10. Apr. 2025
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Bewertung:4

Das Buch ist ein richtiges Kleinod. Es behandelt das Thema Demenz auf ungewöhnliche Weise und bedient sich auf besondere Art des Schwimmens, um die an Demenz erkrankte Alice und ihr fortschreitendes Schwinden zu verdeutlichen. Sind es zu Beginn die Mitschwimmer, die von der gemeinsamen Halt gebenden Sportart und den Regeln und Besonderheiten erzählen und später das Heim, übernimmt zum Ende die Tochter die Erzählung. Je weiter sich Alice vom Schwimmen entfernt, desto weiter scheint sie aus dem Leben abzutauchen. Der Autorin gelingt es trotz der Schwere der Thematik mit Humor und Sachlichkeit der Geschichte Auftrieb zu geben, um am Ende dann doch zu erschüttern. Es hat mir sehr gefallen.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
12. März 2025
Bewertung:4

Speziell! Speziell gut. Nicht überragend, aber ein unglaublich gutes Abtauchen in einer besonderen Art der Erzählung. Teilweise erzählt in einer Wir-Perpektive, macht dieses Lesen besonders. Erzählt wird die Geschichte von Alice, die so langsam ihr Gedächtnis verliert. Im ersten Teil wird Alice in der Wir-Perspektive des Schwimmbades erzählt. In diesem Schwimmbad geht nicht nur Alice schwimmen, sondern so viel andere auch. Bis ein Riss im Boden des Schwimmbades auftaucht, gehen „Wir“ alle tief unter der Erde, in einer nicht näher genannten Stadt, ins Schwimmbad, um Schmerzen, Melancholie, Alltagsstress, Eheprobleme oder ähnliches für eine Stunde zu vergessen. Manche gehen sich auf die Nerven, andere mögen sich, weitere sind heimlich verliebt und die ganze Zeit hab ich das Gefühl, einer gut eingelebten Schwimmbad-Gesellschaft zu beobachten, mit all seinen Facetten einer Gesamtheit. Bis dieser Riss im Boden erscheint. Fragen auftauchen und das Schwimmbad schließt. Plötzlich ist auch ein Riss in der Geschichte, Alice ist in einem Heim. Sie ist da, weil sie den Test nicht bestanden hat. Weil sie die Uhr nicht vollständig malen konnte, weil sie vergisst. Aber auch die Erzählperspektive wechselt. „Wir“ wird zum „Sie“ und dann zum „Du“. Als „Du“ lese ich nun aus der Sicht der Tochter. Lese etwas über das Leben von Alice, ihrer Herkunft und der Familie. Außergewöhnlich war dieses Abtauchen und hat mich gut unterhalten. Hat mir auf ungewöhnliche Art und Weise eine Gesellschaft im Schwimmbad beschrieben, die ich nach draußen übertragen konnte. Sätze, die mich beschäftigt haben, die ich versucht habe, in meine Welt zu transportieren. Ein Buch, das ich empfehlen würde, wenn die Lust für besondere Art der Erzählung gewünscht ist und Gedankenspiele Freude bringen. Aber auch ein Buch, das auf feinfühlige Art beschreibt, was es heißt, wenn Erinnerungen verschwinden und somit ein Leben untergeht. S.9 „Wir leiden unter Rückenschmerzen, Senkfüßen, geplatzten Träumen, gebrochenen Herzen, Angstzuständen, Melancholie, Antriebsschwäche, den typischen oberirdischen Beschwerden. Andere von uns sind hier in der Nähe vom College beschäftigt und verbringen die Mittagspausen lieber unten, im Wasser, weitab vom strengen Blick ihrer Kolleginnen und vom grellen Licht der Bildschirme. Einige von uns kommen her, um ihren unglücklichen Ehen an Land zu entfliehen, wenn auch nur für eine Stunde.“ S.114 „Und mit jeder Erinnerung, die Sie abstreifen, werden Sie sich leichter und leichter fühlen. Bald werden Sie vollkommen leer sein, ein Nichts, und zum ersten Mal in Ihrem Leben werden Sie frei sein. Sie werden genau den Bewusstseinszustand erreicht haben, nach dem achtsam Meditierende auf der ganzen Welt streben. Sie werden sich ganz „im Hier und Jetzt“ befinden.“

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
11. März 2025
Bewertung:4

Ein hypnotischer Roman über Erinnerung und Verlust

Julie Otsuka ist bekannt für ihre poetische, minimalistische Sprache und ihren einzigartigen Erzählstil. In Solange wir schwimmen (The Swimmers) nimmt sie uns mit in eine scheinbar geordnete Welt: Ein Schwimmbad, in dem sich Menschen regelmäßig treffen, um zu schwimmen, abzutauchen und dem Alltag zu entfliehen. Doch als plötzlich ein Riss im Becken auftaucht, beginnt etwas zu zerbrechen – nicht nur im Schwimmbad. Otsuka verzichtet auf eine traditionelle Erzählstruktur und setzt stattdessen auf Wiederholungen, kollektive Perspektiven und eine fast hypnotische Sprache. Der erste Teil des Romans beschreibt die Schwimmer und ihre Routinen – scheinbar belanglose Details, die jedoch eine tiefe Symbolik tragen. Der Riss im Becken wirkt wie eine Vorahnung des drohenden Zerfalls. Im zweiten Teil wechselt der Fokus auf Alice, eine Besucherin des Schwimmbads, deren Erinnerungen nach und nach verschwinden. Besonders eindrucksvoll sind die beklemmend genauen Beschreibungen der Pflegeeinrichtung in die sie kommt: Eine Welt aus Vorschriften, Standardphrasen, anonymem Verfall und Profitgier. Otsukas Stil ist faszinierend, aber nicht leicht zugänglich. Die repetitiven Strukturen können meditativ wirken – oder ermüdend, je nachdem, wie man sich darauf einlässt. Die distanzierte Erzählweise schafft eine Atmosphäre von Unausweichlichkeit, lässt aber wenig Raum für emotionale Nähe zu den Figuren. Solange wir schwimmen ist kein klassischer Roman, sondern eine poetische Reflexion über Demenz, Identität, Zugehörigkeit, Gemeinschaft und das Verschwinden. Wer sich auf den ungewöhnlichen Stil einlässt, wird mit einer eindringlichen, fast traumartigen Leseerfahrung belohnt. Wer jedoch eine lineare Handlung oder tiefe Charakterporträts sucht, für den ist dieses Buch eher nichts.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
11. Feb. 2025
Bewertung:4

Das Thema Demenz wird hier auf vielfältige und sensible Art beleuchtet. Der erste (Schwimmbad-)Teil gefiel mir am besten. Auch der Pflegeheim-Part war entwaffnend ehrlich. Der Rest floss so dahin, war wunderbar poetisch und feinfühlig geschrieben... für einen Platz in meinem Bücherregal hat es aber leider nicht ganz gereicht.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
28. Jan. 2025
Bewertung:5

Das Schwimmbad unter der Erde – regelmäßig trifft sich dort eine eingeschworene Gemeinschaft, die unterschiedlicher nicht sein könnte. Das Schwimmen eint sie, es ist ihr Anker, ihre Konstante im Leben, auch für Alice, die ganz langsam der Demenz anheim fällt. Doch dann passiert etwas, es gibt einen Riss im Schwimmbad und das gewohnte Leben ist in Gefahr. Woher kommt der Riss? Ist er gefährlich? Kann er repariert werden? Auch die Erinnerungen von Alice werden immer brüchiger und so kommt sie eines Tages in ein Pflegeheim. Ihre Tochter beginnt, die Beziehung zu ihrer Mutter aufzuarbeiten und zu vertiefen. Das Buch hat mich unglaublich berührt. Es fängt so leicht an mit der Beschreibung der Menschen, die sich regelmäßig im unterirdischen Schwimmbad treffen. Die ganzen merkwürdigen Typen mit ihren kleinen und großen Macken. Sie beschreibt auch ganz genau, wie gut es tut, regelmäßig Bahnen zu ziehen und das Gefühl danach. Es kommt mir nur zu bekannt vor. Dann wird es von Kapitel zu Kapitel ernster und es geht an den Kern des Buches. Es geht um die Geschichte von Alice, ihrer Demenz und dass ihre Tochter merkt, dass es jetzt zu spät ist, all das nachzuholen, was sie mit ihrer Mutter hätte machen können. Julie Otsuka gelingt es, das Ganze sprachlich so gut auszudrücken und schafft es sogar, das Pflegeheim in eine Stimme zu verwandeln. Es ist eine Stimme, die aufzählt, was dort auf Alice wartet und nichts beschönigt. Diese Beschreibungen zeigen, was aus den Erinnerungen alles verloren geht. Jegliche Selbstbestimmung, Intimsphäre und die gewohnte Umgebung mit den geliebten Menschen – es ist ein kompletter Neustart, bei dem das Ende vorbestimmt ist. Und den Weg dorthin schildert die Stimme des Pflegeheims genau, sehr sachlich, aber sehr direkt, so dass mir jetzt beim Schreiben noch immer ein Gefühl der Enge in der Magengegend ist. Beklemmend genau geht beschreibt Julie Otsuka den Weg von Alice, sie schildert ihr Leben, die Höhen und die Tiefen und auch die Beziehung ihrer Tochter zu ihr. Ihr wird klar, was sie versäumt hat und man fühlt als Leser*in den Schmerz und den Verlust. Es tut so unglaublich weh und was ist das für eine Schreibkunst, das so fühlbar zu machen! So traurig das Buch ist, so gut ist es auch. Eine ganz große Leseempfehlung!

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
6. Dez. 2024
Bewertung:3.5

Wichtiges Thema Demenz

Das Buch des Themas hat mich sehr interessiert. Es ging um Schwimmen gepaart mit einer persönlichen Geschichte. Leider fand ich es sehr anstrengend zu lesen . Teilweise hab ich mich gefragt ,wieviel Sätze man in die Beschreibung eines einzelnen Wortes wie "Riss im Schwimmbecken" verwenden kann, bis sich ein Ende fand. Es hatte allerdings ein wichtiges Thema..Die Demenz eines Elternteils. Das Buch verkörperte mehrere Eigenschaften.. traurig, schwierig, teils langatmig, emotional aber auch lustig und interessant.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
30. Aug. 2024
Für mich, wegen der fehlenden Emptionen, leider nur ein durchschnittliches Leseerlebnis.
Bewertung:3

Für mich, wegen der fehlenden Emptionen, leider nur ein durchschnittliches Leseerlebnis.

"Du hast immer gedacht, sie würde ewig leben. Sie war nie krank. Sie hat nie geklagt. Sie hat sich nie einen einzigen Knochen gebrochen. Sie war solange du denken kannst bärenstark." Aus vier Perspektiven erzählt uns Julie Otsuka in ihrem Roman "Solange wir schwimmen" die Geschichte einer Demenz. Das Ganze beginnt in einem Hallenbad unter der Erde, in der sich Schwimmbegeisterte regelmäßig treffen, um ihre Bahnen zu ziehen. Unter ihnen: Alice. Für Alice ist das Schwimmbad eine Gewohnheit, die ihr Halt zu geben scheint. Doch eines Tages entsteht der erste Riss auf Bahn 4 und alles wird anders. Weiter geht es mit der Sichtweise von Alice. Alice, die an Demenz erkrankt ist und der bewusst ist, dass sie mehr und mehr Dinge vergisst. Vieles aus der Vergangenheit weiß sie noch, Kleinigkeiten, Nichtigkeiten, für sie Eindringliches. Wichtiges. Doch mehr und mehr verdichtet der Nebel alles, macht Gedanken und Erinnerungen undurchdringlich. Alles verschwindet in diesem Nebel. Die dritte Betrachtungsweise ist die des Pflegeheims, in das Alice kommt. Hier wird schonungslos ehrlich über die Situation der Heimbewohner gesprochen. Und zu guter Letzt erleben wir das Verschwinden von Alice durch die Augen ihrer Tochter. Dieses Buch wurde von vielen Lesenden sehr gelobt, was auch der Grund war, warum ich es letztlich gekauft habe. Doch im Gegensatz zu anderen konnte Otsuka mich nicht ganz überzeugen. Ihr Schreibstil fällt durch seine Schlichtheit und Nüchternheit auf. Und das passte für mich persönlich nicht zur Geschichte. Demenz ist für mich ein Thema, das emotional sehr aufgeladen ist. Was diese Krankheit mit dem Betroffenen und seinen Angehörigen und Freunden macht geht mir immer sehr ans Herz. Doch die Nüchternheit, mit der Otsuka ihre Geschichte erzählt, hielt mich sehr auf Distanz. Und obwohl ihr Roman trotz dieser Nüchternheit schon eine gewisse Intensität mit sich bringt, ließ er mich kalt. Was mir hier aber sehr gut gefallen hat, ist das Bild mit dem Riss. Der Riss, der sich im Schwimmbad bildet, größer wird und clustermäßig plötzlich überall auftaucht, verbildlicht großartig, was mit den Demenzkranken passiert. Für mich, wegen der fehlenden Emptionen, ein durchschnittliches Leseerlebnis, das mit ein paar schönen Zitaten glänzen kann. Übersetzt von Katja Scholz.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
28. Aug. 2024
Bewertung:3

Das war leider gar nicht mein Fall. Lasst euch nicht vom Klappentext in die Irre führen: Um Schwimmer*innen geht es in diesem Buch eigentlich nur während den ersten 30 Seiten (die einzigen 30 Seiten, die ich toll fand, und der Grund, weswegen ich 3 statt nur 2 Sternen gebe). Dann geht es sehr fragmentarisch weiter: Die Autorin verwendet in jedem Kapitel eine andere Perspektive, was ja konzeptuell interessant wäre, aber deren Umsetzung einfach nur sehr wirr daherkommt. Wenn ihr was fiktives zum Thema Demenz lesen wollt (insbesondere mit Freibad-Setting), greift lieber zu 'Bademeister ohne Himmel'.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
28. Juli 2024
Bewertung:4

„Solange wir schwimmen“ von Julie Otsuka ist ein Roman, der ein wichtiges und auch allgegenwärtiges Thema zum Inhalt hat. Demenz. Und die Autorin versteht es meisterhaft, dieses herausfordernde Thema zu inszenieren. Die Analogie zum Schwimmen in einem unterirdischen Schwimmbad, in dem alle täglich ihre routinierten Bahnen ziehen und sie selbst sein könne, finde ich interessant. Wie das Leben, was häufig zur Routine wird und Menschen häufig eine gute und stabile Fassade zeigen. Und irgendwann, schleichend oder schneller, bekommt die Fassade Risse, wie das Schwimmbad, und plötzlich ist alles nicht mehr, wie es war. Und dann müssen Betroffene mit ihrer Erkrankung umgehen, genauso, wie ihre Umwelt, ihre Familie. Viele Erinnerungen verblassen oder bleiben übrig. Eine ein wenig traurige, aber auf alle Fälle eindrückliche Geschichte, die nachdenklich macht und nachwirkt, und für die ich gerne eine Leseempfehlung ausspreche.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
19. Mai 2024
Bewertung:4

Anrührender Roman über Demenz, Abschied, aber auch Schwimmen 🥰🏊‍♀️🧠🩱🤿🛟🌊❣️

Die US-Amerikanerin Julie Otsuka erzählt in „Solange wir schwimmen“ von einer dementen Mutter und verschränkt dabei das Schwinden ihrer Protagonistin mit dem Schwimmen. Aus dem amerikanischen Englisch von Katja Scholtz, 2023 erschienen im Mare-Verlag. Ein Swimming Pool im Souterrain, irgendwo in einer nicht näher benannten amerikanischen Stadt. Hier ziehen sie alle ihre Bahnen: die mit den Rückenschmerzen, die mit den Senkfüßen, den geplatzten Träumen und den gebrochenen Herzen. Ganz normale Leute eben. Auch Alice, die heimliche Hauptfigur in dieser Schwimmbadszenerie. „Eine von uns – Alice, eine pensionierte Labortechnikerin in einem frühen Stadium von Demenz – kommt her, weil sie schon immer hergekommen ist. Und auch wenn sie sich vielleicht nicht an die Nummer ihres Schließfachs erinnert oder daran, wo sie ihr Handtuch hingelegt hat – sobald sie ins Wasser gleitet, weiß sie, was zu tun ist. Ihre Armzüge sind lang und fließend, ihr Beinschlag ist kräftig, ihr Geist klar.“ „Solange wir schwimmen“, solange geht es allen gut. Auch Alice, die immer mal wieder auftaucht zwischen den Bahnenziehern und den Aquajoggern. Sie sprechen mit der Wir-Stimme des Schwimmkollektivs, aus der sich immer mal wieder einzelne Sportlerstimmen herauslösen. Otsukas Buch ist durchaus humorvoll, auch wenn die Geschichte alles andere als komisch ist: Eines Tages wird ein Riss im Becken entdeckt. Das Schwimmbad wird geschlossen. Der Riss geht auch durch den Roman selbst: Die erste Hälfte spielt in diesem Schwimmbad, einem geradezu magischen Ort. Doch dann schließt das Bad, und mit Alice geht es bergab. Es ist ihre Tochter, die in der zweiten Hälfte die Rolle der Erzählerin übernimmt und viel über ihre Mutter weiß. „Sie erinnert sich an die getrockneten Kakis, die früher vom Dachvorsprung des Hauses ihrer Mutter in Berkeley baumelten. Sie hatten den schönsten Orangeton überhaupt. Sie weiß, dass dein Vater Pfirsiche liebt. […] Sie weiß, welches Schlafzimmer ihres ist und welches seins. Sie weiß, dass ihr Schlafzimmer früher dein Zimmer war. Sie weiß, dass es nicht immer so war wie jetzt.“ Auch an ihre Zeit in Gefangenschaft erinnert sich Alice übrigens. Sie ist japanischer Herkunft. Nach dem Angriff auf Pearl Harbor wurden die Japanese Americans in Lager deportiert. Otsuka hat ein wahnsinnig gutes Gehör für Floskeln, Phrasen und Sprüche. Sie schafft es pointierte Zitate zu verwenden, die sich mit anderen Sätzen verbinden und zu fließen beginnen. Selten einen so ergreifenden Roman gelesen über Demenz und den Abschied einer Tochter von ihrer Mutter.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
25. März 2024
Bewertung:4

Das Buch ist weit außerhalb meines üblichen Beuteschemas, aber es ist ein wichtiges Thema und hat mich sehr interessiert. Das Buch ist in drei Teile geteilt. Der erste Teil geht über eine „Schwimmgemeinschaft“ und ihr Leben als Schwimmer. Es kommt einem beim lesen vor, als ob es eine eigene Welt, mit eigenen Regeln ist. Eine Welt, die mich warum auch immer, an die Coronazeit erinnert hat. Denn als plötzlich ein Riss im Boden des Beckens auftaucht, wird alles sehr skurril und abstrus. Zitat: >>Andere haben gehört, dass der Riss die Öffnung zu einer zweiten und tieferen Welt bildet, die unter der Oberfläche der unsrigen liegt. Eine alternative und vielleicht echtere Welt, die ihr eigenes Schwimmbad unter der Erde hat, mit schnelleren, attraktiveren Menschen…<< Der erste Teil war für mich am angenehmsten zu lesen, auch wenn man sich an den „interessanten“ Schreibstil, der praktisch hauptsächlich auf Aufzählungen von Fakten und ähnlichem besteht, gewöhnen muss. Auch Teil zwei und drei sind in der Art geschrieben, handeln aber einmal aus der Sicht von Alice und ihren Weg der Demenz, während Teil drei aus der Sicht der Tochter geschrieben ist. Der letzte Teil, war für mich am schwersten zu lesen, da er einfach auf Tatsachen beruht und uns zeigt wie Hilflos wir in der Situation sind. Für mich persönlich war es eine Leseherausforderung, aber es war definitiv die Reise wert. Von mir eine klare Leseempfehlung zu einem Buch, das einem das Thema Demenz schonungslos nahebringt.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
23. März 2024
Über Demenz.
Bewertung:3

Über Demenz.

📌 "Ganz allmählich beginnt sie zu verschwinden." - S. 134 Eine Geschichte über Demenz und wie sie wahr genommen wird. Von der Mutter und der Tochter. Während im ersten Teil das normale Leben vor der Erkrankung beschrieben wird, erfährt man im zweiten und dritten Teil, wie sich das Leben der Betroffenen und ihrer Angehörigen im Verlauf der Erkrankung ändern. Das hat mich inhaltlich zwar berührt und ich fand es sehr authentisch dargestellt, stilistisch hat es mir jedoch leider nicht so gut gefallen.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
17. März 2024
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Bewertung:4.5

„Du hast immer gedacht, sie würde ewig leben. Sie war nie krank. Sie hat nie geklagt. Sie hat sich nie einen einzigen Knochen gebrochen. Sie war, solange du denken kannst, bärenstark.“ (S. 135) Jetzt hat sie Demenz und warten im Heim darauf, von dir oder deinem Vater abgeholt zu werden. Sie hat bereits alle ihre Sachen in ein Kissenbezug gestopft, aber keiner wird Alice heute oder jemals wieder nach Hause fahren. „Ganz allmählich beginnt sie zu verschwinden […]“. (S. 136) SOLANGE WIR SCHWIMMEN Julie Otsuka … ist die Geschichte von Alice, die eine unheilbare Krankheit hat und in einer Langzeit-Pflegeeinrichtung untergebracht ist. Wir erfahren in kurzen, knappen Sätzen, wie ihr Leben zuvor verlief, aber auch verlaufen wird, denn das Pflegeheim hat kaum Kapazitäten, sich um jeden einzelnen Patienten angemessen zu kümmern. Es ist eine traurige Geschichte, die mir sehr naheging. Zugegeben, die ersten beiden Kapitel mit diesen vielen stilistischen Mitteln gefielen mir nicht und irgendwie kam mir diese Schwimmgruppe auch so unglaublich kleinkariert vor, aber als ich dann merkte, dass der Fokus sich auf Alice konzentrierte und mir die liebe @maria riet, durchzuhalten und das Buch nicht abzubrechen, bekam das Buch eine Wende, und ich konnte mich auf den besonderen Schreibstil einlassen. Fazit: Ein kleines Juwel, dieses feine und tief traurige Buch. Große Leseempfehlung. 4½/ 5

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
19. Feb. 2024
Bewertung:5

Inhaltlich eher dünn, dafür sprachlich hervorragend. Ein Buch über Risse in Schwimmbecken, Demenz und der Umgang damit. Neben der Tragik hat es die Autorin geschafft einen gewissen Humor aufrecht zu halten. Ich fand es eine gelungene Unterhaltung, trotz schweren Themen. Ich hab es als Hörbuch gehört.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
30. Jan. 2024
Bewertung:5

Fesselnd und sehr emotional

Ich mochte schon ihr Erstlingswerk sehr. Ihr Schreibstil ist einzigartig. Die Atmosphäre der Schwimmhalle, situationsbedingte Charaktere und die detailliert, bildliche Sprache sind Julie Otsuka Stärke. Ich hatte Chlorgeruch in der Nase und direkt beim Lesen so eine extreme Sehnsucht nach schwimmen. Ich mochte die Geschichte um die Schwimmhalle sehr. Der bedrückende Abschied von dieser Regelmäßigkeit, als die Schwimmhalle schliesst, fließt direkt in die zweite Hälfte der Story. Hier geht es um eine Mutter Tochter Beziehung. Die Mutter mit Demenz und die Tochter, die alles aufzählt, wann alles anfing und wie sich das alles auf den Alltag auswirkt. Der Abschluss dieser Geschichte hat mich sehr berührt. Ich musste an meine Mama denken, vielleicht werden Menschen, die uns Nahe stehen, später kurz bevor sie uns verlassen müssen alle irgendwie in ihrem Verhalten gleich? Ein Buch mit Tiefgang und das mit nur knapp 160 Seiten.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
17. Dez. 2023
Bewertung:4

Arm an Handlung, aber Reich an Sprache

Lange schon hatte ich nicht mehr so eine große Lust schwimmen zu gehen, wie nach der Lektüre dieses Buches. Ich denke ich werde diesem Verlangen nächste Woche mal nachgeben.🤭 In diesem besonderen kleinen Büchlein haben wir es in ungefähr der ersten Hälfte des Textes mit einem Schwimmbad in Kalifornien und deren Besuchern zu tun. Hier wird noch richtig geschwommen, Bahn und Bahn, Runde um Runde und die Autorin beschreibt genau welche Menschen aus welchen Gründen wie lange und in welcher Form dieses Schwimmbad besuchen. Wir lernen auch kennen wer dort arbeitet, wer es organisiert und wer es repariert. Alice gehört dazu. Sie verliert nach und nach ihr Gedächtnis und als das Schwimmbad schließen muss verschlechtert sich ihr Zustand rapide. Das nehme ich zumindest an, denn eine Chronologie ist nicht offensichtlich. Im zweiten Teil wird uns aufgelistet, was Alice alles noch kann und wozu sie nicht mehr in der Lage ist, was sie weiß und was sie vergessen hat, was mutmaßlich zu ihrem Zustand geführt haben kann, wie ihr Leben verlief und auch nach dem Verlust ihrer Erinnerungen gestaltet. Vor uns baut sich das Bild einer Frau, auf die ein Leben geführt hat, sowie wir ein Leben führen und die nach und nach verschwindet. Schon nach ein paar Minuten Lesezeit habe ich gemerkt, dass wir es hier sprachlich mit einem ganz besonderen Werk zu tun haben. Das Buch arbeitet seitenweise mit Aufzählungen und Beschreibungen von Menschen, Aktivitäten, Vergangenheiten. Dabei richtet sich das Buch mal an den Leser, mal an die Tochter von Alice, mal an Alice selbst. Jedes Kapitel ist ein bisschen anders doch gemein haben alle, das die Geschichte sich aus Auflistungen zusammensetzt. Dadurch ist es arm an Handlung, aber reich an Beschreibung. die Sinnlichkeit entstehen lässt. Wäre es sprachlich nicht so wunderbar geschrieben, könnte es langweilig werden. Für mich hatte aber der Singsang des Stils etwas beruhigendes, fast meditatives, so, als würde ich selber Bahnen ziehen und meine Gedanken dabei schweifen lassen. Für alle, die außergewöhnliche Texte lieben.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
15. Okt. 2023
Bewertung:4.5

Ein sehr außergewöhnliches Buch in einer besonderen Erzählweise über ein Schwimmbad und seine treuen Besucher. Wir begleiten Alice, die an frontotemporaler Demenz mit der eher seltenen Morbus Pick-Variante leidet, auf ihrem Weg ins Vergessen. Man muss sich drauf einlassen. Anfangs lässt sich nicht vermuten, wie sich das Buch entwickelt und wie viel Inhalt in den wenigen Seiten steckt. Ich habe es sehr gerne gelesen

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
7. Okt. 2023
Ein wahres Meisterwerk
Bewertung:5

Ein wahres Meisterwerk

„Solange wir schwimmen“ von Julie Otsuka erzählt uns über Alice, leidenschaftliche Schwimmerin, wundervolle Mutter, bezaubernde Frau mit frontotemporale Demenz. Subtyp Morbus Pick. Pick-Gehirne sind eher selten und doch möchte wohl niemand zu dieser Ausnahme zählen. Ein Buch, welches ich mit offenem Herzen gelesen und vor allem (mit-)gefühlt habe. Im Schwimmbad unter der Erde herrscht eine strenge Ordnung. Hier fühlen sie sich wohl und schwimmen ihre Bahnen. Alle Sorgen von oben, an Land, kann man hinter sich lassen. Auch Alice schwimmt hier seit Jahren kontinuierlich ihre Bahnen. „Da oben, sagt sie, bin ich einfach nur eine kleine alte Dame. Aber hier unten im Schwimmbad bin ich ich selbst.“ (Pos.41) Im wirklichen Leben „oben“ sind sie Nichtskönner, Vielesser, Dichter, Ehepartner, Nonne uvm. , aber unten, im Schwimmbad, sind sie nur eins von dreien: die Schnellen, die Durchschnittlichen und die Langsamen. Oben, an Land, machen sie oftmals nicht viel her, jedoch im Schwimmbecken werden sie wendig, gelenkig unf geschmeidig. Eines Tages erscheint ein Riss im Becken, ist er Einbildung, wirklich da, wurde er gesehen? Manche haben Angst, andere ignorieren den Riss und wieder andere verlassen das Schwimmbecken. War Alice die erste, die diesen Riss gesehen hat? Auch Alice‘s Gedächtnis bekommt einen Riss, oder war er schon da? Die Schwimmer stellen erstmals fest, dass das Leben dort unten auch Nachteile hat. Als Leser nimmt man den Verfall und die Sanierung des Schwimmbades, den Verlust und die Traurigkeit wahr. Parallel taucht man, auf eine berührende Weise, in die fortschreitende Demenz von Alice ein. Der besondere, schlichte und doch kraftvolle Schreibstil der Autorin reißt mich als Leser mit einer Wucht in einen emotionalen Gefühlsstrudel. Die Herangehensweise an das Thema Demenz, Verlust und Mutter-/Tochter-Beziehung werden hier auf eine sehr besondere Art beschrieben, bildlich dargestellt und detailliert alle Phasen ausgearbeitet. Aus unterschiedlichen Perspektiven hat Julie Otsuka ihren Roman aufgebaut. Die Darstellung der verschiedenen Sichtweisen fesselnd unglaublich, eine Schwere, Traurigkeit und immer wieder ein kleiner Hoffnungsschimmer zieht durch die Seiten. Die Wahrheit, dass die Krankheit keine höhere Bedeutung hat, keinen höheren Sinn, weder ein Geschenk, noch eine Prüfung ist, sondern nur traurig macht und Ihrem unausweichlichen Ende näher bringt, ist ehrlich, schonungslos und hart zugleich. Das unabänderliche wird aufgezeigt, alles was sie im Leben verschoben haben, werden sie niemals mehr nachholen können. “Nous sommes desoles. Die Party ist leider vorbei. “ (Pos.993) “Nichts bleibt, wie es ist.” (Pos. 887)

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
29. Aug. 2023
Bewertung:4

In dem Schwimmbad unter der Erde treffen sich jeden Tag die unterschiedlichsten Menschen, um das zu tun, was sie am Meisten lieben: Schwimmen. Unter ihnen befindet sich Alice, welche an Demenz erkrankt ist. Durch die Augen ihrer Tochter beobachten wir, wie ihre Krankheit immer weiter fortschreitet und ihre Erinnerungen immer mehr verschwimmen. Julie Otsukas neuster Roman mag zwar in einem Schwimmbad mit einer großen Sammlung verschiedener Charaktere starten, doch eigentlich geht es um diese besondere Mutter-Tochter-Beziehung. Es ist ein kurzes Buch, das auf eine besondere, häufig poetische Weise geschrieben ist. Eine herzzerreißende Geschichte über Familie, was uns zu uns selbst macht, und natürlich Verlust. Es ist ein Buch, auf das man sich einlassen muss, welches einen dafür aber mit seiner emotionalen und mitreißenden zweiten Hälfte belohnt.

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag
11. Aug. 2023
Bewertung:4.5

Literarische Diashow

Solange wir schwimmen* Julie Otsuka Otsuka erzählt vom Individuellen im Kollektiven oder vielleicht vom Kollektiven im Individuellen. Im ersten Teil des Buches geht es um ein Schwimmbad. Als Treffpunkt der unterschiedlichsten Menschen wird es zum Sinnbild des täglichen Lebens, wenn die Schwimmer*innen mit ihren Sorgen, Wünschen, Nöten und Hoffnungen, mit allem, was sie haben, wollen und sind ihre Bahnen ziehen. Das Schwimmbad wird zum Synonym für das Leben, auch für das Leben von Alice, die dort täglich schwimmt. Im zweiten Teil ist das Schwimmbad nicht mehr relevant, wegen Risse im Boden geschlossen. Im Fokus steht nun Alice Demenz, welche sie langsam ihrer Familie und ihres Lebens entfremdet. „ Solange wir schwimmen“ war für mich eine Art Diavortrag. Otsuka legt ein Bild hinter das nächste, erhöht die Geschwindigkeit und erzeugt so mit den Leerstellen zwischen den Bildern eine Art literarisches Daumenkino. Nach anfänglichen Problemen mit dieser doch teils sehr aufzählenden Form des Schreibens verwunderte es mich selbst, dass in meinem Kopf lebhafte Bilder entstanden und ich angeregt die vielen möglichen Geschichtenstränge verfolgte. Die außergewöhnliche Erzählart lies das Buch zu einem intensiven Leseerlebnis werden. Über den Bruch (oder sollte ich Riss sagen) der die Geschichte in der Mitte spaltet war ich zunächst irritiert. Im Rückblick lässt sich aber genau diese Aufteilung überragend tiefsinnig und vielfältig für die Geschichte, aber auch das Leben als Ganzes deuten. Ein Buch das ich sehr gerne gelesen habe und das mich sicherlich lange nicht loslassen wird. 4,5 von 5 Sternen

Solange wir schwimmen
Solange wir schwimmenvon Julie Otsukamareverlag