Fake Dating, echte Probleme - aber wenig Gefühl
Kurzrezension: „Hani & Ishu – Fake Dating leicht gemacht“ ist ein queerer Jugendroman mit wichtigen Themen wie kultureller Identität, familiären Erwartungen und Selbstfindung 🏳️🌈. Obwohl mich das Buch inhaltlich angesprochen hat, konnte ich emotional keine Verbindung zu den Figuren aufbauen – sie wirkten auf mich zu flach, und gerade Hanis Freundinnen haben den Lesegenuss eher getrübt. Insgesamt ein Buch mit schöner Idee, das bei mir aber leider nicht ganz ankam. ⭐⭐⭐/5 Sternen. Die Geschichte rund um Hani, die sich nicht ernst genommen fühlt, als sie sich als bisexuell outet, und Ishu, die durch schulischen Erfolgsdruck unter Strom steht, hat einen interessanten Ausgangspunkt. Die Idee, dass zwei so unterschiedliche Mädchen eine Fake-Beziehung eingehen, um jeweils ihre eigenen Probleme zu lösen, funktioniert an sich gut. Die Dynamik zwischen den beiden entwickelt sich langsam, was ich eigentlich sehr mag – dieses zarte, vorsichtige Herantasten, das sich durch das Buch zieht, bringt schöne Momente mit sich 💫. Was mir allerdings gefehlt hat, war die Tiefe in den Figuren. Weder Hani noch Ishu konnte ich richtig greifen – ihre Gedanken und Handlungen blieben für mich oft zu vage, als würde man sie nur aus der Ferne beobachten. Ich hatte das Gefühl, dass man nie richtig bei ihnen „ankommt“, nie wirklich versteht, was sie innerlich bewegt. Gerade bei einer so emotionalen Thematik hätte ich mir mehr Innensicht, mehr Nuancen und weniger klare „Schubladen“ gewünscht. Dazu kam, dass mich einige Nebenfiguren ziemlich genervt haben – besonders Hanis Freundinnen. Sie waren für mich viel zu überspitzt dargestellt, beinahe schon karikaturhaft. Es fiel mir schwer zu verstehen, wie Hani so lange an ihnen festhält, obwohl sie so deutlich verletzend und manipulativ sind. Statt dass diese Figuren den inneren Konflikt verstärken, haben sie ihn für mich eher unglaubwürdig gemacht und dem Buch etwas von seiner emotionalen Tiefe genommen. Der Schreibstil war angenehm leicht, stellenweise sogar charmant – man merkt, dass das Buch vor allem für ein jüngeres Publikum geschrieben wurde. Vielleicht war genau das auch ein Punkt, warum ich mich stellenweise „zu alt“ dafür gefühlt habe. Manche Konflikte wirkten für mich ein wenig überdramatisiert oder zu schnell abgehandelt, während andere Themen nur angerissen wurden, obwohl sie viel Raum verdient hätten. Was ich dem Buch auf jeden Fall zugutehalten möchte, ist die Repräsentation: Zwei queere, aus Bangladesch stammende Protagonistinnen in einem englischsprachigen Jugendbuch sieht man nicht oft. Diese Vielfalt ist wichtig und gelungen umgesetzt – auch ohne dauernden Fokus auf Klischees oder „Erklärzwang“. Die Mischung aus kultureller Herkunft, queerer Identität und dem ganz normalen Schulstress ergibt ein stimmiges Gesamtbild, das durchaus seine starken Momente hat 🌸. Unterm Strich hatte „Hani & Ishu – Fake Dating leicht gemacht“ gute Ansätze, aber für mich persönlich zu wenig emotionale Tiefe und zu viele Reibungspunkte bei den Figuren. Es ist sicher ein wertvolles Buch für jüngere Leser*innen, die sich in Fragen von Identität und Zugehörigkeit wiederfinden wollen – aber für mich hat es leider nicht ganz funktioniert. 3 Sterne sind deshalb ein faires Fazit: solide, aber nicht mitreißend.