Deutsche Fantasy unter Tage Mit „Land aus Staub und Schatten“ entführt uns Romy Wolf in ein Setting, dass zumindest mir bisher in Verbindung mit Fantasy noch nie untergekommen ist: in die Zeit des Bergbaus im Ruhrgebiet. Micha geht jeden Tag unter Tage und versucht, für seine Schwester und Mutter zu sorgen, nachdem sein Vater dort untergekommen ist. Dass er seine kleine Schwester Neni für merkwürdig hält, macht es ihm nicht leichter. Was Micha jedoch nicht weiß, ist, dass sie Geister sehen kann – und dass ihre Gabe wichtig wird. Denn eine Plage breitet sich in der Zechensiedlung aus: Menschen schlafen ein und wachen nicht mehr auf. Was dafür erwacht, sind Wesen in den Tiefen der Stollen. „Land aus Staub und Schatten“ ist eine Neuveröffentlichung des Romans „Zechengeister“, der 2015 erschien. Persönlich klingt der neue Name zwar besser, allerdings trifft für mich der alte Titel den Inhalt genauer, da die Geister eine zentrale Rolle in der Handlung spielen. Der Roman ist flott und angenehm geschrieben und bietet damit eine nette Leseunterhaltung, ohne allerdings die Themen, die er anspricht, tiefgreifender zu erörtern. Dazu gehören besonders Schuld und Sühne und etwas weniger im Fokus auch Rassismus. Hier verschenkt „Land aus Staub und Schatten“ leider etwas Potenzial, finde ich, denn die Geschichte bietet mit ihren Wendungen und der Integration der beiden Figuren Falkor und Jari genug Ansatzpunkte, um diesen Fragen stärker nachzugehen. Gerade Jari hätte man noch vielschichtiger gestalten können. Auch allgemein geht der Roman in den Beschreibungen und Innensicht nicht zu sehr ins Detail. Gelungen sind dafür der Spannungsbogen und die Verflechtung der vielen verschiedenen Perspektivträger. Der Anfang gestaltet sich dagegen etwas langsam und es braucht, bis die Geschichte an Fahrt gewinnt und die einzelnen Perspektiven und Zahnräder ineinandergreifen. Dann fließt die Geschichte aber gut dahin, bis dahin musste ich mich jedoch etwas quälen. Schön ist der Abschluss, der deutlich macht, welchen Wandel Micha im Laufe der Geschichte durchlebt. Unter’m Strich bietet „Land aus Staub und Schatten“ eine interessante Geschichte in einem unverbrauchten Setting, von der ich mir oft jedoch gewünscht hätte, dass sie noch stärker in die Tiefe und ins Detail geht. Damit gebe ich dem Roman eine 7/10.