spannung gewollt, aber nicht geglückt
margje woodrow’s jugendthriller „truth – bist du bereit für die wahrheit?“ möchte mit aktueller thematik, cliffhangern und jugendnaher sprache fesseln. doch trotz spannender ausgangsidee bleibt das buch inhaltlich und stilistisch hinter den erwartungen zurück die geschichte beginnt dramatisch: die 17-jährige protagonistin wacht blutverschmiert und verwirrt auf, ohne sich an die geschehnisse des vorabends erinnern zu können. schnell wird klar – sie ist nicht nur eine verdächtige, sondern möglicherweise selbst in großer gefahr. ein mysteriöser unbekannter, der sich „truth“ nennt, schickt ihr nachrichten, bedroht sie und fordert, dass sie sich ihrer wahrheit stellt. die geschichte entwickelt sich als mix aus krimi, psychothriller und rätselspiel – verbunden mit der frage: was ist wirklich passiert? obwohl der einstieg spannung verspricht, verliert sich die geschichte im weiteren verlauf in zu vielen abrupten wendungen, wenig glaubwürdigen entwicklungen und dramatischen überzeichnungen. die eigentliche auflösung wirkt konstruiert und teilweise unrealistisch. die zentrale botschaft rund um (cyber-)mobbing, gruppenzwang und verantwortung hätte stärkere erzählerische substanz verdient die protagonistin wirkt emotional überfordert, was zum teil zur handlung passt, aber auf dauer eindimensional bleibt. ihre reaktionen sind oft überzogen oder schwer nachvollziehbar – was die identifikation erschwert die nebenfiguren – etwa freundinnen, eltern, lehrer – wirken eher wie funktionen im plot als wie echte menschen besonders problematisch ist, dass viele figuren stark stereotyp gezeichnet sind: der mysteriöse fremde, die manipulativen klassenkameraden, die abwesenden erwachsenen. tiefergehende motive oder entwicklungen fehlen weitgehend. dadurch bleibt die geschichte oberflächlich, obwohl sie ernste themen anreißt woodrow’s stil ist jugendgerecht, rasant und dialoglastig. kurze kapitel und cliffhanger sollen tempo erzeugen – was für jüngere leser*innen zunächst funktioniert, aber auf dauer zu hektisch und spannungstechnisch ermüdend wirkt. die sprache ist einfach gehalten, teilweise wirken formulierungen jedoch zu künstlich jugendlich oder floskelhaft. die innere stimme der hauptfigur ist manchmal unfreiwillig distanzierend statt authentisch die behandelten themen – mobbing, wahrheit, schuld, soziale medien – sind relevant und ansprechend für jugendliche aufbereitet. doch durch die überdramatisierte erzählweise droht die botschaft unterzugehen „truth – bist du bereit für die wahrheit?“ von margje woodrow ist ein ambitionierter jugendthriller mit wichtigem thema und temporeicher erzählstruktur. doch die umsetzung enttäuscht: zu klischeebehaftete figuren, überzeichnete konflikte und ein handlungsverlauf, der mehr verwirrung als echte spannung erzeugt