
„Ich war ganz allein, und es war niemand da, der mich ansah. Aber das bedeutete nicht, dass ich unsichtbar war.“
Die 34-jährige Fuyuko, arbeitet als Korrekturleserin, führt ein isoliertes und einsames Leben. Sie liebt die nächtlichen Spaziergänge durch Tokio genauso wie ihre Arbeit. Trotz des sporadischen Kontakts mit ihrer langjährigen Freundin Hijiri, die das komplette Gegenteil von Fuyuko ist, fühlt sie sich zunehmend isoliert. Sie versucht mutiger und offener zu werden. Sie beginnt zu trinken, erst ganz harmlos mit einem Feierabendbier und endet mit dem Mitnehmen einer Thermoskanne Sake. Die zufällige Begegnung mit einem Mann namens Mitsutsuka gibt ihr ein Fünkchen Hoffnung. Kawakami gelingt es wieder, einen ruhigen und fesselnden Roman zu schreiben. Die Stimmung greift sie perfekt auf und man bekommt ein Gespür für die Lage der Protagonistin. Die Gespräche zwischen Fuyuko und Mitsutsuka haben mir sehr gut gefallen, weil diese feinfühlig sind und man eine Entwicklung spürt. Auch wenn der Roman überwiegend traurig ist, gibt es am Ende Hoffnung und hinterlässt ein gutes Gefühl. All die Liebenden der Nacht wirft einen kritischen Blick auf die jüngere Erwachsenenwelt der Frauen in Japan.