»Ich kann mein inneres Verhalten zur Welt, oder zur Gesellschaft, nicht anders als widerspruchsvoll bezeichnen.«
Der Günstling Felix Krull versteht es andere um den Finger zu wickeln, sich selbst zu gefallen und dabei nie sein inneres Schmunzeln zu verlieren, wenn er bestimmte Eigenheiten seiner Mitmenschen auf freche, süffisante und doch stets gut durchdachte Weise kontert und diese gleichermaßen auf die Schippe nimmt. So erleben wir ihn, der als kleiner Junge, als Sohn eines Champagnerfabrikantens, schon versteht, die Welt um ihn herum so auszulegen, wie er sie gerne hätte. Nach dem Tod seines Vaters soll er den Militärdienst antreten, doch kann er sich in einer genial beschriebenen Musterungsszene herauswinden und reist nach Paris, um in den Dienst des pompösen Hotels Saint James and Albany zu treten. Auf seinem Weg dahin gerät er in den Besitz eines Schmuckkästchens und schon bald soll er wieder mit der Besitzerin zusammentreffen. Und das auf ganz unvorhersehbare Art. Es entwickelt sich eine komödiantische, erotische Liebesnacht, die viel über den Autor selbst verrät. Anschließend geht das Abenteuer erst richtig los, denn er soll als Marquis de Venosta eine einjährige Weltreise unternehmen, die ihn zuerst nach Portugal führt. Mehr will ich gar nicht verraten, denn den Roman solltet ihr, falls ihr es nicht bereits schon getan habt, natürlich unbedingt selbst lesen. Anfangs beginnt die Handlung noch relativ gemächlich, bevor sie dann Fahrt aufnimmt und dann erst recht zu einem wirklichen Lesegenuss wird, der die humoristischen Stärken Thomas Manns deutlich hervorhebt. Der einzige große Nachteil ist, dass dieses Buch leider Fragment geblieben ist und man schneller als erwartet mit dem Ende konfrontiert wird. Ganz ohne Fortsetzung hat uns Thomas Mann glücklicherweise nicht gelassen, sondern zumindest sehr skizzenhaft den weiteren Verlauf des Romans in Notizen angedeutet.