Wenn ihr Geschichten mit den typischen märchenhaften Elementen mögt, die aber innovativ genutzt werden, dann seid ihr bei der Geschichte „Der Hoffnungsvogel“ von Kirsten Boie genau richtig. Ich kenne bereits einige Bücher der Autorin und weiß somit, was mich erwartet. Zumindest dachte ich das. Denn in diesem Kinderbuch wurde ich überrascht, positiv überrascht. Bislang hatte ich Kirsten Boie mit ihren Werken zwar als klassische Kinderbuchautorin gelesen und eingeordnet, die sich auch in unterschiedlichen wichtigen Bereichen überragend engagiert, aber vielerseits fehlte mir die Innovation der einzelnen Charaktere und Geschichten. Ich will nicht sagen, dass sie alt ist oder schreibt, aber manchmal kam es mir schon oft sehr belehrend, lehrerhaft und zu deutlich stach der erhobene Zeigefinger heraus. Mit diesem Buch, so scheint mir, gelingt es der Autorin das erste mal die Entwicklungen der letzten Jahre in punkto Darstellung von Gleichberechtigung der Geschlechter in der Sprache und auch ihre abseits der geschriebenen Werke engagierten Arbeit für Projekte gegen Rassismus und für eine bessere Versorgung der Menschen in Afrika auch literarisch unaufgeregt umzusetzen. Bislang wurde, wenn es denn Bestandteil des Inhalts war, der Fokus sehr darauf gelegt und es war nicht als gesellschaftliche Norm enthalten. In diesem Buch wird nicht gegendert und doch auf gekonnte Weise der gegenwärtigen Entwicklung gerecht. Es sind Märchenelemente enthalten, aber nicht klischeehaft wiederholt, sondern auf Menschlichkeit fokussiert. Es werden Regeln geschaffen, hinterfragt und gebrochen. Es wird Hoffnung fokussiert, Wege erarbeitet und am Ende…. da wird alles gut? Es ist doch ein Märchen. Aber es lässt nicht den Nachgeschmack des unrealen unmöglichen zurück, sondern schürt Hoffnung, die mich jedenfalls auch nach dem Ende des Buches nicht einfach wieder verlassen hat. Eines der stärksten Kinderbücher, die ich in den letzten Monaten insgesamt gelesen habe- und das waren sehr viele.

"Der Hoffnungsvogel" ist ein Buch von Kirsten Boie, das wie ein Märchen geschrieben ist. Allein das hat mir schon sehr gut gefallen, denn ich liebe Märchen sehr und finde es immer wieder schön, wenn mir ein modernes Märchen begegnet. Es geht darum, dass dem glücklichen Land der Hoffnungsvogel gestohlen wurde, der bisher mit seinem Gesang für den Frieden und das Glück der Menschen gesorgt hat. Um ihn zu finden, machen sich der Prinz und die Tochter der Leuchtturmwärterin gemeinsam auf die Reise und erleben dabei so einige Abenteuer. Was mir gut gefällt ist die Tatsache, dass die Autorin bewusst Klischees gebrochen hat. Der Prinz ist nicht mutig und tapfer und versessen auf Abenteuer. Er und seine Mutter, die Königin, sind den anderen Bewohner des Landes nicht finanziell überlegen, leben nicht in einem Schloß und sich PoC. Frauen haben de gleichen Stellungen, Rechte und Berufe wie Männer. Die Leuchtturmwärterin und ihre Tochter sind z.B. viel mutiger als der vermeintlich verwegene Kapitän uvm. Das finde ich klasse! Ein bißchen schwierig finde ich das Ende der Geschichte, in dem die Bösewichte von den Kindern (und mit Hilfe der Erwachsenen) betrunken gemacht werden, um sie zu überwältigen. Da wäre mir ein anderer Weg lieber gewesen, weil es mich sehr an K.O. Tropfen erinnert hat und ich es nicht gut finde, dass dies als guter Weg dargestellt wurde. Aber wahrscheinlich werden Kinder das anders empfinden. Im Großen und Ganzen mögen wir das Buch, es kommt aber in meinen Augen nicht an Boies letzte Jugendbücher heran.