Genial!
Das heutige Buch erblickte vor 11 Jahren das Licht der literarischen Welt. Die Situation der Demokratie ist seitdem – gelinde gesagt – schlechter geworden. David van Reybrouck geht in diesem Buch der Frage nach, warum laut einer großen Untersuchung knapp 91% der Menschen Demokratie als beste Regierungsform empfinden, es jedoch gleichzeitig große Unzufriedenheit gibt. Die Symptome sind schnell erfasst (Kapitel 1), die Diagnose schwieriger (Kapitel 2). Der Autor nennt 4 „Krankheitserreger“: • Politiker • Technokratie • repräsentative Demokratie • Populismus Kapitel 1 & 2 bieten viele Informationen und lassen einen roten Faden erkennen. Spätestens an dieser Stelle war ich Feuer & Flamme. Jetzt geht es ans Eingemachte – in Kapitel 3 zeigt der Autor Verfahren der Vergangenheit (Athen, Venedig, Florenz, Aragón). Diese alten Formen der Demokratie waren größtenteils durch Losverfahren geprägt. Die Aristokratie hingegen bot wenig Mitbestimmung und Freiheit. Es wird aber noch kontroverser! Der Autor erklärt, dass die Demokratie vielleicht nie für echte Mitbestimmung gedacht war, sondern nur eine Illusion. Doch wie konnte es dazu kommen? In Kapitel 4 zeigt van Reybrouck mögliche Auswege auf: Das Losverfahren wird erneut als Lösung genannt, und es gibt zahlreiche Konzepte und durchgeführte Experimente, die Demokratie erlebbar machen könnten. Das Buch endet mit einem Appell zur Veränderung. Fazit: Ein großartiges Buch, das jeder lesen sollte, der sich für politische Prozesse interessiert oder wählt. Van Reybrouck gelingt es, dieses theoretische Thema durch Praxisbeispiele, historische Herleitungen und seine Leidenschaft spannend und lebendig zu gestalten. Eine klare Empfehlung!