12. März 2025
Bewertung:4

Familien-Vorhersage

Daniela Raimondi hat sich für ihren Roman einiges vorgenommen: Viele Figuren, viele Zeiten und dann noch magischer Realismus. Von erstem und letzterem hätten es für meinen Geschmack auch weniger sein können, in Kombination mit der alles umspannenden Familienvorhersage von Urgroßmutter Viollca hatte ich dabei aber durchaus eine wirklich spannende Zeit. Nach zwei Dritteln hätte ich mir in Bezug darauf eine Wendung oder eine weitere Entwicklung gewünscht. Denn die Höhe- und Tiefpunkte der Figuren waren dann doch nicht abwechslungsreich genug, um eine Art Gewöhnungseffekt zu verhindern.

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
22. Jan. 2025
Bewertung:5

Ich lese Bücher niemals zweimal, aber dieses werde ich nochmal lesen.

Was für eine kurzweilige Familiengeschichte zum einfach „weglesen“. Man begleitet mehrere Generationen in ihrem Leben und dennoch schafft es Daniela Raimondi, dass man den Überblick über die Verwandtschaftsverhältnisse nicht verliert. Die Generationen sind auf eindrucksvolle Weise miteinander verwoben, die Geschichte jedes Einzelnen spannend, detailliert und doch so knapp erzählt, dass keine Längen entstehen. Immer wieder wird Bezug auf die Vorfahren genommen. Die Verwandtschaft ist der rote Faden, an dem die Handlung langgeschrieben ist. Alle Freuden, Dramen und Tragödien erlebt man als wäre man mittendrin statt nur dabei. Wie nebenbei erzählt Daniela Raimondi daneben noch die Geschichte Italiens der letzten ca. 250 Jahre. Ein sagenhafter Familienroman, der sich sofort in meine Lieblingsbücher katapultiert hat. Absolutes Highlight und klare Leseempfehlung!

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
14. Nov. 2024
Bewertung:3.5

„In jedem von uns ist ein Teil, der jenseits der Zeit lebt“

Die Geschichte der Familie Casadio fließt, ähnlich wie der Fluss an dem sie weitestgehend spielt, ohne große Tempowechsel durch die Seiten. Immer begleitet von der tragischen Ahnung, die Vorfahrin Viollca in den Karten las und die das bewegte Leben der Familienmitglieder über die Jahrhunderte begleitet. Etwas ist durchaus besonders an der Familie Casadio. So kann der ein oder andere Sprössling mit den Toten reden, Gedanken lesen, oder ist einfach nur auf irdische Weise exzentrisch. Durch die Vielzahl der Charaktere, die man während der über 200 Jahre andauernden Handlung kennenlernt, geht ein wenig die Identifikation verlustig, dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und kann es jedem empfehlen, der Lust auf einen, trotz aller Tragik, sehr humorvollen und unterhaltsamen Familienroman hat :)

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
11. Aug. 2024
Bewertung:5

"Die Fremde aus dem Wohnwagen war Schuld daran, dass wir zu einer Familie aus Bastarden wurden." Das sagte mir oft meine Großmutter, wenn sie in weißer Schürze und mit aufgekrempelten Ärmeln am Küchentisch stand, um den Nudelteig auszurollen. Dann begann sie, unsere Geschichte zu erzählen, und ließ dabei die Eier in den Mehlkrater fallen. So beginnt diese unglaublich wundervoll erzählte Geschichte der Familie Casadio. Beginnend im Jahr 1800, über mehrere Generationen hinweg, erleben wir außergewöhnliche Verbindungen, Tragödien und Schicksale, Aberglaube und dieses kleine Fünkchen Magie. Mir hat "An den Ufern von Stellata" außerordentlich gut gefallen! Definitiv ein Jahreshighlight! Ich liebe Familien Sagas, besonders über so viele Jahre und gar Jahrhunderte hinweg erzählt. Es sind viele Namen, die immer wieder auftauchen, aber dadurch, dass jeder eine so einzigartige Geschichte mitbringt, kann man sehr gut folgen. Klare Leseempfehlung!

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
28. Juli 2024
Bewertung:5

Unfassbar tolles Buch ..fand es großartig. Eine Geschichte über die Menschen aus dem kleinen Ort Stellata in Italien. Man erlebt die Jahre vieler Familienmitglieder über Generationen. Absolut toll geschrieben, man spürt förmlich die italienischen Sommer, es gibt ergreifende und bewegende Momente, aber Momente die einen Schmunzeln lassen. Eine Familie und ein kleiner italienischer Ort im Wandel der Zeit von Jahre 1800 an bis 2013. Absolute Leseempfehlung an alle die Familiengeschichten mögen.

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
25. Juni 2024
Bewertung:4

An diesem Buch kam man in den letzten Wochen kaum vorbei. Das Buch von Daniela Raimondi ist ein toller Familienepos, der einen roten Faden, aber wichtiger noch, ein Netz ergibt.Die 512 Seiten beinhalten mehrere Generationen einer Familie, politische Umbrüche, zwei Weltkriege, Liebe, Trennungen, Schicksal und ein Netz gesponnen aus so vielen Momenten, Menschen und Situationen, dass sich die Geschichte wie eine große Kuscheldecke anfühlt.Das Buch zeigt, wie generationsübergreifende Märchen und Traumata vererbt werden, wie sich jedes neue Leben in die bereits bestehenden einfügt, neue Wege geht und doch das Gepäck der vorherigen Generationen ein teil mitnimmt. Einige Stellen fand ich problematisch, so zum Beispiel vieles, was sich um das „fahrende Volk“ gedreht hat. Allgemein fand ich das Buch aber wirklich toll und ich habe es sehr genossen in diese Welt einsteigen zu können.Übersetzt von Judith Schwaab

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
11. Juni 2024
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Bewertung:5

Sintflutartige Regenfälle und ein klirrend kalter Winter veranlassen einen Wagenzug des Fahrenden Volkes zu Beginn des 19. Jahrhunderts in Stellata, einem kleinen Dorf in der Lombardei am Ufer des Pos, länger Halt zu machen als geplant. Daraus entsteht die Liebe zwischen dem Ortsansässigen, schwermütigen Giacomo und Viollca, einer Frau mit rabenschwarzer Mähne und Federn im Haar. Viollca sieht in ihren Tarotkarten eine traurige Zukunft für ihre Nachkommen voller Träumer voraus, was alle nachfolgenden Generationen prägen wird. Über Jahrzehnte hinweg bis in die heutige Zeit begleiten die Lesenden Giacomo, Viollca, ihre Kinder und Enkel. "An den Ufern von Stellata" ist mein neues Lieblingsbuch! Das kann ich ohne mit der Wimper zu zucken aussprechen, denn was Daniela Raimondi, übersetzt von Judith Schwaab, mit diesem Roman erschaffen hat, ist für mich Unterhaltung pur. Die Autorin verwebt in ihrem Roman Zeit- und Familiengeschichte, geschickt kombiniert sie die persönlichen Belange ihrer Figuren mit den geschichtlichen Ereignissen über zwei Jahrhunderte hinweg und stattet ihre Protagonist*innen darüber hinaus mit so viel Liebe zum Detail aus, dass ich gar nicht anders konnte, als auf jeder Seite mit ihnen mitzufühlen. Liebe, Spannung, Cliffhanger, Drama , italienischen Flair und viel Abwechslung bringt dieses historische Romandebüt, das mir die schönsten Lesestunden im Urlaub beschert hat. Von mir gibt es eine riesige Leseempfehlung!

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
14. Nov. 2023
Bewertung:5

"Die Ankunft der zingari, wie man sie damals nannte, in Stellata, dem kleinen Ort, in dem meine Familie ihren Ursprung hat, ist in einem jahrhundertealtem Dokument verzeichnet, das bis zum heutigen Tage in den historischen Archiven der Biblioteca Arioska in Ferrara verwahrt wird." Die Geschichte einer italienischen Familie, über 7 Generationen und gut 200 Jahre erzählt. Jede Generation wird anhand zweier Familienmitglieder exemplarisch dargestellt, dabei begegnen wir natürlich auch immer bereits bekannten Personen. Eng verknüpft mit der Familiengeschichte sind viele geschichtliche Ereignisse, ob Ereignisse der Weltgeschichte oder auch der italienischen Geschichte. Ich habe so viele der Charaktere ins Herz geschlossen, trotz oder vielleicht gerade auch wegen ihrer Schwächen. Wir erleben sie oft als Kinder, ihr Aufwachsen, ihre Ziele, ihr Straucheln. Sie sind so menschlich. So normal und gleichzeitig so speziell. Es gibt einen Teil der Geschichte, der leicht mystische Elemente aufweist, mir hat das richtig gut gefallen und es ist auch nicht ausufernd. Das Buch ist ganz charmant erzählt, voller Liebe zum Detail, mit viel italienischem Flair. Es werden viele italienische Lieder benannt, einige Serien und Filme, die mir dann persönlich nichts sagte, aber zur Atmosphäre des Buches beigetragen haben. Und ich habe trotz aller Dramatik und Traurigkeit der Ereignisse auch oft gelacht. Der Schreibstil ist flüssig zu lesen, die Atmosphäre ist warmherzig und ich habe immer wieder gerne zum Buch gegriffen, bin in der Geschichte und ihren Personen versunken und nur ungerne wieder in der Realität aufgetaucht. Und ich hätte die Familie gerne noch länger begleitet und bin traurig, Stellata zurücklassen zu müssen. Ein richtiger Leseblues.

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
25. Apr. 2023
Umfangreiche italienische Familiengeschichte.
Bewertung:4

Umfangreiche italienische Familiengeschichte.

Man begleitet die Familie Casadio, entstanden aus der Verbindung Giacomos mit Viollca - (s)einer Frau des fahrenden Volkes - von Beginn des 19. Jahrhunderts bishin zur Jetztzeit. Den Einstieg habe ich als schwierig empfunden. Viele Namen und weit verzweigte Familienkonstellationen, gerade am Anfang eines Buches verwirren mich; ein Stammbaum zu Beginn wäre hier sicher das ein oder andere Mal hilfreich gewesen. Hatte ich mich einmal eingefuchst, in die Familienverhältnisse, ließ es sich durchweg gut lesen. Der Schreibstil ist flüssig und einfach. Historische Ereignisse werden mit den jeweiligen Kindern und Kindeskindern der Familie Casadio verknüpft. Am Ende führen alle Handlungsstränge immer wieder zu den Vorfahren in die Vergangenheit. Das ist in meinen Augen gut gelungen. Ich mochte nicht alle (Episoden der) Familienmitglieder gleichermaßen und lieber habe ich über die Frauen der Familie gelesen, die ich alle als starke Persönlichkeiten empfand (Adele, Edvige und Neve mochte ich besonders). Was ich gerade zu Beginn als extrem störend empfunden habe, war das wirklich sehr oft genutzte Wort "zingari", auf dessen Übersetzung einfach verzichtet wurde. Entschuldigt, aber die Bedeutung bleibt ja gleich und ist jedem (Leser) bekannt , macht es dann einen Unterschied ob dort "zingari" oder #sorry "Zigeuner" steht. Das hätte man sicher auch irgendwie anders lösen können. Insgesamt hat mich das Buch gut unterhalten und ich habe es trotz seines Umfangs innerhalb drei Tagen beendet, da ich fortwährend wissen wollte, wie die Geschichte weitergeht. Es ist ein spannendes Familienepos und eine Liebeserklärung an Italien. Mochte ich.

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
25. Apr. 2023
Bewertung:4

Kein Highlight, aber lesenswert

Die Geschichte einer Familie - über Generationen und sogar Landesgrenzen hinweg. Beginnend um 1800, bis in die 1960er Jahre. Eine Familie und ein Fluch. Wir begleiten die Familie Casadio und ihre Nachkommen über 200 Jahren, werden Zeuge großer Tragödien, aber auch echter Liebe. Wir reisen über den Atlantik nach Südamerika, erleben Revolutionen und Weltkriege. Wir erleben eine Familien, die trotz allem nie den Mut verliert und sich dem alten Familienfluch tapfer entgegen stellt. Mit knapp 510 Seiten ist „An den Ufern von Stellata“ wirklich kein dünnen Buch, nichts, was man mal eben zwischendurch liest. Ich muss gestehen, wirklich mitreißen konnte es mich nicht. Es war für mich im Grunde nur eine Aneinanderreihung von Episoden aus dem Leben einer Familie, über 200 Jahre und mehrere Generationen hinweg. Die Charaktere sind allerdings wirklich gut gezeichnet, interessante Persönlichkeiten und hervorragend in den jeweiligen historischen Kontext eingebaut. Tja, einmal angefangen wollte ich dann natürlich auch wissen, wie es weitergeht, aber ich befürchte, in Erinnerung bleiben wird es nicht. Fazit: kann man lesen. 3,5/5

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
16. März 2023
Bewertung:3

Konnte mich leider nicht überzeugen Der Bestseller aus Italien konnte mich leider nicht überzeugen. Über viele Generationen hinweg wird anhand einzelner Familienmitglieder die Geschichte der Familie Casadio, die immer wieder Träumer hervorbringt, erzählt. Der interessanteste Teil ist dabei, wie Ereignisse der Weltgeschichte schlau eingearbeitet werden. Die „großen Träume“ der Protagonist:innen bleiben dabei meist recht banal. Ich war auch gespannt, wie/ob die Autorin mit Antiziganismus umgeht – gar nicht (wird die Debatte in Italien nicht geführt?). In der deutschen Übersetzung taucht das Z-Wort tatsächlich nicht einmal auf, man verwendet einfach kursiv gedruckt den italienischen Ausdruck. (Ich weiß nicht, was von dieser Lösung zu halten ist.) Die die sieben Generationen, deren Geschichte erzählt wird, gehen aus der Verbindung von Giacomo und Viollca hervor, die sich gegen alle Widerstände Anfang des 19. Jahrhunderts verlieben. Viollca zieht sich auch durch die Erzählung und die Biografien ihrer Nachkommen wie ein roter Faden, aber obwohl die Figur durchaus positiv konnotiert wird, werden negative Eigenschaften der Familienmitglieder immer auf „das fahrende Volk“, also Viollcas Gene, zurückgeführt. Überhaupt wird viel mit Stereotypen gearbeitet, sowohl mit abwertenden als auch mit romantisierenden. Neben den Charakterzügen betrifft dies auch stark die Äußerlichkeiten der Figuren. Da hatte ich mehr erwartet.

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
5. Jan. 2023
Bewertung:3

Vor mehr als zweihundert Jahren lebte in dem kleinen Dorf Stellata in der Lombardei ein Mann von schwerem Gemüt, ein Einzelgänger und Träumer, der dachte, mit seinen Erfindungen großen Ruhm erlangen zu können. Doch immer wieder scheiterte Giacomo Casadio, wurde zum Gespött des Dorfes. Als er auf dem alljährlichen Dorffest einer der seit mehreren Monaten am Fluss lebenden zigaras begegnete, einer jungen Schönheit mit langem, schwarzem Haar und von biegsamer Gestalt, war es um ihn geschehen. Er war hingezogen und gleichzeitig eingeschüchtert von ihrer Grazie, doch die Frau bestand darauf, ihm aus der Hand zu lesen: Und sie sah in den Linien, dass er der Mann ist, auf den sie jahrelang wartete. Wenige Monate später heirateten Viollca und Giacomo entgegen dem Willen ihrer beider Familien; eine Ehe, die von Beginn an unter keinem guten Stern stand - und deren Nachkommen Generation um Generation immer wieder mit Herausforderungen zu kämpfen haben werden. Sie sind einerseits Traumtänzer, nicht ganz am Boden und der Wirklichkeit behaftet, andererseits strebsame und kluge Köpfe, unglücklich verliebte, arme wie wohlhabende Menschen. Und doch besteht die größte Aufgabe darin, weder den Kopf in den Wolken zu verlieren noch in den Fluten unterzugehen. Voller Magie begleitet Daniela Raimondi in ihrem Debütroman "An den Ufern der Stellata" (OT: La casa sull'argine. La saga della famiglia Casadio, aus dem Italienischen von Judith Schwaab) die Geschichte der Familie Casadio, die ihren Anfang im 19. Jahrhundert findet. Leichtfüßig verbindet sie bis hin zur Neuzeit sieben Generationen miteinander, lässt jeweils den nächsten Protagonisten, dessen Schicksal im Fokus steht, sanft und fließend, wie die Stellata in ihrem Flussbett dahinwogt, in das neue Jahrzehnt hinübertreten und seine Geschichte weitertragen. Sie sind eingebettet in das jeweilige Zeitgeschehen und die örtlichen Gegebenheiten Italiens und Brasiliens, in Kriege und Aufstände, Wind und Wetter, und über allem wogt die Prophezeiung ihrer Urahnin Viollca, das wiederkehrende Symbol der Schlange und das Unheil, das sie bedeutet. Die Sprache ist eingängig und expressiv, der jeweiligen Zeit in Ausdruck und Rhythmik angepasst. Positiv hervorzuheben ist, dass Judith Schwaab in ihrer Übersetzung das italienische Wort "zingara" beibehalten hat, um die Nennung der "Z-Wortes" zu umgehen, was abgesehen von den naheliegenden Gründen auch eine gewisse mystische Note in die Geschichte bringt. Der Verlauf der Geschichte folgt einer immer wiederkehrenden Spirale aus Geburt und einem besonderen Vorkommnis, das zum Tod oder einem Schicksalsschlag führt; über die Jahrzehnte hinweg dasselbe Lied mit kleinen Variationen und angepasster Sprache, das sich leider immer mehr hinzieht, langatmig und eintönig wird, atmosphärisch eher flache Wellen schlägt. Die meisten Charaktere sind aufgrund der doch relativ kurzen Zeit, die man sie begleitet, eher eindimensional und häufig übermäßig klischiert gezeichnet; eine Bindung oder näheres Einfühlen ist aufgrund der kurzen Abschnitte kaum möglich. Lediglich für Donata, die Mitte der 1950er Jahre lebte, konnte ich mich erwärmen. Sie strahlt eine unglaubliche Kraft und Selbstbewusstsein aus, weiß, für ihre Belange einzustehen und zu kämpfen - wenngleich ihr Leben auf tragische Weise zu Ende geht. Ich hatte mich sehr auf den Roman gefreut, darauf, in eine große, intensive Familiengeschichte einzutauchen, die mich alles andere vergessen lassen würde, doch schnell musste ich merken, dass das Buch und ich nicht zusammenfinden würden. Das wiederkehrende Motiv aus Verdruss und Mystifizierung in Verbindung mit den blassen Charakterzeichnungen ermüdete mich schnell, mir fehlten die Ecken und Kanten, der Biss, der mich vor Erwartung und Spannung aufmerken lässt. Doch das ist nur meine Meinung.

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
22. Sept. 2022
Bewertung:5

Sieben Generationen der Familie Casadio erstrecken sich auf knapp 507 Seiten, deren Familiengeschichte genauso verschlungen ist, wie der Lauf des Flusses Po. Mit dem Jahr 1800 beginnt dieser wunderbar geschriebene Roman und endet im Jahr 2013. Der Leser taucht in eine Familie ein, deren Mitglieder nicht unterschiedlicher sein könnten. Immer eng verknüpft mit den gesellschaftlichen Schicksalen und großen Wendepunkten der europäischen Geschichte. Klasse Idee. Ich habe die ersten Seiten geliebt. Die Übersetzung aus dem Italienischen von Judith Schwaab liest sich flüssig und sehr angenehm. Ein italienisches Flair war auf jeder Seite spürbar. Im Jahr 1800 entsteht aus der Ehe von Giacomo und Viollca der Sohn Dollaro. Ehen werden geschlossen, um Hof und Land zu erben bzw. zu erweitern. Dies erstreckt sich über mehrere Jahre. Die Erlebnisse der einzelnen Familienmitglieder in Bezug auf die Lebenswege hat mir großes Lesevergnügen bereitet. Die Protagonisten sind stark und tiefgründig ausgearbeitet teilweise mit einer Prise Verrücktheit, wodurch der Charme der Charaktere nochmals steigt. 1914 beginnt der erste Weltkrieg. Die Prioritäten der Familienmitglieder ändern sich. Einige Männer müssen an die Front. Es geht ums Überleben und hoffen auf eine Rückkehr ohne Kriegsverletzungen. Jahre später, 1939, dann der Beginn des zweiten Weltkrieges, der die Familienstruktur plötzlich stark auseinander reißt. Der Leser begleitet trotzdem weiterhin die Schicksale und Wege der einzelnen Familienmitglieder. Der rote Faden ist dabei immer spürbar. Der im Buch abgebildete Stammbaum dient als gute Unterstützung, um die Familienstruktur auch nach kleineren Lesepausen nachzuvollziehen. Besonders toll, ist der wunderbare Schreibstil der Autorin, der geprägt ist mit Wärme und Liebe. Sie veranschaulicht bildlich jede Situation für den Leser. Ein anspruchsvoller Unterhaltungsroman aus Italien, wo jedes Wort und jeder Satz stimmig ist und den ich sehr gern gelesen habe. Nicht zu vergessen, das wunderschöne Cover, das einfach sofort positiv ins Auge sticht. Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung.

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
23. Aug. 2022
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Bewertung:4.5

Der erste Roman den ich durch meinen neuen online Buchclub lesen durfte. Und was soll ich sagen, ich bin sehr begeistert! „An den Ufern von Stellata“ von Daniela Raimondi ist mein erster Familienroman und hat mir nochmal gezeigt, wie eng Generationen miteinander verknüpft sein können. Immer wieder tauchen in den sieben genannten Generationen der Familie Casadio die gleichen Symbole oder Personeneigenschaften auf, ebenso wie Ereignisse. Gleichzeitig lernt man ganz unterschiedliche Personen kennen und lieben und darf diese zum Teil ihr ganzes Leben lang begleiten. Besonders gefallen hat mir der Schreibstil der Autorin, die Seiten flogen nur so dahin. Außerdem waren die historischen Ereignisse und die Lebenswelt im Allgemeinen von 1800 bis 1974 so geschickt eingearbeitet, dass ich nun auch vielmehr über Italiens Vergangenheit weiß. Warum es keine 5 Sterne geworden sind? Letztlich haben sich für mich bestimmte Handlungsstränge doch zu oft wiederholt - oder anders ausgedrückt 100 Seiten weniger wären auch okay gewesen.

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg
31. Juli 2022
Bewertung:5

An den Ufern von Stellata Daniela Raimondi, aus dem Italienischen von Judith Schwaab, gelesen von Simone Kabst Daniela Raimondi nimmt uns mit, in das kleine Italienische Dorf Stellata, in der Lombardei, ein armes Dorf, nur mit wenigen Hundert Einwohnern, wo die Hälfte dieser Bewohner weder lesen noch schreiben können. Und genau in dieses Dorf kam 1800 ein fahrendes Volk, die Zingari, und ließen sich, dem Hochwasser des Flusses Po geschuldet, länger als geplant nieder. Lange genug, so dass die dunkelhaarige, rassige Zingara Viollca vom eher träumerischen, blauäugigen Dorfbewohner Giacomo schwanger wurde und heiraten mussten. Viele Generationen später werden die Nachkommen dieser Eheleute noch immer blauäugig und verträumt oder rassig, mit dunklen Augen und vorhersehenden Fähigkeiten sein. Wir durchleben mit diesen Nachkommen Kriege - nicht alle Soldaten werden aus diesen zurückkehren. Wir kämpfen an ihrer Seite für die Partisanen, gebären Kinder und beerdigen viele davon wieder viel zu früh, wandern nach Brasilien aus, erleben mit ihnen die Industrialisierung und den Aufschwung Europas und gehen später an deren Seite demonstrieren. Am Ende werden wir sterben und weinen. Raimondi hat hier ein wunderbaren Generationsroman geschrieben. Auch wenn der Beginn mir ein wenig zu schnell erzählt war und ich gerne ein wenig mehr über einzelne Personen erfahren hätte, hat mich die Geschichte dann doch schnell gepackt und bis zum Ende nicht mehr losgelassen. Das Cover ist wunderschön und das Hörbuch, welches ich mir runterladen habe um nichts zu verpassen, ist wunderbar mit perfekter Stimme gelesen. Was mir an dem Buch noch sehr gefiel, ist der Stammbaum hinten im Buch. Grosse Leseempfehlung für alle Italienfans und für Leser die Generationsromane mögen. 4½ / 5 Herzlichen Dank an @vorablesen und @ullsteinbuchverlage für das wunderbare Leseexemplar und ein grosses Dankeschön an @hörbuchhamburg für das grossartige Hörbuch.

An den Ufern von Stellata
An den Ufern von Stellatavon Daniela RaimondiHörbuch Hamburg