Der außergewöhnliche Schreibstil passt so gut. Kurz, knackig, zynisch, mit Witz und doch derb.
Die Story mag zusammenhanglos und wirr erscheinen, bringt am Ende aber doch Momente zum Nachdenken mit sich.
Wie schnell kann man sich verlieren? Vom Weg ankommen und am Ende doch zu etwas Neuem finden?
Das Ostsee-Setting bringt auch klitzekleine romantische Momente mit sich.
🍻 Strand, Suff und Sozialabstieg - Ein Sommer mit dem Unsympath der Nation
Ein Sommer in Niendorf schickt Heinz Strunk den gescheiterten Juristen und Möchtegern-Schriftsteller Dr. Georg Roth an die Ostsee – angeblich, um ein Buch zu schreiben. Stattdessen versackt er in Alkohol, Ekel und Selbstmitleid, während er mit den (mindestens genauso schrägen) Dorfbewohnern aneinandergerät. Roth ist ein echtes Scheusal – arrogant, verbittert und menschenfeindlich. Aber genau das macht ihn so unterhaltsam, wenn auch schwer zu ertragen.
Der schwarze Humor sitzt, die Dialoge sind bissig, und das Ganze Buch liest sich weg wie ein Unfall, von dem man einfach nicht weggucken kann. Zum Glück ist es dank der wenigen Seiten schnell vorbei. Leider bleibt die Story stellenweise etwas leer, und manchmal ist es mehr Fremdscham als echtes Vergnügen. Trotzdem: Wer bösen Humor mag, wird hier auf seine Kosten kommen.
Eine kurzweilige aber schrecklich langweilige Geschichte, die von Kapitel zu Kapitel immer verrohter wird.
Ehrlich geschrieben, kann man sich gut in den Protagonisten Roth hineinversetzen, der im Urlaub anfängt, ein anderes Leben zu führen.
Ein perfektes Beispiel für die psychologische Theorie, dass die eigenen Perspektiven und Lebensabsichten immer vom eigenen Umfeld abhängig sind. Genau so ist es bei Roth in Niendorf, der das Leben einfacher Leute not- und durch Alkoholismus gedrungen schätzen lernt und ein Teil dessen wird, wovon er nie auch nur geträumt hätte.
4,5⭐️
Glaub das letzte Buch bei dem ich so viel Lachen musste, war auch eins von Strunk.
Er bedient wieder einmalig sämtliche Ressentiments und verzerrt diese im strunkisch grotesk, humoristischen Stile.
Das Hörbuch hat er selbst eingesprochen. Eine wahre Freude ihm bei den Dialekten der Menschen zu lauschen. Insbesondere die Kneipenszenen: so gelungen.
Ich schätze Strunk sehr dafür, ernste und bedrückende Themen, auf diese Art, dem Leser leichter verdaulich zu machen.
Roth ist der Prototyp, eines arroganten Akademikers, der in die Midlife Krise kommt und sein bisheriges Leben an den Nagel hängt
Ich liebe die Ostsee und kenne Timmendorf und Niendorf seit vielen Jahren. Die Handlung war interessant, wobei der Roman von Heinz Strunk meines Erachtens eine Gesellschaftskritik darstellt. Die zum Teil vulgäre Sprache hat mir nicht gefallen, daher habe ich nur 4 Punkte vergeben.
Nur einem gelingt es das Gewöhnliche und Widerwärtige in solch großartige Worte zu kleiden. Mal wieder ein Thema, das mich von außen betrachtet null interessierte und schließlich doch komplett fesselte.
Mit seiner Arbeit am „goldenen Handschuh“ hat sich Heinz Strunk tief in düstere Milieus begeben und Futter für neue Charaktere gefunden.
So könnte sein Protagonist aus „Ein Sommer in Niendorf“ auch der Milieustudie entfleucht sein. In einem Versuch der Ahnenforschung sammelt Roth Aufzeichnungen seines Vaters an. Er pausiert sein bürgerliches Leben, welches neben einem stabilen Einkommen nicht viel mehr zu bieten hat und nistet sich in Niendorf ein, um den großen Roman über den verbitterten Alt-Nazis zu schreiben, der sein Vater war. Doch Alkohol und Überforderung nehmen ihn ein und nicht zuletzt sein Vermieter in Niendorf, der sein Denken verseucht, ihm Gesellschaft gibt und ihn trotz einer starken Antipathie an sich bindet und vereinnahmt. Zudem überfällt Roth eine Lawine aus Trümmern, die den kläglichen Rest seiner Familie darstellt. Solange, bis es aus seinem neuen Leben kein Entrinnen mehr gibt.
Heinz Strunk macht aus dem eigentlichen Urlaubsidyll eine Horrorshow. Sein Protagonist wird von der Banalität eines wohlgesonnenen Peinigers in eine andere Wirklichkeit gezogen.
Sehr gutes Buch über einen Mann der eine Auszeit an der Ostsee nimmt, um ein Buch zu schreiben. Er gerät in einen Strudel von selbstmitleid und Alkohol.
Ein Mann geht verloren; ohne die stabilisierende Routine der Arbeit verliert sich Roth innerhalb von drei Monaten im Ostseestrandort Niendorf. Nicht ohne Grund hat der Protagonist einen Arbeitsplatz, wo alle meistens 60-70 Std./Woche ackern ("Nach dem 2. Staatsexamen hat er direkt in der Großkanzlei angefangen, seitdem heißt es Vollgas. Die Arbeit hat seine Existenz derart ausgefüllt, dass er an ganze Monate, ganze Jahre keine konkrete Erinnerung hat."). Was als Auszeit aus dem Job anfing, endet im alkoholischen Aussteigerkleinstbürgertum. Wie immer bei Strunk ist er unerbittlich im Bloßlegen von Existenzen und seelischen Abgründen. Mit jeder Seite wird es feuchter, glitschiger, schimmliger, versiffter, eitriger, es wird reingeschlungen und -gekippt, gesoffen, ausgebrochen, gestöhnt, gesabbert. Messerscharf beobachtet und auf die Spitze getrieben, großartige Unterhaltung!
Und Heinz Strunk hat es doch getan. Eine Geschichte die hätte genauso passieren können und die auf vielen Arten lustig und tragisch ist. Habe sehr viel gelacht und geliebt dieses Buch zu lesen
Der doch sehr zynische Protagonist Roth war mir eher unsympathisch, die Dynamik als auch das immer etwas Groteske konnten mich nicht abholen. Es gab durchaus ein paar Momente, die ich wieder gut mitgehen konnte, aber insgesamt war das leider nicht mein Buch.
Hardy, Frank, Mike und ein kleiner dicker Mann mit knollenartigem, zermatschtem Kopf kauern um den Tresen wie ein Wurf Ferkel auf der Suche nach einer freien Zitze. Muttersau Helmut schenkt nach und nach und nach.
Ein neues Buch von Heinz Strunk, dass es auf einige Longlists für Buchpreise gebracht hat.
Roth ist eigentlich Jurist und will in einer Auszeit von seinem Job die Familienbiographie schreiben. Er reist nach Niendorf an die Ostsee und mietet sich in ein Appartement ein.
Der Vermieter stellt sich als alkoholkranker Kernasi raus, durch dessen Bekanntschaft sich eine Abwärtsspirale bildet, die Roth komplett einsaugt und aus der es kein Entkommen zu geben scheint....
Derbe, lustig und ziemlich unterhaltsam schreibt Strunz ein kurzes Buch, welches mir sehr gut gefallen hat.
Hätte ich das vor den Ostseeurlauben gewusst, wäre ich mal nach Niendorf gefahren und hätte mich umgesehen.
Ich fand es wirklich schrecklich, mit welch einem herablassendem Blick der Protagonist auf alle anderen Charaktere geschaut hat. Einfach nicht mein Fall.
Auf seine unglaublich direkten und witzigen Art zeigt Strunk mal wieder wie die Suche nach dem Glück nicht funktionieren kann. Oder ist es am Ende doch genau das wonach man sucht.
Ein klassischer Strunk. Wer ihn mag wird das Buch lieben!
Rezension//Unbezahlte Werbung//Buch selbst gekauft oder geliehen
Am Anfang fand ich es amüsant, zwischendurch mal ziemlich mühsam, das Ende dann überraschenderweise irgendwie versöhnlich. Über den Umgang mit Alkohol reden wir an dieser Stelle besser nicht...
Heinz Strunk als Vorleser hat mir überwiegend gut gefallen, der norddeutsche Touch passt ja auch gut an die Ostsee. Wenn man allerdings Satzzeichen wie Klammern und Doppelpunkte mitsprechen muss, macht man beim Vorlesen vielleicht nicht alles richtig.
Insgesamt vergebe ich 3 Sterne und freue mich, dass ich das Buch nicht gekauft habe...
Heinz Strunks "Ein Sommer in Niendorf" ist ein Roman, der die Ereignisse eines Sommers in der Kleinstadt Niendorf zum Thema hat. Obwohl das Buch gelegentlich unterhaltsame Momente und skurrile Charaktere bietet, trifft das Wort "belanglos" leider am besten den Kern des Romans.
Die Geschichte plätschert dahin, ohne dass wirklich etwas Bedeutsames passiert, und lässt den Leser etwas ratlos zurück. Die Charaktere sind durchschnittlich, ihre Handlungen und Interaktionen wirken häufig nur an der Oberfläche kratzend, wodurch es schwer fällt, sich wirklich in die Geschichte hineinzuversetzen. Puh. So einen Alltag hab ich auch wenn ich auf dem Dorf lebe.
Heinz Strunks Schreibstil ist leicht und flüssig, was das Lesen angenehm gestaltet. Allerdings reicht das allein leider nicht aus, um die fehlende Substanz der Geschichte wettzumachen. Trotzdem kann "Ein Sommer in Niendorf" als leichte Sommerlektüre durchgehen, wenn man keine allzu hohen Erwartungen und Ansprüche an seine Lektüre besitzt.
⭐️⭐️
Der Rohtsche‘Verfall beschäftigt mich im Nachhinein und es keimt die Hoffnung, dass Roth noch die Kurve kriegt. Beim Lesen bleibt der Protagonist jedoch flach und das Erwähnen der 47er erschliesst sich mir nicht ganz.
ein buch über einen alten weißen narzissten der extrem bodyshamed & sexistisch ist. an keiner stelle wird dieses unakzeptable verhalten reflektiert.
völlig unverständlich warum dieses buch auf der longlist steht und ein bestseller ist.
Ein Buch über einen alten weißen Narzissten der bodyshamed, sexistisch ist. An keiner Stelle wird dieses unakzeptable verhalten reflektiert.
Völlig unverständlich warum dieses Buch auf der Longlist steht und ein Bestseller ist.
Ich habe Probleme damit ein Buch zu bewerten, bei dem ich die Protagonisten und/oder Nebenpersonen unsympathisch bis abstoßend finde. Geht mir bei diesem Buch so, aber auch z.B. bei "Lügen über meine Mutter". Ich bin weit entfernt davon nur Wohlfühl-Literatur zu lesen, aber manchmal verschwimmen Abneigung gegen Personen und die Sicht auf die Handlung. Dies hier ist allerdings schon mein zweites Strunk Buch mit dem selben Problem. Ich glaube, wir werden keine Freunde.
Leider hat der Roman nicht meinen Geschmack getroffen. Obwohl es ein recht kurzes Buch mit einer wenig anspruchsvollen Sprache ist, haben sich die Seiten extrem gezogen. Weder war ein Element der Spannung vorhanden, noch konnte ich mit den Charakteren viel anfangen. Größtenteils waren diese recht eindimensional und ich hatte einfach keine Freude beim Lesen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Art von Buch bei anderen sehr gut ankommt. Es war nur für mich einfach nicht das Richtige.
Selbstreflexion? Fehlanzeige.
Selbstherrlicher Jurist will in Niendorf ein Buch schreiben, blickt abschätzig herab auf die Menschen vor Ort, die saufend ihre Tage verschwenden, rutscht selber ab in den Alkoholismus und wird letztlich zum Inbegriff dessen, was er verachtet. Interessante Idee, die Umsetzung konnte mich indes nicht überzeugen. Fremdschämen, Vulgärsprache und Ekelfaktor werden gnadenlos ausgereizt, der unvermeidliche Untergang des misogynen Protagonisten liest sich klebrig-unangenehm. Abstoßende Charakterzüge werden geradezu abgehakt, dabei wenig bis gar nicht hinterfragt. Auch die Verweise auf Gruppe 47 können der Geschichte meines Erachtens nicht zu wirklichem Tiefgang verhelfen.
Roth über seine Tochter:
„Fiona ist, man muss es leider so sagen, missraten, verkorkst und zwar grundlegend verkorkst. Irgend'was ist schiefgelaufen. Beim Gen-Roulette die Null erwischt. Unbekannter Defekt. Seltene Störung, verwobener Webfehler.
Unausstehlich mit 2, unsympathisch mit 4, unerträglich mit 8, zum Kotzen mit 16. (…) In unendlichen Weiten von Fionas Gehirn müssen jede Menge Synapsen verschmokelt sein und jetzt fahren die Transmitter Achterbahn, arrogant, selbstgerecht, humorbefreit und dauerbeleidigt, glaubt sie, das Universum existiere einzig und allein zu dem Zweck, ihre Bedürfnisse und Wünsche zu erfüllen. Im Laufe der Jahre wuchs ihr Missmut, wodurch er so umfassend wurde, dass kein Kraut mehr dagegen gewachsen ist. (…) Und so sass er nach einem knappen halben Jahr wieder seiner Feindin gegenüber, vielleicht die Enttäuschung seines Lebens. Als sie in der Pubertät das Mondkalbstadion erreichte, als aus ihr ein übergewichtiges, pickliges Wesen wurde, die Verhässlichung sie noch unerträglicher machte, fiel endgültig der Vorhang zwischen ihnen.“ (Section 7)
Ein Sommer in Niendorf
Heinz Strunk,
gelesen vom Autor
Der alternde Jurist und Schriftsteller Roth mietet sich in einem kleinen Zimmer in Niendorf an der Ostsee ein. Hier möchte er ein Buch bestehend aus Zeitzeugenberichten und Aufzeichnungen seiner Familie schreiben. Er hat sich extra dafür ein Vierteljahr freigenommen und freut sich darauf, einfach mal gar nichts zu tun, sich nur auf seine Familienbiografie zu konzentrieren.
Angekommen in Niendorf und gleich zu Beginn stellt Roth fest, dass der Verwalter seiner angemieteten Wohnung ein Alkoholproblem hat. Dessen Angebote am Mittag mal einen „zu zwitschern“ lehnt er zunächst ab.
Er ist ambitioniert, sein grosses Ziel ist es, mindestens fünf Stunden am Tag zu schreiben, doch schnell stellt er fest, dass seine Familiengeschichte eigentlich nicht spannend, sondern eher langweilig ist.
Immer öfter nimmt er die Trinkangebote seines Verwalters jetzt an und merkt gar nicht, wie er bereits in einem Hamsterrad sitzt, welches sich zu drehen begonnen hat.
Was vielversprechend, mit sarkastischen Humor begann, artete völlig aus.
Während ich am Anfang noch über den Humor lächeln konnte, hätte ich am liebsten 21 Seiten vor Buchende abgebrochen. Roth ist ein Narzisst. Frauen sieht er entweder als Sexobjekte oder wertet diese an ihren nicht perfekten Körpermerkmalen ab:
Roth über eine beleibte Jugendliche am Strand:
„Das Entlein hat ein gelbes dummes Gesicht, voller bläulicher Aknespuren. In ihrem schlappen Badeanzug sieht sie aus, wie eine zerquetschte Nektarine. Schlaffe Arme, schlaffer Mund, schlaffer Blick. Die käserartigen schweren Lieder hängen auf Halbmast. Weil sie aussieht wie sie aussieht, mag sie sich nicht ausziehen. Vielleicht ist sie die Schwester oder Cousine von irgendjemand. Eine, die man aus Mitleid mitnimmt und dann irgendwo vergisst.“ (Section 6)
Beleidigungen, in einer Fäkalsprache, werden hier aneinandergereiht. Weder Niendorf, noch Niendorfer Lokalitäten kommen hier gut weg.
Die Idee, dass ein Hamburger dieses Buch liest, finde ich phänomenal. Aber nicht jeder Autor ist ein guter Hörbuchsprecher.
Strunk rattert in seinem Hamburger Akzent das Buch nur so runter. Man könnte meinen, dass ihm für Schnelligkeit ein Preis in Aussicht gestellt wurde! Ich hoffe, dass es nicht der Deutsche Buchpreis 2022 ist!
Völlig zu Unrecht auf der Longlist!
2/ 5