffentlichen" Raums die nicht betreten werden durften, war natürlich klar, das Frauen in der Öffentlichkeit gar keinen Platz und keine Akzeptanz hatten. Heute können sie es, zumindest in Deutschland ausleben, aber tun es relativ selten alleine. Lou Zucker zeigt uns hier, warum dies eben immer noch der Fall ist. Ihr solltet es unbedingt lesen. Gleich welchen Geschlechts gibt es hier noch was zu lernen. Gerade aus männlicher Sicht eine interessanter Blick auf die Problematik, über die man sich selten Gedanken macht. Wie immer lobe ich auch die Gestaltung dieses Heftes. Schön, dass das Thema einen Platz im Verlag gefunden hat. Frauen dieser Welt: Geht in die Kneipen! Mehr bleibt an dieser Stelle nicht zu sagen.

Eine Frau geht einen trinken. Alleine
Eine Frau geht einen trinken. Alleinevon Lou ZuckerMaro