Das Buch ist äußerlich sehr hübsch gestaltet (auch "nackt" ohne Schutzumschlag). Die inneren Werte konnten mich aber nicht komplett überzeugen. Wir begleiten Dima und Jarik, Zwillingsbrüder, die sehr unterschiedliche Leben führen und sich dabei immer weiter voneinander entfremden. Dies ist die Kerngeschichte. Als Kulisse hat der Autor Petroplawilsk aka Petrozavodsk in Karelien, im Nordwesten Russlands gewählt. Allerdings ein etwas futuristisches Karelien, denn es wurde ein riesiges Gewächshaus gebaut, das vom immerwährenden Sonnenlicht der Serkala, also Spiegel, die über den Himmel ziehen, angestrahlt wird. In diesem Gewächshaus arbeiten die Zwillinge, Dima jedoch mehr aus dem Grund, nahe bei seinem Bruder sein zu können. Jarik dagegen ist ehrgeizig und möchte aufsteigen. Als er diese Chance zum beruflichen Aufstieg bekommt, zerbricht das Verhältnis zwischen den Brüdern stetig. Dima entscheidet sich für einen anderen Lebensstil, bleibt aber abhängig von Jarik, während dieser auf seinen eigenen Weg bedacht ist und sich versucht abzunabeln. Der Autor lässt uns über verschiedene Lebensentwürfe nachdenken und tief in die Psyche der beiden Männer eindringen, was ich sehr interessant fand. Allerdings haben mich einige Ungereimtheiten bezüglich des von ihm konstruierten Russlands und einige etwas plumpe Seitenhiebe auf die aktuelle politische Situation gestört, ebenso wie Fehler im Russischen meiner Meinung nach hätten vermieden werden können. Wer nicht nach einem authentischen Russland-Feeling sucht und sich für Familiengeschichten mit einer Prise Sci-Fi begeistern kann, dem kann ich das Buch jedoch durchaus empfehlen.
Invalid Date31. Mai 2024
Das gläserne Meervon Josh WeilDuMont Buchverlag