Wie viel kann auf knapp 200 Seiten Platz finden?
Bei „Liebewesen“ lautet die Antwort: erschreckend viel.
Im Mittelpunkt steht Lio, Biologin – wie ich selbst. Die kurzen Kapitel-Einleitungen zu den jeweiligen Schwangerschaftswochen haben mich sofort zurück in mein Studium katapultiert. Diese wissenschaftliche Präzision, diese sachliche Klarheit, mit der hier über Körper gesprochen wird, steht im krassen Kontrast zu den emotionalen und gesellschaftlichen Abgründen, die das Buch thematisiert.
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Lio kämpft mit ihrer eigenen Sexualität, mit Gewalt mit dem Schweigen und mit der Scham. Ich habe mich beim Lesen oft dabei ertappt, zu denken: „Ach krass, damit hätte ich nicht gerechnet. Sie wirkt doch so normal.“
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Und genau das ist der Punkt. Sexualisierte Gewalt ist nicht die Ausnahme, sondern leider viel zu oft Realität.
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Caroline Schmitt webt Themen wie regretting motherhood, Gewalt unter der Geburt, Reproduktionsrechte und die Kriminalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen zu einem dichten Netz. Auch die psychologischen Spuren, die eine ungeliebte Mutterschaft beim Kind hinterlassen kann, werden eindrucksvoll gezeigt – wie es sich in seinen Bedürfnissen zurücknimmt, um doch noch ein „gewolltes“ Kind zu sein.
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Das Buch braucht ein wenig, um in Schwung zu kommen – aber dann trifft es mit voller Wucht.
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💥 Vielschichtig, mutig, politisch und verstörend aktuell.
Habe das Buch innerhalb eines Tages durchgelesen weil es gut zu lesen war. Meiner meinung nach hat an einigen stellen die spannung gefehlt und den sinn des Coverbildes hinterfrage ich immernoch.
Ein gutes Buch! Auch wenn man weiß, dass man kein Happy end zu erwarten hat, wartet man trotzdem darauf, weil man eben so konzipiert ist. Ich finde das Buch beleuchtet das Thema my body my choice nochmal anders.
Spoiler Warnung!
Wir begleiten in diesem Buch Lio und Max, wie sie sich kennenlernen, zusammen kommen und wie ihre Beziehung so verläuft. Beide haben psychische Probleme ( es fehlen leider die Hinweise auf Trigger: Alkoholmissbrauch, Körperliche, psychische & Sexuelle Gewalt, Schwangerschaftsabbruch). Im Verlauf findet Lio heraus, dass sie Schwanger ist und entscheidet sich aufgrund ihrer traumatischen Kindheit für eine Abtreibung.
Ich fand dieses Buch schonungslos ehrlich. Der Schreibstil ist einfach gehalten. Die Protagonisten sind authentisch im Denken, Fühlen und Handeln. Viele finden das Buch tatsächlich zu kurz, ich finde die Länge genau richtig gewählt. Es gibt an vielen Stellen Lücken aber ich denke, dass diese bewusst offen geblieben sind, um selber etwas zu interpretieren bzw. darüber nach zu denken. Eine klare Empfehlung!
Eine Geschichte mit Nachhall, die mich beklommen zurück gelassen hat. Viele potenziell Triggernde Punkte werden hier mit einer direkten Sprache Angesprochen.
An dem einen oder anderen Punkt hätte es für mich nochmal mehr in die Tiefe gehen können.
Ich fand das Cover schöner als die Story. Es hat sich trotzdem schön lesen lassen. Ich habe mit den Charakteren gefühlt & gelacht. Gutes Buch für zwischendurch mit wichtigem Thema.
Ich habe das Buch in einer Sitzung gehört. Vielleicht war das ein kleiner Fehler. Obwohl das Buch doch recht langsam startet behandelt es durchaus komplexe Themen. Identität, Beziehungen, Zukunft, Schwangerschaft und Selbstwirksamkeit werden in diesem Buch unterschwellig immer wieder angerissen und behandelt. Ich musste bei ca. 70% des Buches kurz pausieren, da mir doch sehr mulmig wurde und mein Kopf anfing zu schwirren.
Die Komplexität von Lios psychischer Verfassung wird sehr gut dargestellt und lässt den einen nicht los. Wer selber psychische Belastungen kennt wird hier auf Wiedererkennung stoßen.
Obwohl man durch den Klappentext schon viel von den Kernereignissen erfährt, ist das Buch sehr spannend und fesselnd. Die Charaktere sind so präzise und anschaulich aufgebaut, und ich hatte eigentlich für fast alle von ihnen Sympathie obwohl sie zum Teil schon blöde Sachen gemacht haben.
Absolute Leseempfehlung!
TW: Schwangerschaftsabbruch, Gewalt, Depression, toxische Beziehung, sexuelle Gewalt
„Vor drei Monaten war ich sicher, dass ich nicht schwanger werden konnte. Dann war ich sicher, dass der Abbruch erfolgreich gewesen und ich in meinem Körper wieder allein war. Ich lag in beiden Fällen daneben.“ – Schon der erste Satz setzt den Ton für Caroline Schmitts Debüt: schmerzhaft ehrlich, körperlich, ungeschönt. Im Zentrum steht Lio, Anfang 30, Biologin, feministisch und voller Widersprüche. Sie lebt mit ihrer besten Freundin Mariam zusammen, bis Max in ihr Leben tritt – ein charmanter Radiomoderator mit depressiven Schüben. Zwischen den beiden entwickelt sich eine dysfunktionale Beziehung, die von Anfang an nicht wirklich funktioniert – aber trotzdem bleibt. Als Lio ungewollt schwanger wird, bricht alles auf, was sie mühsam überdeckt hat: Kindheitstrauma, Körperbild, Sprachlosigkeit. Und plötzlich steht sie vor einer Entscheidung, die alles verändert – und trotzdem nichts klärt. 🤯🌀
Caroline Schmitts Sprache hat mich größtenteils wirklich überzeigt. Ich musste bei manchen Sätzen lachen, obwohl’s eigentlich gar nicht lustig war – einfach weil die Formulierung so trocken und treffend war. Was ich mochte: Es ist kein Weichzeichner drin. Kein Kitsch. Kein „am Ende haben sich alle lieb“. Stattdessen wird in der Ich-Perspektive durchgedacht, gezweifelt, reflektiert. Aber – und das ist mein großes Aber – manchmal war’s mir zu distanziert. Die Sprache hat gut funktioniert, aber das Herz kam bei mir nicht immer an. Ich wollte mehr Gefühl, weniger Coolness. So als würde Lio ständig einen ironischen Filter drüberlegen, obwohl da drunter richtig viel wehtut. 🧠🖤
Plottechnisch passiert gar nicht so viel, zumindest nicht im klassischen Sinne. Keine großen Twists, kein Spannungsbogen, der einen wach hält. Aber das will das Buch auch gar nicht. "Liebewesen" ist eher so ein Blick in den Kopf einer Frau, die komplett überfordert ist mit sich selbst, ihrem Körper, ihren Erinnerungen und der Beziehung, in der sie irgendwie feststeckt. Der erste Teil war für mich ehrlich gesagt etwas zäh. Viele Themen wurden so angetippt: Trauma, Sex, Dysmorphie, Familienkonflikte, Depression. Aber nix davon wurde mal wirklich ausgepackt. Es war mir zu viel „nur angedeutet“. Ab der zweiten Hälfte war mehr Tiefe da. Aber gleichzeitig: Auch das hätte mehr Raum gebraucht. Das Buch ist ziemlich kurz, und man merkt’s leider. 🧩🫣
Ich hatte während des Lesens oft dieses Gefühl von: Okay, das ist eigentlich richtig gut, aber irgendwie… fehlt was. Der Roman macht viele Türen auf, aber geht selten richtig durch. Ich fand’s superwichtig, wie offen hier über Abtreibung gesprochen wird, wie ungeschönt Lios Körperwahrnehmung beschrieben wird. Aber mich nervt’s, dass wieder mal das Bild bedient wird: „Nur traumatisierte Frauen treiben ab.“ Das zieht sich durch so viele Bücher und ich find, da müsste der deutsche Buchmarkt endlich diverser erzählen. Schwangerschaftsabbrüche sind keine Ausnahmen, keine Dramen für den Ausnahmezustand. Was ich dem Buch lassen muss: Es hat mich beschäftigt. Nicht durch die Figuren, die blieben mir emotional echt fern, sondern durch die Themen. Ich hab danach noch lange drüber nachgedacht. Aber berührt hat’s mich nur stellenweise. Und das find ich schade, weil das Potenzial sowas von da war. 🫀💭
Fazit: Erwartet kein emotionales Feuerwerk. Wer sich für weibliche Körperrealitäten, Abtreibungsdebatten, dysfunktionale Beziehungen und feministische Erzählstimmen interessieren, wird hier Gefallen finden. ⭐️⭐️⭐️
Hab‘ ich ganz verstanden, was mir das Buch vermitteln wollte? Nö. Fand ich‘s trotzdem klasse? Ja. Empfehle ich es? Ja.
Wenn man einfach mal nen GoodRead haben will, ist das Buch ein guter Griff!
Tolle Geschichte, aber ich hätte gerne noch viel mehr gewollt.
Mir war das Ende zu schnell und zu kurz, fühlt sich an, als würde da noch etwas fehlen, trotzdem kann ich das Buch empfehlen!
Erinnert mich etwas an Cleopatra and Frankenstein, wenn man sowas mag, dann gefällt das Buch bestimmt einem.
Das Cover mag vielleicht etwas ungewöhnlich wirken, aber die Geschichte selbst entfaltet eine beeindruckende Tiefe. Die Beziehung zwischen Max und Lio ist erfrischend und liebevoll gezeichnet, der Erzählstil angenehm fließend. Dennoch hätte ich mir an manchen Stellen etwas mehr Zeit für bestimmte Szenen gewünscht, um die emotionale Wirkung noch intensiver zu spüren. Besonders Lios Vergangenheit ist bewegend dargestellt und verleiht der Geschichte eine berührende Tragik. Auch die Aufarbeitung eigener Probleme und Schmerzen wird feinfühlig und authentisch beschrieben. Allerdings wirkten die detaillierten Beschreibungen der Embryo-Entwicklung in der Schwangerschaft stellenweise etwas deplatziert oder hätten anders eingebunden werden können. Ein lesenswertes Buch, das zurecht einige Triggerwarnungen für Betroffene verdient.
Verstehe das Cover nicht :D
Die Geschichte von Lio und Max hat mich sehr berührt.
Content note im Buch (nicht in der Rezension): sexualisierte und häusliche Gewalt, selbstverletzendes Verhalten
Ich habe das Buch innerhalb von 3 Tagen aufgesogen. Die Beziehungen zwischen Lio und Max mochte ich irgendwie sehr. Es steht so viel Schwere zwischen ihnen. Mir gefällt der Erzählstil der Autorin. Die Kommunikation zwischen Max und Lio ist sowohl witzig als auch traurig. Ich mag Geschichten, die nicht auf die eine große Liebe auf immer und Ewig abzielen. Die Entwicklung und Schwierigkeiten ihres Zusammenseins konnte ich gut mitfühlen. Also von meiner Seite große Empfehlung!
Liebewesen ließ sich insgesamt flüssig lesen, auch wenn der Einstieg für mich etwas mühsam war. Der Ton wirkte auf mich oft bemüht jugendlich – als wolle es besonders witzig oder relatable sein. Daran habe ich mich jedoch mit der Zeit gewöhnt.
Mit der Protagonistin hatte ich so meine Schwierigkeiten. Ihr durchgehender Sarkasmus traf einfach nicht meinen Humor; zusätzlich machte es sie leider wenig nahbar, und emotional eher unzugänglich. Auch alle anderen Charaktere wirkten durch die unnahbare Erzählperspektive oft recht flach und austauschbar.
Gegen Ende nahm das Buch dann noch einmal etwas Fahrt auf, wobei das Thema Abtreibung behandelt wurde – ein wichtiger Aspekt, der mehr Raum in Literatur und Gesellschaft verdient. Das hab ich als positiv empfunden.
Trotzdem blieb Liebewesen für mich insgesamt eher durchschnittlich. Abgesehen vom Schluss fehlten mir neue Impulse oder emotionale Tiefe – vieles wirkte schon oft gelesen.
Ich weiß ehrlich gesagt nicht genau, was mir das Buch sagen wollte – aber ich konnte trotzdem nicht aufhören zu lesen.
Es ist sprachlich richtig stark, irgendwie hypnotisch, fast traumartig. Ich war oft verwirrt, aber auch komplett eingenommen.
Ein Buch, das man eher fühlt als versteht. Und vielleicht ist genau das die Botschaft…🤯
Ein hervorragendes, gefühlvolles, feministisches Meisterwerk mit sehr viel harter und schmerzlicher Realität und lebensklugen Sätzen.
Ich habe so viele Gedanken und Gefühle zu diesem Buch die ich am liebsten jedem ins Gesicht schreien würde, bin aber tatsächlich einfach nur sprachlos.
Ein Buch das leise aber doch so laut ist, ein Buch das gefühlt wird. Ein Buch das bleibt.
Dieser Roman verlangt einem wirklich viel ab. Ich habe mehrmals mit den Tränen gekämpft. Ich denke, dass mich diese Geschichte noch lange begleiten wird.
Es ist unglaublich gut geschrieben und eine absolute Empfehlung!
Puh ein schweres Buch. Hart und ehrlich, kein Schöngerede. Konnte mich schwer in die Protagonistin hineinversetzen, worüber ich aber auch nicht traurig bin. Dennoch Leseempfehlung, da es bewegend ist und zum Nachdenken anregt.
Diese Geschichte hat mich ein wenig an "Die schönste Version" von Ruth-Maria Thomas erinnert. Altersmäßig bin ich sicher nicht mehr die Zielgruppe, aber es ist trotzdem sehr spannend und lehrreich, Einblick in die Gefühlswelt junger Frauen zu bekommen.
Für mich beginnt das Buch langsam und leise – fast wie ein Flüstern, das sich behutsam ausbreitet. Anfangs scheint die Geschichte kaum mehr als ein zarter Hauch, der durch die Seiten zieht, getragen von der Windböe namens Mariam. Mariam wird uns als erstes näher gebracht, sie ist wie ein Knall, kraftvoll und zugleich scheu, undurchsichtig auf der einen Seite, offen und selbstbewusst auf der anderen.
Erst später tritt Leo stärker in Erscheinung. Ihre Geschichte kommt mit leiser Wucht, fast schleichend, bis sie sich in den Vordergrund drängt. Eine Kindheit, die man niemandem wünschen möchte, wird sichtbar, eindringlich, aber nie aufdringlich.
Liebewesen ist ein stilles Buch über das Gesehene und das Ungesagte. Über das, was Menschen ausmacht, woran sie zerbrechen können, wogegen sie ankämpfen. Es ist ein leiser Roman, der nach Erlösung sucht
Leo und ihr Verhältnis zu ihrem Freund, ihrer besten Freundin und ihrer Familie.
In Rückblicken erfahren wir von Leos Leben sind bei wichtigen Entscheidungen dabei.
Ich fand das Buch sehr gut. Es ist schön geschrieben und hat mich gefesselt. Ich habe Leo gerne begleitet.
das buch ist so schonungslos ehrlich und gleichzeitig wahnsinnig verletzlich
es erzählt die geschichte von lio, einer jungen frau, die von ihrer gewaltvollen kindheit gezeichnet ist und nie richtig gelernt hat, nähe zuzulassen - weder zu anderen menschen noch zu sich selbst. anfangs gibt es noch diesen zarten versuch einer verbindung zwischen lio und max, aber je weiter die geschichte voranschreitet, desto kälter und distanzierter wird alles. irgendwann bleibt auch vom sex nichts als ein verzweifelter versuch, etwas zusammenzuhalten, das längst zerfällt. was sie als "liebe" bezeichnen, ist eigentlich nur noch traurig. und genau diese trostlosigkeit in beziehungen, in denen nähe nicht heilen kann, weil die wunden zu tief sind, wird so schmerzhaft deutlich. liebewesen trifft einen nerv, weil es sich traut, die dunklen räume aufzumachen: trauma, selbstzweifel, die brisanz einer ungeplanten schwangerschaft, die angst, das eigene trauma weiterzugeben. lio bleibt dabei eine figur, deren innere zerrissenheit fast greifbar wird - man fühlt ihre angst, ihre wut, ihre tiefe einsamkeit.
es gibt passagen, die mich unglaublich berührt haben, aber manchmal hätte ich mir einfach mehr tiefe gewünscht. trotzdem ist es ein mutiges, ungeschöntes buch, das keine einfachen antworten gibt, sondern einen mitten in die komplexität menschlicher beziehungen und selbstzweifel wirft. und genau das macht es wertvoll.
📚 Inhalt
Lio hat ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper und daran kann auch ihr Freund Max nichts ändern. Umso schwieriger wird es für sie, als sie ungeplant schwanger wird. Sie rutscht in eine Handlungsunfähigkeit: Sie kann Max nichts davon erzählen, kann die Schwangerschaft aber auch nicht abbrechen.
Während das Kind in ihr wächst, kämpft sie mit ihrer traumatischen Vergangenheit, mit ihrer dysfunktionalen Beziehung und dem Versuch, ihre hart erkämpfte Normalität aufrecht zu erhalten.
📖 Meinung
Boah das Buch war eine Wucht an Traumata. Darüber muss man sich im Klaren sein, bevor man zu der Lektüre greift und mit dem Lesen beginnt.
Lio ist eine verletzte junge Frau, die ein grosses Päckchen zu tragen hat. Sie wurde von der Mutter körperlich misshandelt, ihr Vater war Alkoholiker, sie wurde vergewaltigt, sie wirkt beziehungsunfähig und ihre aktuelle Beziehung ist mindestens dysfunktional, wenn nicht sogar toxisch. Das klingt schon nach sehr vielen Problemen und da kommt für mich das grösste Problem: es ist zu viel für so ein kurzes Buch. Auf knapp 200 Seiten werden diese wahnsinnig grossen Themen alle nur kurz angeschnitten, kein Thema kann gerecht behandelt werden. Getoppt wird es von der ungeplanten Schwangerschaft, die einen grossen Platz in der Handlung einnimmt. Es war für mich zu viel von allem. Lios Geschichte ist tragisch, ja, aber ich konnte trotzdem nicht ganz warm damit werden, da mir die verschiedenen Traumata nur so um die Ohren geworfen wurden. Alles wurde immer wieder nur ganz kurz angetönt, dann waren wir bereits wieder beim nächsten Thema.
Aufgrund ihrer psychischen Situation kann ich ihre Handlungsunfähigkeit im Bezug auf die Schwangerschaft nachvollziehen. Sie informiert sich auch über einen Abbruch und spricht mit einer Freundin darüber. Doch dann wird die Abtreibung nicht mehr wirklich thematisiert und ich als Leserin hatte den Eindruck, dass sie sich doch für das Kind entschieden hat, obwohl das nie angesprochen wurde. Dann kommt Tag X und sie führt die Abtreibung durch. Dieser Schritt war für mich zu wenig deutlich. Aber ich möchte auch anmerken, dass ich mich gar nicht in diese Situation hineinversetzen kann, da ich glücklicherweise noch nie diese Entscheidung treffen musste.
Auch ihre Beziehung zu Max konnte ich gar nicht nachvollziehen, doch das muss ich auch nicht. Es passt zu dysfunktionalen Beziehungen, dass man diese als aussenstehende Person nicht verstehen kann. Aber von Anfang an, hatte ich den Eindruck, dass Lio die Beziehung zu Max gar nicht möchte und einfach nicht «nein» sagen konnte.
Die Autorin spricht sehr wichtige Themen an und es ist wichtig, dass diese in den Mainstream-Medien besprochen werden. Ich mochte auch ihren Schreibstil und ich habe das Buch sehr schnell gelesen, da es mich interessiert hat und spannend geschrieben war. Doch ich finde, dass keines der Themen gerecht besprochen wurde. Eventuell hätte es, für mich, besser funktioniert, wenn Lio ein oder zwei Traumata weniger gehabt hätte und die anderen Themen dafür mehr Platz gefunden hätten. Trotzdem finde ich es sehr lesenswert und würde es empfehlen, sofern man mit den erwähnten Themen umgehen kann.
„Anstatt sich abzuwenden, würde er mich in den Arm nehmen, und ich würde um mich schlagen, weil ich nicht wüsste, wie man mit Umarmungen umging, aber bitte halt mich trotzdem fest, sonst falle ich tot um,…“
„Als wäre es in der Geschichte von Beziehungen jemals eine gute Idee gewesen zusammenzubleiben, um einander in Krisen beizustehen, die man ohne die andere Person nicht hätte.“
„Wir atmeten einander schweigend ein und aus, zwei weinerliche Kinder mit Daddy Issues, mit einem dritten in der Mitte, das Besseres verdient hatte.“
Es geht um das Leben von Lio, die als Kind misshandelt wurde und nun in einer Beziehung steckt, in der ihr immer mehr bewusst wird, welches Päckchen sie mitbringt und in der es ihr besonders schwer fällt, sich selbst zu lieben und zu akzeptieren.
Da das Buch ganz viele schwierige Themen behandelt, sollte man die Triggerwarnung beachten, ansonsten muss ich aber sagen, dass mir das Buch sehr „gefallen“ hat (wenn man das so sagen kann) und ich es sehr gerne gelesen habe. Ich mochte den Schreibstil unglaublich gerne, es war super flüssig zu lesen und auch die Charaktere fand ich richtig toll, da sie echte Menschen mit echten Problemen darstellen und daher sehr real sind.
Besonders toll finde ich die Freundschaft zwischen Lio und Mariam, ich glaube so eine Freundschaft wünscht sich jeder.
Überrascht haben mich Lios doch sehr reflektierte und rationale Gedanken, die immer wieder im Gegensatz zu ihren Selbstzweifeln und ihren Abwertungen standen.
Jeder bringt ein anderes Päckchen mit in Beziehungen jeglicher Art und das Leben verläuft nicht immer so, wie man es gerne hätte, ich fand es schön, dass das Buch das thematisiert hat.
Ich habe das Buch innerhalb kürzester Zeit verschlungen, es lässt sich sehr einfach lesen und sorgt trotzdem immer wieder für Kopfschütteln und nachdenkliche Pausen. Es gibt keine Trigger Warnungen und so werden einem diverse schwere Themen einfach vor den Kopf geknallt. Die Dialoge sind teilweise echt abgedreht, die Dynamik zwischen den beiden kommt sehr deutlich rüber. Absolute Empfehlung!
„Vater, Fot(z)e, Kind“.
Das Buch kommt so schonungslos um die Ecke, wie das Cover!
„Liebewesen“ ist keine typische Liebesgeschichte. Es ist roh, ehrlich und manchmal einfach nur beschissen! Genau wie das echte Leben eben. Nichts ist hier Bilderbuch-like.
Es geht um Lio, die in einer Situation feststeckt, in der nichts vor- oder zurückgeht. Diese ausweglose Stimmung zieht einen beim Lesen komplett mit. Man fühlt sich überrollt, erschöpft und platt. Es ist als wäre man sie und die Gefühle einfach echt. Besonders beeindruckt hat mich, wie schonungslos das Thema Schwangerschaft gezeigt wird. Nicht nur das Schöne und Glückliche, sondern eben auch die andere Sicht, geprägt von Zweifel und Angst. Dinge, über die viel zu selten gesprochen wird.
Ein intensives Buch, das unter die Haut geht. Echt, schmerzhaft und wichtig.
Das Buch liest sich sehr flüssig und auch die Geschichte ist sehr tagesaktuell... Viele gescheiterte Beziehungen entstehen aufgrund personeller, unverarbeiteter Probleme und sozialen Zwängen. Die Autorin hat es recht realistisch darstellen können und auch meine Erwartung zum Schluß (Gott sei Dank)erfüllt. Die Argumentation des Ex-Partners bezüglich der gescheiterten Beziehung brachte mich zum schmunzeln,da man sehr gut gemerkt hatte, dass die Protagonistin viel weiter war( Mental/Reife) und eh jede Frau selbst über Ihren Körper entscheiden kann. Süße Liebesentstehung der beiden, die aber durch die unterschiedlichen Lebensstile und Tagesrhytmen nicht überlebt hat.
Was für ein kurzweiliger, lockerer, aber keineswegs beliebiger Schreibstil für eine dramatische Beziehungsgeschichte. Mir hat es außerordentlich gut gefallen.
Was für ein wundervolles sprachgewaltiges Buch, voller kluger Beobachtungen und weiser Formulierungen.
Das “Genre” ist leider eher nicht so meins, aber dafür kann das Buch ja nichts. Extra Liebe für die Rollschuh-Szene! ❤️
»Ich wollte raus aus dieser Situation und raus aus diesem Körper, nicht nur für den Moment, sondern für immer, ich wollte sterben, aber den Gefallen tat mein Körper mir nicht.« (S. 61)
Eine sehr emphatische, ehrliche und respektvolle Geschichte über eine scheiternde Beziehung, einen Schwangerschaftsabbruch und über Vernachlässigung und Missbrauch in der Kindheit.
In vielen Situationen hätte ich die Protagonistin Lio gerne in den Arm genommen.
Das muss erstmal sacken… Mal wieder so ein Buch, was mich etwas sprachlos zurücklässt, mich so viele Gefühle fühlen lassen hat und wo ich gerne noch einige Antworten gehabt hätte. Ich bin so angry auf die Charaktere, die nicht miteinander gesprochen haben. Ich bin auch ein bisschen angry, dass nicht noch mehr Female Rage vorkam, weil das Buch das vermutlich gut vertragen hätte. Ich hab irgendwie so viel und doch auch so wenig zu sagen. Vor allem den Schreibstil habe ich sehr geliebt und bin sehr happy, dass Buch von meinem SuB befreit zu haben. 💛
Harte Kost, heftige und sensible Thematiken, teilweise schockierend.
Allerdings konnte mich das Buch, aufgrund des wenig emotionalen Schreibstils, nicht catchen.
Mir haben an einigen Stellen ein paar mehr Details und Ausführungen zur Vergangenheit gefehlt.
Der Klappentext hat inhaltliche Erwartungen in mir geweckt, die das Buch nicht zu erfüllen vermochte (zum Glück). Erwartet habe ich eine Schwangerschaft im Fokus, bekommen habe ich die Geschichte einer (scheiternden) Beziehung. Viele Gedanken der Protagonistin hängen in mir nach, lassen mich überlegen und vergleichen mit meinem eigenen Empfinden. Ich kann tatsächlich Vieles nachempfinden und reflektierte mich selbst durch dieses Buch noch etwas mehr.
Ich habe das Hörbuch vom Lübbe Verlag gehört, kann es sehr weiterempfehlen, die Stimme passt sehr gut zur Geschichte.
Wichtig zu wissen ist aber auch, dass in diesem Buch Vergew*ltigung, Missbr*uch/ häusl. Gew*lt und Schwangerschaftsabbruch sowie Blut thematisiert werden.
"Max!", rief ich. "Das ist gefährlich!"
"Deine Mutter ist gefährlich!"
Dagegen kam ich argumentativ nicht an.
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Irgendwann im April schon habe ich Caro Schmitts Debütroman gelesen. Ganz schnell noch vor der Buchmesse, da ich wusste, dass ich sie auf dem Eichborn-Abend sehen werde. Dass mein Post dazu erst jetzt kommt, liegt ausschließlich an mir, nicht am Buch!
Ich hätte es fast nicht gelesen - hätte ich es nicht gewonnen (s. u.). Die "Teaser", die ich im Vorfeld mitbekam, drehten sich um das Verhältnis der weiblichen Hauptfigur zu ihrer Mutter. Und das war (TW: körperliche/seelische Gewalt) nicht gerade einfach. Ihr kennt mich: Ich bin eher ne Feel-good-Leserin und dachte darum direkt "nee, lass mal lieber". Aber dann kam das Buch vor der Buchmesse zu mir, also habe ich es doch fix gelesen. Und zwar wortwörtlich: Ich habe es an zwei aufeinanderfolgenden Tagen weginhaliert. Und im Mittelpunkt stand letzten Endes doch nicht so sehr die Mutter-Tochter-Beziehung, sondern vielmehr der Versuch einer jungen Frau und eines jungen Mannes, eine "normale" Beziehung zu führen. Nun kommt ein kleiner Spoiler: Der Versuch scheitert. Aber auf so ruhige, eben so "normale" Weise, dass es eine Wohltat ist. Für noch mehr Wohltat sorgt die unfassbar gute Sprache Schmitts. Ich bin keine Textstellen-Markiererin, aber hier hätte ich gern so einiges angestrichen.
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"Warum machst du alles so bunt?", fragte ich.
[...]
"Damit noch ein bisschen Farbe da ist, wenn die große Schwarzmalerei losgeht."
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Egal, was Mariam sagte oder tat, bei ihr fühlte ich mich immer wie früher in der Disco, wenn ein Lied gespielt wurde, das ich kannte.
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Ein weiteres Buch aus dem @eichbornverlag-Bücherpaket, das ich beim Charity Chat für die Erdbeben-Nothilfe auf Initiative von @fuxbooks und @revolutionbabyrevolution gewonnen habe. Vielen Dank!
Der Debüt-Roman Liebewesen von Caroline Schmitt erschien 2023 im eichborn-Verlag. Ich habe ihn als Hörbuch gehört, gelesen von Sarah Liu, erschienen bei Lübbe Audio.
Der Roman erzählt von der Protagonistin Lio, ihrer Freundschaft mit Maryam und ihrer Beziehung zu Max. Zu Beginn der Geschichte wusste ich nicht ganz, was ich von Lio halten sollte. Sie wirkte auf mich irgendwie in einer Suchbewegung in ihrem Leben und nicht gerade in der Lage, sich gut um sich selbst und ihre Bedürfnisse zu kümmern. In dem einen Punkt, nämlich bezüglich ihrer Schwangerschaft ist sie sich sicher, wie sie damit umgehen möchte. Dabei fühlt man sich zwischendurch wie in einem Ratgeber zur Schwangerschaft, in dem aufgelistet wird, wie weit die Entwicklung des Embryos/Fötus in welcher Schwangerschaftswoche ist.
Im Laufe der Geschichte lernt man einiges über Lios Leben und ihre Biografie kennen. Man erhält eine Idee davon, wie Lio zu der Person geworden ist, über die man liest. Dabei werden viele Stationen ihrer Lebenslinie in Rückblenden angesteuert, was Lio zu einem tiefgründigen Charakter werden lässt, mit dem man mitfühlt. Jeder Charakter, jede Einführung, hatte aus meiner Sicht seinen berechtigten Platz.
Die Stimmung des Buches wirkte auf mich eher bedrückend und traurig, auch wenn es zwischendurch romantische, verrückte und lustige Szenen gibt. Ich hatte regelmäßig großes Mitgefühl mit Lio.
Ein wichtiger Roman, auch in Hinsicht auf Thematiken wie sexuelle Identität, Umgang mit Depressionen, reproduktive Selbstbestimmung und Partnerschaftsbeziehungen
Unfassbar, in wenigen Stunden ausgelesen. Ein Paar… Traumata, Depression, Vergewaltigung und ihre Folgen, Abtreibung…Themen, die einen zerreißen. Ich kann es aktuell nicht in Worte fassen, da es so viele Gedanken losgetreten hat.
Schöner Schreibstil, der hässliche und auch weniger hässliche Dinge beschreibt.
Nicht einfach, nicht happy, aber gut.
Lio hat eine schwierige Beziehung mit Max und eine noch schwierigere Beziehung zu ihrem eigenen Körper.
S. 30 Ein Blick, den ich mir wiederum zurechtgelegt hatte, so, wie ich mir dauernd irgendetwas zurechtlegte, als ließe sich das Leben vor dem Spiegel üben.
S, 123 Nichts war so kostbar wie die ersten Sekunden, wenn etwas Einschneidendes passiert war und man es noch niemandem sagen musste.
S. 149 So viel Zeit hatten wir uns lange nicht mehr füreinander genommen, Berührungen setzten Oxytocin frei, Berührungen waren lauter als Gedanken, Berührungen zogen Beziehungen künstlich in die Länge.
„Liebewesen“ hat mich von der ersten Seite an gefesselt und nachhaltig beeindruckt. Die Geschichte ist intensiv, emotional und von einer poetischen Tiefe, die unter die Haut geht. Ein wahres Meisterwerk, dass ich so schnell nicht vergesse – einfach wow!
Ich habe das Buch an einem einzigen Tag gelesen, weil es mich nicht mehr los gelassen hat. Manchmal war es so schonungslos, dass es ein bisschen weh getan hat und dadurch so berührend. Es war ehrlich, es beschönigt nichts und zeigt eine Beziehung, die nicht zwangsläufig mit einem Happy End enden wird.
Unglaublich gut geschrieben und sehr wichtiges Thema!
3,5*
Ich kann total verstehen, dass viele Leute dieses Buch lieben. Es war großartig geschrieben und die Themen sind super relevant. Mir war es leider nur etwas zu kurz und oft etwas zu oberflächlich. Aber empfehlen kann ich es auf jeden Fall!
CW: Schwangerschaftsabbruch, Alkoholismus, sexueller Missbrauch
Dieser Roman lässt mich mit einem gebrochenen Herzen zurück und trotzdem fühle ich mich gestärkt. Er ist gewaltig und heftig, aber auch heftig schön und auf den Punkt geschrieben. Das Buch hat fast schon was poetisches, es ist definitiv keine klassische Liebesgeschichte, aber eine sehr echte. Viele Themen bräuchten hier allerdings eine kleine Triggerwarnung: Gewalt, Familie, sexualisierte Gewalt, Depressionen und Selbstverletzung.