
Von der Vollkommenheit einer Sommernacht
Redbone und Calvert könnten kaum verschiedener sein. Doch die beiden verbindet ein gemeinsames Geheimnis: in warmen Sommernächten erschaffen sie Kornkreise auf den Feldern Südenglands. Während die Presse an Idioten oder Außerirdische glaubt, streben die beiden danach, den perfekten Kreis zu erschaffen und der vergänglichen Schönheit der Natur gerecht zu werden. Benjamin Myers ist bekannt für seinen andächtig poetischen Schreibstil und seine scharfen Beobachtungen von Mensch und Natur. In diesem Buch nimmt er den Leser mit auf eine Reise in den heißen, trockenen englischen Sommer von 1989 und in die Leben zweier sehr besonderer Männer. Auf den ersten Blick mögen sie vielleicht schräge Vögel oder Spinner sein, doch die beiden haben etwas, das vielen anderen fehlt: Respekt vor der Natur. Sie versuchen, etwas Großes zu schaffen, das dem gerecht wird, wonach sie streben: Die Freiheit, die nur die Wildnis zu haben scheint. So ziehen sie Nacht für Nacht aus und malen Kreise ins Korn, auch wenn das eine lächerlich einfache Beschreibung der Komplexität dessen ist, was sie eigentlich tun. In zehn Nächten, in denen man das Grillenzirpen und das Schreien der Füchse förmlich von den Seiten hören kann, lernt man Redbone und Calvert Stück für Stück kennen und schätzen, obwohl man ihnen unter anderen Umständen auf der Straße vielleicht aus dem Weg gegangen wäre. Das Streben nach dem ultimativen Kunstwerk steigert sich den ganzen Sommer über von Kapitel zu Kapitel, bis das Buch dann plötzlich endet, genauso, wie es begonnen hat, mitten in einer Nacht, in der der Mond hell und die Möglichkeiten endlos scheinen. „Der perfekte Kreis“ ist ein seltsames, besonderes Buch, für dessen Lektüre man sich Zeit nehmen muss. An Atmosphäre mangelt es nicht, auch nicht an Fragen und klugen Gedanken, wenn man sich mit den beiden ungewöhnlichen und äußerst eigensinnigen Protagonisten anfreunden kann. Dann hält man ein Buch in der Hand, das vor allem eines ist: Ein Appell an die Menschen, die Natur zu achten und eine Hommage an die Freundschaft.