Was beginnt wie ein Kriminalroman wird sehr schnell zu einer Gesellschaftskritik mit fast dystopischen Zügen, angelehnt an deutsche Geschichte und Gegenwart. Die Hauptfigur Stepanik ist ein recht gewöhnlicher Mensch und genau dadurch faszinierend. Beeinflusst vom politischen System seiner Heimat, sexuellen Trieben und einer vagen Hoffnung auf ein besseres Leben irgendwo ohne spezielle Pläne oder Ziele ist er alles andere als ein typischer Held, jedoch grade seine Alltäglichkeit sorgt für eine gute Charakterstudie und Möglichkeiten zur Entwicklung. Auch die anderen Figuren wirken real und man fiebert trotz der Kürze des Buches mit ihnen mit als würde man sie seit mehreren hundert Seiten kennen. Vieles an der eigentlichen Handlung wird offen genug gelassen um den Leser zum Nachdenken zu animieren. Eine ausführlichere Beschreibung der politischen und gesellschaftlichen Systeme von Ceres als auch von Terra hätten mir zwar gefallen, aber in diesem Buch, dass davon profitiert kurz und knackig zu sein, sicher den Rahmen gesprengt. Davon abgesehen kam mir das Buch nicht zu kurz vor, die knapp über 100 Seiten reichten perfekt aus um diese Geschichte zu erzählen, was ich besonders in einer Zeit erstaunlich und positiv finde, wo alles immer mindestens eine Triologie aus dicken Wälzern sein muss. Der Schreibstil war flüssig und der Text nicht mit Details überladen. Wer Science Fiction mag, das durch Personen, Politik und Intrigen lebt wird sicher Spaß an diesem Buch haben können. Auch ein wenig Action kann es durchaus bieten, wenn das auch nicht der Hauptfokus ist.
4. Sept. 2022
Ceresvon Axel KruseAtlantis Verlag